Wer zwischen 1965 und 1979 geboren wurde, gehört der Generation X an. Sie sind die Eltern der Gen Z und Kinder der Babyboomer. Geprägt durch viele gesellschaftliche, kulturelle und politische Umbrüche gab man dieser Generation viele Namen. Viele von ihnen eint eine gewisse Sicht auf das Leben und gemeinsame Erfahrung, und doch war vieles sehr unterschiedlich. Vor allem in Ost und West. Findest du dich hier wieder oder jemanden dieser Zeit, den du kennst?
Generation Mauerfall
Als Teenager oder Twentysomethings erlebte diese Generation den Mauerfall und die Wiedervereinigung. In einer Phase, wo die eigene Entwicklung sowieso Brüche hat und man auf der Suche ist, kam durch die Wende nochmal eine große Herausforderung auf die jungen und alten Menschen zu.
Vor allem in Ostdeutschland war das nicht leicht in den frühen 90ern für viele von ihnen, die zu dieser Zeit gerade 14 bis 25 Jahre alt waren. Nicht alle konnten ihre Wünsche in die Tat umsetzen und kamen mit dem neuen System und all den Freiheiten und dem Leistungsdruck im Kapitalismus gut klar. Verlierer und Gewinner gab es jedoch sicherlich auf beiden Seiten – Ost wie West.
Ein Buch, das diese Zeit behandelt, ist Jana Hensels "Zonenkinder":
Generation Golf
Den Namen gab der Autor Florian Illies im Jahr 2000 einer Generation, die nicht exakt von der Generation X abgegrenzt ist. Er beschreibt damit die BRD-Jugend der 80er, die angeblich gern Golf fuhren als typisches Auto dieser Zeit. Das Buch war viel umstritten, weil nicht alle sich in der humorvollen Darstellung wiederfanden. Vor allem die ostdeutsche Autorin Jana Hensel schrieb daraufhin ihren gerade erwähnten Bestseller "Zonenkinder" und stellte ihre Generation dem gegenüber.
Generation WETTEN DASS..?
Obwohl ich Jahrgang 1982 und damit Millennial bin, kann ich mich hier auch wiederfinden: Kaum eine TV-Show war Ende der 80er und in den 90ern so beliebt und wichtig wie Wetten Dass..? Von diesem TV-Kult und seinem Ruhm zehrt Moderator Thomas Gottschalk heute noch. Die Samstagsabendsendung war damals einfach Pflicht für die ganze Familie. Die Stars, die Auftritte, die kuriosen Wetten, die Moderation von Thomas Gottschalk – all das kommt uns heute vor wie aus einem anderen Jahrhundert.
Für die Gen X waren diese damaligen Jahre prägend. Natürlich liebten nicht alle die Show, aber es gehört einfach zum kulturellen Bewusstsein, und wurde überall gesehen und heiß diskutiert.
Generation Disko und Synthiepop
Was die Gen X noch prägt und verbindet? Sie war die erste junge Generation, die mit Diskomusik groß geworden ist. Von Saturday Night Fever Ende der 70er über Footlose und Dirty Dancing in den 80ern – von Boney M bis zu Depeche Mode. In den 90ern liebten sie Euro Trash, Rave und die Loveparade – die Generation X tanzte gern freestyle und wild mit- oder aneinander in großen Diskotheken zu elektronischen Beats, Synthiepop und Co.
Generation Analog zu digital
Diese Generation machte wie keine andere späte einen enormen Wandel mit. Noch aufgewachsen ohne Handy, ohne Computer und auch als Teenager noch kein digitales Medium, trugen sie ihre Musik auf dem Walkman mit sich herum und wissen noch, was ein Discman ist. Sie hatten die ersten Personalcomputer und zockten die ersten Games, die heute als Retro gelten. Sie wissen noch, wie man sich ohne Internet Informationen suchen kann und eine analoge Jugend führt.
Im Herzen war ich auch immer Gen X, denn ich war die letzte in meiner Klasse, die ein Handy hatte und Internet zu Hause, gab es erst, als ich schon studiert habe.
Generation Lan-Parties
Nicht alle, aber einige Gen Xler starteten mit den Millennials die ersten Lan-Parties in den 90ern. Muss man dazu noch viel sagen? Ich bin überhaupt keine Zockerin und kenne mich gar nicht aus – so wie oben auf der Computerspielmesse stelle ich mir das vor. Wer kennt's?
Generation Sicherheit
Wer dieser Herr ist, sollte natürlich jeder Schüler und jede Schülerin, die sich mit deutscher Zeitgeschichte befasst, wissen. Helmut Kohl, der "Kanzler der Einheit" steht wie kein zweiter für die Politik der 80er und 90er Jahre.
Als Kinder der Nachkriegsgeneration wuchsen die Xler in Zeiten des Umbruchs auf, es gab die Ölkrise, den Kalten Krieg und die Rezession in Deutschland. Unter Helmut Kohl kam es in den 80ern zu einem Wirtschaftswachstum in der BRD und er brachte 1989 Ost und West zusammen.
All diese Umbrüche erlebte die Gen X als Kinder und Teenager. Daher wird ihnen ein großes Sicherheitsbedürfnis nachgesagt, angesichts unsicherer Zeiten, die z. B. die Wendezeit darstellte, wo unklar war, was sich nun alles verändern wird. Auch hier gab es große Unterschiede zwischen Ost und West, weil die gesellschaftlichen Herausforderungen andere waren.
Generation Burnout
Widersprüche prägen die Gen X: Wer aufwächst mit den Sätzen der Babyboomer, wird zu einem Arbeitstier oder grenzt sich davon ab: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" war kein seltener Spruch. Also arbeitet man erstmal bis zum Umfallen. Wer Wohlstand möchte, muss Geld verdienen. Aber zu welchem Preis? In den 2000ern führte das bei vielen nicht selten zum Burnout.
Generation Work-Life-Balance
Während die Babyboomer noch nach dem Motto lebten "Arbeit ist das halbe Leben", sagte Generation Golf eher: Wir arbeiten, um zu leben. Sie wollen sich was leisten, Markenautos, Designkleidung und gute Freizeit. Fernreisen waren beliebt und das Stichwort war und ist Work-Life-Balance.
Generation Pretty Woman
Um diesen Film und diese zwei kam niemand Anfang der 90er vorbei: Julia Roberts und Richard Gere waren das Sinnbild der Konsumwelt dieser Generation. Oder war es für euch eher Demi Moore, Sarah Jessica Parker, Winona Ryder, Drew Barrymore und Sandra Bullock?
Generation TV-Spots
Na erkennt ihr diesen Herrn? Wer jetzt den Satz "Ich habe gar kein Auto" in seinem Kopf hört, ist auf jeden Fall Millennial oder Gen X. Beide sind in Kindheit und Jugend durch TV-Werbung geprägt, die sich mit ihren ikonischen Slogans in unseren Köpfen festsetzte. Die Jingls können viele von uns bis heute noch summen.
Generation Null-Bock
Die Vorurteile über diese Generation waren: Eine Null-Bock-Einstellung zur Politik und gesellschaftlichem Leben und Engagement. Sie war eine Generation dazwischen, das steht fest. Technische Fortschritte kamen erst in ihr Leben, als sie schon ungefähr wussten, was sie vom Leben wollten bzw. sich für eine Ausbildung oder Karriereweg entschieden hatten und/oder schon im Arbeitsleben steckten. Die Digitalisierung warf für sie nochmal alles komplett durcheinander.
Die Generation, die "viel konsumiert und wenig protestiert" – daher "Ferris macht Blau" als Sinnbild für junge Leute, die kein Bock auf Schule oder Politik haben. Es ist ein Klischee, vielleicht ist teilweise etwas dran, wie an jedem Vorurteil.
Generation Markenkleidung
Was vor allem in den 90ern immer wichtiger wurde: Markenbewusstsein bei Kleidung. So ein kleines Symbol auf dem Polo-Shirt reichte schon, um auszudrücken, dass man sich etwas leisten konnte. Es war der Inbegriff von Wohlstand. Hugo Boss, Tommy Hilfiger, Calvin Klein, Lacoste oder Sportmarken wie Adidas, Puma und Fila wurden immer wichtiger. Bei den jüngeren Mädels war es Miss Sixty und Buffalo – wer von uns sich Klamotten oder Schuhe dieser Marken leisten konnte, war der Hit.
Natürlich trifft all das nur auf einen Durchschnitt zu. Heute wissen wir, dass diese Beschreibung der Generationen eher schablonenhaft zu sehen ist. Es ist eine Hypothese für das gemeinsame Lebensgefühl bestimmter Geburtenjahrgänge, die in einer gewissen Zeitphase ähnlichen kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einflüssen ausgesetzt sind. Und natürlich bestätigen Ausnahmen und individuelle Erfahrungen immer das Gegenteil...
Habt ihr Bock auf noch mehr Retro? Hier gehts zu den 90er-Jahren: