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Mobbing in der Familie: So kannst du dich wehren

Mobbing in der Familie: Teenager scrollt traurig am Smartphone
© Getty Images/skynesher

Das Zuhause sollte der Ort sein, an dem man sich vollkommen sicher, geborgen und geliebt fühlen kann. Leider ist das nicht immer so. Psychoterror kann auch im familiären Umfeld stattfinden und lässt die Betroffenen in besonderem Maße leiden. Woran du Anzeichen für Mobbing in der Familie erkennst, wie du dich als Betroffene*r dagegen wehren und wie du Opfer in deinem Umfeld unterstützen kannst.

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Wie wehre ich mich gegen Mobbing in der Familie?

Wenn du zuhause unter Mobbing leidest, sprich Erwachsene in deinem Umfeld an, denen du vertraust. Du bist nicht alleine und dich trifft keinerlei Schuld! Du musst dich nicht schämen und man wird dich von nun an unterstützen. Du musst auch keine Angst haben, dass man dich gegen deinen Willen aus der Familie nimmt.

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Kinder und Jugendliche, die von Mobbing betroffen sind, können die „Nummer gegen Kummer“ anrufen. Du erreichst sie von Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr unter 116 111. Hier kannst du dich anonym und kostenlos beraten lassen. Wenn du nicht telefonieren willst, kannst du mit den Berater*innen montags bis donnerstags von 14 bis 20 Uhr auch chatten.

Leider wird das Mobbing sehr wahrscheinlich nicht von selbst aufhören, "Augen zu und durch" ist keine Möglichkeit! Deshalb ist es wichtig, zu handeln, wenn du selbst unter Mobbing in der Familie leidest oder in deinem Umfeld davon mitbekommst!

Du bist als Erwachsene*r von Mobbing in der Familie betroffen, z. B. durch die Schwiegereltern oder die Schwägerin / den Schwager? Es ist keine Schande, den Kontakt abzubrechen, wenn die Situation zu belastend für dich wird. Auch Geschwisterbeziehungen musst du nicht um jeden Preis aufrechterhalten, wenn sie dich psychisch stark belasten. Schaffe Distanz und suche dir professionelle Hilfe.

Frauen, die unter Mobbing in der Familie leiden, steht das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter der Telefonnummer 116 016 zur Verfügung. Das Angebot ist anonym, kostenfrei und rund um die Uhr erreichbar.

Was ist Mobbing in der Familie?

Von Mobbing in der Familie spricht man, wenn ein Familienmitglied von einem oder mehreren Angehörigen über längere Zeit systematisch psychisch und/oder körperlich schikaniert und herabgewürdigt wird. Mobbing führt dazu, dass das Opfer bloßgestellt, beleidigt und innerhalb der Familie ausgegrenzt wird.

Meist ist das Ziel der Mobbenden, Macht über andere auszuüben und ihren Status innerhalb der Familie durch die Herabwürdigung des Opfers zu erhöhen.

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Mobbing in der Familie kann prinzipiell jede*n treffen. Besonders oft findet es allerdings zwischen Geschwistern statt: "Je nach Studie und Definition werden 15–50 % der Kinder von ihren Geschwistern gemobbt, und 10–40 % der Kinder mobben ihre Geschwister", wie es in einer Publikation der Universität Wien heißt. Viele, die zuhause gemobbt werden, mobben also irgendwann selbst. Geschwistermobbing geht nicht selten im Erwachsenenalter weiter.

Ausgehend von den Eltern kann es ebenfalls Mobbing geben sowie auch in der "erweiterten Familie", also z. B. durch die Schwägerin oder die Schwiegereltern.

Menschen, die von Mobbing in der Familie betroffen sind, fühlen sich oft hilflos, da sie keinen Weg aus der Situation sehen. Vor allem Kinder stehen Mobbing in der Familie ausgeliefert gegenüber.

Anzeichen von Mobbing in der Familie

Du hast den Verdacht, dass jemand in deinem Umfeld Opfer von Mobbing in der Familie ist? Mobbing in der Familie passiert abseits der Öffentlichkeit, im Verborgenen. In der Schule, am Arbeitsplatz oder in den sozialen Netzwerken (Cyber-Mobbing) tritt Mobbing öffentlicher zutage, so dass ein Eingreifen von außen meist einfacher ist.

Kinder, die familiärem Mobbing ausgesetzt sind, weisen meist eines oder mehrere dieser Anzeichen auf:

  • Traurigkeit/Introvertiertheit: Die betroffenen Kinder wirken oft traurig und verschlossen und haben auch auf Nachfrage Schwierigkeiten, ihre Probleme jemandem anzuvertrauen.
  • Psychosomatische Beschwerden: Mobbingopfer leiden möglicherweise an häufigen Kopf- oder Bauchschmerzen, Schlaf- oder Essstörungen, Depressionen, Panikattacken und anderen psychischen Auffälligkeiten.
  • Verminderte Leistungsfähigkeit: Oft kommen Konzentrationsschwierigkeiten und in der Folge ein Absacken der schulischen Leistungen dazu.
  • Aggressives Verhalten: Auch Aggressivität und Gewaltbereitschaft können darauf hindeuten, dass das Kind diese Muster selbst zuhause erfährt.
  • Mobbing in anderem Umfeld: Kinder, die in der Schule gemobbt werden, sind oft auch in den eigenen vier Wänden Opfer von Mobbing. Und Täter*innen, die ihre Geschwister mobben, mobben häufig auch Gleichaltrige außerhalb des Elternhauses.
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Es ist viel Fingerspitzengefühl, Einfühlsamkeit und manchmal auch eine gewisse Hartnäckigkeit gefragt, damit Mobbing-Opfer sich jemandem anvertrauen. Stößt du dabei an deine Grenzen, zögere nicht, dir Rat und Unterstützung zu holen, z. B. durch das Jugendamt.

Wenn du als Jugendliche*r z. B. mitbekommst, dass deine Klassenkameradin zuhause gemobbt wird, hole dir Hilfe von Erwachsenen. Wende dich an deine Eltern oder deinen Vertrauenslehrer.

Die Erwachsenen sollten dann versuchen, mit den Eltern des Mobbingopfers zu sprechen. Ist dies nicht möglich, weil diese Teil des Problems sind, ist es ihre Aufgabe, sich schützend an die Seite des oder der Betroffenen zu stellen und – wie gesagt – externe Hilfe zu holen.

Wie äußert sich Mobbing in der Familie?

Mobbing in der Familie hat ganz unterschiedliche Ursprünge. Manchmal liegen unbearbeitete Konflikte zugrunde oder auch psychische Erkrankungen. Meist ist der Anfang der Mobbingspirale im Verhalten der Eltern zu suchen. Kinder, die in Elternhäusern aufwachsen, in denen es an Liebe und Wertschätzung mangelt, haben oft Probleme, einen angemessenen Umgang mit Konflikten zu finden, so dass Mobbing in den Bereich der Möglichkeiten rückt. Auch wenn zum Beispiel ein Kind das "Lieblingskind" ist, ständig bevorzugt wird oder Aufgaben im Haushalt sehr ungerecht verteilt werden, kann dies bei den Kindern dazu führen, dass sie um ihren Status – mit allen Mitteln – kämpfen. Gleichzeitig geben sie die erfahrene Ungerechtigkeit an "Schwächere" weiter, sie kopieren das gesehene Verhalten also.

Mobbing in der Familie kann sich z. B. folgendermaßen äußern:

  • Verbales Mobbing: Beleidigungen, Drohungen, Anschreien, ständige Hänseleien und Demütigungen eines Familienmitglieds, Liebesentzug
  • Körperliches Mobbing: physische Attacken wie Schläge, Schubsen, Treten, sexuelle Übergriffe
  • Isolation / Ausgrenzung: Ausschluss des Opfers von familiären Aktivitäten oder Entscheidungsprozessen, Ignorieren des Opfers. Oft auch bei Mobbing unter erwachsenen Familienmitgliedern, wenn z. B. eine*r absichtlich nicht zu Familienfeiern eingeladen oder hinter ihrem Rücken schlecht über die Person geredet wird.
  • Cyber-Mobbing: Auch bei Mobbing in der Familie werden zunehmend das Internet, soziale Medien oder Messenger wie WhatsApp benutzt, um das Opfer öffentlich bloßzustellen, z. B. über peinliche Fotos.
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Dass Geschwister streiten und es auch mal Meinungsverschiedenheiten zwischen den Eltern und den Kindern gibt, ist normal und vom Mobbing klar abzugrenzen. Problematisch wird es immer dann, wenn der Streit dazu führt, dass ein Familienmitglied dauerhaft systematisch herabgewürdigt wird. Auch ist Mobbing häufiger und beinhaltet intensivere Angriffe als Alltagsstreitereien.

Mobbing in der Familie: Was tun?

Wenn ihr als Eltern bemerkt, dass zwischen euren Kindern Mobbing stattfindet, ist es eure Aufgabe, hier sofort aktiv einzuschreiten und ganz klare Grenzen zu setzen! Ansonsten bestärkt ihr den oder die Täter*innen in ihrem Tun. Eure Pflicht ist es, das Opfer zu beschützen – und auch das mobbende Kind davor, so zu handeln. Holt euch auf jeden Fall Hilfe, z. B. von einer Erziehungsberatungsstelle, wenn ihr dabei Schwierigkeiten habt.

Um Mobbing in der Familie nachhaltig zu beenden, ist es wichtig, dass alle Familienmitglieder in diesen Prozess eingebunden werden. Im Rahmen einer Familientherapie können verhärtete Strukturen entdeckt und ggf. so aufgelöst werden, dass ein friedliches Zusammenleben wieder möglich ist und den Betroffenen ein sicheres Umfeld geboten werden kann.

Um es gar nicht erst zu Mobbing in der Familie kommen zu lassen, ist Mobbingprävention ein wichtiges Instrument. In den Familien haben ein vertrauensvoller, wertschätzender Umgang miteinander und ein demokratischer Erziehungsstil die beste Schutzfunktion gegen Mobbing. Initiativen wie Frühe Hilfen sollen Eltern unterstützen, um Überforderung gegenzuwirken und so Strukturen einzudämmen, die Mobbing begünstigen. In unserem Ratgeber zu Gentle Parenting findet ihr gute gewaltfreie Strategien, die euch den Alltag erleichtern. Auch durch Aufklärungsarbeit an Kindergärten und Schulen und durch öffentliche Kampagnen können Menschen für Mobbing sensibilisiert werden.

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Ist Mobbing in der Familie strafbar?

Mobbing in der Familie kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Häusliche Gewalt ist strafbar und je nach Fall können z. B. Körperverletzung, Nötigung, üble Nachrede, Verleumdung, Bedrohung oder Beleidigung zum Tragen kommen. Als Opfer oder Zeuge von schwerem familiärem Mobbing kannst du unter 110 die Polizei rufen.

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Um Beweise zu dokumentieren, kann es Sinn machen, ein sog. Mobbingprotokoll zu führen. Schreib dazu in einem Tagebuch auf, wer wen wann und wie psychisch schikaniert hat.

Vor allem, wenn Minderjährige Opfer von Mobbing in der Familie werden, haben Jugendämter eine Schutzpflicht. In schweren Fällen können sie das Kind in Obhut nehmen und es der Bereitschaftspflege übergeben. Bei extremem Mobbing kann es auch nötig werden, das Kind dauerhaft aus der Familie zu nehmen, um es zu schützen.

Tests zu Mobbing in der Familie

Der gemeinnützige Verein "Helden e. V. – Verein für nachhaltige Bildung und Persönlichkeitsentwicklung" hat einen Test entwickelt, der es dir leichter machen kann, Mobbing zu erkennen und zu beurteilen, ob du gemobbt wirst.

Wenn dir selbst Mobbing vorgeworfen wird, hilft möglicherweise der Test der AOK, dein Verhalten zu reflektieren. Bitte beachte aber, dass die Tests keine psychologische Beratung ersetzen.

FAQ: Mobbing in der Familie

Was begünstigt Mobbing in der Familie?

Die Ursachen von Mobbing in der Familie sind oft komplex. Allgemein kann man sagen, dass Mobbing durch folgende Faktoren begünstigt werden kann: starke Hierarchie und Machtgefälle innerhalb der Familie, mangelnde Bindung zwischen Eltern und Kindern oder zwischen den Kindern, starke Konkurrenz zwischen den Geschwistern, Bevorzugung eines Kindes, Ungerechtigkeiten von Seiten der Eltern, inkonsequentes Verhalten und Willkür der Eltern, Strafen, Leistungsdruck. Auch gewalttätige "Vorbilder" in der Clique oder gewaltverherrlichende Medien können Mobbing begünstigen. Bildungsgrad oder Gehalt der Familie zeigen hingegen keinen Einfluss auf das Mobbingverhalten.

Welche Folgen kann Mobbing in der Familie haben?

Das Zuhause sollte der Ort sein, an dem man völlig geschützt ist und bedingungslose Liebe erfährt. Kommt es nun innerhalb dieses Safe Space zu systematischen psychischen Qualen, kann dies das Urvertrauen des Opfers derartig erschüttern, dass es u. U. für sein ganzes späteres Leben mit den Folgen kämpft. Der oder die Betroffene leidet möglicherweise an Angststörungen, hat ein geringes Selbstwertgefühl, Probleme, Vertrauen zu Menschen aufzubauen oder Beziehungen einzugehen. Oft wird der erfahrene Terror weitergegeben, sodass eine Gewaltspirale entsteht. Mobbing in der Familie kann sogar dazu führen, dass sich die Betroffenen das Leben nehmen. Solltet ihr selbst suizidale Gedanken haben, könnt ihr euch anonym und rund um die Uhr unter 0800/1110111 und 0800/1110222 an die Telefonseelsorge wenden.

Quellen: American Academy of Pediatrics, Andreas Witt, Jörg M. Fegert: Bullying unter Geschwistern, Psychologie heute, Spektrum Wissenschaft, Malteser, Caritas

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