Manche Männer im Alter zwischen 50 und 60 bemerken bei sich ähnliche Symptome, wie sie auch bei den weiblichen Wechseljahren vorkommen. Sind diese Beschwerden aber wirklich auf Testosteronmangel zurückzuführen, den Männer beim Altern haben? Wir gehen der Frage nach, ob es die Wechseljahre bei Männern, die sogenannte Andropause, wirklich gibt und worin Fachärzte für Endokrinologie und Urologie die Ursachen und Zusammenhänge der Symptome sehen.
Die Andropause ist ein Mythos
Im Laufe des Alterns gibt es einige Männer, die Beschwerden mit Mitte 50 und ab 60 entwickeln, die teilweise denen der weiblichen Wechseljahre ähneln: Sie haben Erektionsstörungen, leiden unter Libidoverlust, häufig auch Depressionen und Antriebslosigkeit, sowie Schlafstörungen und verminderter Leistungsfähigkeit. Das kann tatsächlich vorkommen, betrifft aber nur einen sehr kleinen Teil von Männern und wird von weiteren Faktoren beeinflusst. Diese Symptome kommen nicht generalisierend bei älteren Männern vor. Sie können sogar schon bei jüngeren Männern auftreten.
Wechseljahre und Männer: Das sagt die Endokrinologie
Wenn man in Gesundheitsmedien immer wieder vom Stichwort "Wechseljahre bei Männern" oder "Klimakterium beim Mann" liest, ist der direkte Zusammenhang mit einem generellen Hormonmangel eher ein Mythos. Das suggeriert Männern, es gäbe diese Phase der Andropause im Alter, in der diese Beschwerden auf Testosteronmangel zurückzuführen sind und häufig vorkommen. Es gibt Wissenschaftler, die die Existenz einer Andropause bestätigen, die mit Hormonabfall einhergeht und andere bestreiten dies.
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) bezieht sich dazu eindeutig:
"Diese Beschwerden können vielfältige Ursachen haben, auch das Absinken des Testosteronspiegels kann mit ein Grund sein. (...) Man kann nicht von einem männlichen Klimakterium sprechen."
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DU) ist da ebenfalls gleicher Ansicht:
"Bei dem Beschwerdebild, das fälschlicherweise oft als „Wechseljahre des Mannes“ bezeichnet wird, handelt es sich um ein Androgendefizit, auch Hypogonadismus genannt."
Testosteronmangel beim Mann und mögliche Symptome
Bei Männern verändert sich durchaus beim Altern auch einiges hormonell. Doch nicht jede Hormonveränderung hat Beschwerdesymptome bzw. ist direkt auf einen Mangel zurückzuführen. Testosteron soll laut DGE ab dem 40. Lebensjahr jährlich um wenige Prozent fallen. Das habe jedoch bei vielen Männern keinerlei Auswirkung. Meistens treten Beschwerden erst auf, wenn der Testosteronwert sehr niedrig ist und einen Grenzwert unterschreiten würde.
Ein echter Testosteronmangel betrifft nur wenige Männer zwischen 60 und 79. Etwa drei bis fünf Prozent haben einen solchen Mangel, der mit sinkender Libido und erektiler Dysfunktion zusammenhängen würde. Urologen sprechen auch von altersbedingtem Hypogonadismus, also einer mangelhaften Testosteronsekretion und /oder gestörten Spermienproduktion. Die Zeugungsfähigkeit dieser Männer kann also meist auch eingeschränkt sein. Auch Depressionen kommen bei diesen Männern häufiger vor, Übergewicht, schlechter Knochenstoffwechsel und die Neigung zu Diabetes können begünstigt werden.
Kennt ihr schon alle erogenen Zonen beim Mann? Im Video verraten wir, dass diese nicht nur "untenrum" zu finden sind:
Faktoren, die Testosteronmangel begünstigen
Neben einer Erkrankung der Hoden kann auch ein größerer Tumor der Hirnanhangsdrüse den Testosteronmangel auslösen. Das muss genau abgeklärt werden. Weiterhin können sich laut der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) bestimmte körperliche Faktoren wie Übergewicht, Diabetes, metabolisches Syndrom und allgemein schlechter Gesundheitszustand eines Mannes negativ auf die Produktion von Testosteron auswirken. Ein niedriger Testosteronspiegel würde alle Stoffwechselprozesse im Körper negativ beeinflussen und die genannten Faktoren wiederum begünstigen. Damit dieser Kreislauf durchbrochen wird, muss der Mangel behandelt werden.
Testosteronmangel beim Mann behandeln
Ob ein echter Hormonmangel beim Mann vorliegt, kann nur eine genaue Untersuchung zeigen. Es sei laut endokrinologischen und urologischen Fachärzten und -ärztinnen wichtig, dass ein Mann rechtzeitig zur Untersuchung kommt und auch ein Hormonspiegel gemacht wird. Eine Möglichkeit der Behandlung könne eine Testosteronersatztherapie sein. Ob diese Behandlung infrage kommt, ist sehr individuell. Sie habe auch gewisse Risiken und Nebenwirkungen, die man im Einzelfall besprechen muss.
Grundsätzlich sollte ein Mann mit starken Symptomen, die auf einen Testosteronmangel zurückzuführen sind, seinen Lebenswandel auch ändern: Durch einen gesunden Lebensstil mit entsprechender Ernährung und Sport können sich die Symptome auch reduzieren. Hier wäre laut DGU eine Zusammenarbeit von Hausarzt, Urologen, Kardiologen und Diabetologen im Einzelfall ratsam.
"Die Hormontherapie ist kein Allheilmittel. Allerdings kann die Gabe von Testosterongelen oder Depotspritzen die Gesundheit und das Wohlbefinden des Patienten deutlich unterstützen."
Wechseljahre der Frau völlig anders gelagert
Die angebliche Andropause bei Männern hat also nichts mit den Wechseljahren der Frau gemeinsam: Der weibliche Körper und Hormonhaushalt ist völlig anders als der männliche aufgebaut. Jede Frau kommt mit bestimmtem Alter in diese Phase des Wechsels, in der ihre Periode aufhört und sie nicht mehr fruchtbar ist. Eine große Anzahl von Frauen wird während der Prämenopause und Perimenopause von negativen Symptomen begleitet, die z.B. durch den Östrogenmangel entstehen.
Beim Mann verläuft dieser Abfall von Testosteron ganz anders, hängt nicht direkt mit dem Altern zusammen und löst viel seltener Beschwerden aus. Aber auch bei Frauen kann es vorkommen, dass sie relativ gut und ohne Probleme bis zur Postmenopause kommen. Wichtig ist, dass Männer und Frauen sich gut informieren und regelmäßig untersuchen lassen: Bei Frauen gehört dazu die regelmäßige Kontrolle bei der Gynäkologin und bei Männern ab 40 der Besuch beim Urologen, der frühzeitig viele Krankheiten erkennen und besser behandeln kann.
Sobald ihr als Mann oder Frau Beschwerden habt, solltet ihr einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, damit er diese rechtzeitig und genau abklärt. Sprecht offen darüber, wie es euch geht, dann können euch die Ärzte auch am besten helfen!
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Fachärzte und Ärztinnen, oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: DGE, DGU, Springer Link