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Nicht gut genug

So wirkt sich ein narzisstischer Vater auf dein Kind aus

Ein narzisstischer Vater beeinflusst das Leben seiner Kinder oftmals nachhaltig negativ
Ein narzisstischer Vater beeinflusst das Leben seiner Kinder oftmals nachhaltig negativ. (© Getty Images/ dusanpetkovic)

In den meisten Familien-Konstellationen sind Mutter und Vater die engsten Bezugspersonen für die Kinder. Sie und ihr Verhalten haben den größten Anteil daran, wie sich Kinder entwickeln – auch emotional. Wenn es sich beim Vater um eine narzisstische Persönlichkeit handelt, dann wirkt sich das extrem negativ auf die kindliche Entwicklung aus und kann Folgen bis ins Erwachsenenalter haben. Woran du einen narzisstischen Vater erkennst, welche Folgen dies hat und wie du dich aus der ungesunden Verbindung lösen kannst.

Von narzisstischen Müttern haben wir schon öfters gehört, aber ein narzisstischer Charakter bzw. eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist keinem bestimmten Geschlecht vorbehalten, auch Männer können narzisstische Väter sein. 

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Aber egal, welches deiner Elternteile narzisstische geprägt ist, es hat in jedem Fall einen Einfluss auf deine Kindheit, die wir vielmals auch noch als Erwachsene spüren. In vielen Fällen können wir das, was "das innere Kind" in uns ausmacht, zur Thematisierung des Problems angehen. Oftmals ist sogar eine Therapie nötig. Aber voran merkst du, dass du einen narzisstischen Vater hast (oder hattest)?

Was ist ein narzisstischen Vater?

Narzissmus wird allgemein als "Selbstverliebtheit", "Selbstzentriertheit" und "Selbstbewunderung" für sich selbst beschrieben. Narzissten halten sich für besser, schöner und klüger und werten andere ab, um sich selbst über sie zu erheben. Sie stellen ihre eigenen Bedürfnisse immer über die von anderen Menschen.

Ein narzisstischer Vater weitet seinen Narzissmus auf seine Kinder und seine Erziehung aus. Er nimmt sich selbst als Maß aller Dinge, seine Welt und Werte sind die einzig richtigen. Um seine Ziele zu erreichen, manipuliert er seine Familie und geht dabei sehr rücksichtslos vor.

Kinder narzisstischer Väter wissen oft lange nicht, dass sie einen solchen haben, da es für sie ja normal ist. In vielen Fällen werden sie sich erst als Erwachsene bewusst, dass sie in ihrer Kindheit unter einem narzisstischen Vater gelitten haben.

Verhaltensmerkmale eines narzisstischen Vaters

Natürlich gibt es auch bei den narzisstischen Vätern verschiedene Ausprägungen. Die Grenze zwischen einer narzisstischen Veranlagung bzw. Charakter und einer pathologischen narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind fließend.

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Folgende Anzeichen deuten darauf hin, dass dein Vater narzisstische Züge hat/hatte:

  • Egoismus: Es muss immer nach Papas Plan laufen. Seine Bedürfnisse stehen über denen aller anderer Familienmitglieder. Wenn es nicht so läuft, wie er sich das wünscht, wird es meist sehr ungemütlich für alle.
  • Mangelnde Empathie: Sich in andere hineinversetzen, ihre Seite anhören und verstehen wollen – das interessiert den narzisstischen Vater nicht. Anerkennung bzw. Liebe gibt es, wenn überhaupt, nur, wenn man seine hochgesteckten Ziele erreicht. Er weiß nicht, warum du weinst und es ist ihm auch egal.
  • Kritikunfähig: Er ist an nichts schuld, macht keine Fehler und hat auch sonst keine Schwächen. Wenn etwas nicht klappt, sind immer die anderen dafür verantwortlich – in vielen Fällen das Kind.
  • Kontrolle: Der narzisstische Vater will alles kontrollieren, auch im Leben seiner Kinder. Er bestimmt, welche Hobbys, welche Schulfächer und welche Berufswahl passend sind. Der Familienalltag wird nach seinen Bedürfnissen geplant. Kindern wird kein Mitbestimmungsrecht gewährt.

Wie bei allen psychologischen Störungen gibt es auch bei Vätern mit einem  narzisstischen Charakter bzw. einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung verschiedene Ausprägungen und nicht immer wirkt sich der Narzissmus auf alle Bereiche aus, insbesondere in Fällen, die nicht als pathologisch klassifiziert werden.

Wie ist ein narzisstischer Vater als Papa?

Natürlich hat der narzisstische Charakter eines Menschen auch Auswirkungen auf seinen Umgang und seine Erziehung mit den Kindern. Diese Eigenschaften zeichnen narzisstische Väter in ihrer Elternrolle aus:

  • Besitzergreifend: Seine Kinder sind sein Eigentum, nur er bestimmt über sie. Er weiß als einziger, was gut für seine Kinder ist.
  • Selbstverwirklichung durch das Kind: Er lebt (noch einmal) durch das Kind. Es soll seine eigene Ziele und Träume verwirklichen.
  • Es gibt nur seinen Weg: Der narzisstische Vater kann nicht sehen, dass es auch andere Bedürfnisse, Lebensanschauungen, Weltbilder, Interessen, etc. neben seinem eigenen gibt, bzw. sind diese falsch oder schlechter. Er will das Leben und den Werdegang seiner Kinder bestimmten.
  • Manipulativ: Narzisstische Eltern sind in ihrem gesamten Handeln manipulativ, sie versuchen ihre Kinder auf allen Ebenen zu brechen und tun dies oft mit psychischer Gewalt wie Redeverbot, Gesprächsverweigerung, Herabsetzung, Schuldzuweisungen und emotionaler Erpressung.
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Wenn du einen narzisstischen Vater hast oder hattest, gab es wahrscheinlich viele Konfrontationen zuhause. Kinder lernen sehr schnell verschieden damit umzugehen. Die einen ziehen sich zurück, passen sich an und ordnen sich (und ihre Bedürfnisse) dem narzisstischen Vater unter. Andere kämpfen stehts dagegen an, werden zu Rebellen und von den Eltern bzw. dem narzisstischen Elternteil dann als schwererziehbar, verhaltensauffällig und schwierig dargestellt – auch oder besonders nach außen.

Welche Folgen hat ein narzisstischer Vater für seine Kinder?

Wer einen narzisstischen Vater hat oder hatte, muss in der Regel ein Leben lang mit den Folgen und Auswirkungen kämpfen. Vielen wird erst als Erwachsene*r klar, dass sie unter einem narzisstischen Elternteil gelitten haben und welche schädlichen Muster sich dadurch in ihnen etabliert haben. Diese Eigenschaften können darauf hindeuten, dass du als Kind familiärem Narzissmus ausgesetzt warst:

  • Niedriges Selbstbewusstsein: Die andauernde Herabsetzung in der Kindheit lässt oftmals nicht zu, dass die Kinder ein gutes Selbstbewusstsein aufbauen und so fehlt es ihnen auch als Erwachsene*r.
  • Identitätskrise: Wer bin ich wirklich, was will ich eigentlich, was ist mir wichtig? Auf diese Fragen haben diese Kinder oft keine Antwort. Die Suche nach sich selbst, die Kinder normalerweise besonders als Teenager*innen durchmachen, konnte nicht stattfinden.
  • Einzelgänger*in: Es ist gut möglich, dass du nicht viele Freunde hast und auch nicht nach vielen Kontakten strebst. Vor allem fällt es dir schwer, neue Leute kennenzulernen.
  • Perfektionismus: Kinder von Narszissten wollen immer alles perfekt machen, denn nur so haben sie als Kind Anerkennung (Liebe) erfahren. Und gleichzeitig haben sie dabei das Gefühl niemals gut genug zu sein.
  • Emotionale Abhängigkeit: Da du als Kind nie um deiner Selbstwillen geliebt wurdest, ist es sehr wahrscheinlich, dass du auch als Erwachsene*r von der Meinung und Liebe anderer abhängig bist. Du kannst nur schwer ohne Anerkennung von anderen leben.
  • Verlustängste: Da Ablehnung und Isolation als Kind oftmals als Werkzeuge emotionaler Erpressung genutzt wurden, hast du bis heute Angst, dass andere dich nicht mehr mögen, wenn du nicht tust, was sie wollen oder so bist wie sie. Das wiederum führt oft zu starker Angepasstheit.
  • Angepasstheit: Nicht auffallen, nicht negativ herausstechen, nicht anders sein – Kindern mit einem Trauma durch einen narzisstischen Vater schwimmen nicht gegen den Strom.
  • Psychische Probleme, Depressionen, Burnout: Folgen einer narzisstisch geprägten Kindheit haben als Erwachsene häufig psychische Probleme, die sich verschieden manifestieren können.
  • Toxische Beziehungen: Weil du als Kind nur gelernt hast, wie man mit einem Narzissten lebt und von diesem Anerkennung bekommt, suchst du auch später im Leben nach Menschen, die narzisstische Züge haben und gehst Beziehungen mit ihnen ein. Wir neigen dazu, uns Verhältnisse zu suchen, die unseren erlernten Mustern entsprechen. Das gibt uns Sicherheit, selbst wenn es schlecht für uns ist.
  • Hohe Sensibilität: Ein falsches Wort oder ein kritischer Blick und Kinder von narzisstischen Vätern stellen sich komplett selbst in Frage, egal ob im Beruf oder Privat.

Umgang mit einem narzisstischen Vater

Kinder haben häufig keine Chance ihren narzisstischen Vätern zu entgehen, wenn sie nicht Mütter haben, die diese Problematik selbst erkennen und etwas dagegen tun. 

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Daher wachsen die meisten Kinder mit ihrem narzisstischen Vater auf und erkennen diese toxische Beziehung erst als Erwachsene, wenn sie vom Elternhaus weggegangen sind und mit Abstand auf ihre Kindheit zurückblicken. Aber auch dann stehen viele Kinder noch unter dem narzisstischen Einfluss ihrer Väter.

Für viele Kinder ist tatsächlich erst ein kompletter Kontaktabbruch der erste Schritt zur Loslösung und Heilung. Ohne Hilfe ist dies oftmals nicht möglich. Es gibt mittlerweile aber viele psychotherapeutische Angebote, die Kindern von narzisstischen Vätern helfen, das Erlebte aufzuarbeiten und abzuschließen. Ob danach wieder ein Kontakt hergestellt werden kann oder soll, muss im Einzelnen entschieden werden.

Können Kinder von narzisstischen Vätern selbst gute Eltern werden?

Ein deutliches Ja! Wenn du erkannt hast, dass du in einem narzisstisch geprägten Elternhaus aufgewachsen bist, ist die schon der erste Schritt. Wenn du merkst, dass dich deine Kindheit auch heute noch stark beeinflusst und hemmt, dann ist psychologische Unterstützung sicher eine gute Sache.

Aber auch ohne Therapie kannst du natürlich selbst ein toller Papa oder eine wunderbare Mama werden. Sich unserer Kindheit und dadurch entstandenen Verhaltensmustern bewusst zu werden, ist der Anfang, um mit ihnen zu arbeiten und sie zu lösen. Und selbst Eltern zu sein kann uns sogar dabei helfen – denn wir wollen nur das Beste für unser Kind und damit auch die beste Version unserer Selbst als Vater oder Mutter sein.

Hinweis: Wenn ihr selbst oder euer Kind gefährdet seid und ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112.

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Quellen: Claudia Haarmann: Kontaktabbruch in Familien: Wenn ein gemeinsames Leben nicht mehr möglich scheint von (Kösel Verlag 2019), Susan Forward: Emotionale Erpressung: Wenn andere mit Gefühlen drohen (Goldmann Verlag 2000), Spektrum.de, Psychologie-heute.de

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