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Für euch geschaut

"Next Goal Wins": Ein Fußballfilm voller  Wärme, Witz und Tiefe

Ein Kinofilm bei dem nicht nur Fußball-Fans auf ihre Kosten kommen, sondern wirklich alle ihren Spaß haben? Bei dem wir in eine neue Kultur eintauchen und beschenkt nach Hause gehen? Klingt nach einem unmöglichen Unterfangen. Und doch schafft "Next Goal Wins" genau das. Für uns ist dieser Film einer, der den Horizont erweitert und wirklich viel Spaß bringt. Darüber haben wir auch mit Regisseur und Schauspieler Taika Waititi und der Fußballerin Jaiyah Saelua im Interview gesprochen. 

Inhaltsverzeichnis
  1. 1.Worum gehts im Film?
  2. 2.Ab welchem Alter ist der Film geeignet?
  3. 3.So finden wir den Film
  4. 4.Für Fans von ...
  5. 5.Die Stars in "Next Goal wins"
  6. 6.Interview mit Taika Waititi und Jaiyah Saelua
  7. 6.1.Taika, was hat dich dazu inspiriert „Next Goal wins“ zu drehen?
  8. 6.2.Aber ist das nicht vielen normalen Familien auch so?
  9. 6.3.Als ich den Film gesehen habe, war ich wirklich überrascht von dem Tiefgang, den der Film hat. Zunächst dachte ich, es ist einfach ein Film über Fußball und das interessiert mich eigentlich gar nicht. Aber „Next Goal wins“ hat soviel Tiefe. Was wollt ihr, das die Leute nach dem Kinobesuch mitnehmen?
  10. 6.4.Vielleicht gelingt das den Leuten in Amerikanisch-Samoa einfach besser? Denn im Westen sind ja viele Menschen gestresst. Jaiyah, wie ist es hier für dich in Berlin?
  11. 6.5.Wir brauchen aber viel mehr solcher Filme, weil, wie du sagst, es gibt soviel mehr zu lernen und neue Perspektiven. Ich habe vorher noch nie von Fa`afafine gehört und finde es wichtig zu zeigen, dass es Gesellschaften gibt, wo sie ganz selbstverständlich leben können. Hast du Tipps wie Eltern ihre Kinder unterstützen können, wenn diese sich als trans identifizieren?
  12. 6.6.Genau diese Akzeptanz brauchen wir doch aber weltweit. Statt Menschen immer nur in Schubladen zu packen.
  13. 6.7.Fühlst du da nicht aber auch einen gewissen Druck, dass du plötzlich zur Sprecherin für eure Kultur geworden bist?
  14. 6.8.Was habt ihr denn voneinander gelernt? Was hast du, Jaiyah übers Filme machen gelernt und du, Taika, über Fußball?
  15. 6.9.Die Fußballmannschaft von Amerikanisch Samoa gilt als eine der schlechtesten Fußballmannschaften der Welt. Das Endergebnis 0:31 gegen Australien ist legendär. Ihr habt also Erfahrungen mit Verlust und Enttäuschungen. Wie gehen wir mit Niederlagen um?
  16. 6.10.Im Film wird gezeigt, dass Thomas einen großen, schmerzlichen Verlust erleidet. Wie gehen wir mit Schmerzen um? Was hilft bei Trauer?
  17. 6.11.Was habt ihr im Leben gelernt, das alle wissen sollten?
  18. 6.12.Der Film startet im Januar in den Kinos. Was sind eure Pläne für 2024?

Worum gehts im Film?

Ein Film der auf Tatsachen beruht, das kann langweilig oder ziemlich gut werden. Taika Waititi ist mit "Next Goal Wins" auf jeden Fall letzteres gelungen. Basierend auf den wahren Begebenheiten von 2001 erschien 2014 eine Dokumentation mit gleichnamigem Titel über die Fußballmannschaft von Amerikanisch-Samoa. Was daran so ungewöhnlich war? Die Mannschaft hatte in allen Spielen bisher nicht nur kein Tor geschossen, sie hat auch 2001 bei einem Spiel gegen Australien eine 0:31 Niederlage gegen Australien eingefahren. 

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Der Film von Taika Waititi nimmt diese wahre Geschichte also zum Anlass für einen Kinospaß, bei dem ihr nicht nur wegen der Fußballleistung das ein oder andere mal schmunzeln müsst, sondern einen Einblick in eine vollkommen andere Welt bekommt. Denn wie viel wissen wir eigentlich über Polynesien? Über Amerikanisch-Samoa und über Fa’afafine?

"Next Goal Wins" läuft ab dem 04. Januar 2024 in den deutschen Kinos.

Next goal wins Review
© Disney

Ab welchem Alter ist der Film geeignet?

Der Film hat eine FSK 0 bekommen. In der Praxis werden eure jüngeren Kinder an dem Film wenig Spaß haben, selbst wenn sie sich für Fußball begeistern. Denn die angesprochenen Themen sind recht komplex und für Kinder gar nicht unbedingt spannend. 

Für Teenager*innen und alle darüber lohnt sich "Next goal wins" aber unbedingt. Denn nicht nur, dass ihr gemeinsam Zeit im Kino verbringen könnt, es werden auch so viele Themen angestoßen, die ihr anschließend vertiefend besprechen könnt. Und wenn da, wider Erwarten, niemand Lust zu hat, dann habt ihr auf jeden Fall anderthalb amüsante Stunden im Kino verbracht. 

So finden wir den Film

Andrea Zschocher

Toller Spaß mit wichtiger Message

Ich habe in diesem Jahr tatsächlich ZWEI Fußballfilme geguckt (und in den Jahren davor immer 0). Bei beiden war ich vorher unsicher und wurde aber jedes Mal überrascht. "Next Goal wins" hat ganz viel Wärme und Witz und Tiefe, das Zuschauen macht auch denen Spaß, die sich für Fußball eigentlich gar nicht interessieren.

Für mich ist "Next Goal Wins" auch ein Film, bei dem ich einiges lernen kann. Denn über Fa’afafine wusste ich vorher nichts, ebenso wenig über Amerikanisch-Samoa oder dieses beeindruckend schlechte Fußballergebnis von 31:0. Dass auch entlang einer Fußballgeschichte die großen Themen des Lebens erzählt werden können, das ist mir seit diesem Jahr auf jeden Fall klar. 

Ich habe im Film viel gelacht und mich gleichzeitig auch das ein oder andere Mal gefragt, warum wir eigentlich nicht mehr solcher Filme im Kino sehen. Denn natürlich ist es eine absolute Bereicherung, wenn wir uns via Film die Welt ein Stück mehr erschließen, Neues kennenlernen und unseren Horizont erweitern.

Insbesondere die Fa’afafine finde ich dabei so wichtig: In Polynesien, vor allem aber in Amerikanisch-Samoa gibt es Menschen, die mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, sozial aber als Frau erzogen und als solche betrachtet werden. Fa’afafines werden als eigenständiges soziales Geschlecht bezeichnet, es handelt sich dabei nicht um trans Personen. Ich hatte vorher noch nie davon gehört, denke seit dem Film aber viel darüber nach, wieso wir nicht mehr von anderen Kulturen lernen und uns stattdessen eher verschließen. Die Welt ist so groß und es gibt so vieles, was wir nicht wissen. Da bin ich "Next Goal wins" dankbar, dass ich ein bisschen was dazulernen konnte.   

Andrea Zschocher

Für Fans von ...

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Die Stars in "Next Goal wins"

  • Michael Fassbender spielt Thomas Rongen
  • Kaimana übernimmt die Rolle der Fa’afafine Jaiyah
  • Elisabeth Moss ist Gail
  • Uli Latukefu spielt Nicky Salapu
  • Will Arnett spielt Alex Magnussen
  • Taika Waititi hat neben der Regie auch einen kleinen Auftritt im Film
Interview Taika Waititi
Jaiyah Saelua und Taika Waititi bei der Filmpremiere in Berlin (© Sebastian Gabsch / Disney)

Interview mit Taika Waititi und Jaiyah Saelua

Taika, was hat dich dazu inspiriert „Next Goal wins“ zu drehen?

Taika Waititi: Familie. Um die Worte von Vin Diesel zu zitieren: „It´s all about family“. (Er lacht). Aber im Ernst, am Ende geht es wirklich um Familie. Ich habe die Dokumentation gesehen und ich fühlte mich da sehr aufgehoben, in dem Sinne, dass es eben Familien im Pazifik zeigt. Ich war weit weg von zuhause und habe viel Zeit in Europa verbracht und mein Zuhause vermisst. In Kiwi-Familien [er meint Familien in Neuseeland, Anm. d. Red) , und das wird gerade am Ende des Films sehr deutlich, gewinnen oder verlieren wir zusammen. Familien halten zusammen.

Jaiyah Saelua: Das war am Set auch so. Einige vom Cast sind zur Familie geworden. Es fühlte sich wie ein Familienprojekt an.

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Taika: Ja, das stimmt. Aber was ich auch sagen muss: Wenn der Film kein Erfolg wird, werden sie das wohl nicht mit uns teilen. Da bin ich dann auf mich allein gestellt. (Er lacht)

Aber ist das nicht vielen normalen Familien auch so?

Taika: Ja das stimmt. Na, lass uns lieber nicht weiter darüber reden (Er lacht)

Als ich den Film gesehen habe, war ich wirklich überrascht von dem Tiefgang, den der Film hat. Zunächst dachte ich, es ist einfach ein Film über Fußball und das interessiert mich eigentlich gar nicht. Aber „Next Goal wins“ hat soviel Tiefe. Was wollt ihr, das die Leute nach dem Kinobesuch mitnehmen?

Taika: Einen Hoffnungsschimmer, das Wissen, dass Menschen gut sind. Für mich war es wichtig, dass ich die Kontrolle über den Film behalten habe. In der Vergangenheit habe ich diese Gefühl nicht immer gehabt und habe vergessen, dass mich meine Arbeit glücklich macht. Im Prinzip habe ich versucht mir das, was Thomas [Roentgen, der Fußballtrainer im Film] lernt, mir selbst auch beizubringen. Sei glücklich, hör auf alles kontrollieren zu wollen, versuch dich zu entspannen.

Vielleicht gelingt das den Leuten in Amerikanisch-Samoa einfach besser? Denn im Westen sind ja viele Menschen gestresst. Jaiyah, wie ist es hier für dich in Berlin?

Jaiyah: Es ist vieles neu. Ich habe so vieles noch nie gemacht, was ich jetzt für den Film tue, was ich auch schon in der Dokumentation machen durfte. Aber Hollywood bietet eine viel größere Plattform und das Publikum ist tatsächlich auch viel weißer, als es bei der Dokumentation der Fall war. Es ist auf jeden Fall eine sehr surreale Erfahrung.

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Wir brauchen aber viel mehr solcher Filme, weil, wie du sagst, es gibt soviel mehr zu lernen und neue Perspektiven. Ich habe vorher noch nie von Fa`afafine gehört und finde es wichtig zu zeigen, dass es Gesellschaften gibt, wo sie ganz selbstverständlich leben können. Hast du Tipps wie Eltern ihre Kinder unterstützen können, wenn diese sich als trans identifizieren?

Jaiyah: Viele Einwohner*innen von Amerikanisch-Samoa haben noch nie von trans gehört. Fa`afafine bedeutet nicht trans. Es ist ein eigenstehender Begriff. Fa`afafine bedeutet, bei der Geburt mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren worden zu sein und zu beschließen, das Leben anders zu leben. In unserer Gesellschaft ist das kein Coming out Thema, es ist eher Prozess des Älterwerdens.

Denn wenn erste Anzeichen schon recht früh von Familienmitgliedern entdeckt werden, wird das auch gefördert. Wir wachsen damit auf, dass wir so sein können. Wenn wir dann alt genug sind, um zu verstehen, was Fa`afafine sind, dann wissen wir bereits auch, dass wir das sind und das das vollkommen akzeptiert wird.

Genau diese Akzeptanz brauchen wir doch aber weltweit. Statt Menschen immer nur in Schubladen zu packen.

Jaiyah: Genau das ist es, was ich hoffe, dass die Menschen verstehen und von dem Film mit nach Hause nehmen. Dieses Stück meiner Kultur, dass es Fa`afafine und Fa'afatama gibt und wir einen Platz in der Gesellschaft haben in einem binären Geschlechtersystem.

Fühlst du da nicht aber auch einen gewissen Druck, dass du plötzlich zur Sprecherin für eure Kultur geworden bist?

Jaiyah: Ja, auf jeden Fall. Ich spreche gern darüber, weil es wichtig ist. Aber Fußball ist das, wofür ich brenne.

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Was habt ihr denn voneinander gelernt? Was hast du, Jaiyah übers Filme machen gelernt und du, Taika, über Fußball?

Jaiyah: Ich habe gemerkt, dass ich mit der Filmindustrie zu tun haben möchte. Es ist wirklich viel. Für Taika ist das eine Arbeit die er liebt. Aber mich macht es nicht glücklich im Scheinwerferlicht stehen. Wenn es um die Fifa geht, um Einladungen zu Fußballevents, dann bin ich voller Vorfreude darauf. Aber all der Hollywoodglamour, das interessiert mich nicht so sehr.

Taika: So fühle ich in Bezug auf Hollywood aber auch. Mich kann der Hollywoodglamour nicht locken.

Die Fußballmannschaft von Amerikanisch Samoa gilt als eine der schlechtesten Fußballmannschaften der Welt. Das Endergebnis 0:31 gegen Australien ist legendär. Ihr habt also Erfahrungen mit Verlust und Enttäuschungen. Wie gehen wir mit Niederlagen um?

Taika: Mir ist das egal. Früher hätte es mir vielleicht etwas ausgemacht. Aber jetzt nicht mehr. Ich bin doch erfolgreich genug gewesen. (Er lacht)

Jaiyah: Niederlagen bedeuten für Menschen unterschiedliche Dinge. Wir gehen unterschiedlich damit um. Für uns war die 0:31 Niederlage nicht das Schlimmste. Wir haben an uns gearbeitet und dann 2011 angefangen zu gewinnen. Niederlagen sind wichtig um zu lernen, voranzukommen.

Im Film wird gezeigt, dass Thomas einen großen, schmerzlichen Verlust erleidet. Wie gehen wir mit Schmerzen um? Was hilft bei Trauer?

Taika: Darüber reden. Das sagt sich so einfach und ist so schwer umzusetzen.

Jaiyah: Wenn wir mit großen Problemen oder Herausforderungen konfrontiert sind, glauben wir, dass wir daran Schuld haben und reden eben nicht darüber. Weil das so schwierig ist. Aber es ist der einzige Weg um für uns zu sorgen.

Taika: Ich komme aus einer Gegend in der wir nie über irgendwas geredet haben. Man durfte nichts sagen, niemanden wissen lassen wenn man traurig war, allein oder verängstigt ist. Das ist hart.

Jaiyah: Es ist ja auch schwierig das zu ändern. Es gibt Dinge über die wir reden können und solche, über die wir schweigen, weil sie ein gesellschaftliches Tabu sind. Deswegen ist sich öffnen und reden so wichtig. Wir können nur hoffen, dass sich das ändert.

Was habt ihr im Leben gelernt, das alle wissen sollten?

Taika: Vertraue keinen Erwachsenen. Kinder, hört nicht auf sie. (Er lacht). Im Ernst: Hört nicht auf andere sondern nur auf euch selbst. Macht euer Ding. Ihr werdet allein in diese Welt geboren und ihr sterbt auch allein. Passt auf euch und die Menschen die ihr liebt gut auf. Die Meinung anderer Menschen über euch ist aber vollkommen unwichtig.

Der Film startet im Januar in den Kinos. Was sind eure Pläne für 2024?

Jaiyah: Da ich das Team verlassen habe, hoffe ich, 2024 wieder Teil des Teams sein zu können. Ich weiß auch, dass das Ende meiner aktiven Karriere nahe ist. Deswegen hoffe ich, dass ich in Richtung Coaching gehen kann und vielleicht das nationale Frauenteam coachen zu können. Alles, was mit Fußball zu tun hat, darauf freue ich mich.

Taika: Ich fürchte, ich stecke im Filme machen fest. Irgendwer wird mir schon Bescheid sagen, wenn es Zeit ist damit aufzuhören und zu sterben. (Er lacht). Ich werde weiterarbeiten, ich habe ein paar Ideen. Meine Herausforderung ist, Sachen anders zu machen, ich will mich nicht wiederholen.

[Ein Tipp für alle für 2024] Es geht nicht darum die Erwartungen, die andere an einen haben zu erfüllen. Es wird immer Leute geben, die dir von Dingen abraten und wollen, dass du in bestimmten Mustern verhaftet bleibst. Aber wenn es dich glücklich macht, dann mach das. Darum geht es nämlich. Mal die Bilder, die dir gefallen. Zieh das an, was dich glücklich macht. Bekomme Kinder oder eben nicht. Niemand hat das Recht dir zu sagen was du machen sollst. Probiere dich aus und dann wird sich daraus auch eine Karriere ergeben. Mach das, was du machen möchtest.

Danke euch für das schöne Gespräch und die vielen Lacher!

Bilderrätsel: Welcher Disneyfilm ist das?

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