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Dein recht auf Glück

Nicole Jäger: "Falls es Dir heute noch keiner gesagt hat – Du machst das gut!"

Nicole Jäger: Du hast ein Recht darauf glücklich zu sein
© Nicole Jäger

Auch auf der großen Bühne zeigt sich die erfolgreiche Stand-Up-Comedian Nicole Jäger authentisch und verletzlich. In diesem sehr persönlichen Text spricht sie mit beeindruckender Offenheit darüber, wie wichtig es ist, den Kreislauf von Generation zu Generation weitergegebener Traumata zu durchbrechen – und macht allen Eltern Mut, die manchmal an sich zweifeln.

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Du machst das gut. Ich weiß, dass es sich manchmal nicht so anfühlt. Dass Du manchmal verloren im Raum stehst und Dich fragst, ob Du das überhaupt schaffst und wenn ja, wie. Ich weiß, dass es Dich manchmal um den Schlaf bringt und Du nicht erst einmal wach lagst und auf den Morgen wartetest, während Dich das Gefühl quält, irgendwie vielleicht doch versagt zu haben.

Deinen eigenen Ansprüchen nicht immer genügen zu können und ob Du vielleicht zu viel falsch machst. Denn der Plan war ja ein anderer – und er war gut! Da hat man sich so viel vorgenommen. Ganz am Anfang, als das Elternsein, das Mutter werden, die Vaterschaft nur eine Idee war:

Wir, Du und ich, wir machen es anders.
Anders als unsere Eltern. Anders als die Großeltern.
Wir begehen nicht ihre Fehler.
Wir schreien nicht.
Wir sind nicht unfair.
Unsere Ohren sind immer offen.
Unsere Herzen immer weich.
Unsere Arme immer haltend.
Unsere Stimme immer sanft.
Wir werden auf jeden Fall alles tun, damit unsere Kinder es mal besser haben.

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Das ist so viel mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Es ist ein Versprechen an den Menschen, der so klein irgendwann in unseren Armen liegt. Ein Versprechen an die Zukunft – und eines an uns selbst. Wir, da sind wir uns einig, machen es nicht nur anders, wir machen es richtig gut. Kleiner-Finger-Schwur!

Und dann kommt der Alltag

Und dann kommt er, der Alltag, mit all seinen Tiefen, Stolperkanten und unangenehmer Schärfe. Und wirft einen aus der Bahn. Zerrt an diesem kleinen Finger mit so viel Energie, dass es irgendwann ganz schnell passiert. Ein zu lautes Wort. Ein hastiges „Jaja“, obwohl wir immer zuhören wollten. Eine gereizte Antwort, wo es auch eine Umarmung hätte sein können. Ein gerissener Geduldsfaden. Das Bedürfnis, in ein Kissen schreien zu wollen. Es manchmal auch zu müssen. Der Gedanke, einfach nicht aufstehen zu wollen, nachts um zwei. Schon wieder. Und weil wir es uns doch versprochen haben, alle zusammen, Eltern und deren Geschwister, fühlen wir uns mies. Wir wollten es doch anders machen. Wir lieben doch, oder nicht? Wie kann es sein, dass wir manchmal denken, wie wir denken und trotz aller Vorsätze manchmal die Fassung verlieren.

Ob nun leise oder laut oder nur im eigenen Kopf? Warum ist die Aufgabe so groß und warum fühle ich mich dabei manchmal so klein? Warum ist da immer Liebe, aber nicht immer Spaß, Lust, Muße? Und damit einhergehend die Frage: Bin ich kein gutes Elternteil? Bin ich damit allein?

Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein

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Die gute Nachricht: Nein, Du bist damit nicht allein. Zu scheitern ist völlig normal. Als Mensch. Als Frau. Als Mann. Als Elternteil. Ratlos im Raum zu stehen und nicht zu wissen, wie es weitergehen soll, ist normal. Manchmal am liebsten wegrennen zu wollen, ist normal. Manchmal so wütend zu sein, so müde, sich so löchrig zu fühlen, ist normal. Zu glauben, man sei keine gute Mama, kein guter Papa, kein perfektes Elternpaar und dass alle anderen es irgendwie immer viel besser schaffen als man selbst, ist ebenso normal. Und die Verantwortung, die mit alledem einhergeht, manchmal nicht tragen zu wollen, ist auch normal.

Es anders zu machen ist mutig!

Es trotzdem zu tun, aufzustehen am Morgen und sich dem zu stellen, was vor einem liegt, das ist nicht nur erwachsen, nicht Pflicht – es ist mutig. Es anders zu machen als jene, die vor uns da waren, anders als die eigenen Eltern, anders als die Vorbilder, mit denen man groß wurde, anders als die Stimmen um einen herum, die stets belehren, was denn das Beste sei, bedarf Mut.

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Es besser zu machen, bedeutet Pioniergeist zu haben. Veränderung ist ein Abenteuer. Eine Reise über Pfade, auf denen wir vermutlich noch nie gegangen sind. Es anders zu machen bedeutet den gruseligsten aller Blicke zu wagen, nämlich jenen in sich selbst. Hinzuschauen, hinzufühlen in all die Gefühle, die in einem herrschen.

Die Verletzungen der eigenen Kindheit aufzuspüren und vielleicht zum allerersten Mal wirklich zu betrachten. Es auszuhalten noch einmal zu spüren, die eigenen Fehler zu finden, damit man sie nicht weitergibt. Das alles ist todesmutig. Veränderung entsteht dann, wenn die Bereitschaft da ist, die eigenen Schwächen zu erkennen und anzuerkennen, damit wir Stärke weitergeben können. Nur Fehler, von denen wir wissen, dass sie welche waren oder sind, sind Fehler, die wir vermeiden können.

Wenn Du also mitten im Tag stehst und Dich fragst, ob Du es überhaupt gut machen kannst, dann ist die Antwort: Du machst es bereits besser als jene, die Deinen Weg bereiteten. Indem Du Dich dieser Frage stellst, bist Du weiter als die „Großen“ Deiner Kindheit. Das ist eine wunderbare Nachricht!

Und jetzt?

Wirst Du deswegen immer alles richtigmachen? Nein, vermutlich nicht. Du bist ein Mensch und Mensch zu sein bedeutet Fehler zu haben und welche zu machen. Aber wenn wir uns Mühe geben, wenn wir zulassen, dass Veränderung manchmal schmerzhaft sein kann, wenn wir verstehen, dass wir nicht vorangehen können, ohne manchmal vom Weg abzukommen, dann geben wir uns eine echte Chance.

Wenn wir die Therapien machen, die wir nur machen müssen, weil unsere Eltern sie nicht machten, wenn wir mutig genug sind, nach jedem Fehltritt wieder aufzustehen, wenn wir allen Mut und alle Kraft zusammennehmen, um auch mit Wut, Enttäuschung, dem Gefühl der Machtlosigkeit und völlig entnervt noch die Arme zu öffnen und zu sagen:

Ich liebe Dich, ganz egal was ist. Du bist es wert, ganz egal, was ist. Du schaffst das und ich werde bei Dir sein, ganz egal was ist. Ich höre Dir immer zu, auch wenn es nicht immer so aussieht. Deine Stimme wird gehört. Du wirst gesehen. Du bist nicht zu viel. Du bist nicht im Weg. Du bist genug. Dein Licht ist nicht zu hell. Dimme Dich nicht nur damit es jemand anderen nicht blendet. Du gehörst nur Dir allein. Und meine Liebe gehört Dir. Auch an Tagen, an denen es am kleinen Finger zerrt. Meine Tür ist immer offen zusammen mit meinen Armen, meine Augen, meinen Ohren und meinem Herzen und ich verspreche Dir, ich versuche mein Bestes, es wird nicht immer reichen, aber es ist immer ehrlich.“
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Wenn wir das hinbekommen und unserem inneren Kind erlauben, im Laufe der Zeit zu heilen, Seite an Seite mit und für den Menschen, für den wir es besser machen wollen, dann ist das bereits das „besser machen“. Dann können wir die Mamas, Papas, Tanten und Onkel sein, die wir manchmal so sehr gebraucht hätten.

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Denn wenn wir nicht das Trauma über Generationen hinweg weitergeben, wenn wir wirklich offenen Auges und Herzens sowohl Heilung als auch Vergebung für uns selbst erlauben, dann endet es mit uns.

Und falls es Dir heute noch keiner gesagt hat: Du machst das gut, Mama! Kleiner-Finger-Schwur.

Du hast ein Recht darauf glücklich zu sein!

Nicole Jäger weiß, der Weg zum Glücklichsein muss nicht immer schön sein – und nicht immer gerade. Ganz im Gegenteil ist er oft rough, dreckig, voller Tränen und Überwindungen. Glücklichsein braucht Mut und die Erlaubnis, Gutes, aber auch all diese miesen Dinge zu fühlen. Dass man Glücklichsein nicht immer geschenkt bekommt, sondern es sich manchmal holen muss, davon erzählt sie ihrem neuen Buch, das seit 11.3. im Handel ist:

Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein

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Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen schildert Nicole hier, was wir Eltern tun können, um unsere Kinder (und vor allem Töchter) bei der Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls zu unterstützen.

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