Sein Zuhause urplötzlich verlassen zu müssen, ist eine schreckliche Vorstellung, doch in bestimmten Notfallsituationen leider manchmal die einzige Möglichkeit. Zeit zum Packen bleibt nicht, wenn die Evakuierung sehr schnell gehen muss. Ein gut gepackter und griffbereiter Notfallrucksack soll euch dabei helfen, in den ersten Tagen zurechtzukommen. Was alles in einen Notfallrucksack gehört, erfahrt ihr hier.
Wofür braucht man einen Notfallrucksack?
Ein Hausbrand, ein Gasleck, der Fund einer Weltkriegsbombe in der unmittelbaren Nachbarschaft oder eine drohende Überschwemmung: All diese Extremsituationen sowie andere schlimme Ereignisse oder Naturkatastrophen können leider jederzeit passieren und erfordern oft ein sofortiges Handeln.
Auch die große Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 hat gezeigt, dass wie aus dem Nichts ein Ernstfall eintreten kann und das Zuhause fluchtartig verlassen werden muss.
Zeit und Nerven, um in Ruhe Klamotten, Dokumente und andere persönliche Dinge für sich selbst und seine Kinder einzupacken, bleibt in der Regel nicht. Im schlimmsten Fall hat man nur seine Kleidung am Körper und alles andere muss zurückgelassen werden.
Aus diesem Grund macht ein gut ausgestatteter und schnell griffbereiter Notfallrucksack für den Fall der Fälle durchaus Sinn. Selbst, wenn alles glimpflich ausgeht und ihr vielleicht bereits nach mehreren Stunden oder wenigen Tagen eure vorübergehende Notunterkunft verlassen könnt, ist es besser, vorbereitet zu sein.
Wichtig: Verstaut eure Fluchtrucksäcke an einem gut erreichbaren Ort, damit ihr keine unnötige Zeit mit Suchen verschwenden müsst. So sind vor allem Plätze in Haustürnähe oder in der Garage und nicht versteckt im Keller oder Speicher geeignet.
Was gehört in einen Notfallrucksack?
Damit ihr in einer Extremsituation schnell euer Zuhause verlassen könnt und für mehrere Tage ausgerüstet seid, gehören Wechselklamotten, Essen und Trinken sowie wichtige Medikamente auf jeden Fall in einen Fluchtrucksack.
Wir zeigen euch – unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – unterteilt in sinnvolle Kategorien, was in einen gut ausgestatteten Eltern-Notfallrucksack gehört:
Arznei & Hygieneartikel
- Erste-Hilfe-Set und kleine Hausapotheke (z. B. Schmerzmittel, fiebersenkende Medikamente, Kohletabletten)
- regelmäßig benötigte Medikamente
- Artikel für die Monatshygiene, z.B. Periodenslips oder Cups
- Seife
- Zahnbürste und Zahnpasta
- Taschentücher
- Desinfektionstücher oder -spray
Verpflegung
- (gefüllte) Wasserflasche, bestenfalls mit mind. 2 Liter Volumen sowie Filter (alternativ: Wasserfilter-Strohhalm)
- staub- und wasserdicht verpackte Lebensmittel für zwei bis drei Tage (zum Beispiel Konservendosen oder Trekkingnahrung)
- Essgeschirr sowie Besteck (auch für die Kinder)
- Dosenöffner und Taschenmesser
- eventuell Kocher, Brennmaterial und Topf
Schlafen & Klamotten
- Schlafsack oder Decke (möglichst kompakt)
- Wechselklamotten für mehrere Tage und nach entsprechender Jahreszeit (am besten im Zwiebelprinzip)
- Wetterschutzkleidung (Regenjacke und wetterfeste Schuhe)
- Kopfbedeckung (Mütze bei Kälte, Sonnenhut im Sommer)
- Handschuhe (gegen Kälte oder als Arbeitshandschuhe)
Für Babys bzw. Kinder
- Windeln
- Schnuller
- Tragehilfe für kleine Kinder
- Babynahrung
- Feuchttücher
Elektronische Geräte
- Kurbelradio oder Radio mit Batterien (bietet im Notfall Zugang zu Informationen von Behörden)
- Batterien zum Wechseln
- Powerbank
- Taschenlampe oder Stirnlampe
Sonstige hilfreiche Utensilien
- Atemschutzmaske (zum Schutz bei Rauch, etc.)
- Feuerzeug
- Multitool
- Paracord
- Mülltüte
- Kugelschreiber und Papier
- Regenschutzhülle für den Rucksack
- Wasserreinigungstabletten
- Panzertape
- Mikrofaser-Handtuch
- kleines Reisewaschmittel
- Trockenfutter, Leine etc. (für eventuelle Haustiere)
Natürlich gibt es auch Gegenstände, die erst kurz vor dem Verlassen eingepackt werden können. Dazu gehören Auto- und Haustürschlüssel, Bargeld, Geldkarten, Personalausweis bzw. Reisepass, Gesundheitskarte, Impfpass und Handy.
Gut zu wissen: Pro Elternteil und Kind sollte ein eigener Notfallrucksack gepackt werden.
Was kommt in einen Notfallrucksack für Kinder?
Den Hauptrucksack mit den wichtigsten Notfall-Utensilien und dem höchsten Gewicht tragt natürlich ihr als Eltern. Da vor allem jüngere Kinder noch nicht so schwer tragen können, sollte ihr Notfallrucksack nur das Nötigste enthalten:
- Wechselklamotten (je nach Witterung)
- Snacks
- Wasser
- Knicklichter (für bessere Sichtbarkeit in der Nacht)
- Regenjacke, Kopfbedeckung (Mütze bzw. Sonnenhut) und Handschuhe
- Decke oder Schlafsack
- kleines Kuscheltier oder Spielzeug
Um das Tragen für die Kleinen möglichst angenehm zu machen, sollte der Rucksack auf die Körpergröße zugeschnitten sein. Zudem können praktische Querstriemen am Rucksack den Tragekomfort zusätzlich erhöhen.
In jedem Fall sollten eure Kinder entweder mit einem Brustbeutel, einer sogenannten SOS-Kapsel oder einem speziellen Notfallarmband ausgestattet werden. So können der volle Name, Geburtsdatum, Anschrift sowie wichtige Telefonnummern körpernah bei sich getragen werden.
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Welche Dokumente gehören in den Notfallrucksack?
Jeder, der schon mal ein Dokument verloren hat, weiß, wie mühsam eine Wiederbeschaffung sein kann. Unter anderem aus diesem Grund sollte euer Notfallrucksack auch eure wichtigsten Unterlagen enthalten. Welche das sind, haben wir euch nachfolgend zusammengefasst:
- Im Original: Stammbuch bzw. Familienurkunden (Geburtsurkunden, Heiratsurkunden und Sterbeurkunden)
- Im Original oder beglaubigte Kopie: Sparbücher, Zeugnisse bzw. Qualifizierungsnachweise, Versicherungspolicen, Wertpapiere, Aktien, Einkommensbescheinigungen, Verträge (Mietverträge, Leasingverträge, etc.), Testament, Vollmacht, Patientenverfügung
- Kopie: Grundbuchauszüge, Ausweise, Führerschein, Fahrzeugpapiere, Impfpass, Zahlungsbelege für Versicherungsprämien (z. B. für die Rente), Bescheide für empfangene Leistungen sowie andere unwiederbringliche Unterlagen
Tipp: Am besten bewahrt ihr alle Dokumente von euch und euren Kindern in einer Dokumentenmappe auf. Dokumente, die nicht im Original gebraucht werden, könnt ihr auch einscannen und auf einem USB-Stick abspeichern. Dieser ist einfach zu transportieren und lässt sich platzsparend im Rucksack verstauen.
Wichtige Unterlagen brauchen besonderen Schutz
Um eure Dokumente im Notfallrucksack vor Regen, Feuchtigkeit und Schmutz zu schützen, bieten sich wasserdichte Dokumententaschen an. Alternativ könnt ihr eure gebündelten Unterlagen bzw. die gesamte Dokumentenmappe sowie euren USB-Stick in einem großen Zip-Beutel verstauen.
Welcher Rucksack ist als Fluchtrucksack geeignet?
Großer Vorteil eines Rucksacks gegenüber einem Koffer oder einer Reisetasche ist, dass eure Hände frei sind und ihr um einiges schneller vorankommt. Dabei sollte der große Notfallrucksack für die Eltern ein Volumen von etwa 65 Litern haben, robust und bestenfalls wasserdicht sein.
Vorteilhaft sind neben gepolsterten Schulterriemen und einem großen Hauptfach zudem mehrere Nebenfächer sowie Laschen an der Außenseite, um zum Beispiel Schlafsack, Isomatte oder andere Gegenstände zu befestigen.
Gibt es gepackte Notfallrucksäcke zu kaufen?
Praktisch: Ihr könnt auch einen bereits gepackten Rucksack mit den wichtigsten Notfallprodukten kaufen. Wir haben euch drei gut ausgestattete Modelle herausgesucht:
Gerade in der heutigen Zeit ist Umweltschutz wichtiger denn je. Im folgenden Video zeigen wir euch wichtige Tipps:
Bildquelle: Getty Images/doble-d