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Nicht anfassen!

Overtouched Syndrom: Warum wir Mamas unseren Körper manchmal für uns brauchen

Overtouched Syndrom
© Getty Images/teksomolika

Was gibt es Schöneres als mit dem Partner oder den Kindern zu kuscheln und knuddeln? Eigentlich nichts, es sei denn, man leidet am Overtouched Syndrom. In diesem Fall wird Nähe für Mütter plötzlich zu einer regelrechten Belastung.

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Was ist das Overtouched Syndrom?

Das Overtouched Syndrom klingt hochtrabender als es eigentlich ist, denn heruntergebrochen handelt es sich dabei schlicht um ein "Fass mich nicht an, denn ich ertrage gerade keine Berührungen mehr, weil die Kinder ständig an mir herum grabbeln und ich einfach mal wieder Zeit nur für mich haben will"-Zustand, den meist Mütter betrifft. Dennoch sollte vor allem der Partner diese Befindlichkeit ernst nehmen. 

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Denn auch wenn dieser Zustand theoretisch durchaus Väter betreffen kann, leiden meistens Mütter an einem temporären Overtouched Syndrom, (zu deutsch "über-berührt"). Warum? Säuglinge und Kleinkinder brauchen besonders viel Zuneigung und Körperkontakt, denn sie in den meisten Fällen naturgemäß von der Mutter bekommen. Stillen und das Kind ständig auf dem Arm zu tragen, kann irgendwann zu einer Art Überreizung führen. Vor allem oder gerade, weil man kaum noch Zeit für sich und seine Bedürfnisse hat. Das ständige "an einem kleben" kann dann irgendwann unerträglich werden.

Maika Karasz

Immer eine Heizung auf mir drauf

Ich kenne das Overtouched Syndrom seit dem zweiten Kind leider zu gut. Das kleine Kind kuschelt gern und viel, wie das eben mit Babys so ist – permanent auf dem Schoß, auf dem Arm oder in der Trage. Also habe ich den ganzen Tag Körperkontakt. Und dann kommt das große Kind und möchte auch mal kuscheln ... und leider ist es mir genau dann oft einfach zu viel. Noch mal kuscheln, noch mehr Körperkontakt, noch mehr Hitze. (Wie warm können Kinder eigentlich sein?!) Ich kann das Kuscheln dann nicht genießen, es ist mir regelrecht unangenehm.

Ich weiß aber, dass das große Kind es ja auch "verdient" hat, mal bei Mama zu sein. Zu dem Gefühl, gerade nicht angefasst werden zu wollen, kommt dann also auch noch ein schlechtes Gewissen. Unsere Lösung ist momentan, dass ich gezielt nur etwas mit dem großen Kind unternehme, also ein Ausflug ins Kino oder sowas. Durch den Abstand vom Kleinen komme ich dann mit dem Kuschelbedürfnis der Großen deutlich besser klar – und es dürfen dann auch die Kuschelsitze im Kino sein.

Maika Karasz

Overtouched Syndrom: Fehlende Me-Time ist Schuld

Gerade Mütter müssen sich und ihre Bedürfnisse mit der Geburt eines Kindes enorm zurücknehmen. Ab diesem Zeitpunkt sind sie nämlich nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich, sondern für ein anderes kleines Wesen, das sie ab sofort mehr denn je braucht. Netflix und Chill, wann man will? Unmöglich!

Stattdessen sind stillen, füttern, wickeln, trösten, kuscheln, tragen und bespaßen angesagt – und zwar 24/7. Dazu kommt noch der Haushalt, die Arbeit und natürlich der Partner, der ebenfalls Aufmerksamkeit braucht und auch einfordert. Für Me-Time bleibt da oft keine Zeit mehr. Als Mutter ist man ständig auf die Bedürfnisse von anderen fokussiert, anstatt auf die eigenen, was über kurz oder lang das Overtouched Syndrom zur Folge haben kann. 

Natalie Köhler

Druck rausnehmen hilft

Meine Kinder sind auch echte Kuschlerinnen, vor allem die Kleine. Und so schlafe ich schon seit Jahren nie ohne mindestens einem Kind in meinem Bett. Manchmal war auch mir das ewige "Hand geben" zu viel, aber ich habe versucht, mich nicht reinzusteigern in dieses Overtouching. Ich habe dann Atemübungen gemacht beim Kuscheln, wozu ich sonst ja nie gekommen wäre und habe mir immer wieder gesagt: "Genieße diese Augenblicke, die Kinder werden so schnell groß!"

Natalie Köhler
10 Dinge, die Mütter einfach perfekt können Abonniere uns
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Overtouched Syndrom und Partnerschaft

In Beziehungen kann das Overtouched Syndrom deshalb eine echte Herausforderung darstellen. Denn natürlich möchte der Partner am Ende des Tages ebenfalls seine Portion Zuneigung und Aufmerksamkeit abbekommen. Doch genau das kann man irgendwann nicht mehr geben, wenn einem alles zu viel wird. Sex und Kuscheleinheiten haben dann einfach keine Priorität mehr. Das Problem: der Partner fühlt sich in dieser Situation möglicherweise ungeliebt und zurückgewiesen, obwohl das gar nicht das Problem ist.

Overtouched Syndrom: Gibt es eine Behandlung?

Die gute Nachricht ist, dass es heilbar ist – und zwar durch dich selbst, in dem du dir Me-Time gönnst und dem Mama-Alltag regelmäßig für ein paar Stunden entfliehst. Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen können ebenfalls einen positiven Beitrag leisten, um wieder Kraft zu tanken. In Bezug auf den Partner ist es vor allem wichtig, offen zu kommunizieren, wie man sich gerade fühlt – und dass es nichts Persönliches ist. 

Tipps für den Umgang mit dem Overtouched Syndrom

Sich einzugestehen, dass einem alles zu viel ist, ist der erste Schritt zur Besserung. Sprich deshalb mit deinem Partner oder auch der Familie, um dir regelmäßige, kinderfreie Pausen einplanen zu können, in denen es nur um dich geht. Achtung: Damit ist nicht einkaufen gehen ohne Kinder gemeint! Eher ein Kaffee-Date mit einer lieben Freundin, eine Massage-Behandlung oder Maniküre und Pediküre. Schraube deine Erwartungen runter, was den Haushalt angeht. Perfektion ist Utopie und niemand hat eine endlose Geduld. 

Welcher Mama-Typ bist du oder wirst du vielleicht sein?

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