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Die Serie nervt

Paw Patrol wegen Polizeihund Chase absetzen? Jetzt macht mal halblang

Paw Patrol absetzen

Paw Patrol, diese nervige Hunde-retten-alle-Trickfilmserie, die bei Kindern wahnsinnig beliebt ist, geriet im Zuge von #BlackLivesMatter unter Beschuss. In den sozialen Medien fordern viele, dass die Serie abgesetzt werden soll.

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Um mal von vorn anzufangen, und bei dem, was wirklich wichtig ist: Black Lives Matter ist wichtig. Über Rassismus und Polizeibrutalität zu reden und Gewalt aufzuzeigen, ist wichtig. Dass wir mit unseren Kindern über Rassismus, Ungerechtigkeiten und Gewalt sprechen, ist wichtig.

Über Rassismus sprechen

Es ist gut, dass unsere Gesellschaft sich verändert, dass mehr Menschen ihre Stimme finden und sie nutzen, um sich für verschiedene Dinge einzusetzen. Dadurch kann sich eine Gesellschaft zum positiven verändern, dadurch kann sich die Zukunft unserer Kinder verbessern.

Immer alles in Frage stellen?

Aber müssen wir deswegen immer alles in Frage stellen? Vermutlich habt ihr aufgrund der Überschrift auf diese Kolumne geklickt und wundert euch, warum ihr nichts über Paw Patrol lest. Die Serie über sechs Hunde aus Adventure Bay, die alle möglichen Abenteuer und Rettungsaktionen bestehen und die einfach unfassbar nervt. Die allermeisten Eltern können sie nicht leiden, aber die meisten Kinder lieben sie.

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Paw Patrol: Ich mag die Serie nicht

Ich gestehe das mal direkt: Ich mag die Serie nicht. Sie ist mir schlicht zu einfallslos, zu stereotyp und ich frage mich, was Kinder dabei lernen können. Dass ein Überwachsungsstaat, nichts anderes ist dieser Ort doch, eine gute Sache ist? Dass Mädchen wie Hündin Skye rosa tragen müssen oder wie Bürgermeisterin Goodway immer von männlichen Personen gerettet werden müssen? Stereotypen dieser Art widern mich an. Zum Glück interessieren sich meine Kinder nicht die Bohne für diese Hunde und ihre Aufgaben.

Paw Patrol: Wir hören zu!

Auf dem offiziellen Twitteraccount zur Serie wurde Anfang Juni ein Tweet abgesetzt, der zeigen sollte, dass die Serie oder deren Macher sich für #blacklivesmatter engagieren. Sie wollten sich solidarisieren, erklärten, dass sie den people of color zuhören. Neben Zuspruch für den Tweet entstand auch eine Diskussion über Polizeidarstellungen in Medien. Und als Folge dessen kam es zur Forderung, dass Paw Patrol abgesetzt werden sollte.

Chase muss weg ... fordern einige

Stein des Anstoßes: Der Schäferhund Chase, der in der Serie der Polizist ist und irgendwie auch der Anführer der ganzen Truppe. Viele Social Media Nutzer*innen fordern, dass generell die medialen Darstellung von "good cops", von guten Polizisten und Polizistinnen aufhört.

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Stattdessen wollen die User*innen eine realistischere Darstellung von Polizei in Filmen und Serien. Wie genau das aussehen soll,b ist nicht näher definiert, es geht vor allem darum, dass die Polizei nicht immer Freund und Helfer ist, sondern eben auch Täter.

Und an der Stelle kommt "Paw Patrol" ins Spiel. Diese Serie war nicht der Anstoß für die Forderung nach realistischer Darstellung für Polizist*innen. Aber sie richtet sich an ein sehr junges Publikum und prägt deswegen natürlich auch die Sicht von Kindern auf die Polizei. Einige fordern nun, dass Kinder schon früh lernen, dass die Polizei auch böse sein kann.

Nicht jeder bei der Polizei ist nett

Versteht mich nicht falsch, das stimmt natürlich. Natürlich sind einzelne Menschen, die eine Polizeiuniform tragen, schlechte Menschen, die böse Dinge tun. Es stimmt ohne Zweifel, dass es auch bei der Polizei Rassisten gibt, Menschen die homophob sind, die ihre Kompetenzen überschreiten und einfach widerliche Menschen sind. Diese Leute gibt es leider überall, die Polizei ist, wie alle andere Berufsfelder, nicht frei von diesen Idioten.

Aber wollen wir wirklich, dass unsere Kinder das Vertrauen in die Polizei verlieren? Geht es wirklich darum, dass unser Nachwuchs erfährt, dass manche Menschen die bei der Polizei arbeiten einen furchtbaren Charakter haben? Braucht es wirklich Kinderserien, die Kindern Angst vor der Polizei machen?

Kinder sollten Vertrauen zur Polizei haben

Mir fallen auf Anhieb mehrere Gründe ein, warum meine Kinder weiterhin Vertrauen zur Polizei haben sollten. Ich hoffe, sie wenden sich an die Polizei, wenn sie sich verlaufen. Ich schärfe ihnen ein, ihre Adresse nur Polizist*innen zu verraten, sollten sie jemals nicht nach Hause finden. Wenn sie Angst haben und in Not sind, dann sollen sie die Polizei rufen und mit ihnen sprechen, statt mit irgendwem auf der Straße. Werden sie von Wildfremden angesprochen und mit Geschenken gelockt, sollen sie wegrennen und mit einem Polizist oder einer Polizistin reden.

Natürlich hoffe ich, dass diese Momente niemals eintreten, ich will nicht, dass meine Kinder jemals aus Angst und Verzweiflung auf die Hilfe der Polizei angewiesen sind. Aber genauso wenig möchte ich, dass sie überhaupt Angst vor ihr haben müssen. Es gibt zig Kinderbücher in denen die Polizisten die Retter sind, in denen Polizistinnen mutig das Richtige tun. Diesen Heldenmut sollen sich meine Kinder abschauen, allen berechtigten Vorwürfen gegen die Polizei zum Trotz.

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Kindermedien ändern? Nicht immer nötig

Weil die Rassisten und die, um mal im Bild zu bleiben, Sauhunde, nicht die Mehrheit sind. Weder in unserer Gesellschaft, noch bei der Polizei. Es muss weiterhin Kinderbücher geben, in denen die Polizei für Recht und Ordnung sorgt. Kinderbücher zeigen oft eine heile Welt, was gerade bei Kleinkinder wichtig ist. Sollen Drei- oder Vierjährige wirklich schon Angst vor allem bekommen? Ich bin immer dafür, kindgerecht Sachverhalte zu erklären, aber es gibt Grenzen. Und wenn wir schon dabei sind: Wieso lesen Eltern ihren Kindern denn Bücher von Bauernhof-Idealwelten vor? Ich hab noch nie einen Bauernhof gesehen, bei dem es so wie in nahezu allen Kinderbüchern dieser Welt aussieht. Aber darüber regt sich niemand auf.

Polizei macht Kinder mutig

Es muss weiterhin Kinderfilme geben, in denen die Polizei deine Freundin und dein Helfer ist. Weil Kinder mit ihrem großen tollen Gerechtigkeitssinn wissen müssen, dass da jemand ist, der sich für diese Gerechtigkeit einsetzt.

Wir Eltern achten bei so vielen Dingen darauf, sie kindgerecht zu erklären. Natürlich könnt ihr mit euren Kindern darüber sprechen, dass nicht alle Polizist*innen nette Menschen sind. Das gilt ja generell für die gesamte Bevölkerung, nicht jeder Mensch ist freundlich. Aber an "Paw Patrol" festmachen, dass die Polizei schlecht ist? Das geht mir zu weit!

Paw Patrol abschaffen? Gern, aber aus den richtigen Gründen

Wenn man sich für die Abschaffung von Paw Patrol stark macht, was ich gern unterstütze, dann nicht weil der Polizeihund Chase so schwer zu ertragen ist. Natürlich ist dieser Schäferhund in seiner Dienstbeflissenheit furchtbar. Selbstverständlich ist es bedenkenswert, dass jeder Einwohner von Adventure Bay geortet werden kann.

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Dass die Polizei (wie auch Müllabfuhr und Feuerwehr) quasi ausgelagert wurde, denn keiner der Hunde ist ja bei der Regierung angestellt, ist ebenfalls problematisch. Der Schäferhund Chase ist im Prinzip ein private Sicherheitsdienst, der in "Paw Patrol" natürlich nur Gutes tut. So auf den ersten Blick. Was private Sicherheitsdienste weltweit für Verbrechen begehen, ist leider auch hinlänglich bekannt.

Paw Patrol: Ätzendes Frauenbild

Und dann wäre da ja noch die Sache mit den Frauen. Skye, dieses rosa Hundemädchen, ist sehr viel kleiner als die Jungs und natürlich hat sie lange Wimpern. Welch Zementierung von schwachsinnigen Stereotypen. Die Bürgermeisterin, immerhin eine person of color, trägt ein Huhn spazieren und ist mindestens so aufgeregt, wenn was schief geht. Weil Frauen ja grundsätzlich so hysterisch sind. Über all diese strittigen Punkte wurde hinweggesehen. Aber wenn es um die Polizei geht, dann ist "Paw Patrol" plötzlich ein schlechtes Vorbild. Klar.

Die Serie ist im Ganzen einfach großer Mist, der vor ekelhaften Stereotypen und fragwürdigen Klischees nur so strotzt. Setzt die gern ab, aber aus den richtigen Gründen. Und lasst Kindern den Glauben an die Polizei, die hilft und beschützt.

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Andrea Zschocher

Meine Meinung

Meine Kinder schauen diese Serie nicht. Sie kennen sie, natürlich, sie ist einfach Gesprächsthema in der Kita. Aber nach einer halben Folge, die wir zusammen geschaut haben, hatten sie keine Lust mehr darauf. Ich habe aber selbstverständlich auch für diese Kolumne weitergeschaut, ich muss ja wissen, worüber ich da schreibe. Und ich bleibe dabei: Es ist eine fruchtbare Serie, die gern jederzeit abgesetzt werden kann. Aber nicht, weil wir eine realistischer Darstellung von Polizei in Trickfilmen brauchen.

Andrea Zschocher

Bildquelle: getty images / Kena Betancur / Freier Fotograf