Die 1970er – ein Jahrzehnt voller Widersprüche: Ölkrisen, Stagflation und politische Skandale auf der einen Seite, Aufbruch und Innovationsgeist auf der anderen. Die Autoindustrie stand unter Druck: Sprit sparen war Pflicht, Synergieeffekte das neue Zauberwort. Gleichzeitig wollten die Menschen mehr Komfort, mehr Status, mehr Stil. Das Resultat? Ein bunter Mix aus kühner Extravaganz und cleverer Effizienz.
Manche Modelle floppten trotz Potenzial – wie der BMW M1. Andere glänzten im Verborgenen – etwa der Citroën GS. Und während die automobile Basis breiter wurde, wuchs auch die Spitze: Prestige, Leistung, Design – alles auf die Spitze getrieben. Wir wandeln auf den Spuren der spannendsten Automodelle der 70er – auf dem deutschen Markt und weltweit.
Audi 80
Der Audi 80 war in den 1970er Jahren ein echter Meilenstein und entwickelte sich schnell zum Kultauto. 1972 vorgestellt, markierte er den Beginn einer neuen Ära für Audi: modern, solide und technisch wegweisend. Besonders war der Audi 80 vor allem wegen seines klaren, schnörkellosen Designs, das dem Zeitgeist entsprach, sowie seiner innovativen Technik – darunter der neu entwickelte Reihen-Vierzylindermotor von VW (der sogenannte „EA827“), der später in zahlreichen Modellen des Konzerns eingesetzt wurde.
Mit seinem geringen Gewicht, der zuverlässigen Technik und dem präzisen Fahrverhalten setzte der Audi 80 Maßstäbe in der Mittelklasse. Nicht zuletzt war er der direkte Vorläufer des heutigen Audi A4, was seinen Stellenwert in der Audi-Geschichte zusätzlich unterstreicht. Der Audi 80 war kein protziges Auto, sondern ein ehrlicher Begleiter – und genau das machte ihn so beliebt und besonders.
BMW 3er
Der BMW 3er wurde eingeführt 1975 mit der Baureihe E21 eingeführt. Er war ein echter Gamechanger für die Marke und die Mittelklasse insgesamt. Der Nachfolger des legendären BMW 02 brachte Sportlichkeit, Fahrspaß und Premium-Qualität in ein Segment, das bis dahin eher nüchtern geprägt war. Mit seiner langen Motorhaube, dem typischen BMW-Kühlergrill („Niere“) und der fahrerorientierten Cockpitgestaltung setzte der 3er neue Designmaßstäbe.
Besonders in den 70er Jahren machte den 3er seine dynamische Abstimmung aus – knackiges Handling, Hinterradantrieb und drehfreudige Reihenvierzylinder sorgten für echtes „Freude am Fahren“-Gefühl. Gleichzeitig bot er für damalige Verhältnisse viel Komfort und Individualität.
Opel Manta A
Der Opel Manta A von 1970 war Opels Antwort auf den Ford Capri – ein sportlich-elegantes Coupé, das vor allem junge Fahrer ansprach. Mit seiner langen Motorhaube, den fließenden Linien und dem charakteristischen „Coke-Bottle“-Design brachte der Manta frischen Wind in die deutsche Automobillandschaft. Besonders markant: die runden Doppelscheinwerfer und das schlanke Heck mit den schmalen Rückleuchten.
Er hatte die perfekte Mischung aus sportlicher Optik, alltagstauglicher Technik und bezahlbarem Fahrspaß. Der Manta A wurde schnell zum Kultobjekt, nicht zuletzt wegen seiner Auftritte in Film und Popkultur. Er war mehr als nur ein Auto – er war ein Lebensgefühl auf vier Rädern.
Porsche 928
Der Porsche 928, vorgestellt 1977, war ein radikaler Schritt für die Marke aus Zuffenhausen – und ein echter Technologieträger seiner Zeit. Anders als der klassische 911 setzte der 928 auf einen wassergekühlten V8-Frontmotor und Transaxle-Bauweise, was ihm eine perfekte Gewichtsverteilung und hervorragende Fahreigenschaften verlieh. Porsche wollte mit ihm ursprünglich sogar den 911 ablösen – so ernst meinte man es mit diesem Gran Turismo.
Sein futuristisches Design mit den versenkbaren Klappscheinwerfern, der fließenden Linienführung und dem breiten Heck machte ihn zum Hingucker der späten 70er. Innen bot der 928 luxuriösen Komfort, eine digitale Anzeigeeinheit und eine fahrerorientierte Cockpitgestaltung – fast schon wie aus einem Science-Fiction-Film. In den 70ern war er seiner Zeit weit voraus – technisch, stilistisch und konzeptionell.
VW Käfer Typ 1
Der VW Käfer darf in dieser Reihe natürlich nicht fehlen. Schon in den 30er Jahren entwickelt, war seine große Zeit natürlich nach dem Krieg und in den 60ern. Doch auch in den 70 Jahren avancierte er zum Verkaufsschlager weltweit. Seine einfache Technik, die legendäre Zuverlässigkeit und der sympathische Look machten ihn zum „Auto des kleinen Mannes“.
Besonders in Südamerika und den USA wurde er zum Kultobjekt der Hippie-Generation – oft bunt lackiert und mit Blumen verziert. Noch bis zum Jahr 2003 wurden VW Käfer Modelle nach diesem Typ 1 gebaut. Bis 2002 war er das meistverkaufte Automobil der Welt.
VW Golf Mk 1
Nach dem Ende des glorreichen Käfer-Zeitalters brauchte es etwas völlig Neues, und der Golf lieferte genau das: modernes Design von Giorgio Giugiaro, Frontantrieb, Quermotor und eine praktische Schrägheck-Karosserie. All das machte ihn kompakt, effizient und vielseitig – perfekt für den Alltag. Er war einfach, robust und doch modern – ein Auto für jedermann. Mit dem GTI, der 1976 erschien, setzte VW dem ganzen noch die Krone auf: kompakt, leicht und sportlich – der Urvater der Hot Hatch-Klasse war geboren.
Lamborghini Countach
Der Countach war kein Auto, er war ein Statement und DAS ultimative Posterauto. Vorgestellt 1974 als Serienmodell LP400, brachte er ein Design auf die Straße, das seiner Zeit weit voraus war: messerscharfe Linien, flache Keilform, nach oben schwenkende Scherentüren – futuristisch, aggressiv, kompromisslos italienisch.
Lamborghini brachte mit dem Countach das Supercar auf ein neues Level und schmückte die Schlafzimmerwände einer ganzen Generation. Auch wenn er schwer zu fahren war – cooler konnte man in den 70ern kaum unterwegs sein.
Pontiac Firebird Trans Am
Der Pontiac Firebird Trans Am war in den 1970er Jahren die amerikanische Antwort auf pures Muscle-Car-Feeling – laut, wild und verdammt cool. Besonders das Facelift-Modell ab 1970 mit der bulligen Front, der markanten „Shaker“-Motorhaube und dem legendären „Firebird“-Adler auf dem Kühler oder der Motorhaube wurde zur Stilikone. Spätestens mit dem Kultfilm "Ein ausgekochtes Schlitzohr" von 1977 wurde der Trans Am zum Star – schwarzer Lack, goldene Akzente, T-Tops und jede Menge Attitüde.
Unter der Haube gab’s ordentliche V8-Power, teils mit über 6 Litern Hubraum, die für klassisch amerikanischen Vortrieb sorgte – mehr Hubraum als Hightech, aber dafür jede Menge Charakter. Der Trans Am stand für Rebellion, Freiheit und eine Extraportion Rock’n’Roll.
Datsun 240Z
1969 wurde der sportlich-stylische Datsun 240Z in Japan vorgestellt. Mit seiner langen Motorhaube, dem kurzen Heck und dem klassischen Coupé-Layout sah er aus wie ein teurer europäischer Sportwagen, kostete aber nur einen Bruchteil davon. Das Design war elegant und zeitlos, irgendwo zwischen Jaguar E-Type und Ferrari – aber mit japanischer Zuverlässigkeit. Vor allem in den USA wurde er zum Bestseller und öffnete der japanischen Autoindustrie die Türen zum Weltmarkt.
Ford Mustang II
Die Einführung des Ford Mustang II war 1974 ein radikaler Bruch mit dem ursprünglichen Muscle-Car-Image des Mustang – kleiner, sparsamer und angepasst an die neuen Realitäten der Ölkrise. Während er von vielen Puristen zunächst kritisch gesehen wurde, traf er dennoch den Nerv der Zeit: kompakte Maße, geringerer Verbrauch und ein deutlich zivilisierteres Auftreten als seine Vorgänger.
Optisch orientierte er sich an europäischen Coupés und bot erstmals seit Bestehen eine etwas gediegenere Variante des „Pony Cars“. Technisch basierte er auf dem Ford Pinto, was ihm zwar sportlichen Glanz kostete, aber dafür neue Käuferschichten erschloss.
Volvo 240
Der Volvo 240 war nicht aufregend – aber er war sicher, solide und langlebig. Kein anderes Auto verkörperte den schwedischen Pragmatismus so sehr. Bis heute gelten viele 240er als unverwüstlich, und ihr kantiges Design hat längst Kultstatus erreicht – besonders bei Retro-Fans und Hipstern.
Jaguar XJ Serie 1 und 2
Die XJ-Reihe von Jaguar war die elegante Antwort Großbritanniens auf deutsche und amerikanische Oberklasseautos. Weiche Linien, luxuriöses Interieur und geschmeidiger Sechs- oder Zwölfzylinder machten den XJ zum Gentleman unter den Limousinen. Kein Wunder, dass selbst die britische Königsfamilie auf ihn setzte. Die Royals kann man sich aber auch sehr gut in diesem edlen Gefährt vorstellen, oder?
Melkus RS1000
Hier seht ihr den einzigen DDR-Sportwagen. Der Dresdener Konstrukteur und Rennfahrer Heinz Melkus erfand den "Ferrari des Ostens". Inspiriert wurde er dazu auf einem Rennen in Wien. Einen Sportwagen zu bauen, war eigentlich nicht mit der Ideologie der DDR-Politik zu vereinen. Doch das politische Geschick von Melkus ermöglichte ihn tatsächlich einen Antrag auf den Bau dieses Sportwagens bei der Zentralen Sportkommission zu stellen, der auch freigegeben wurde. Gemeinsam mit Technikern von Wartburg, der TU Dresden und Designern der Kunsthochschule Berlin wurde der RS 1000 entwickelt, der rechtzeitig zum Feiertag im Oktober 1969 fertiggestellt wurde.
Auf den Straßen der DDR wirkte der schnittige Sportwagen natürlich wie ein Exot, zwischen Wartburg und Trabant. Er erinnerte mit seinen eleganten Flügeltüren und den geschwungenen Kotflügeln an italienische Sportwagen. Dabei basierte sein Fahrwerk lediglich auf dem Wartburg. Heinz Melkus trat mit dem Sportwagen tatsächlich zu etlichen Meisterschaften an. Das Auto wurde lediglich an Rennfahrer verkauft, die normalen Bürger konnten es sich nur selten leisten. Es wurde auch nur einmal im Monat ein Melkus produziert.
Wer sich für weitere Autos der DDR interessiert, kann sich in unserer Bilderstrecke für DDR-Fahrzeuge umschauen.