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Exklusiv-Interview

Sänger Sasha im Interview: "Ich gehöre zu den Rasenmähervätern"

"Ich bin ein Rasenmäherpapa" - Sänger Sasha und seine Frau Julia im Interview Abonniere uns
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Der Sänger Sasha hat gemeinsam mit seiner Frau Julia ein Kinderbuch geschrieben und ein Kinderliederalbum aufgenommen. Grund genug für uns, Julia und Sasha zum Interview zu treffen und mal nachzufragen wie das so ist mit dem Vorlesen, den "Warum"- Fragen und dem Elternsein.

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Ihr habt euer erstes Kinderbuch zusammengeschrieben. Wen hattet ihr dabei im Kopf, für wen habt ihr das Buch geschrieben?

Julia Röntgen: Toto ist natürlich [unser Sohn] Otto. Und Mimi ist seine Cousine Milli. Das war immer ganz klar. Die heißen bei uns Toto und Mini, weil sie, als sie angefangen haben zu sprechen, wirklich Toto und Mini gesagt haben, weil sie ihre Namen nicht aussprechen konnten. Und da haben wir gedacht, um Otto ein bisschen zu beschützen, dass da auf dem Buch nicht auch noch sein Name drauf steht und um ihm ein bisschen Abstand zu lassen, nehmen wir doch einfach diese Spitznamen, die sie sich früher verpasst haben. Das fanden die beiden ganz toll.

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Ich finde vorlesen ganz wichtig, weil das Kindern ganz viel mit gibt. Aber jede Studie, die dazu rauskommt sagt: Es wird Kindern immer weniger vorgelesen. Habt ihr denn einen guten Tipp, wie Eltern sich vielleicht leichter überwinden und mit dem Vorlesen anfangen können?

Sasha: Ich kann da keinen guten Tipp geben, wie man das überwindet, weil ich das nicht habe. Mich kostet das überhaupt keine Überwindung. Es gibt vielleicht Abende, wo ich selber so müde bin, dass ich sage, jetzt wäre es auch schön, wenn Otto ohne Geschichte ins Bett gehen würde, weil ich gerade selbst so schlapp und müde bin. Aber ich mag diesen Prozess, dieses Ritual so gerne. Und das nicht, weil ich mich selber gern reden höre. (lacht) Sondern weil es mir einfach Spaß macht. Das ist einfach Otto und Papa-Time.

Wir haben uns das früher geteilt und dann hat es sich irgendwann so eingespielt, dass Julia besser den Morgen mit Otto kann und ich den Abend, wenn ich mal da bin. Ich genieße das so, wenn ich da mit Otto liege, und er auch, zum Glück. Es hätte ja auch sein können, dass er auch keinen Bock hat. Aber das Einschlafritual ist: Wir beide und ein Buch.

Julia: Und ich bin da echt total neidisch, weil ich das auch so liebe, vorzulesen. Man taucht in eine Welt ein, er fragt dann auch ganz viel und blättert noch mal zurück. Man hat einfach eine besondere Zeit mit dem Kind und hat auch einen neuen Zugang zu Geschichten, die man sonst ja nie lesen würde. Und die sind immer so schön geschrieben, also das, was wir so vorlesen.

Das Neinhorn” liebe ich einfach, das ist ja ähnlich wie mit den Liedern, das muss ich dann auch ständig vorlesen. Eine Zeitlang meinte er immer: “Mama, die eine Stelle, können wir die bitte noch mal...” während ich denke: Können wir jetzt bitte weiterlesen?

Auch diese Sicherheit einem Kind zu geben, das passiert ja auch, wenn man das abends noch mal im Arm hält und mit ihm zusammen was entdeckt. So ist das Buch auch entstanden, durch die Fragen, die er mir stellt, bevor er ins Bett geht. Die kann kein Tonie beantworten oder keine Kassette, wie bei uns früher. Kinder brauchen da Eltern. Manchmal sind die Geschichten ja auch spannend, dann muss man ja auch ein bisschen helfen, wenn er dann eine Frage dazu hat. Das sind doch auch so schöne Momente.

Wie gesagt, das Buch ist entstanden, weil Otto mir abends immer diese Fragen gestellt hat, die ich nicht beantworten konnte. Er fragte zum Beispiel “Was ist ein Antriebswerk?”. Und ich sagte dann: “Wir fragen mal den Mann im Mond, vielleicht hilft der uns ja“. Der kam mir so in den Sinn. Ich kann nur allen sagen: Holt euch diese Momente [mit euren Kindern] bloß wieder. Denn da ploppen ja auch Erzählungen aus dem Tag plötzlich auf. Das ist doch so wertvoll. Und es ist ja auch nur so eine kurze Phase.

Julia, du hast ja gerade schon von den Kinderfragen gesprochen. Was ist denn eure Lieblings- Warum-Frage? Denn das “warum?” kann Eltern manchmal ja doch ziemlich nerven.

Sasha: Meine Lieblings- Warum-Frage ist nicht die Frage an sich, sondern die Art und Weise, wie Otto das “warum” ausspricht. Er macht das immer so “waruuuum”, als wäre er ein Franzose.

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Julia: Ehrlich gesagt hat Otto gar nicht so eine wiederkehrende Frage, die mich nerven würde.

Sasha: Ich habe jetzt keine genaue Frage, aber es gibt schon situationsabhängige Fragen, die er dann 23 Mal stellt, obwohl wir es ihm schon erklärt haben. Zum Beispiel sehen wir einen Mann mit Hut und er fragt: „Warum hat der Mann einen Hut auf?“ Wir erklären es und er fragt: “Aber warum?”.

Julia: Ja, stimmt. Ich bin ein super Verdrängungskünstler, ich vergesse das immer wieder. Aber stimmt, dieses waruuuum?

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Ich fand die Figurenbezeichnung im Buch ganz lustig, da heißt es: „Eigentlich singen Mama und Toto auch ganz gern, aber wenn der Papa kommt, dann traut sich niemand mehr“.

Julia: Das ist aber auch wirklich so. Sasha ist ja viel unterwegs und Otto und ich singen im Auto oder so auch zusammen. Aber mit dir (schaut zu Sasha) traut er sich das tatsächlich nicht. Und das ist eigentlich ganz schön schade. Er ist das viel genanter und er traut sich das vor dir nicht so richtig. Nur dann, wenn er sich das genau zurechtgelegt hat. Er ist total perfektionistisch.

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Sasha: Ich habe mitgekriegt, wenn ich nicht da bin, dann hört er auch gerne “Papa - Musik”. Und wünscht sich das sogar. Das macht er selten, wenn ich mit im Auto sitze. Aber anscheinend, wenn die beiden alleine sind schon. Das macht mich natürlich stolz, das ist schön. Ich wusste aber schon, dass zum Beispiel ein Song, den ich mal gemacht habe, der heißt “Waterfalls”, dass das eins seiner Lieblingslieder ist. Das ist natürlich auch toll.

Aber neulich war es dann so weit, da hat er das erste Konzert von mir angeguckt. Wir haben in der Toskana ein Charitykonzert gemacht und da habt ihr das erste Mal wirklich die komplette Stunde im Publikum gesessen. Das war vorher noch nicht so, das hat ihn irritiert. Ich kann das auch mir total gut vorstellen, da ist [für Otto] dieser Typ, mit dem wacht er jeden Tag auf und der ist da auf einmal auf der Bühne und alle reagieren, das ist irgendwie komisch. Also ich kann das total nachvollziehen, dass das ein bisschen befremdlich ist, dass er das nicht so richtig versteht. Aber da hat er sich das angeguckt und findet das natürlich total spannend. Dann hat er ein paar Tage später vor mir gestanden und gesagt “Hey Papa, I feel lonely, lo lo lo lo lonely”.

Julia: Aber ihr beatboxt zusammen, das macht ihr schon. Und da sagt er dann: Guck mal, Papa, ich habe einen Beat. Das war auch kürzlich in der Toskana, da sind wir mit dem Bus unterwegs gewesen und auf einmal beatboxen die da zusammen.

Sasha: Wir haben zum ersten Mal zusammen gejammt, einfach frei gejammt. Ich hatte das schon vergessen, ich hab schon lange nicht mehr gemacht. Mein Viereinhalbjähriger hat mich daran erinnert.

Julia: Das war bei dem Schlaflied auch so. Das ist ja ein Zwiegespräch zwischen dem Vater und dem Kind. Milli singt in Wirklichkeit das Schlaflied. Sie hat sich das getraut und auch richtig Bock drauf gehabt. Und als wir Otto gefragt haben, ob er nicht auch Lust hat, den Toto-Part zu singen, hat er gesagt “Nee, Mama, hab ich keinen Bock“.

Dann kommen wir doch mal zur Kindermusik. Sasha, du hast ja auch ein Kinderalbum herausgebracht. Was ist denn das Beste an Kindermusik und was das Schlimmste? Denn ich finde, es gibt schon auch schlimme Kindermusik.

Sasha: Oh ja, die gibt es. Es gibt ja viele positive [Musik] und ich glaube für meinen Geschmack zumindest noch mehr negative Beispiele. Aber ich werde keine Namen nennen. Wir haben uns schon lange, auch schon vor Otto, damit beschäftigt. Ich war ja bei “The Voice Kids” als Juror und Julia hat die Kids mitbetreut. Wir haben das schon als kleines Familienprojekt gemacht. Wir fanden das immer so toll mit Kindern zu arbeiten, das hat so viel Spaß gemacht.

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Es ist natürlich auch hier und da mal auch anstrengend, aber selbst das macht Spaß. Da holt man sich selber so viel ab für sich. Das war [damals] nicht, weil ich so ein guter Mensch sein will, sondern einfach, weil ich das für mich total aufgesaugt habe, mit Kids zu arbeiten. Und da gemerkt habe: Ich hol mir ganz viel von dem ab, was ich früher gemacht habe. Das ist ja auch so, wenn man selber Kinder hat. Da sieht man auch die Welt wenigstens hier und da durch Kinderaugen und erlebt sie wieder neu und vielleicht noch mal so wie früher. Ohne das, was man sich in der Zwischenzeit irgendwie angeschafft hat, Scheuklappen und Vorurteil und so weiter.

Und insofern war das Thema, irgendwann mal was in dieser Kinderwelt zu veranstalten, schon immer da. Und es war auch klar, wenn wir mal Kindermusik machen sollten, dann ist der Anspruch der, dass auch die Erwachsenen das gut finden können.

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Ja klar, denn wir Eltern sind am Ende die Leidtragenden.

Sasha: Stundenlange Autofahrten und “Aramsamsam”, genau.

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Ich muss aber gestehe, ich hab in die Platte schon reingehört und das Baggerlied hat schon auch Potenzial einem so richtig auf die Nerven zu gehen.

Julia: Ein bisschen. Aber es stimmt (sie singt) “Hammer, Meißel”. Aber das hat einen guten Beat. Das ist nicht so doof.

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Sasha: Wir rätseln auch die ganze Zeit schon, welches Lied bei welcher Gruppe von Kids gut ankommt und welches am ehesten Potenzial hat, wenn man es zu oft hört, die Eltern zu nerven.

Julia: Ich bin ja gar nicht so firm mit Kindermusik, weil Otto kaum Kindermusik hört. “Deine Freunde” findet er mega. Zum Glück, denn das macht mir auch total viel Spaß. Wenn ich da mit Sing- und Bewegungsliedern komme, das geht nicht. Otto hört die Rolling Stones, Imagine Dragons, Harry Styles. Aber ich kann euch sagen: Auch das 800. Mal “As it was” macht es dann nicht besser. Oder das 50. Mal “I can´t get no satisfaction”.

Ich wäre fast vor den Baum gefahren, weil ich gedacht habe: „Ich kann nicht mehr“. Das ist, wie, wenn man etwas zu oft gegessen hat. Irgendwann kriegt man das nicht mehr runter, egal wie lecker es war. Genauso ist das halt auch mit Musik.

Man hat ja, bevor man Kinder hat, meist eine Idee davon, wie man so als Elternteil sein wird. Wie sehr deckt sich eure Vorstellung davon mit dem, wie ihr jetzt als Eltern seid.

Sasha: Wenn man den Wunsch hat, Eltern zu werden, dann hat man eine bestimmte Vorstellung davon. Wenn man, wie wir, eigentlich nicht großartig darüber nachgedacht hat, hat man keine Vorstellung davon, weil man sich vorher nicht so die Gedanken gemacht hat.

Julia: Wir hatten ja dann fast neun Monate Zeit, uns Gedanken darüber zu machen. Wir haben das ja nicht geplant. Das war ja echt eine Überraschung, die schönste Überraschung unseres Lebens. Da wollte einfach das Universum, dass das passiert. Das war genau perfekt. Und dann habe ich mir aber schon Gedanken gemacht. Hoffentlich werde ich cool... Aber ich hab mir schon auch Gedanken ums Kind gemacht, hoffentlich wird das nicht doof. Das kann ja auch sein, dass der Charakterzüge von jemand anderem aus der Familie mitbringt. Aber er ist so cool und ich freue mich jeden Tag.

Ich hab immer gedacht, ich will ne coole Mama sein, aber ich will auch Grenzen aufzeigen. Ich hab schon gedacht: Hoffentlich kriege ich das hin, das nicht mit zu viel Strenge, sondern auf einer guten Augenhöhe zu machen. Klar, das ist nicht mein bester Kumpel, das ist ja mein Kind, aber das gut hinzukriegen, auch wenn die Welt mich hier und da schon mal zur Helikoptermutter werden lasst. Ich hab da schon mehr Angst, ihn frei laufen zu lassen. Was ich alles gemacht habe als Kind, diese Freiheit, das war so geil. Und das ist schon etwas, was ich ihm gern geben würde, was ich aber nicht schaffen werde, weil ich zu viel Angst habe vor diesen Wahnsinnigen da draußen. Da muss ich schon an mir arbeiten. Durch diese ganzen globalen Nachrichten bekommt man ja auch viel mehr mit als früher.

Sasha: Und dann kommt natürlich noch dazu, dass wir auch schon ein bisschen länger da sind. Wir sind ja jetzt keine jungen Eltern mehr. Ich glaube, dass junge Eltern noch nicht so viel mitbekommen haben, was alles schieflaufen kann, was einem selber oder dem Kind passieren kann. Je länger man auf der Welt ist, desto mehr hat man auch schon Quatsch erlebt. Das habe ich gemerkt und ich muss mir das so hart abtrainieren. Julia hat definitiv Helikoptermutter-Ansätze, aber ich bin noch viel schlimmer.

Julia: Am Pool bin ich Hardcore-Helikopter, da bin ich Bademeister. Aber auch für alle anderen Kinder. Ich habe keinen Bock darauf, dass da in meinem Urlaub ein Kind in den Pool fällt und im schlimmsten Fall ertrinkt, während die Eltern da sitzen und am Handy rumdaddeln.

Sasha: Aber das ist ja nicht Helikopter. Ich habe mir das genau durchgelesen, um das im Griff zu haben. Das kann manchmal schon übergriffig werden, auch in der Schule und so. Aber bei mir ist das noch schlimmer. Ich gehöre zu den Rasenmähervätern. Das sind nämlich die, die alle Gefahren, die sich irgendwo befinden könnten, im Vorfeld aus dem Weg räumen, damit ja nichts passiert.

Das heißt, der Spielplatz wird erst mal gescannt. Auf Spritzen, auf Glasflaschen, und das muss dann alles da weg. Dann geht’s um die Sicherheit. Ist das zu hoch? Ist das sicher? Und so weiter. Völlig gaga.

Du würdest deinen Sohn also am liebsten in Bubblefolie packen, damit er sich an nichts stoßen oder verletzen kann?

Sasha: Ja, das war mal meine Vorstellung.

Julia: Bis ich ihm das verboten habe!

Sasha: Das ist auch gut und richtig so. Und mittlerweile komme ich damit besser klar. Das ist ja auch Stress für einen selbst. Das ist Stress pur, wenn man überall nur Gefahren sieht. Und auch fürs Kind ist das kacke, denn ich habe ihn natürlich nicht 4 m hoch auf dem Klettergerüst klettern lassen. Ich stelle mir das immer alles vor und dann ist es vorbei.

Aber dann ergänzt ihr euch ja total gut. Julia ist da vielleicht etwas lockerer und Sasha ein bisschen vorsichtiger und euer Sohn kann sich immer das holen, was er gerade braucht.

Julia: Das stimmt, wir sind eine gute Mischung. Ich lass die Leine vielleicht ein bisschen zu lang und du sie ein bisschen zu kurz. Und so haben wir dann zusammen eine ganz gute Länge.

Sowohl das Kinderbuch "Toto und der Mann im Mond" als auch die angesprochene CD mit Kindermusik könnt ihr ab sofort im Handel erwerben. Auf Instagram findet ihr mehr über das Buch und von Julia und Sasha.

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