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Trotz neuer Gesetze

Schon wieder Engpässe bei Kinder-Medikamenten: Ärzte warnen vor erneutem Mangel 

Medikamenten Engpass Apothekenzeichen
© iStock / Getty Images Plus / caughtinthe

Der Herbst ist da und die Kids kommen mit den ersten Infekten aus Kita oder Schule heim. Mit den fallenden Temperaturen steigt die Besorgnis von Eltern vor erneuten Lieferengpässen bei Kinder-Medikamenten – und auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) warnt vor möglichen Engpässen bei der Versorgung von Kindern mit dringend benötigten Medikamenten. Sollten wir jetzt Vorräte anlegen?

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Obwohl im vergangenen Sommer ein Gesetz gegen Lieferengpässe verabschiedet wurde, sind erste Anzeichen für knappe Bestände bei bestimmten Medikamenten spürbar. Vielerorts müssen Eltern mehrere Apotheken aufsuchen, um die benötigten Mittel zu bekommen. Vor allem Fiebersaft und Antibiotika für Kinder sind seit Monaten knapp. Die sich ankündigende neue Corona-Variante könnte ihr übriges dazu tun.  

Die Lage ist besorgniserregend

Thomas Fischbach, der Präsident des BVKJ, äußerte seine Besorgnis gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er befürchtet, dass Eltern in den kommenden Herbst- und Wintermonaten erneut vor dem Problem stehen könnten, Fiebersäfte oder Antibiotika für ihre kranken Kinder zu bekommen. Das würde sowohl die Familien als auch Kinderarztpraxen belasten, da diese oft stundenlang Apotheken abklappern müssen, um die benötigten Medikamente zu beschaffen.

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Neue Gesetze gegen Medikamentenmangel

Der Bundestag hatte zwar erst im Juli 2023 ein Gesetz verabschiedet, das gegen den Medikamentenmangel vorgehen soll. Es zielt darauf ab, die Versorgung mit wichtigen Arzneimitteln, insbesondere für Kinder, sicherzustellen. Dazu gehört die Lockerung der Preisregeln für Kinderarzneimittel durch die Abschaffung von Festbeträgen und Rabattverträgen.

Wir empfehlen Eltern, eine kleine Menge an Fiebersaft zuhause zu haben – genug, damit sie ihr Kind versorgen können bis zur nächsten regulären Öffnung der Apotheke. Bei einem Kind dürften also 100 Milliliter Fiebersaft ausreichen. Die Apothekerinnen und Apotheker tun alles, um Lieferengpässe auszugleichen und Versorgungsengpässe zu verhindern. Im Gespräch lässt sich oft eine gute Lösung für die Eltern und das erkrankte Kind finden. Neben einem Austausch der Darreichungsform – wenn Säfte nicht lieferbar sind, könnte das Apothekenteam zum Beispiel auf Zäpfchen ausweichen – können Apothekenteams bei Lieferengpässen von industriell produzierten Arzneimitteln in einigen Fällen auch Rezepturarzneimittel selbst herstellen.
- Dr. Ursula Sellerberg, M.Sc. Stellvertretende Pressesprecherin & Apothekerin
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.
Bundesapothekerkammer
Deutscher Apothekerverband e.V.

Die Herausforderungen bleiben

Trotz dieser Reformen sind die Herausforderungen nicht verschwunden. Fischbach argumentiert, dass es immer noch nicht attraktiv genug für Pharmaunternehmen sei, Medikamente in Deutschland herzustellen und zu verkaufen. 

Welche Medikamente sind genau betroffen?

Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat eine Dringlichkeitsliste veröffentlicht, auf der Medikamente aufgeführt sind, die von Lieferengpässen betroffen sein könnten. Die Dringlichkeitsliste könnt ihr hier anschauen oder herunterladen. Zu den aufgeführten Mitteln gehören gängige Medikamente wie das Breitbandantibiotikum Amoxicillin, die schmerz- und fiebersenkenden Arzneimittel Ibuprofen und Paracetamol sowie Salbutamol, das zur Asthmatherapie verwendet wird.

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Gibt es Alternativen, wenn ein bestimmtes Medikament nicht lieferbar ist?

Wenn bestimmte Medikamente nicht verfügbar sind, wird empfohlen, auf alternative Darreichungsformen auszuweichen. Wenn es also keinen Fiebersaft gibt, muss man sich mit Fieber-Zäpfchen für die kleinen oder Tabletten für die größeren Kids begnügen. Bei Antibiotika gestaltet sich die Suche nach Alternativen schwieriger, sie sind nicht in dem Maße ersetzbar.

Gut zu wissen!

Manche Apotheken können auch eigene Fiebersäfte für Kinder herstellen, die in Qualität und Wirkstoffen den 'Fertigprodukten' entsprechen. Oft schmecken sie allerdings ein bisschen unangenehmer. 

Sollen wir jetzt Medikamenten-Vorräte anlegen?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rät natürlich davon ab, Medikamente zu horten. Schon aus Solidarität sollte sich niemand den Schrank voller Fiebersaftvorräte packen. Es ist dennoch sinnvoll, einen kleinen Vorrat als Hausapotheke anzulegen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Im Falle einer schweren Infektwelle verspricht die Bundesregierung zusätzliche Importe, um die Versorgung sicherzustellen. 

Micky Moses

Sicher ist sicher!

Meine beiden Kinder sprechen auf zwei verschiedene Wirkstoffe an. Wir versuchen also immer, einen Fiebersaft mit Paracetamol und einen mit Ibu im Haus zu haben. Von 'hamstern' würde ich bei zwei Fläschchen also nicht sprechen. Ich habe auch immer zwei Packungen Kopfschmerztabletten daheim. Denn wir alle wissen: Alle (Kinder-)Krankheiten fangen IMMER dann an, wenn grade (Kinder-)Ärztin und Apotheken Feirabend gemacht haben. 

Micky Moses

Warum gibt es Lieferengpässe bei Kindermedikamenten eigentlich?

Die Lieferengpässe bei Kindermedikamenten haben verschiedene Ursachen, unter anderem: 

  • Die überdurchschnittlich vielen RSV-Infektionen zu einer erhöhten Nachfrage nach fiebersenkenden Mitteln und Antibiotika geführt.
  • Die gestiegenen Infektionszahlen aufgrund des Aufholeffekts nach den Corona-Maßnahmen. Kinder sind nun wieder häufiger Krankheitserregern ausgesetzt und benötigen daher mehr Medikamente.
  • Auch die Verlagerung von Produktionsstätten nach Indien und China sowie die Unterbrechung von Lieferketten aufgrund des Ukrainekriegs tragen zu den Engpässen bei.
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Auch die Apotheken stehen unter Druck

Nicht nur wir Familien und unsere Kinderärzte sind von den Lieferengpässen betroffen, sondern auch die Apotheken. Aufgrund der steigenden Bürokratie, zu wenig Personal und den Lieferengpässen sind auch sie zunehmend unter Druck. Erst im Juni dieses Jahres haben ApotheketInnen landesweit protestiert und die Politik aufgefordert, ihnen mehr Entscheidungskompetenz bei Engpässen zu übertragen.

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Fazit

Die Lieferengpässe bei Kindermedikamenten sind nach wie vor ein ernsthaftes Problem. Obwohl Gesetze erlassen wurden, um die Situation zu verbessern, bleiben die Herausforderungen bestehen. Es bleibt abzuwarten, ob die getroffenen Maßnahmen ausreichen, um die Versorgung von Kindern mit lebenswichtigen Medikamenten in der kommenden Erkältungssaison sicherzustellen. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft stehen auf dem Spiel. Ein kleiner Vorrat an Fiebersaft kann im Notfall hilfreich sein.  

Quellen: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Bundesverband der Kinder- und Jugendärztinnen, NOZ: Kinderärzte: Ab Herbst werden Fiebersäfte und Antibiotika wieder knapp!, Tagesschau: Kinderärzte warnen erneut vor Medikamentenmangel, BfArM.de

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