Ja, eine Frau kann schwanger trotz Kondom werden. Allerdings liegt das nicht daran, dass das Kondom an sich ein unsicheres Verhütungsmittel ist, sondern daran, dass es schnell zu Fehlern bei der Anwendung kommen kann. Das sind die häufigsten Gründe.
Wie sicher sind Kondome wirklich?
Kondome bieten, richtig angewendet, eine hohe Sicherheit. Und zwar sowohl als Schutz vor einer unerwünschten Schwangerschaft als auch vor zahlreichen sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV oder Chlamydien.
Aber wie bei allen Verhütungsmethoden gibt es keine 100-prozentige Garantie. Der sogenannte Pearl-Index, eine Kennzahl, die die Sicherheit von Verhütungsmethoden angibt, liegt beim Kondom zwischen 2 und 12. Das bedeutet, dass pro Jahr von 100 Frauen, die mit Kondom verhüten, 2 bis 12 Frauen schwanger werden. Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer die Verhütungsmethode.
Zum Vergleich: Der Pearl-Index der Pille liegt zwischen 0,2 und 0,5, der der Hormonspirale bei 0,1 und der sogenannten „natürlichen Familienplanung" (Symptothermale Methode) bei 0,4 bis 1,8.
Schwanger trotz Kondom – wie kann das sein?
1. Falsche Anwendung
Eine der häufigsten Ursachen für eine Schwangerschaft trotz Kondom ist eine falsche Anwendung. Ein Kondom sollte erst nach dem Erreichen der Erektion aufgesetzt werden, und zwar ohne, dass es zu viel Luft im Reservoirbereich (der kleine Zipfel oben am Kondom) gibt – ist zu viel Luft im Kondom, kann es leicht platzen. Wenn das Kondom zu früh aufgezogen wird oder nicht richtig sitzt, kann es abrutschen oder reißen.
Vorsicht ist auch beim Abnehmen des Kondoms nach dem Sex geboten: Haltet das volle Kondom beim Herausziehen des Penis aus der Vagina unbedingt zu, damit es nicht abrutscht und/oder ausläuft!
2. Das Kondom ist beschädigt
Es ist leider nicht ausgeschlossen, dass Kondome beschädigt sind, bevor sie verwendet werden. Dies kann durch unsachgemäße Aufbewahrung (z. B. in der Geldbörse) oder durch ein abgelaufenes Haltbarkeitsdatum der Fall sein. Möglich ist auch, dass ihr es durch spitze oder eingerissene Fingernägel beim Aufreißen kaputt macht. Beschädigte Kondome können leicht reißen und bieten dann keinen Schutz mehr vor einer Schwangerschaft.
3. Gleichzeitige Verwendung von Gleitmitteln
Nicht alle Gleitmittel sind kompatibel mit Kondomen. Öl-basierte Produkte wie Babyöl oder Lotionen können das Material von Latex-Kondomen schwächen und das Risiko des Reißens erhöhen. Wasserbasierte oder silikonbasierte Gleitmittel sind dagegen sicherer und beeinträchtigen die Sicherheit der Kondome nicht. Wenn du ein Gleitgel zusammen mit einem Kondom benutzen möchtest, schaue einfach auf der Packung des Gleitgels nach, ob es mit Kondomen kompatibel ist.
Im Video findest du die sichersten Verhütungsmittel im Überblick:
4. Falsche Lagerung
Kondome sollten an einem kühlen, trockenen Ort aufbewahrt werden. Hohe Temperaturen, etwa in der Nähe von Heizungen, im Auto oder in der Geldbörse, können das Material angreifen. Auch Kondome, die das Haltbarkeitsdatum überschritten haben, verlieren an Qualität und sind nicht mehr sicher.
5. Falsche Größe
Ein weiteres Problem, das die Effektivität von Kondomen beeinträchtigen kann, ist die falsche Größe. Ein Kondom, das zu eng ist, kann reißen, ein zu weites abrutschen. Es ist also entscheidend, die richtige Kondomgröße zu wählen!
Was tun, wenn ich trotz Kondom schwanger bin?
Zunächst einmal ist es jetzt wichtig, ruhig zu bleiben. Wenn du Sorgen hast oder nicht weißt, was du tun sollst, wende dich am besten direkt an deine*n Frauenärzt*in. Du kannst dir in fast allen Fällen die Pille danach verschreiben lassen oder einen Schwangerschaftstest durchführen lassen, um Klarheit zu gewinnnen.
Wenn du erstmal anonym bleiben möchtest, kannst du dich zum Beispiel an das Hilfetelefon „Schwangere in Not" wenden (Tel.: 0800 40 40 020) oder auch an eine Beratungsstelle (z.B. von ProFamilia).