Schwiegermutter oder Schwiegermonster? Wieso es so häufig zu Konflikten kommt und was ihr für ein gutes Verhältnis zu den Eltern eures Partners oder eurer Partnerin tun könnt, verrät Psychotherapeutin Marga Bielesch.
Wenn die Schwiegermutter ein "Schwiegermonster" ist
Als Jane Fonda 2005 in "Das Schwiegermonster" in die Rolle der bösen Schwiegermutter schlüpfte, wurde der Film nicht ohne Grund zu einem Kino-Hit. Zwar wird wohl kaum jemand eine so überspitzte, hinterlistige und sabotierende Schwiegertochter-Schwiegermama-Beziehung führen wie Jennifer Lopez und Jane Fonda, trotzdem fühlten sich viele Paare von diesem Film abgeholt.
Schließlich kommt es nicht selten zu Konflikten mit der Schwiegermutter. Aber warum eigentlich? Gibt es wirklich ein so großes Konfliktpotenzial oder ist es vielmehr ein Klischee, dass die Beziehung zur Schwiegermutter oft kompliziert ist und dadurch wird es zu einer Art selbst erfüllenden Prophezeiung? Genau darüber haben wir mit Psychotherapeutin und Paartherapeutin Marga Bielesch gesprochen, die in ihrer Praxis auch immer wieder Paare zu diesem Thema berät.
Warum gibt es Probleme mit der Schwiegermutter?
Laut Marga Bielesch sind Konflikte mit der Schwiegermutter nicht selten, auch wenn sie in der Regel nicht direkt am Anfang auftreten: "Häufig ist es so, dass man sich ganz gut mit den Schwiegereltern versteht. Konflikte mit den Schwiegereltern entstehen meistens, wenn ein junges Paar ein Kind bekommen hat. Die Schwiegermutter will sich dann natürlich einbringen, sie freut sich ja auch, dass das kleine Baby auf die Welt gekommen ist. Wenn die Schwiegermutter sehr engagiert ist und vielleicht auch ein bisschen grenzüberschreitend agiert, kann es zu Problemen kommen", so Bielesch.
Ein wenig Klischee sieht die Paartherapeutin aber auch hinter dem ganzen Thema: "Ich sag immer, man ist selbst der Gestalter seiner Beziehungen. Eine Schwiegermutter kann sich nur so übergriffig verhalten, wie man es selber zulässt. Wir haben das irgendwo auch ein bisschen selber in der Hand."
Auch der Schwiegervater kann Probleme bereiten
Probleme kann es übrigens nicht nur mit der Schwiegermutter geben: "Generell ist es die Schwiegerfamilie, es kann auch der Schwiegerpapa Probleme bereiten. Es ist nicht immer ganz klassisch nur die Frau, da kann man keine Schublade aufmachen", erklärt Marga Bielesch und betont im gleichen Zuge: "Es muss aber gar nicht schwierig werden. Es muss nicht zwangsläufig zu Problemen kommen. Hier sind alle Beteiligten mit verantwortlich."
5 Tipps für ein gutes Verhältnis zu den Schwiegereltern
Aber was kann man tun, um Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen? Und wie gehe ich damit um, wenn es bereits große Probleme gibt – ist die Beziehung noch zu retten? Marga Bielesch hat fünf Tipps.
Eine Schwiegermutter kann sich nur so übergriffig verhalten, wie man es selber zulässt. Wir haben das irgendwo auch ein bisschen selber in der Hand.
#1 Sich abgrenzen
Da so viele Probleme mit Schwiegereltern entstehen, wenn die Familie Zuwachs bekommt, rät Bielesch, sich hier klar als eigene Familie abzugrenzen: "Es ist wirklich wichtig, dass man nach außen deutlich macht: Das ist unsere kleine Familie und das ist unser Weg und wir wollen das gerne so machen, wie wir das wollen. Ihr könnt gerne etwas dazugeben, aber das ist unser Weg. Das ist ganz wichtig."
#2 Seine eigenen Grenzen zeigen
Oft gelingt diese Abgrenzung nicht gleich von Anfang an. Manchmal merkt man erst nach einiger Zeit, dass es einem zu viel ist und die eigenen Grenzen überschritten wurden. "Wenn es zu Konflikten kommt – und das ist ganz klassisch – ist es wichtig, dass sich junge Mütter und Väter nicht einschüchtern lassen, sonst brodelt es und der Frust wird immer größer. Sie sollten klar und konstruktiv ansprechen, wo die eigenen Grenzen sind. Die Beziehung reguliert sich, je mehr sich die junge Familie auch für ihre Bedürfnisse einsteht.
Ein Alltagsbeispiel: Wenn die Schwiegermutter sagt: 'Jetzt hör doch mal auf zu stillen, das Kind wird doch nicht mehr satt' und die junge Mutter möchte aber noch ein halbes Jahr weiterstillen, dann ist es ganz wichtig, dass die junge Mama für ihre Bedürfnisse einsteht und ihren Weg geht."
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#3 Offen, wertschätzend und klar sein
Ein Geheimrezept für eine gesunde Beziehung zu den Schwiegereltern gibt es leider nicht. Damit es von Anfang an gar nicht erst zu Problemen kommt, hält Marga Bielesch eine offene, klare und wertschätzende Art wichtig: "Immer konstruktiv und klar bleiben, sich nicht zurückziehen. Ganz oft entstehen Missverständnisse und keiner spricht drüber und dann liegt der Brocken da und bleibt über Jahre unangefasst. Man denkt, 'sie kann mich gar nicht leiden', dabei ist das gar nicht so.
Wichtig ist auch, nur das zu tun, was man wirklich möchte: "Es ist schön, wenn man sich regelmäßig sieht, aber es ist kein Muss. Man sollte die Schwiegereltern besuchen, weil man es wirklich möchte und nicht, weil man sich dazu gezwungen fühlt. Sonst wirken die negativen Gefühle unterschwellig mit", so die Psychotherapeutin.
#4 Nicht die Pistole auf die Brust setzen
Ganz oft ein Thema: Die Partnerin oder der Partner kommt nicht mit der Schwiegermutter klar, man selbst hat aber ein sehr gutes Verhältnis zu den Eltern und möchte dieses auch nicht aufs Spiel setzen – man steht zwischen den Stühlen. Eine schwierige Situation. Paartherapeutin Marga Bielesch erklärt: "Fürs Erste ist es wichtig, dass man sich nicht entscheiden muss. Weder die Eltern noch die Partnerin oder der Partner können einem hier die Pistole auf die Brust setzen."
Wenn man feststellt, dass man alles versucht hat, aber irgendwie wird das nichts, ist sei es wichtig, das offen beim Partner oder der Partnerin anzusprechen und ihm oder ihr gleichzeitig zu erlauben, weiterhin den normalen Kontakt zu seinen Eltern zu haben. "Entweder ich oder du" ist keine Möglichkeit.
Sollte aber ein Kind geboren werden, ändert sich die Situation ein wenig. "Wenn ein Kind da ist, wäre es schon wichtig, dass sich z. B. der Mann dann auch positioniert und ein Stück mehr zur Partnerin rutscht und ihr den Rücken stärkt. Wenn die Schwiegermutter dann sieht, 'das ist jetzt eine eigene Familie', dann wird sie es irgendwann auch akzeptieren können."
#5 Verständnis für die Schwiegermütter
Wenn es von Anfang an schwierig ist, müsse man laut der Psychotherapeutin geduldig sein. "Man selber kann sich nur so zeigen, wie man ist und offen auf die Schwiegermutter zugehen. Wenn sie das aber ganz und gar nicht zulässt und sich nicht öffnen will, ist das manchmal vergebene Müh. Das kann daran liegen, dass der Schwiegermutter etwas Sorge bereitet, vielleicht fällt ihr das loslassen schwer. Hier ist eine offene Art wichtig, aufeinander zuzugehen und geduldig schauen, wie es sich entwickelt." Loslassen ist ein Prozess und braucht manchmal Zeit. Wichtig sei es auch, den Schwiegermüttern Verständnis für ihre Situation entgegenzubringen.
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