Eine wirkliche never ending Story im Leben (mit Kindern) ist das leidige Thema aufräumen. Oft belastet es uns mehr als wir im ersten Moment glauben, denn nicht nur, dass es zu einer beinahe täglichen Herausforderung wird, Ordnung zu halten, es führt auch zu Stress, immer wieder auf herumliegendes Spielzeug, Schmutzwäsche oder vollgeräumte Tische zu blicken. Mit diesen 10 Tipps wird euer Mental Load geringer.
- 1.Tipp 1: Gut genug ist perfekt
- 2.Tipp 2 : Eine Liste für alle(s)
- 3.Tipp 3: Care Arbeit ist keine moralische Arbeit
- 4.Tipp 4: Nicht überwältigen lassen
- 5.Tipp 5: Enjoy your life
- 6.Tipp 6: Ihr dürft Pause machen
- 7.Tipp 7: Aufräumen hat kein Geschlecht
- 8.Tipp 8: Jede*r darf helfen
- 9.Tipp 9: Aufräumspiele ausprobieren
- 10.Tipp 10: Niemand räumt perfekt auf
Tipp 1: Gut genug ist perfekt
Wir alle stecken in dieser Perfektionsfalle fest, dass es nicht ausreicht, etwas "nur" gut zu erledigen. Stattdessen muss es perfekt und im Falle des Aufräumens also picobello sauber bei uns sein. Neben der Tatsache, dass das extrem viel Druck erzeugt und uns handlungsunfähig werden lässt, ist es auch einfach Quatsch. Wer von uns will denn schon in einem sterilen Umfeld leben? Es ist total ok, wenn hier und da noch Spielzeug auf dem Boden liegt oder der eine Stapel Papier nicht wegsortiert ist. Wenn ihr euch in eurem Zuhause wohl fühlt, dann ist das definitiv gut genug.
Tipp 2 : Eine Liste für alle(s)
Schreiben kann beim Aufräumen helfen. Weil ihr klar vor Augen habt, was gemacht werden muss und ihr nicht mehr drüber nachdenken müsst. Oftmals ist es total belastend tage- oder wochenlang mit "Ich muss dringend noch..." oder "Das sollte ich endlich angehen..." durch die Gegend zu laufen. All die Anforderungen die ihr so mitdenkt, machen einen erheblichen Anteil vom Mental Load aus. Indem ihr Listen schreibt, entlastet ihr euch selbst. Und könnt priorisieren, was am wichtigsten ist. So könnt ihr langsam aber stetig das Chaos in den eigenen vier Wänden verringern.
Aufschreiben und Teilen
Vielleicht sehr banal, aber: Aufschreiben. Dann hat man den Kram nicht mehr alleine im Kopf sondern als Liste, wo es allen Familienmitgliedern vorliegt. Dann kann man einfacher abgeben und eben den Kopf nicht mehr ganz so voll.
Braindump
Tatsächlich schreibe ich gern sogenannte "Braindump"- Listen, um hin und wieder meine gefühlt ellenlange Liste aus dem Kopf zu bekommen. Denn einmal alles runtergeschrieben, herrscht eine neue Klarheit in meinem Kopf, weil ich weiß: Ich habe alles, was mich gerade beschäftigt und vielleicht belastet mal aufgeschrieben. All die kleinen Sachen die soviel Energie fressen fixiert auf einem Blatt vor mir zu lesen, hilft mir sehr. Und oft stelle ich dann auch fest, wie unnötig dieses Dinge-im-Hinterkopf-haben ist. Denn so aufgeschrieben, verliert vieles an Bedeutung und ist doch nicht mehr so dringend.
Tipp 3: Care Arbeit ist keine moralische Arbeit
Die Therapeutin KC Davis hat ein ganzes Buch zum Thema Aufräumen und Mental Load geschrieben. In "Kopf über Wasser im Alltagschaos" sagt sie, dass wir aufhören müssen, Aufräumen als eine moralische Arbeit zu sehen. Es geht nicht darum besonders "gut" oder "schlecht" einen Raum aufzuräumen, sondern es einfach zu tun. Niemand ist besonders gut im Aufräumen, obwohl es natürlich Menschen gibt, denen diese Arbeit mehr Spaß macht, als anderen. Und das dürfen sie ja auch tun. Aber ihr seid keine schlechteren Menschen, wenn es bei euch mit dem Aufräumen nicht so (scheinbar) gut läuft wie bei anderen.
Tipp 4: Nicht überwältigen lassen
Ganz ehrlich: Natürlich ist es manchmal überwältigend viel Arbeit den Haushalt ordentlich zu halten, sich um die Kinder zu kümmern und dann noch erwerbstätig zu sein. Oft reicht eine dieser Aufgaben aus, um das Leben zu füllen. Und die allermeisten von uns versuchen, all diese vielen Herausforderungen gleichzeitig zu meistern. Versucht, euch nicht vom Aufräumen überfordern zu lassen sondern an "Momo" und ihren Straßenkehrer Beppo zu denken. Immer einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Überlegt nicht wie viel in der Küche zu erledigen ist, sondern fangt mit einer Sache oder einer Ecke an.
Tipp 5: Enjoy your life
Aufräumen ist nicht alles im Leben, das sollten wir uns immer wieder vor Augen halten. NIemand wird am Ende des Lebens darüber nachdenken, er oder sie hätte mehr aufräuen sollen. Was schon wichtig ist: Eurer Zuhause muss gesundheitlich unbedenklich sein. Therapeutin und Buchautorin KC Davis hat drei Kriterien für jeden eurer Lebensbereiche entwickelt, nachdem ihr eure Aufräum-Aktivitäten planen solltet.
- Gesundheit & Sicherheit
- Komfort
- Glück
Geht für jeden Bereich in dem ihr aktiv werdet gedanklich diese Kriterien durch. Was müsst ihr tun, um ein gesundes, sicheres Zuhause herzustellen? Dass regelmäßig der Müll entsorgt wird, Kleidung gewaschen wird oder eure Familie beim Laufen nicht über Gegenstände stolpert, gehört in den Bereich der Gesundheit & Sicherheit. Hier solltet ihr immer zuerst aktiv werden.
Komfort umfasst dann Dinge wie den sauberen Spiegel oder genügend Platz um in der Küche frei hantieren zu können. Das alles ist nicht überlebenswichtig, aber schön.
Unter die Kategorie Glück fallen all die Aufräumaktivitäten die euch in eurem Zuhause Glücksmomente bescheren. Eine saubere Badewanne in der ihr liegen und entspannen könnt oder jahreszeitliche, frei zugängliche Dekoration.
Tipp 6: Ihr dürft Pause machen
Nein, niemand muss am Stück drei Stunden aufräumen. Das bringt auch wenig außer schlechter Laune. Schaut nach dem oben erwähnten Prinzip was zuerst und wirklich dringend erledigt werden muss und setzt euch eine zeitliche Grenze. Die kann auch nur 10-15 Minuten betragen. Im Zweifelsfall helfen mehrere kleine Einheiten nämlich auch mehr als eine Großaktion bei der euch nach einer Stunde die Lust und der Antrieb verlässt.
Jeden Tag ein bisschen
Wir machen jeden Tag ein bisschen was, aber nie alles und manches auch fast nie (unser (sauberer) Wäscheberg hat schon einen Namen, wir kommen nie hinterher). Weil beide Kids noch sehr viel Einschlafbegleitung brauchen und wir abends auch oft nochmal arbeiten, haben wir nur Zeit zum Saubermachen, bevor die Kids im Bett sind.
Unsere Prio: Eine*r macht die Kids bettfertig, der/die andere fix die Küche sauber. Mit den Kindern räumen wir abends schnell das Nötigste im Kinderzimmer auf und der Rest kommt in eine große Tüte im Schrank für nächste Woche. Wir haben auch Körbe in jedem Zimmer, in die rumliegendes Spielzeug kommt, statt ständig ins Kinderzimmer damit zu laufen.
Tipp 7: Aufräumen hat kein Geschlecht
Auch wenn es in der Gesellschaft oft so dargestellt wird als sei Care Arbeit eine rein weibliche Angelegenheit, Männer können die Hausarbeit selbstverständlich auch übernehmen. Gerade dann, wenn die Frauen bereits mit der Betreuung der Kinder beschäftigt sind. Auch das ist ja Arbeit. Teilt eure Aufräumaktionen gern nach persönlichen Präferenzen auf – aber erledigt sie gemeinsam.
Jede*r kann alles
Schwierig wahrscheinlich für alle umzusetzen, aber bei uns hat zwei Mal geholfen, dass mein Mann auch Elternzeit hatte bzw. Teilzeit arbeitet (und ich dann eben auch wieder), so begab es sich zwangsläufig, dass ich weniger gemacht habe und dadurch meinem Mann dann auch Dinge auffallen (die er dann auch erledigt).
Klare Verteilung
Wir probieren es aktuell, indem wir Aufgabengebiete recht klar verteilen (z.B. Müll wegbringen und bügeln der Mann, Wäsche waschen, trocknen, zusammen- & weglegen ich). Und den Frühjahrsputz machen wir alle zusammen.
Tipp 8: Jede*r darf helfen
Selbstverständlich haben Kinder einen ganz anderen Ordnungssinn als wir Erwachsenen. Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht mithelfen dürfen. Ihr erleichtert euch das Leben wenn ihr sie von klein auf in altersgerechte Arbeiten einbindet. Und das am besten so, dass sie früh lernen, dass Aufräumen zwar nötig ist, aber eben nicht bewertet wird. Erinnert euch an Tipp 3. Sie helfen so gut sie können und wenn das Stück Boden vor ihnen dann sauberer als vorher ist, dann ist das ein Anfang.
Zusammen gehts schneller
Wir spannen die Kids mit ein: Waschmaschine, Tisch decken, Staubsaugen. Müll direkt in den Mülleimer/ ins Recycling machen wir zusammen. Das hilft etwas. Ansonsten, Augen zu ...
Es kommt niemand anderes vorbei....
Ja, ich habe meine Kinder schon mal darauf hingewiesen, dass sie nicht im Hotel wohnen und leider mitanpacken müssen. Das traf natürlich nicht auf freudige Kinderohren, ich kann das auch verstehen. Ich wünsche mir doch selbst oft genug, dass irgendjemand anderes den Tisch für mich abdeckt oder das Geschirr spült. Ist aber nun mal nicht so. Und so lernen meine Kinder, dass ihre Mithilfe wichtig ist. Das geschieht altersgerecht aber ich persönlich finde, dass jede*r einen Beitrag leisten kann.
Tipp 9: Aufräumspiele ausprobieren
Wenn euer Nachwuchs so gar keine Lust auf aufräumen hat, ihr aber Unterstützung braucht, dann könnt ihr es mit Aufräumspielen versuchen. So lernen auch die Jüngsten, dass sie mit einem überschaubaren Zeitaufwand schon ganz schön viel schaffen können.
Spielzeug-Rotation
Wir nutzen keinen Timer. Meine Kinder haben ca. 10-15 Minuten und was bis dahin nicht aufgeräumt ist, kommt unsortiert in den Sack und verschwindet für ein paar Tage. Basiert quasi auf dem Spielzeug-Rotations-Prinzip und funktioniert ganz gut, von sich aus räumt hier natürlich auch keiner auf. Die Kinder vermissen das Weggeräumte eigentlich auch nicht, aber freuen sich sehr, wenn sie es dann wieder auspacken (und verstreuen..)
10-Minuten-Aufräumspiel
Wenn bei uns Chaos ist, funktioniert unser Aufräumspiel immer mal wieder ganz gut. Wir stellen dafür einen 10-Minuten-Timer am Handy ein und dann räumen alle so schnell wie möglich das Kinder- und Wohnzimmer auf. Oft springt der Funke über und es macht sogar richtig Spaß im Wettlauf gegen die Zeit alles ordentlich zu bekommen.
Tipp 10: Niemand räumt perfekt auf
Wir glauben immer alle, dass das Gras auf der anderen Seite grüner wäre. Und dass natürlich alle anderen Familien das Thema aufräumen auch viel besser hinbekommen. Aber die Wahrheit ist: Bei allen ist es ähnlich chaotisch und zeitweise frustrierend. Als ich für diesen Artikel bei meinen Kolleginnen nachfragte, welche Tipps sie im Alltag nutzen, war schnell klar: Wir alle struggeln immer mal wieder. Eine Kollegin berichtete, dass der Schreibtisch ihres Kindes mal so vollgestellt war, dass sich das Kind an den Küchentisch setzte und weiter arbeitete. Wir alle können solche Anekdoten zum Besten geben. Das ist ein Stück weit auch normal.
Vielleicht ist es gegen das schlechte Gewissen beim Aufräumen also auch hilfreich sich vor Augen zu führen, dass wir alle das mal besser und mal schlechter hinbekommen und vielleicht sogar zu akzeptieren, dass zum Leben mit Kindern ein gewisses Grundchaos einfach dazugehört.
Wie Mütter ihren Alltag beschreiben und erleben? Das zeigt faces of mom beeindruckend ehrlich: