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Macht fassungslos

"Team Wallraff" auf RTL: Wir sehen Terror in deutschen Kitas

Team Wallraff Undercover in Kitas
© RTL

Wie muss sich das anfühlen für all die Eltern, die die Doku vom Team Wallraff zum Thema "Undercover in Kitas - Was passiert mit unseren Kindern" gesehen, und ihre Kita und vielleicht sogar ihren Nachwuchs erkannt haben? Denn was für alle Zuschauenden unerträglich zu beobachten ist, das muss in diesen Familien die blanke Panik auslösen.

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Dass Kitas in Deutschland nahezu chronisch unterbesetzt sind, ist kein Geheimnis. Dass die Bundesregierung immer mal wieder mit absonderlichen Vorschlägen gegen den Personalmangel um die Ecke kommt, ich sage nur: Ungelernte Aushilfe oder Eltern, die bei der Kitaarbeit unterstützen sollen, ist leider auch nicht neu. Wie schlimm die Situation aber wirklich ist, davor haben viele von uns vielleicht auch die Augen verschlossen.

Ihr könnt "Team Wallraff: Undercover in Kitas - Was passiert mit unseren Kindern?" ab sofort auf RTL+ anschauen.

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Familien sind auf Kitaplätze angewiesen

Denn, machen wir uns nichts vor: Wir sind auf die Kitaplätze, auf die Betreuung unserer Kinder angewiesen. Die meisten Familien brauchen die externe Betreuung, weil das Familien- und das Berufsleben sonst nicht miteinander vereinbar sind. Nicht, dass ich Eltern zurück an den Herd drängen möchte, ich selbst arbeite sehr gern und würde meine Berufstätigkeit niemals aufgeben wollen. Aber, dass die meisten Eltern bei der (Un-)Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter die Räder kommen und eher löchrige Betreuungsnetze stricken, das ist gelebte Realität. Wir sind auf Kitas angewiesen, auch wenn wir es uns manchmal vielleicht anders wünschen würden.

Und Kitas sind im besten Falle mehr als Verwahrstationen für Kinder. Hier lernt unser Nachwuchs Kommunikation, Kooperation und ein erweitertes Bindungsnetz kennen. Erzieher*innen begleiten unsere Kleinen liebevoll beim Großwerden, fördern freies Spiel (bei dem es um soviel mehr geht, als ums reine Spielen) und das Miteinander. Nur, und das zeigte "Team Wallraff: Undercover in Kitas - Was passiert mit unseren Kindern?" sehr eindrücklich: Das ist eben nicht in allen Kitas so.

"Team Wallraff: Undercover in Kitas - Was passiert mit unseren Kindern?" ist schwer zu ertragen

Schon die ersten Minuten der Doku sind eigentlich nicht zu ertragen. Da wird ein einjähriges Kind dafür bestraft, das keinen langen Mittagsschlaf gemacht hat. Es wird von den Bezugserzieherinnen nicht nur in seinem Weinen ignoriert, es wird auch verlacht, nachgeäfft und daran erinnert, wer die Regeln macht. In der gleichen Kita wird mit Essen erpresst (wer sich zu viel auftut, muss das aufessen, sonst gibt es keinen Nachtisch bzw. wird der Nachtisch nach Androhung einfach weggeräumt), Essen wird in den Mund gestopft, Kinder werden in ihrem Kummer allein gelassen. 

Wie innerlich abgestumpft muss man sein, um diesen Umgang mit Kindern nicht zu reflektieren? Wir wissen um den Personalmangel in Kitas, um den immensen Lautstärkepegel, um die Erschöpfung, die es mit sich bringt in einem Kindergartenalltag dauerhaft Tag für Tag Kinder zu versorgen. Aber all das kann keine Erklärung und erst recht keine Entschuldigung für psychische und physische Übergriffe unterschiedlichster Art sein, die von Erzieher*innen auf Kinder verübt werden. 

Wie innerlich abgestumpft müssen manche Erzieher*innen sein?

Wir lesen immer mal wieder in vielen Medien von den ganz massiven Übergriffen. Von Greta, einer Dreijährigen, die gestorben ist, weil eine Erzieherin großen Druck auf ihren Brustkorb ausgeübt hat. Auch von anderen Kitas in Deutschland hört man, dass es massives Fehlverhalten und Körperverletzungen von Erzieher*innen gegenüber Kindern gab.

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Aber wissen wir wirklich, was unsere Kinder jeden Tag in den Kitas erleben? Sind wir dabei, wenn vielleicht auch unser Nachwuchs verbal gedemütigt wird? Wenn Erzieher*innen Kinder so doll festhalten, dass diese irgendwann jeden Widerstand aufgeben. "Ich habe hier das Machtspiel gewonnen!", soll eine Erzieherin in einer Einrichtung in Solingen gesagt haben, berichtet die Erzieherin Natascha Z. bei "Team Wallraff: Undercover in Kitas - Was passiert mit unseren Kindern?"

Und die Eltern aus der Kita? Haben lange nichts davon gewusst. Auch sie werden von Günther Wallraff befragt, ihnen sind Veränderungen an ihren Kindern aufgefallen. Aber in Worte fassen konnten die Kleinen die massiven Übergriffe nicht. Traumatisiert scheinen die ganzen Familien zu sein, ob die Kinder therapeutische Hilfe erfahren, blieb in der Doku offen. Klar ist aber: Diese Kinder gehen weiterhin in die Kita, die Erzieherin wurde entlassen. "Es gibt einfach keine Plätze" erklärt eine Mutter und zeigt sich vollkommen hilflos. Wie muss sich das anfühlen, um diese Verbrechen zu wissen und sich gleichzeitig so ohnmächtig zu fühlen.

Wie begegnen wir der Kitakrise?

Eingangs erwähnte ich es bereits, die Tatsache, dass es aktuell keine wirkliche Antwort auf die Frage gibt, wie die aktuell über 380.000 fehlenden Kitaplätze und die mehr als 98.000 fehlenden Erzieher*innen besetzt werden sollen, zeigte sich auch in der Wallraff-Dokumentation. Da wurde aus der Undercover-Reporterin Alesia mal eben die Praktikantin Alicia. Die sich bei 13 Kitas bewarb, in nur drei Fällen nach einem polizeilichen Führungszeugnis und kein einziges Mal nach ihrem Ausweis gefragt wurde. Wollen wir wirklich, dass Wildfremde unsere Kinder betreuen? 

Würde ich morgen zum Kitadienst gerufen werden, ich würde kläglich scheitern. Denn nur weil ich drei eigene Kinder habe, bin ich nicht wirklich gut in der Betreuung von mehreren (Klein-)Kindern, die nicht meine eigenen sind. Es ist aber auch nicht mein Job, ich habe dafür keine Ausbildung. Würde ich die Stimme erheben und heillos überfordert sein? Vermutlich schon. Würde ich handgreiflich werden, Kinder zum Essen zwingen, sie nicht beachten oder mich weigern, andere Kinder zu wickeln? Natürlich nicht, denn die Bedürfnisse nach Nähe, Schutz und Zuwendung sollten die oberste Prämisse in der Arbeit mit Kindern sein. 

Warum ist "Team Wallraff" nicht eher eingeschritten?

Ist man davon erschöpft, muss man sich Hilfe suchen. So wie es Cornelia Kamenka aus der Kita Bergfeldweg in Dresden beschreibt. Dieser Kindergarten wurde zur besten Kita Deutschlands gewählt und die Leiterin erklärt, dass es eine Stärke sei, wenn Pädagog*innen sich Hilfe suchen würden, wenn sie überfordert sind. Aber genau das geschah bei den anderen in "Team Wallraff: Undercover in Kitas - Was passiert mit unseren Kindern?" gezeigten Kitas nicht. An der Stelle muss aber auch der Hinweis gestattet sein, dass ich persönlich es wirklich bedenklich finde, wenn eine Reporterin Kindesmisshandlungen beobachtet und wegen all der Bilder, die es da zu filmen gab, nicht eher einschreitet.

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Sie ließ zu, dass Kinder gedemütigt werden, sprach, aus Verzweiflung und vermutlich ob des mangelnden pädagogischen Hintergrunds, selbst grob mit einem Kind mit Integrationsstatus. Im Anschluss an die Dreharbeiten informierte sie, so hieß es in der Doku, die zuständigen Ämter. Dennoch finde ich, dass hier der Kinderschutz hätte höher gewichtet werden müssen als die Suche nach den Bildern, nach immer neuen Vorfällen innerhalb der Kita. 

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Wie viel wissen wir über den Kitaalltag unserer Kinder?

Klar ist, die Kita muss weitergehen. Die wenigsten Familien können es sich finanziell leisten auf diese Form der Betreuung zu verzichten und, vielleicht zum Wohle des Kindes, auf ein Einkommen zu verzichten. Für Alleinerziehende stellt sich nicht mal die Frage. Und so hängen wir alle im gleichen System fest und hoffen, dass wir mit der Kita für unseren Nachwuchs doch bestimmt Glück gehabt haben. Meistens kommen die Kleinen doch ganz fröhlich nach Hause, oder? Aber es lohnt sich auf jeden Fall genauer hinzuschauen.

Es geht mir nicht darum alle Erzieher*innen unter einen Generalverdacht zu stellen. Aber ich bin immer dafür offen zu schauen, was gerade los ist. Ein "Wir machen das hier immer so" sollte keine Antwort sein, mit der Eltern sich abspeisen lassen. Wenn ihr ein komisches Bauchgefühl habt, fragt nach. Natürlich ist das erstmal unangenehm, Erzieher*innen auf Dinge anzusprechen, auch das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber wenn euer Nachwuchs nicht gern in die Kita geht, dann geht dem nach.

Redet darüber (wenn eure Kinder das schon können) wie der Tag so aussieht, wie beim Essen miteinander umgegangen wird, wie Streitigkeiten geschlichtet werden. Und haltet euch bei den vielleicht unangenehmen Gesprächen immer vor Augen, für wen ihr das macht. Für eure Kinder, für eure Familie. Und das ist alle Mühen wert. 

Ihr könnt "Team Wallraff: Undercover in Kitas - Was passiert mit unseren Kindern?" ab sofort auf RTL+ anschauen.

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Danke sagen ist immer eine gute Idee

Und übrigens: Wenn eure Kita bzw. eure Erzieher*in eine von den richtig guten ist, und die gibt es selbstverständlich auch, dann bringt eure Dankbarkeit dafür auch gern immer mal zum Ausdruck. Mit einem freundlichen Wort, einem Lächeln, einer Blume. Es ist leider nicht selbstverständlich, dass Kinder in allen Kindergärten so gut betreut werden, wie es eigentlich der Anspruch unserer Gesellschaft sein sollte.

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