Ihr gehört zur Generation Y oder den Millennials und habt selber Kinder? Dann sind eure Eltern meist aus der sogenannten Boomer-Generation, die zwischen 1946 und 1964 geboren worden sind. Bei den Boomern gab es noch kein Internet und man ist ohne viel Technik groß geworden. Vor allem aber waren die kulturellen Werte noch anders und Kinder wurden dementsprechend ganz anders erzogen. Da sind Konflikte mit unserer Generation der Millennials natürlich vorprogrammiert. Diese typischen Sätze zeigen die Kluft zwischen den Generationen.
Jede Generation zeichnet sich durch eine gemeinsame gesellschaftliche Entwicklung und typische Einflüsse der jeweiligen Zeit aus. Wenn die Erfahrungen und Meinungen von Boomern und Millennials aufeinanderprallen, ist Fingerspitzengefühl und viel Verständnis gefragt. Wir haben einige Sätze unserer Boomer-Elterngeneration gesammelt, von denen wir uns sehr missverstanden fühlen oder ratlos zurückbleiben. Bei vielem davon schwingt ein Vorwurf mit, der schwer auszuhalten ist. Denn jede Zeit hat ihre eigenen Bedingungen. Vielleicht verstehen wir einander besser, wenn wir das immer mitdenken.
Ohne Handy geht wohl gar nichts!?
Damit drücken unsere Eltern ihre Kritik gegenüber der Medienzeit unserer Kinder aus. Dabei haben sie vergessen, dass auch wir TV gucken durften, und das nicht zu knapp. Und woher will man wissen, wie vorherige Generationen auf andere technische Entwicklungen reagiert hätten? Diese Aussage ist absurd, denn sie führt ins Leere.
Heul nicht rum!
Damit ist meistens gemeint: Das Kind soll sich zusammenreißen und nicht herumheulen. Vorzugsweise wird das gegenüber Jungen angewendet, wenn sie sensibel reagieren. Wir wissen heute: Wenn Kinder ihre Gefühle derart herunterschlucken und nicht zeigen dürfen, dann werden sie später in der Regel große Probleme mit ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen haben und dieses Verhalten auch auf andere übertragen. Ein Teufelskreis ... Empathie lernen werden sie so auch eher nicht.
Homeoffice, pah!
Zeiten ändern sich und die Art und Weise, wie man arbeitet, eben auch. Nur weil man heute einige Jobs von zu Hause aus machen kann, heißt das nicht, dass man dabei nur herumhängt und nichts tut. Jeder Job ist einfach anders und Ausnahmen bestätigen ja die Regel.
Es muss schon weh tun ...
Puh, noch so ein Satz über das Lernen und Arbeiten, der suggeriert, es könne immer nur mit Schmerzen und Entbehrungen gehen. Dabei war es noch nie okay, wenn man für seinen Job alles aufgeben musste und gelitten hat. Und das darf man ruhig auch zugeben. Eine gute Work-Life-Balance, Wertschätzung und angemessene Bezahlung sind heute hoffentlich das Fundament einer guten Arbeit.
Der Maulkorb
Der Standardsatz heutzutage gegenüber jedem, der Kritik äußert. Dazu ist schon viel gesagt worden. Bezogen auf die eigenen Eltern möchte ich da nur sagen: Natürlich könnt ihr alles sagen, was ihr möchtet. Es ist jedoch nicht verkehrt, vorher mal darüber nachzudenken, wie das herüberkommen könnte und ob das angemessen ist.
Alles Erziehung!
Meist kommt dieser Satz, wenn die Kinder nicht auf ihre Eltern hören und nicht sofort das machen, was sie sagen. Unterschwellig ist gemeint: Ihr habt eure Kinder nicht erzogen. Und das wiederum meint eine Art autoritäre Erziehung, wo Kinder keine eigenen Bedürfnisse und Sichtweisen haben, sondern einfach das machen, was Erwachsene gern hätten. Da prallen Erziehungskonzepte aufeinander, die alle Vor- und Nachteile haben und in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten entstanden sind.
Also früher ...
Ja, denn früher ist früher und heute ist heute. Man kann diese Gesellschaften und Zeiten nicht vergleichen. Es führt zu nichts, immer die gleichen Maßstäbe anzusetzen. Nur zu viel Streit und Unzufriedenheit.
Die verzogenen kleinen Blagen
Achtsamer Umgang und bedürfnisorientierte Erziehung sind heute Buzzwords. Die ältere Generation hat damit häufig ihre Probleme und unterstellt uns: Die Kinder dürfen nur noch machen, was sie wollen und wir würden viel zu stark auf das hören, was sie wollen. Dabei hat bedürfnisorientiert nichts zu tun mit "ihr dürft machen, was ihr wollt und setzt keine Grenzen".
Das Kind wird total verwöhnt
Dass man ein schreiendes Baby nicht verwöhnt, weil man es hochnimmt und kuschelt, ist mittlerweile durch Studien und Untersuchungen eigentlich hinreichend geklärt. Da diese Empfehlungen jedoch sehr tief in der Gesellschaft unserer Urgroßeltern, Großeltern und Eltern weitergegeben worden und verankert sind, braucht es lange, ehe sich diese Mythen wandeln. Also liebe Eltern, seid uns nicht böse, wenn wir diese Ratschläge nicht annehmen.
Same procedure as every year
Rückwärtsgewandtheit findet sich in jeder Generation. Das ist einfach nie hilfreich und ein Totschlag-Argument, aber letztlich ist es ein Schein-Argument. Denn es führen immer viele Wege nach Rom und jede Generation muss doch ihre eigenen Fehler machen und die eigenen Schritte gehen.
Echt jetzt?
Ja, die heutigen Kinder leben in einer sehr materialistischen Gesellschaft voller Konsum im Überfluss. Sie konnten sich aber nicht aussuchen, dass sie in diese Zeit geboren werden und wachsen nun mal mit diesen Gegebenheiten auf. Nur weil sie anders aufwachsen, als wir früher, heißt das nicht, dass das schlechter ist. Es ist einfach anders und die Herausforderungen sind andere.
Kinder kennen das früher nicht, sondern nehmen ihre Zeit so hin, wie sie eben ist. Warum glauben wir dann, sie sind grundsätzlich unglücklicher?
Sie haben euch im Griff!
Da sind wir auch wieder bei der Kritik an der bedürfnisorientierten Erziehung. Einer der häufigsten Streitpunkte heutiger junger Eltern und der Elterngeneration der Boomer. Wahrscheinlich werden wir in 50 Jahren genau so die Erziehung unserer Kinder kritisieren, wir unsere Eltern heute ...
Andere Zeiten, andere Sitten
Ja, Po versohlen und eine Ohrfeige geben, wurden noch vor 50 Jahren als angemessen eingestuft. Aber woher kommt dieses angebliche Wissen, dass das früher okay war, nur weil man es häufig so gemacht hat? Und dass da niemand drunter gelitten hat? Es wurde nur noch nicht als das kritisiert, was es war, eine Kindesmisshandlung.
Sogar heute noch glauben einige Menschen, dass es zur Erziehung dazugehört, Hand anzulegen. Gewalttätig zu werden, egal wem gegenüber und in welchem Alter ist immer menschenverachtend.
Meistens reagieren vor allem jene Menschen mit starker Härte bei solchen Themen, die selbst als Kind sehr strafend und hart erzogen wurden. Diese Kindheitserfahrungen vergessen wir nie und sie kommen dann heraus, wenn man selber Kinder bekommt und diese wiederum Kinder bekommen.
Irgendwann muss dieser Kreis aus Härte durchbrochen werden. Dann kann jede Generation vielleicht heilen und besser miteinander umgehen.
So ein unartiges Kind
Der Weihnachtsmann kam früher nur zu den "artigen" Kindern, die also immer das gemacht haben, was die Eltern von ihnen verlangen. Für alle anderen gab es die Rute ... da wären wir wieder beim Thema. Früher wurde mit Härte und Strafe erzogen. Jegliches Gefühl und eigener Wille waren bei einem Kind nicht gern gesehen.
Da fragt man sich nur, war das wirklich so, dass sich ein Kind dem Willen der Eltern einfach generell eher gebeugt hat? Oder ist das nur eine verklärte Sichtweise über eine lange Zeit. Und wie weit kommen wir, wenn wir wieder diesen Maßstab von "früher" ansetzen?
Alles Besserwisser!
Tja, wenn wir immer wieder diese ganzen Sätze hören, sind wir es irgendwann leid. Dann fällt es schwer, auch noch die nett gemeintesten Ratschläge anzuhören. Wenn sie einfach nichts mit unserem heutigen Leben zu tun haben, ist das tatsächlich schwierig.
Letztlich ist es doch so: Keine Art der Erziehung ist nur gut oder nur schlecht oder passt auf jedes Kind und jede Familie. In jeder Zeit gab es Erziehungsmodelle und Menschen, die diese kritisiert haben. Damals wie heute. Nicht alles davon ist immer nur richtig oder immer nur falsch.
Wir müssen jedes Zeitalter unter den Gegebenheiten der jeweiligen Zeit sehen und können die heutigen Kinder nicht mit Maßstäben einer Gesellschaft vor über 50 Jahren sehen und erziehen. Es schadet nie, auch mal zurückzuschauen und zu vergleichen. Es wird aber nicht helfen, alles mit den immer gleichen Mitteln zu betrachten.