Das Netz empört sich aktuell über eine dänische TV-Show, in der sich Erwachsene nackt vor 13-Jährigen zeigen, die ihnen Fragen zu ihrem Körper stellen können. Die Sendung hat bereits mehrere Preise in Dänemark gewonnen, doch international gibt es reichlich Kritik und Entsetzen. Kann so eine Sendung "Body Positivity" vermitteln?
Ein TV-Format kämpft gegen die Fake-Social-Media-Welt
Bei der dänischen TV-Sendung "Ultra Strips Down", die bereits in der zweiten Staffel im dänischen Fernsehen ausgestrahlt wird, ziehen Erwachsene blank: Mehrere Frauen und Männer mit ganz verschiedenen Körpern stehen auf einem Podest, unter dem ihr Name steht. Sie erzählen von sich, wie sie sich mit ihrem Körper wohlfühlen und beantworten Fragen des Moderators. Das an sich wäre wegen der Nacktheit im TV vielleicht anstößig. Doch das Besondere: Im Publikum sitzen Kinder zwischen 11 und 13 Jahren, die die Erwachsenen betrachten und ihnen Fragen zu ihrem Körpergefühl stellen.
Damit möchten die Macher ein Zeichen gegen Bodyshaming setzen und Kindern zeigen, wie verschieden menschliche Körper sind. In den sozialen Medien sehen wir meist perfekt gestylte Menschen eines bestimmten Schönheits- und Körpertyps. Makel werden nicht gezeigt oder wegretuschiert. Gegen diese Fake-Bilderwelt möchte das Format ankämpfen, denn vor allem Kinder und Jugendliche, die auf Instagram und Tik Tok mit dieser Bilderflut aufwachsen, orientieren sich daran. Die Sendung will also nicht anderes als Kindern die Möglichkeit geben, ganz verschiedene "normale" Menschen" zu sehen und ihnen dadurch ein positives Körperbewusstsein zu vermitteln.
"Body Positivity" oder "krank" und "widerwärtig"?
Wie zu erwarten, kommt das Sendungskonzept nicht überall gut an. In Dänemark ist es so beliebt, dass aktuell die zweite Staffel läuft. Doch bei Twitter kritisieren viele die Sendung als "krank und widerwärtig". Sie würde den "Geist der Kinder zerstören".
Das sagen die Macher hinter "Ultra Strips Down"
Die Macher der Show weisen darauf hin, dass es nicht um etwas Sexuelles geht, sondern darum, den natürlichen Körper zu zeigen. Die Kinder können alle Fragen stellen, die sie haben. Die Eltern seien natürlich eingeweiht und die Kinder befragt worden, ob sie sich dabei wohl fühlen.
Es werden dicke und dünne Menschen, tätowierte Menschen, alte und junge sowie Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen gezeigt. Die Kinder sollen dabei die Scheu vor dem menschlichen Körper verlieren. Doch einigen geht das zu weit, dass Kindern nackte Geschlechtsteile präsentiert werden.
Vielleicht denken manche Leute: 'Oh, mein Gott, sie kombinieren Nacktheit und Kinder.' Aber das hat nichts mit Sex zu tun, es geht darum, den Körper als natürlich anzusehen, so wie es Kinder tun.
Jannik Schow, New York Times
Sehen unsere Kinder zu wenig "normale" nackte Menschen?
Das Problem der Sendung ist vielleicht nicht, dass nackte Menschen gezeigt werden. Sondern dass diese als Anschauungsobjekte von Kindern dienen. Man könnte schon fragen, ob es nötig ist, dass sich diese Menschen im TV komplett vor den Kindern entblößen. Auf der anderen Seite sollte es doch normal sein, dass Kinder ihre Eltern und Geschwister häufig zu Hause nackt sehen und solche Anblicke kennen.
An einem nackten Menschen ist zunächst gar nichts sexuell. Erst der Blick des anderen sexualisiert diesen. Daher ist an der Tatsache, dass Kinder Nackte sehen noch nichts verwerflich. Fraglich ist eher, warum dies im Rahmen einer Fernsehsendung als "Unterhaltung" verkauft wird.
Quelle: The Sun, TrésClick
Meine Meinung
Als "krank" oder "widerwärtig" würd ich das Sendungskonzept nicht bezeichnen. Es kommt sicher immer auf den eigenen Standpunkt, was für einen persönlich schon zu viel ist. Kindern nackte Menschen im TV zu zeigen, ist nicht "krank", wenn die Situation keine sexuelle ist, sondern es nur um den Körper geht. Wichtig ist dabei, dass Pädagogen anwesend und mit den Eltern und Kindern vorher gesprochen wurde, dass das für sie okay ist.
Doch es ist mir ein wenig fraglich, dass das als Show-Format im TV gezeigt wird. Dass Kinder einen normalen Umgang mit nackten Körpern haben, sollte schon in der Familie beginnen. Und über die Fake-Welt auf Social-Media sollte man auch da von Anfang an reden und dies auch in den Schulen thematisieren. Ob es dazu jetzt eine solche Sendung braucht, sei dahingestellt.
Wenn die Kinder durch die Sendung jedoch ins Gespräch kommen über ihre eigenen Körpervorstellungen und ihre persönlichen Grenzen und Gefühle, ist das schon ein wichtiger Anfang. Über den Körper zu sprechen, sollte für Kinder nie etwas Peinliches sein.
Bildquelle: Getty Images/AaronAmat