Seid ihr über 60 und sucht nach spannendem Lesestoff? Wir haben uns bei Lesern und Leserinnen der Boomer-Generation umgehört, was sie gern lesen und wovon sie sich unterhalten lassen. Dabei orientieren wir uns an Büchern der Kategorie Belletristik der letzten Jahre und ganz aktuellen Neuerscheinungen. Alle Bücher, bis auf das letzte, sind im Taschenbuch erhältlich. Wenn ihr auf den Shoplink klickt, könnt ihr aber auch die digitale Version oder gebundenen Ausgabe kaufen (sofern vorhanden).
Vom lustigem Familienroman über die berührende Liebesgeschichte bis zum spannenden Thriller oder historischem Gesellschaftsroman ist alles dabei.
Miriam Georg: Die Nordwind-Saga
Der Zweiteiler von Bestseller-Autorin Miriam Georg stand im letzten Jahr wochenlang auf der Bestenliste ganz oben. In dem historischen Liebesroman "Im Nordwind" geht es um eine zerrüttete Ehe in Hamburg kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Alice wohnt mit ihrer kleinen Tochter im Arbeiterviertel Uhlenhorst und leidet unter ihrem toxischen Ehemann, der auch ihre Tochter bedroht. Da fasst sie den Entschluss sich scheiden zu lassen und lernt den Hamburger Anwalt John Reeven kennen. Obwohl ihre Chancen schlecht stehen, will er sie vertreten und kommt ihr dabei gefühlsmäßig immer näher. Doch John ist standesgemäß verlobt und für Alice steht alles auf dem Spiel ...
Im zweiten Teil "Im Nordlicht" ist Alice verzweifelt, weil ihre kleine Tochter Rosa verschwunden ist. Steckt ihr toxischer Ehemann dahinter? Der könnte Rosa als Druckmittel im Scheidungsprozess benutzen. Um rechtliche Hilfe zu bekommen, nimmt Alice sogar eine Arbeit als Dienstmädchen in der Villa von John Reeven an. Der Anwalt ist ihre letzte Hoffnung, vor Gericht zu siegen und ihre Tochter zu behalten. Da holt Alice ihre Vergangenheit ein ...
Klaus-Peter Wolf: "Ostfriesen-Killer" (Ann Kathrin Klaasen ermittelt)
Wenn ihr Küstenkrimis liebt, müsst ihr die Krimireihe von Polizeiruf und Tatort-Autor Klaus-Peter Wolf kennen: "Ostfriesen-Killer" ist der erste Band einer Vielzahl spannender Bücher rund um Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen. Im ersten Buch von 2007 erschüttert eine Mordserie Ostfriesland: Die Mitglieder des Vereins "Regenbogen" werden nacheinander auf grausame Weise umgebracht. Der Verein gibt Menschen mit Behinderung eine Aufgabe. Was haben die Unregelmäßigkeiten bei den Einnahmen mit den Morden zu tun? Und wo blieben die Gelder, die die Angehörigen zahlten? Viele Fragen und viele Ungereimtheiten führen zum Täter, der die Vereinsmitglieder scheinbar sehr hassen muss ...
Wer diesen alten Band schon kennt, möchte vielleicht in die neueste Geschichte um Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen eintauchen: Im 19. Fall "Ostfriesen Nebel" führt es Klaasen zu einer Mutter zweier Kinder, die an der Identität ihres Mannes zweifelt ... Eine Leiche wirft kurz später viele Fragen auf. Wer spielt hier ein tödliches Spiel?
Eugen Ruge: "In Zeiten des abnehmenden Lichts"
Ein Jahrhundert im Brennglas einer Familie – eindrucksvoll, bewegend, brillant erzählt
Drei Generationen, drei Prägungen – und eine Geschichte, die das ganze 20. Jahrhundert umspannt: Von der glühenden Hoffnung auf den Kommunismus im mexikanischen Exil, über das bittere Lagererlebnis in der Sowjetunion, bis hin zur Flucht aus der DDR – dieser Familienroman zeichnet ein kraftvolles Bild deutscher Geschichte, wie sie lebendiger kaum sein könnte.
Am Tag des 90. Geburtstags des Familienpatriarchen treffen Lebenslügen, Überzeugungen und Enttäuschungen aufeinander – ein Wendepunkt, an dem Vergangenes und Gegenwärtiges kollidieren. Mit großer erzählerischer Dichte, feinem Humor und berührender Menschlichkeit entfaltet sich ein Epos über Ideale, Brüche und die Suche nach Wahrheit.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis – ein Meisterwerk, das deutsche Geschichte ganz persönlich macht.
Wenn ihr euch für Romane interessiert, die in der DDR spielen, haben wir noch eine ganze Reihe weiterer Empfehlungen für euch.
Ina Bach: "Goldene Träume" - Die dreibändige Münchner Ärztinnen-Reihe
München 1898: Die Freundinnen Lulu, Elsa und Fanny haben eines gemeinsam – sie möchten Ärztinnen werden. Das Problem: An der Universität sind Frauen unerwünscht und Gleichberechtigung von Frauen ist im Bayern Ende des 19. Jahrhunderts nicht sehr weit. Lulus Vater, der Direktor des Kinderspitals, möchte seine Tochter lieber standesgemäß verheiraten als ihre medizinischen Ambitionen weiter unterstützen.
Da verbindet sich Lulu mit Elsa und Fanny, die ebenfalls in die Medizin gehen möchten. Gemeinsam wollen sie sich gegen die konservativen Statuen auflehnen. Doch sie wissen noch nicht, welch steinige Wege sie gehen müssen ...
Hier könnt ihr die 3 Bände einzeln kaufen:
Elke Heidenreich, Bernd Schröder: "Alte Liebe"
Bissig, liebevoll, pointiert – eine Ehe im Spiegel der Zeit
Lore und Harry – seit 40 Jahren verheiratet, seit ebenso langer Zeit im Dauerduell der kleinen Sticheleien und großen Gefühle. Sie, lebenshungrig und rastlos. Er, frisch pensioniert und auf dem Weg in den Ruhestand – oder den Stillstand? Nur in einem sind sich die beiden einig: Ihre Tochter Gloria ist ein einziges Rätsel. Drei Ehen, der neueste Bräutigam ein schwerreicher Patriarch – was ist bloß aus der nächsten Generation geworden?
Elke Heidenreich und Bernd Schroeder werfen in brillantem Dialog ein pointiertes Schlaglicht auf das Älterwerden, die Irrwege der Kinder – und auf die zähe, tiefe, manchmal nervige, aber nie langweilige Liebe. Ein Roman, so charmant wie ehrlich – und dabei zum Brüllen komisch.
Mein Vater (Ü 70) findet das Buch sehr amüsant und gelungen: "Lustig geschrieben und so wahr. Man erkennt sich wieder. Sehr zutreffend."
Ferdinand von Schirach: "Verbrechen", "Schuld", "Strafe"
Wer gern Kriminalliteratur mit Anspruch liest, der kommt an Ferdinand von Schirach nicht vorbei. Der großartige Erzähler, der mit Kafka und Kleist verglichen wird, taucht in seinen Büchern tief in die menschlichen Abgründe ein und berichtet sehr präzise und schnörkellos von moralischen Dilemmata und persönlichen Dramen.
In "Verbrechen" lest ihr drei Erzählungen zu überraschenden Verbrechen: Ein Doktor der Medizin erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt, zerlegt sie und informiert die Polizei. Ein Mann raubt eine Bank aus und hat gute Gründe. Und eine junge Frau tötet ihren Bruder. Aus Liebe.
Wem dieser Band gefällt, der wird auch die beiden anderen Bücher "Strafe" und "Schuld" mögen.
Lucinda Riley: "Die sieben Schwestern"
2016 erschien der erste Band der extrem beliebten Romanreihe "Die sieben Schwester" von Lucinda Riley. Im letzten Jahr erhielt die Reihe mit "Atlas - Die Geschichte von Pa Salt" ihr fulminantes Finale. Wer die Reihe schon kennt, hat lange auf diesen Band gewartet, darin wird die Geschichte der Schwestern und die Herkunft ihres Vaters endlich gelüftet und viele Geheimnisse kommen ans Licht.
Mit dem ersten Band "Die sieben Schwestern" fing alles vor 10 Jahren an: In einem herrschaftlichen Anwesen namens "Atlantis" wuchsen sieben Schwestern behütet am Genfer See auf. Sie alle wurden adoptiert, als sie noch sehr klein waren und wissen nichts über ihre unterschiedlichen Herkünfte. Als der Vater stirbt, hinterlässt er jeder von ihnen einen Hinweis auf ihre Vergangenheit.
Mit einer der Schwestern beginnt die Geschichte: Maia d’Aplièse begibt sich auf die Reise nach Rio de Janeiro und stößt auf eine schöne Frau namens Izabela Bonifacio, die in den 20er Jahren ein faszinierendes Leben führte. Doch was hat das mit ihr zu tun? Der Auftakt zu einer der beliebtesten Romanreihen der letzten 10 Jahre. Über 25.000 Bewertungen bei Amazon gaben ihr 4,4 Sterne. Wer die anderen Bände schon kennt, kann hier in das Finale eintauchen:
Jojo Moyes: "Ein ganzes halbes Jahr"
Jo Jo Moyes kennt einfach jede*r, der oder die romantische Komödien mit viel Herzschmerz liebt. "Ein ganzes halbes Jahr" ist DER Bestseller, der weltweit viele Leserherzen erobert hat und 2016 mit Sam Claflin und Emilia Clarke verfilmt wurde.
Louisa Clark und Will Traynor sind zwei Menschen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Sie, lebensfroh und etwas chaotisch. Er, zynisch, brillant – und nach einem tragischen Unfall im Rollstuhl sitzend. Als Lou ihren Job verliert, ahnt sie nicht, dass sie bald Wills Assistentin – und schon bald viel mehr – sein wird.
Was als gegenseitige Zumutung beginnt, wächst zu einer tiefen, berührenden Verbindung. Doch während Lou kämpft, um Will neue Lebensfreude zu schenken, verfolgt er längst einen anderen Plan …
Jojo Moyes "Ein ganzes halbes Jahr" ist eine Geschichte über Liebe, Lebenswillen und die Kraft, loszulassen – ein Roman, der Millionen zu Tränen gerührt hat und zeigt: Manchmal verändert ein halbes Jahr alles.
Schwiecker, Tsokos: "Der 2. Verdächtige"
Nochmal ein Tipp für alle unter euch, die gern Krimis lesen, die sich mit der deutschen Justiz beschäftigen - vom Bestsellerduo Florian Schwiecker, einem ehemaligen Strafverteidiger und Michael Tsokos, einem ehemaligen Rechtsmediziner.
Im fünften Justiz-Krimi von Florian Schwiecker & Michael Tsokos geraten Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer in einen Albtraum aus Machtmissbrauch, Vorurteilen und tödlichem Misstrauen. Ihr Mandant: Jan Staiger, der vehement seine Unschuld beteuert. Doch die Beweislage ist erdrückend – und bald steht er unter Verdacht, ein Doppelmörder zu sein.
Rocco kämpft nicht nur gegen die Anklage, sondern gegen ein ganzes System, das lieber verurteilt als versteht. Nur mit Jarmers forensischem Know-how kann er den blinden Flecken der Ermittlungen auf den Grund gehen – und eine Wahrheit aufdecken, die schockierender ist als jedes Urteil.
Ein Justizthriller mit echtem Insiderwissen – brisant, gnadenlos aktuell und spannender als jede Gerichtsverhandlung.
Jenny Erpenbeck: "Kairos"
Ostberlin, späte 80er: Als die 19-jährige Katharina und der deutlich ältere Hans einander begegnen, beginnt eine Beziehung, die keine sein dürfte – und doch alles wird. In einer Welt, in der sich Grenzen auflösen, neue entstehen und Sicherheiten wegbrechen, entfaltet sich eine obsessive Liebe, die ebenso leidenschaftlich wie zerstörerisch ist.
Jenny Erpenbeck erzählt eindringlich und poetisch vom Ende eines Landes und vom Anfang eines emotionalen Ausnahmezustands – ein Roman über das Verschwinden, das Erinnern und den schmalen Grat zwischen Glück und Abgrund. Für "Kairos" wurde sie 2024 mit dem International Booker Prize ausgezeichnet.
Richard Osmann: "Der Donnerstagsmordclub"
Hier kommt eine Krimi-Empfehlung für Leser, die es nicht ganz so blutrünstig und psychologisch mögen: Die unterhaltsame Krimireihe "Der Donnerstagsmordclub" spielt in einer Seniorenresidenz in der idyllischen Grafschaft Kent. Im eigentlich friedlichen Ort lernt die Ex-Geheimagentin Joyce drei Bewohner der Luxusredizenz kennen, die sich jeden Donnerstag treffen, um Mordfälle zu lösen. Darunter ist ein ehemaliger Gewerkschaftsführer, eine einstige Geheimagentin und einstiger Psychiater. Eines Tages wird direkt vor der Tür ein Mord verübt und der Ehrgeiz der vier betagten Älteren ist geweckt. Über den Scharfsinn der Senioren staunt selbst der hiesige Chefinspektor ...
Elena Ferrante: "Meine geniale Freundin"
Zwei Mädchen, zwei Welten – eine Freundschaft, die alles überdauert.
Der mehrbändige Roman über eine Frauenfreundschaft in Italien stand 2018 weltweit auf vielen Bestsellerlisten. Die New York Times hat es damals zum "Besten Buch des 21. Jahrhunderts" gekürt. Ich habe es auf Empfehlung einer Freundin ebenfalls gelesen - diesen Superlativ kann ich jetzt nicht bestätigen, aber ich war von den ersten Bänden gut unterhalten.
Inmitten der engen Gassen und lauten Stimmen Neapels der 1950er-Jahre wächst eine Freundschaft heran, so leidenschaftlich wie das Leben selbst: Lila, wild, brillant und unerschrocken, und Elena, still, ehrgeizig und voller Zweifel. Gemeinsam trotzen sie den rauen Verhältnissen ihres Viertels – bis das Leben sie auseinanderzudrängen beginnt. Lila wird zum Opfer familiärer Zwänge, Elena zur Trägerin beider Träume.
Elena Ferrantes großer Roman über weibliche Selbstermächtigung, Rivalität, Herkunft und die Komplexität lebenslanger Freundschaft – intensiv, schonungslos und zutiefst berührend.
Fredrik Backmann: "Ein Mann namens Ove"
Ein Mann, ein Plan – und das Leben dazwischen.
Ove ist 59, liebt Ordnung, Regeln und seine Saab. Er ist der Typ Nachbar, der alles im Blick hat – und den man trotzdem irgendwie mag. Doch hinter der mürrischen Fassade steckt ein gebrochener Mann, der längst mit allem abgeschlossen hat. Zumindest bis eine lebhafte junge Familie nebenan einzieht und seine akribisch geplante Ruhe gehörig durcheinanderbringt.
Fredrik Backmans Bestseller ist eine tief berührende, wunderbar komische Hommage an das Leben, die Liebe – und daran, dass es nie zu spät ist, noch einmal neu anzufangen.
Ildykó von Kürthy: "Morgen kann kommen"
Meine Mutter empfiehlt den warmherzigen Frauen-Roman "Morgen kann kommen" von Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy. Ein altes Foto, zerrissen und wieder zusammengesetzt, bringt eine verdrängte Wahrheit ans Licht – und stellt vier Menschen vor die großen Fragen des Lebens: Wer bin ich wirklich? Und was bleibt, wenn nichts mehr bleibt, wie es war?
Ruth flieht mitsamt Hund in die verlassene Villa ihrer Kindheit und trifft dort auf verschiedenste Menschen – und in eine Vergangenheit, die nie wirklich vergangen ist. Sie begegnet ihrer Schwester, trifft auf alte Schuld und auf neue Hoffnung. Mitbewohner Rudi wartet im 1. Stock auf den Tod – und auf seine letzte große Tat. Und dann gibt es noch Erdal: Der stolpert mit einem Hormonchaos der Wechseljahre ins Leben anderer – und verändert dabei auch sein eigenes.
Ein kluger, tiefgründiger und überraschend humorvoller Roman über Lebenswenden, Geschwisterwunden, letzte Chancen – und das bittersüße Chaos der Wahrheit.
Christoph Hein: "Das Narrenschiff"
Christoph Hein entwirft in seinem eindrucksvollen Gesellschaftsroman das facettenreiche Panorama eines Staates, der mit dem Anspruch der Ewigkeit ins Leben gerufen wurde – und dennoch nach vier Jahrzehnten beinahe spurlos verschwindet.
Er begleitet eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen, die bei der Entstehung der DDR ganz eigene Rollen einnehmen: Idealisten und Opportunisten, einstige Nationalsozialisten und überzeugte Kommunisten, Funktionäre und Intellektuelle, einfache Arbeiter und stille Mitläufer. Ihre Lebenswege kreuzen sich inmitten einer Gesellschaft im Umbruch, die sich selbst als bessere Alternative versteht, aber von einem gescheiterten Ideal zum nächsten taumelt.
In der Vielstimmigkeit ihrer Erfahrungen entsteht das Bild eines Systems, das sich zunehmend als irrender Koloss entpuppt – ein Staat als Narrenschiff, dessen Kurs unaufhaltsam auf die Klippen der Geschichte zusteuert.