Witzige Outfits, bessere Waffen und exklusive Spielinhalte locken Kindern in vielen Handyspielen per In-Game-Käufe das virtuelle Geld aus der Tasche. Verbraucherschützer haben jetzt Beschwerde bei der EU-Kommission gegen führende Spielehersteller eingereicht. Sie werfen ihnen vor, unfaire Methoden bei In-Game-Käufen zu verwenden, um insbesondere junge Spieler zum Geldausgeben zu bewegen. Die Hersteller bestreiten diese Vorwürfe.
In Deutschland wurden im letzten Jahr durch In-Game- und In-App-Käufe 4,7 Milliarden Euro umgesetzt, weltweit sind es jährlich sogar rund 45 Milliarden Euro (50 Milliarden US-Dollar) – für die Spieleindustrie ein äußerst lukratives Geschäft. Der Europäische Verbraucherverband BEUC, zu dem auch die deutsche Verbraucherzentrale gehört, hat nun offiziell Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht. Der Grund: manipulative Methoden bei In-Game-Käufen, die vor allem Kinder und Jugendliche zum Geldausgeben verleiten sollen.
Die Verbraucherschützer kritisieren unter anderem, dass die Spieler oft erst virtuelle Währungen kaufen müssen, wodurch der Bezug zu den realen Kosten verschleiert wird. Besonders Kinder und Jugendliche verlieren so leicht den Überblick und geben mehr aus als beabsichtigt. BEUC-Direktor Agustín Reyna wirft den Spiele-Publishern vor, die Unerfahrenheit junger Spieler gezielt auszunutzen.
Die Beschwerde richtet sich gegen die große Player der Branche wie z.B. Activision Blizzard, Electronic Arts und Ubisoft. Die Spieleindustrie und ihr Verband "Video Games Europe" sieht das ganz anders und findet, dass „faire und transparente Grundsätze für den Kauf von In-Game-Inhalten“ gelten würden und die Spieler mit den virtuellen Währungen gut umgehen könnten.
Laut BEUC geben Kinder in Europa im Durchschnitt 39 € im Monat für In-Game-Käufe aus. Das kann sich schnell zu beträchtlichen Summen addieren. Besonders gefährlich wird es, wenn Kinder Zugriff auf die Kreditkartendaten der Eltern haben. Es gibt Fälle, in denen Kinder unbeabsichtigt hunderte oder sogar tausende Euro ausgegeben haben.
Gut, dass sich die Verbraucherschützer hier einmischen
Generell müssen In-Game-Käufe kein Tabu sein, aber Geld-Ausgeben will analog und virtuell gelernt sein. In-App-Käufe sollten bewusst und kontrolliert erfolgen. Also sprecht mit euren Kindern darüber, was sie spielen, und setzt klare Regeln. Das Thema Geld in digitalen Welten ist ein spannendes – so kann Gaming ein bereicherndes Hobby sein, ohne den Familienfrieden oder das Bankkonto zu gefährden.
In-Game-Käufe: Schutzmaßnahmen für Eltern
Als Eltern könnt ihr einige Vorkehrungen treffen, um eure Kinder und euren Geldbeutel zu schützen.
- Aktiviert Kindersicherungen und Kaufbeschränkungen auf Geräten
- Nutzt Prepaid-Karten statt Kreditkarten für Käufe
- Sprecht regelmäßig mit euren Kindern über den Wert von Geld
- Erklärt die Mechanismen hinter In-Game-Käufen altersgerecht
- Setzt ein monatliches Budget für In-Game-Käufe fest
In-App-Käufe vermeiden
Unsere Kollegen von Giga.de haben hier zusammengetragen, wie wir Eltern auf iPhones, iPads, aber auch für Android-Handys und -Tablets den Kauf von In-Game-Inhalten auf den Handys und Tablets ihrer Kinder deaktivieren können.
Wie In-Game-Käufe funktionieren
In-Game-Käufe sind oft so gestaltet, dass sie besonders für Kinder attraktiv sind. Bunte Farben, animierte Figuren und der Wunsch, im Spiel schneller voranzukommen, verleiten zum Kauf. Problematisch ist, dass oft erst virtuelle Währungen erworben werden müssen, wodurch der Bezug zu echtem Geld verloren geht.
Spiel | Altersfreigabe | Typische In-Game-Käufe |
Fortnite | ab 12 Jahren | Skins, Tänze, Battle Pass |
Minecraft | ab 6 Jahren | Münzen, Texture Packs, Skins |
Clash of Clans | ab 6 Jahren | Edelsteine, Baustoffe, Truppen |
Roblox | ab 6 Jahren | Robux (Spielwährung) |
Pokémon GO | ab 6 Jahren | Pokébälle, Raids, Outfits |
Rechtliche Aspekte und Verbraucherschutz
In einigen Fällen haben Eltern ein Recht auf Rückerstattung. Wenn Minderjährigen ohne Zustimmung der Eltern unbeabsichtigt hohe Summen ausgegeben haben, können In-Game-Käufe rechtlich unwirksam sein. Zögert nicht, euch an die Verbraucherzentrale zu wenden, wenn ihr Hilfe benötigt.
Quellen: ZDF, Giga.de, Verbraucherzentrale