Das Leben in der Deutschen Demokratischen Republik war zwar durch einige Einschränkungen geprägt, doch auch Trends gingen nicht an den Ostdeutschen vorbei. Die Möglichkeiten der Modeindustrie waren jedoch stark eingeschränkt. Wenn Trendteile in der DDR nicht verfügbar waren, wurden sie nicht selten selbstgenäht. Und vielleicht brachte ja auch mal eine Westverwandtschaft ein schönes Paar Levi's Jeans mit ...
Wir zeigen, wie sich die DDR-Mode im Laufe der Zeit verändert hat und was typische Kleidungsstücke der "Ossis" waren.
VEB-Mode für alle
Die volkseigenen Konfektionsbetriebe der DDR waren dafür bekannt, nicht besonders modische Kleidung zu produzieren. Zwar gab es viele Designer und Designerinnen, die tolle Entwürfe kreierten, diese mussten jedoch erst von vielen staatlichen Ebenen kontrolliert und genehmigt werden. Aufgrund des Mangels an guten Stoffen wurden zudem oft günstigere, synthetische Fasern verwendet. An zusätzlichen Applikationen wurde ebenfalls gerne gespart, so dass das fertig produzierte Kleidungsstück oft kaum noch etwas mit dem eigentlichen Designentwurf zu tun hatte und nur eine triste Enttäuschung war. Eine Ausnahme stellten die Kollektionen der Bekleidungskette Exquisit her, die jedoch für den Normalbürger bzw. die Bürgerin der DDR meist viel zu teuer waren.
Fashion-Inspiration made in GDR
Als Schaufenster in ein modisches, trendbewusstes Leben nah am Zeitgeist galt "Sibylle", die "Vogue" der DDR. Ab 1956 vom Modeinstitut Berlin herausgegeben, war die Zeitschrift für viele Frauen jahrzehntelang ein wichtiger Begleiter. Jedoch animierte sie selten zum Shoppen – denn die schönen Teile aus dem Magazin gab es meist gar nicht zu kaufen oder sie waren unerschwinglich. Stattdessem dienten die Modestrecken der "Sibylle" eher als Inspiration, um sich direkt an die Nähmaschine zu setzen und nachzuschneidern.
Die DDR-Mode in den 60ern
Wie auf diesem Foto aus den 60ern wurde die neuste Sommermode auch in der "Sibylle" präsentiert. Klassisch elegant war das Motto: eine schicke Bluse, kombiniert mit einem knielangen Plisseerock und dazu weiße Pumps.
Elegant vorm Trabant
Auch solche Etuikleider mit Taillengürtel waren in den 60ern und frühen 70ern in der DDR angesagt. Die Haare wurden leicht bis stark toupiert, das Make-up wurde auffälliger. Die Frau in der DDR sollte selbstbewusst und eigenständig sein und das sollte auch ihr Stil repräsentieren – zumindest in der Theorie.
Bademode in der DDR
An der Ostsee, dem Reiseziel Nr. 1 unter DDR-Bürgern, begegnete man sich häufig ein wenig bunter als im Alltag. In farbenfrohen Designs und Mustern sonnte man sich im Strandkorb und trug bei einem Gang in die Wellen besondere Badekappen wie diese.
Schick zur Jugendweihe
Im Westen feierte man Konfirmation, im Osten feierten 14-Jährige Jugendweihe. Diese wird auch heute noch gerne in den neuen Bundesländern zelebriert, der Übergang vom Kindes- ins Erwachsenenalter hatte aber in der DDR noch eine weitaus größere Bedeutung. Hier wurde die neuste Mode für die Jugendweihe-Saison 1966 auf dem Laufsteg präsentiert.
Modische Jugend im Osten
Gerade für die Jugend war es wichtig, top gekleidet zu sein. Die sozialistischen Designs gaben jedoch meist nicht das her, was sich junge Menschen wünschten. Die Lösung war entweder genug Geld für einen Ausflug zum Intershop, eine kreative Mutti mit Nähmaschine oder manchmal auch eine Tante aus dem Westen.
Dederon überall
Neuste Modedesigns wurden regelmäßig auf der Leipziger Messe präsentiert, wie von diesen jungen Frauen auf einer der Frühjahrsmessen. Ihre Kleider sind aus sogenanntem Dederon, Polyamidfasern, gefertigt. Der Begriff Dederon setzte sich übrigens aus "DDR" und "on" zusammen.
Nicht ohne meine Kittelschürze
Aus Dederon wurde auch ein anderes, sehr charakteristisches Kleidungsstück der DDR gefertigt: die gute alte Kittelschürze. Es gab sie in unendlich vielen Designs und Farben, die man am Arbeitsplatz oder zu Hause zur Schau trug. Viele von uns erinnern sich bestimmt noch an ihre Oma oder Mutter in einem schönen Exemplar oder trugen vielleicht sogar selbst eine.
Das klassische Kopftuch
Ältere Semester trugen in der DDR gerne noch das von uns eher als großmütterlich wahrgenommene Kopftuch, das sie selbst in den Kriegsjahren und danach noch als junge Mädchen und Frauen getragen hatten. Unvergessen sind für viele Menschen sicherlich auch die Kopftuch-ähnlichen transparenten Regenhauben, die eine frisch gestylte Dauerwelle vor dem Zusammenfallen schützten.
Die Trends in den 70er Jahren
Währenddessen wurde die Mode in den 70ern bunter und auffälliger. Schlaghosen und poppige Farben wie Orange und Senfgelb waren angesagt, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Aber bitte nur stilecht mit Bügelfalte!
Hippe Mehrfach-Kragen
Der Kragen war ein großes Ding in der DDR der 70er Jahre. Rollkragen, Haifischkragen, Matrosenkragen oder Kombinationen wie auf diesem Foto waren bei beiden Geschlechtern beliebt. Unisex-Mode wurde immer wichtiger.
Pelz hielt nicht nur warm
Nicht wegzudenken aus den 70er Jahren in der DDR ist auch Pelzmode. Häufig vom VEB Brühlpelz, aber auch als Mitbringsel von Aufenthalten in der Sowjetunion, waren Pelzmützen und -Mäntel der letzte Schrei und unheimlich kuschelig an kalten Tagen, zumindest für die, die es sich leisten konnten. Die Männer wärmten ihre Gesichter unterdessen mit Koteletten à la Elvis.
Lässig mit Blauhemd
Zurück zur Jugend der DDR, die selbst aus der sozialistischen Einheitskleidung noch Style herausholte, wie diese jungen Menschen beim Nationalen Jugendfestival in Ost-Berlin 1979. Das FDJ-Hemd konnte in vielen Variationen getragen werden, beispielsweise geknotet und mit Lederhotpants, die wahrscheinlich aus dem DDR-Ersatzstoff Lederol gefertigt waren.
Rebellion unter dem Mantel des Kommunismus
Wer ein Punk in der DDR war, hatte es nicht leicht: Beliebte It-Pieces der Szene wie Doc Martens Stiefel oder Nieten-Lederjacken waren schwer zu kriegen oder viel zu teuer. So mussten Punks in Sachen Style viel Einfallsreichtum beweisen und durften sich gleichzeitig nicht zu rebellisch verhalten, da sie dem Staat sonst schnell ein Dorn im Auge waren.
Hochzeit in Uniform
Dieses Bild war in der Deutschen Demokratischen Republik kein seltenes: ein Mann, der seine Partnerin in NVA-Uniform heiratet. Dies war meist ein freiwilliger Akt und ersparte oft auch den Kauf eines Anzugs. Während der Ehemann DDR pur verkörpert, lässt das Outfit der Braut bereits den progressiven Geist der 80er Jahre erkennen.
Schick in Jeans
Hier zeigt sich DDR-Schwimmerin Kristin Otto in einem trendigen Denim-Look. Noch 20 Jahre zuvor wäre ihr Style verpönt gewesen, denn Jeans wurden lange nicht als normales Kleidungsstück akzeptiert.
80s pur
Auch in der DDR konnten die 80er Jahre so wild aussehen: Dauerwelle, Leggings, Longshirt mit Taillengürtel und schrilles Make-up prägten den Style der Zeit. Nur die weißen Pumps, die waren noch aus der Eltern-Generation geblieben.
Den 90ern entgegen
Ob die Models auf der Modenschau beim Pressefest Neues Deutschland im Berliner Sommer 1987 bereits der Zukunft entgegenblickten? Hier wurde Mode präsentiert, die charakteristisch für die Zeit während und nach der Wende wurde.
Marxismus und Eiskunstlauf
Eiskunstlauf-Star Katarina Witt war häufig international unterwegs und präsentierte hier schon die Mode, auf die bald fast jede Frau aus der DDR Zugriff haben sollte – vor einem Hintergrund, der heute zum Touristen-Hotspot geworden ist.
Auf ins neue Berlin
Erneut die selbstbewusste DDR-Frau: Als dieses Foto Ende der 80er Jahre aufgenommen wurde, ahnte noch niemand, dass Ostdeutsche unweit dieser Location bald einfach wieder durch das Brandenburger Tor spazieren können.
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