Schwäbisch ist nach Sächsisch der unbeliebteste Dialekt in Deutschland. Wer schwäbelt, gilt schnell als provinziell und wenig weltgewandt. Dabei hat die schwäbische Sprache so viele tolle, witzige und schöne Aspekte. Lasst euch überzeugen!
#1 Butzele
Ein "Butzele" ist klein, süß, schläft (wenn's gut läuft) viel – und zaubert Menschen mit Herz ein Lächeln auf die Lippen. Genau, ein "Butzele" ist ein Baby!
#2 Gsälz
Ja, beim "Gsälz" handelt es sich um etwas zu Essen. Aber anders als man meinen könnte, kommt im Rezept kein Salz drin vor. Dafür jede Menge Gelierzucker und Früchte. Unter "Gsälz" versteht der Schwabe nämlich Marmelade.
Passend dazu gibt es auch den Ausdruck "Gsälzbär" (Marmeladenbär). Das Wort "Gsälzbär" ist sehr variabel einsetzbar und grundsätzlich sehr liebevoll gemeint. Es kann sich ganz einfach um ein Kosewort für jemanden handeln, der gerne Marmeladenbrote isst bis hin einer liebevollen Bezeichnung für einen Dummkopf oder einen muffeligen Menschen (einen Bruddler). Viel Spaß beim Weiterlesen, ihr "Gsälzbärla"!
#3 Gugg
Auch die "Gugg" ist ein false friend. Also ein Begriff, der einen auf die falsche Fährte lockt. Gemeint ist weder eine Brille, noch ein Fernrohr oder ein anderes optisches Instrument. Zudem sollte man beim Hineinschauen in die "Gugg" sehr vorsichtig sein, dass man sie sich nicht über den Kopf zieht dabei und erstickt. Die "Gugg" ist nämlich eine Plastiktüte.
#4 Gräbale
Manchmal verwundert es mich, dass es für manche schwäbischen Worte einfach kein äquivalentes deutsches Pendant gibt. Ich plädiere hiermit für die Aufnahme des "Gräbele" in den Duden.
Das "Gräbele" ist traditionell die Stelle in einem Ehebett, an dem die beiden Matratzen aneinander stoßen. Also der kleine Graben, in den gerne mal die Fernbedienung, Taschentücher oder Haargummis rutschen.
Auch Queen- oder Kingsize-Betten haben ein "Gräbele", wenn zwei Menschen drin schlafen. Dann bezeichnet es die Stelle, an die sich kleinere Kinder nachts mehr oder weniger lautstark schleichen, um von dort aus die beiden Eltern zu beiden Seiten aus dem Bett zu drängen.
#5 Häs
Das ist leicht oder?! Von wegen! Zwar ist ein "Häsle" auf Schwäbisch ein kleiner Hase, das "Häs" allerdings bezeichnet die Kleidung oder Verkleidung einer Person.
#6 Mäschle
Das "Mäschle" kann man sich mit viel Fantasie vielleicht sogar herleiten. Denn was ist eine Schleife schon viel mehr als eine Masche?!
#7 näbanaus ganga
Wortwörtlich haben wir es hier mit dem zusammengesetzten Verb 'nebenraus gehen' zu tun. Mancher ahnt es schon, es geht ums fremdgehen.
#8 Bagasch
Eine Anleihe bei den französischen Nachbarn. Allerdings handelt es sich hier nicht um Reisegepäck, sondern um die bucklige Verwandtschaft, also die Familie. (Unsere schwäbische Domain müsste also sowas wie https://www.bagasch.sw sein.)
#9 Bruddler
Der "Bruddler" ist mit XY-Chromsomen ausgestattet, es fällt ihm schwer, ernsthaft über seine Gefühle zu sprechen, lieber nörgelt er vor sich hin. Wahrscheinlich gibt es diese Sorte Mann in jedem Bundesland, ob es überall einen Begriff dafür gibt, weiß ich leider nicht.
#10 halbläbig
Vom Wortlaut her ganz einfach übersetzt bedeutet "halbläbig" so viel wie halbwegs lebendig. Gemeint ist damit aber uncool, wertlos oder minderwertig.
#11 Grombiera
Was den einen die (Erd-)Äpfel sind, sind den Schwaben die (Grund-)Birnen. Je nach lokalem Dialekt "Grombiera" oder "Äbira" (Erdbirnen). Gemeint sind jedenfalls Kartoffeln.
#12 Käpsale
Auch hier könnte man meinen, man könne einfach vom Wort her ableiten, worum es geht: Käpsele = kleine Kapsel. Aber schon wieder auf die falsche Fährte gelockt. Ein Käpsele ist jemand Gewitzes, der fix im Kopf ist, Zusammenhänge schnell und gut durchdringt und kreative Ideen hat.
#13 Breschdling
"Breschling" sind Erdbeeren. Wo hier der Zusammenhang ist, keine Ahnung! Offenbar kommt das Wort vom mittelhochdeutschen Verb "brasten" für "knacken". Allerdings finde ich diese Erläuterung wenig schmackhaft, gibt es doch knackigere Früchte als Erdbeeren.
#14 Pfeifadeggl!
Sagt ein Schwabe "Pfeifadeggl!" will er sich nicht über Rauchuntensilien austauschen, sondern seinen Unmut kundtun. "Von wegen!" – "Das hast du dir so gedacht!" – "Nicht mit mir!", soll das heißen.
#15 henna
Wer jetzt an rote Haare denkt, liegt mal wieder daneben. "Henna" ist die kürzere Version von "herrinnen" und heißt einfach drinnen.
#16 dussa
Ihr habt es euch vielleicht gedacht. "Dussa" ist das Gegenteil und bedeutet draußen.
#17 Muggabadscher
Was sich zuerst mal wie ein Schimpfwort anhört, entpuppt sich beim wortwörtlichen Übersetzen als praktisches Tool, vor allem für die Sommermonate.
Mugga = Mücken
Badscher = Klatscher
Es handelt sich also um eine Fliegenklatsche.
# 18 Bäbb
Der "Bäbb" darf neben der Schere in kleinem Schlampermäppchen fehlen: der Klebstoff oder Kleber. Das passende Verb ist übrigen "bäbba".
#19 aufglauba
Die Klamotten auf dem Badezimmerteppich, die Legos auf dem Kinderzimmerboden oder die Äpfel im Herbst – "aufglauba" ist eine Tätigkeit, die viele Mütter deutschlandweit tagtäglich zelebrieren. Die Rede ist von aufheben.
#20 raahagla
Das glatte Gegenteil ist "raahaagla", also runterhageln bzw. runterfallen. Dabei wird das "raahagla" eher passiv verwendet. Man würde also rufen: "Philipp-Konstantin, pass auf beim Klettern, dass es dich nicht raahaglt."
#21 lupfa
Um bei den Verben zu bleiben, wer etwas hochhebt, der lupft es.
#22 Buabaschbiddzla
Diese schwäbische Spezialität gibt es dank der großen Supermarktketten fast überall in Deutschland zu kaufen. Die Rede ist von Schupfnudeln. Warum die Form der Kartoffelnudeln 'Bubenspitzchen' heißt, darf sich jetzt jeder selber herleiten.
#23 Sodele
Was der Ausdruck "Alors" in Frankreich ausdrücken soll, das kann in etwa auch das "Sodele". Streng übersetzt wäre das sowas wie "nun" oder "also". Es drückt das angenehme Gefühl über eine zufriedenstellend abgeschlossene Tätigkeit aus – egal, ob es sich um einen fertig geschriebenen Artikel, ein geleertes Glas oder einen aufgeräumten Keller handelt.
"Sodele" gehört außerdem zum schwäbischen Dreiklang:
"Sodele" – "Wasale?" – "Jezzadle!"
#24 Debbich
Wörtlich übersetzt bedeutet "Debbich" Teppich. So weit, so einfach. Benutzt wird das Wort allerdings in erster Linie für ein anderes Textilprodukt: die (Woll-)Decke.
Wenn Euch also beim Picknick eine Schwäbin erzählt, sie hätte einen "Deppich" dabei, rechnet nicht mit einem Perser.
#25 Bachl
Obwohl in der ganzen Welt mehr oder weniger gleichmäßig verteilt, gibt es nur in wenigen Sprachen wohlwollende Bezeichnungen für Mitmenschen, die mit weniger Hirnschmalz gesegnet sind. Der "Bachl" ist so einer. Übersetzt vielleicht sowas wie ein Trottelchen, jemand der Unsinn redet oder tollpatschig ist.
#26 Gasdaggl
Ganz ähnlich wie der "Bachl" ist auch der "Grasdaggl" eine liebevolle Beleidigung. Anders als den "Bachl", kann man den "Grasdaggl" aber auch sehr gut auf sich selbst beziehen, wenn man sich über sich selbst ärgert. Wie so oft, macht hier der Tonfall aus, ob man beleidigen oder necken will.
#27 Dreibla
Wortwörtlich sind "Dreibla" einfach Träubchen. Gemeint sind allerdings keine kleinen Trauben, also Weinbeeren, sondern Johannisbeeren.
#28 Bäradregg
Klingt eklig (übersetzt Bärendreck), schmeckt vielen Leuten auch so: Lakritz.
#29 Oxaaoga
Wörtlich übersetzt bedeutet es Ochsenaugen. Gemeint sind allerdings nicht wirklich die Augen eines Rinds, sondern Spiegeleier. Sollte euch also irgendwann mal eine sehr alte schwäbische Oma (sonst verwendet kaum einer diesen Begriff) ein paar "Oxaaoga" zum Frühstück anbieten, wisst ihr Bescheid.
#30 Glotzbebbl
Wollte jemand euch dagegen wirklich Augen auftischen, hätte er eventuell von "Glotzbebbl" gesprochen. Ein eher abwertendes Wort für Augen.
Achtung! Für romantische Komplimente NICHT geeignet: "Du hosch so scheeene Glotzbebbl" käme auch bei Hardcore-Schwäbinnen wahrscheinlich nicht so gut an.
#31 malad
Wer Französisch spricht, weiß sofort, worum es sich handelt. "Malad" heißt auch auf Schwäbisch krank. Man muss dabei aber nicht mit 40 Fieber im Bett liegen. Auch wer sich mit einfach nicht gut fühlt, PMS hat, einen Kater oder (aufgrund der Wahlergebnisse der letzten Monate) sehr resigniert und antriebslos ist, geht als "malad" durch.
#32 Schwätzle
Die Definition des Wortes "Schwätzle" fällt mir tatsächlich gar nicht so leicht. Es handelt sich objektiv betrachtet natürlich um ein Alltags-Gespräch. Aber ein Schwätzle ist auch so viel mehr. Das Schwätzle ist gesellschaftlicher Kitt, es findet zwischen Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern, Nachbarn, Kollegen oder Fremden statt. Bei einem "Schwätzle" kann es um alles gehen. Im Vordergrund steht das gegenseitig Updaten. Gesucht wird eher der Konsens als das Trennende. Eine hitzige Diskussion geht nicht als "Schwätzle" durch. (Falls jemand eine treffende Definition findet, gerne her damit: micky@familie.de)
Das "Schwätzle" ist so in der schwäbischen Kultur verankert, dass der Landesseniorenrat Baden-Württemberg seit 2021 in verschiedenen Gemeinden sogenannte "Schwätzlebänkle" aufstellt – designierte Orte für Begegnungen und kleine Gespräche. We like!
#33 Schlotzer
Was dem einen sein Lolly, das ist den Schwaben und Schwäbinnen der "Schlotzer". Warum? Na, weil man dran "schlotzen" kann!
#34 dätschig oder lätschig
Wenn etwas "dätschig" oder "lätschig" ist, dann ist es in unangebrachter Weise zu weich.
#35 Babbela!
Für dieses Wort gibt es WIRKLICH keine Übersetzung. Es kommt aus der Kindersprache und wird verwendet für: "aus", "fertig", "leer", "alle-alle".
Wenn die Bluey-Folge zuende ist: "Babbela!".
Wenn der Teller leer ist: "Babbela"!
Wenn der Artikel am Ende angekommen ist: "Babbela!"