Verlieren Frauen vor der 24. SSW ihr Baby, steht ihnen derzeit kein Mutterschutz zu. Das heißt: Viele von ihnen müssen am nächsten Tag wieder arbeiten gehen, denn Krankschreibungen sind tatsächlich die Ausnahme. Die Initiative von Natascha Sagorski arbeitet weiter dafür, das zu ändern und endlich mit einem Gesetz Klarheit zu schaffen – und damit Schutz und Anerkennung für alle Betroffenen. Auch viele prominente Stimmen unterstützen die Kampagne, genau wie familie.de. Wir haben u.a. mit Colin Ulmen-Fernandes, Marie Nasemann und Sebastian Tigges gesprochen.
Seit über zwei Jahren kämpft die Gesetzesinitiative zum gestaffelten Mutterschutz von Natascha Sagorski (Autorin "Jede Dritte Frau" und Vorsitzende der gemeinnützigen Organisation familie sind alle) dafür, dass Frauen nach einer Fehlgeburt in Ruhe heilen können – egal, zu welchem Zeitpunkt in der Schwangerschaft diese stattgefunden hat. Denn auch, wenn die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt eine Krankschreibung ausstellen kann, ist das, so wird immer wieder klar, meistens nicht üblich. Und der Gedanke, selbst danach fragen zu müssen, kann das Leiden der betroffenen Frauen noch verstärken– wenn überhaupt die Kraft dafür ausreicht.
Den Betroffenen wird suggeriert, dass sie schnell wieder "funktionieren" sollen, weswegen etliche Frauen sich nicht trauen, Zeit für ihre Trauer einzufordern.
Zeit zum Heilen
Viele Frauen brauchen nach einer Fehlgeburt Zeit zum Heilen – seelisch und körperlich. Das kann in einem kleinen Wochenbett geschehen – zu Hause, in einem sicheren Umfeld und nicht mit dem Druck, schnell wieder funktionieren zu müssen. Deshalb spricht sich die Initiative für mindestens zwei Wochen freiwilligen Mutterschutz aus. Fast zwei Drittel der betroffenen Frauen entwickeln nach ihrer Fehlgeburt eine Depression, denn heilen, das klappt nicht auf Knopfdruck. Und nicht nur die Frauen selbst leiden unter der Situation – auch ihre Familien und wir als Gesellschaft.
Mehrheit im Bundesrat & Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts
Die Initiative zum gestaffelten Mutterschutz konnte schon viele Erfolge erzielen, seit sie im Juli 2022 an den Start ging. Dazu gehört, dass die Mehrheit im Bundesrat für die Gesetzesänderung stimmte. Und die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts am 25. September 2024, dass Frauen nach einer Fehlgeburt vor der 24. SSW Anspruch auf eine Zahlung von Mutterschaftsgeld haben – auch durch ihren Arbeitgeber. Die Entscheidung fiel als Antwort auf die Verfassungsbeschwerde „Gewährung von Mutterschutz nach einer Fehlgeburt“ durch Natascha Sagorski und Isa Grütering, die das Urteil beide begrüßen:
"Das Wichtigste ist nun die schnelle Schaffung von Rechtssicherheit durch den Gesetzgeber. Wir brauchen keine Klageflut, sondern einen Gestaffelten Mutterschutz, der zu mehr Gerechtigkeit führt und dessen schnelle Umsetzung nun noch wichtiger und dringender ist."
Aber die Zeit rennt: Auch wenn sich die demokratischen Fraktionen im Familienausschuss des Bundestages derzeit über einen Gesetzentwurf beraten, naht das Ende der Legislaturperiode. Deshalb ist eine neue große Kampagne in Arbeit, um die Initiative zu unterstützen.
Kampagne Leere Wiege = volle Arbeitskraft?
Im Oktober ist die bundesweite Kampagne "Leere Wiege = Volle Arbeitskraft" gestartet– mit der Unterstützung prominenter Personen, die sich ebenfalls für die Rechte von Frauen starkmachen. Mit dabei:
- Collien Ulmen-Fernandes (Moderatorin und Schauspielerin)
- Marie Nasemann (Schauspielerin & Podcasterin) und Sebastian Tigges (Jurist & Podcaster)
- Philipp Grütering (von der Band Deichkind) & Isa Grütering
- Lars Klingbeil (SPD-Parteivorsitzender)
- Arne Friedrich (Ex-Fußballspieler und -trainer)
- Anja Karliczek (CDU)
- Katharina Schulze (Grüne)
- Ulrike Bahr (SPD)
und viele mehr. Viele von ihnen waren am 9.10. live beim Event im und vorm Bundestag anwesend.
Event im Bundestag am 9. Oktober
Während eines parlamentarischen Frühstücks am 9.10. machte Natascha Sagorski gemeinsam mit Vertreterinnen des Bundestags, der Krankenkassen IKK und mkk sowie medizinischen Experti*nnen erneut auf die Wichtigkeit eines gestaffelten Mutterschutzes aufmerksam. Auch familie.de unterstützt die Kampagne, für deren Event eine überdimensionale Wiege vor dem Bundestag aufgebaut war.
Collien Ulmen-Fernandes, Lars Klingbeil, Philipp Grütering, Marie Nasemann, Natascha Sagorski, die Ärztin Prof. Mandy Mangler, Vetreter*innen der Krankenkassen und viele Politiker*innen haben sich vor Ort zum Thema geäußert. Und auch wir waren dabei. Denn eines ist klar: Fehlgeburten betreffen nicht nur unglaublich viele Frauen - sondern auch ihre Partner*innen, Kinder und uns als Gesellschaft.
Deshalb: Unterstützt uns, teilt unsere und Nataschas Beiträge auf Social Media und werdet laut, um den gestaffelten Mutterschutz weiter voranzubringen. Der er muss jetzt endlich kommen, damit Frauen würdevoll und selbstbestimmt heilen können.