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Aus Träumen lernen

Warum Kinder Alpträume brauchen: 5 spannende Fakten über unsere Träume

Fakten über Träume
© Getty Images/gremlin

Im Traum ist alles möglich. Wir bewegen uns in einer Fantasielandschaft, können fliegen, sprechen mit Menschen, die es nicht mehr gibt, begegnen Monstern und tauchen immer wieder tief in die Vergangenheit ein. Wusstet ihr aber, dass ihr im Traum Probleme lösen könnt und Albträume vererbbar sind? Diese und weitere spannende Fakten habe ich aus dem neuen Buch "Warum wir träumen" von Hirnchirurg und Neurowissenschaftler Dr. Rahul Jandial gelernt.

Kinder brauchen Albträume als kognitiven Prozess

"Die Fähigkeit zu träumen, ist ein wichtiger kognitiver Schritt, dessen Entwicklung Zeit braucht. Tatsächlich können wir gehen und sprechen, bevor wir träumen. Die Fähigkeit zum Träumen entwickeln wir gleichzeitig mit unserer Fähigkeit zur visuellen und räumlichen Wahrnehmung, als etwa im Alter von vier Jahren." (...)
Dr. Rahul Jandial, "Warum wir träumen" S. 38
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Der Hirnforscher berichtet, dass Traumforschende aus Versuchen, vielen Befragungen und Beobachtungen wissen, dass Kinder zwischen drei und fünf noch keine richtigen Träume haben. Bzw. nicht so, wie wir sie als Erwachsene kennen, es sind eher Standbildaufnahmen, keine Filme und sie haben häufig keine Handlung und soziale Interaktion. Bei Kindern im Vorschulalter kommen meist Tierfiguren oder Verweise auf körperliche Empfindungen wie Hunger oder Müdigkeit dazu. Kinder berichten in diesem Alter auch nicht von Traumtieren wie den Haustieren der Familie, sondern eher von Gestalten aus Märchen, Comics oder Serien, die sie schauen.

Sobald das Imaginationsnetzwerk im Gehirn sich entwickelt, also Kinder sich etwas vorstellen können, und wenn sie anfangen ein Bewusstsein für das autobiografische Selbst zu entwickeln, zeigen sich die Fähigkeiten auch im Traum. Die Entwicklung findet quasi im Traum und im Wachzustand parallel statt und beeinflusst sich. Träumen ist also wichtig, für die kognitiven Fähigkeiten des Kindes und für die Entwicklung des Selbstbilds und der eigenen Identität.

Albträume sind wichtig für die kindliche Entwicklung und vererbbar

Warum aber träumen wir und warum haben wir Albträume? Viele Menschen weltweit träumen von ähnlichen Situationen und es kehren bestimmte Bilder auch wieder. Dabei wissen Traumforschende, die viele Traumberichte jahrelang untersucht und verglichen haben: Die Träume der Menschen unterscheiden sich massiv und der Mensch durchlebt alle möglichen Emotionen, die häufig nicht unbedingt seinen aktuellen Emotionen im Alltag entsprechen.

Eine Theorie über Albträume ist: Im Traum spielt das Gehirn verschiedene Szenarien durch und übt quasi ein, wie der Mensch darauf reagieren könnte. Ein Traum hat also auch einen therapeutischen Wert. Dr. Jandial merkt an, dass das Gehirn sich im Traum quasi Lösungen für mögliche existenzielle Bedrohungen sucht. Ein Albtraum unterscheidet sich vom normalen Traum in seiner Intensität und dass wir die Motive der vorkommenden Personen nicht deuten können.

Albträume haben alle Menschen, egal ob sie eine behütete Kindheit haben und wo und wie sie aufwachsen. Kinder haben am häufigsten Albträume, vor allem in der Phase der rasanten kognitiven Entwicklung. Weil diese bei Kindern in einer bestimmten Phase gehäuft aufgetreten sind, vermutet der Hirnforscher einen Zusammenhang mit der kindlichen Entwicklung.

Daher sieht er diese Albträume, so unangenehm sie für ein Kind auch sein mögen, als wichtig an. Für ein Kind ist ein intensiver Albtraum jedoch so beängstigend, weil es den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit im Alter von fünf Jahren noch nicht kennt und versteht.

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Wenn die Kinder älter werden, können die Albträume mit der Formung des Geistes zunehmen. Wenn ein Kind im Traum als Superheld oder Kreatur gegen Ungeheuer kämpft, ist das eine wahnsinnig beeindruckende Eigenschaft des Geistes. Die Imagination entsteht, das Kind kann mit seiner Einbildungskraft Wesen formen und sich gegen Bedrohungen des Geistes zur Wehr setzen. Das ist eine extrem wertvolle Eigenschaft für sein Leben.

Albträume können tatsächlich von Generation zu Generation weitervererbt werden. Forscher haben festgestellt, dass in manchen Familien Albträume gehäuft auftreten. (...) Es gibt klare Belege dafür, dass Verhaltensweisen ebenso wie körperliche Eigenschaften den Prozessen der Epigenetik unterworfen sind. (...)
Dr. Rahul Jandial, "Warum wir träumen", S. 63 v.

Erotische Träume sind Ausdruck unserer sexuellen Vorstellungskraft

Sicherlich habt ihr auch schon mal einen Sextraum von eurem Ex-Partner bzw. -partnerin oder einer völlig fremden Person gehabt. Erotische Träume haben fast alle Menschen weltweit Zeit ihres Lebens. Das können angenehme Träume mit sexuellen Handlungen und real empfundenen Orgasmen sein oder reine Fantasiegeschichten bis zu albtraumhaften Szenarien. Sie verunsichern uns meist stark und wirken noch lange nach. Häufig wird gesagt, sie enthüllen wahre, verborgene Sehnsüchte. Wir wünschen uns also fast alle, unsere Partner*innen zu betrügen?

Dem widerspricht der Hirnchirurg: Erotische Träume haben nichts mit unserem tatsächlichen Sexualleben zu tun, denn solche Träume haben sowohl Menschen, die noch nie Sex hatten, als auch jene, die ein sehr erfülltes Sexualleben haben. Dr. Jandial beschreibt erotische Träume eher als "lüsterne Gedankenexperimente". Erotische Träume haben sogar Jugendliche, die noch keinerlei sexuelle Erfahrungen haben, denn sie würden schon weit vor den ersten erotischen Erlebnissen einsetzen, so weiß es die Traumforschung.

Die erotischen Träume oder Träume von Sex seien die Verkörperung des Begehrens selbst. Sie zeigen uns sozusagen, was sexuell möglich ist und sind ein Ausdruck sexueller Impulse des Gehirns. Das ist ja bekanntlich unser stärkstes Sexualorgan. Denn wie wir alle wissen, beginnt die Lust im Gehirn. Es gibt einen genitalen Cortex im Gehirn, das sei eine Art Landkarte unserer Sexualorgane.

Wer also viele erotische Träume hat, dessen Gehirn möchte ihn oder sie vielleicht nur darauf hinweisen, wie wichtig Sexualität ist und wie gut sie uns tut. Inwieweit die sexuellen Begegnungen im Traum mit unseren tatsächlichen realen Beziehungen zu tun haben, sei sehr individuell und könne nicht pauschal erklärt werden.

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Dr. Jandial gibt den Tipp, dass wir am besten alle Träume, die uns ratlos, aufgewühlt oder verunsichert zurücklassen, immer aufschreiben. Manchmal wiederholen sich solche Szenarien und irgendwann wird uns klar, was es bedeuten könnte. Wenn unser Geist sich im Wachzustand mit dem Traumthema befasst, hat das auch Einfluss auf den Traum und das Traumgeschehen – wir können es dann beeinflussen und auf jeden Fall etwas daraus lernen. Manchmal dauert es nur eine Weile, bis sich aufklärt, was uns der Traum, also unser Geist, sagen möchte.

Im Traum sind wir kreativ + zu Höchstleistungen fähig

Im Buch berichtet der Neurowissenschaftler über eine Patientin, die eine bestimmte Art von Zyste im Gehirn hatte, die auf das Gehirn drückte und zu extremen Kopfschmerzen führte: Anna bemerkte in dieser Zeit, dass sie wahnsinnig viele intensive kreative Träume hatte, die sie zu Geschichten und Drehbüchern inspirierten wie nie zuvor. Denn die Zyste vergrößerte sozusagen den Teil des Gehirns, in der die Einbildungskraft, unsere Fantasie und Kreativität wohnt, den dorsolateralen präfrontalen Cortex. Die Patientin konnte plötzlich auch im Wachzustand kreativer sein und ihre Inspiration explodierte förmlich.

Das, was wir in unseren Träumen erleben, ist eng verknüpft mit dem Imaginieren und kreativen Arbeiten im Wachzustand. Wir können das für uns nutzen. Der Zustand, wo der Geist am kreativsten ist, ist laut Traumforschern der Übergang zum Tiefschlaf bzw. die Einschlafphase. Wenn wir uns also direkt vor dem Einschlafen noch einmal ein Thema oder ein aktuelles Problem vergegenwärtigen, wo wir eine Lösung brauchen oder eine Idee, kann das helfen.

Es ist wichtig, dass wir vor dem Zubettgehen auch sagen, dass wir uns an unsere Träume erinnern möchten. Das können wir erlernen, einüben und intensivieren. Wenn wir dann aufwachen, sollten wir uns einen Moment nehmen und in Ruhe alles notieren, woran wir uns erinnern. Das kann der Schlüssel zu unserer Kreativität sein und uns ganz neue hilfreiche Ideen und Einblicke liefern.

Nicht um sonst berichten viele geniale Wissenschaftler oder Künstler, dass ihnen diese oder jene Idee für ein Gemälde oder eine bahnbrechende Erfindung im Traum zuerst gekommen ist. Weil unser Geist dabei am lebendigsten frei imaginieren kann.

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Wir können lernen luzide Träume zu haben

Eine Reihe von Menschen hat sogenannte luzide Träume: Das ist ein Traum, in dem wir uns bewusst sind, dass wir träumen und in die Traumhandlung eingreifen können. Es galt immer als mystisches Paradoxon, doch die aktuelle Forschung scheint dem Phänomen immer näherzukommen und versucht, luzid Träumende dabei zu beobachten und zu erkennen, wann sie einen solchen Traum haben.

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Diese Art der Träume sollen eher bei Frauen als bei Männern vorkommen und eher in jüngeren Jahren. Menschen, die häufig Videospiele spielen, sollen häufiger luzid träumen. Dr. Jandial vermutet, das könnte damit zusammenhängen, dass auch ein Videospiel eine simulierte Realität ist, die ich als Spieler*in kontrollieren kann.

Es soll verschiedene Techniken geben, mit denen wir lernen können, luzid zu träumen. Der Wissenschaftler stellt einige davon in seinem Sachbuch vor. Bei der Suggestionsmethode sagen wir uns, dass wir beim nächsten Traum wissen werden, dass wir träumen oder wir visualisieren uns selbst in einem luziden Traum, bevor wir wieder einschlafen.

Wenn ihr mehr erfahren und tiefer eintauchen möchtet, dann lest unbedingt das Buch "Warum wir Träumen" von Dr. Rahul Jandial. In seinem 2024 erschienen Sachbuch taucht der Neurochirurg und Hirnwissenschaftler tief in die Welt der Träume aus wissenschaftlicher Sicht ein. Er erklärt nicht nur, wie Träume funktionieren und berichtet spannende Erkenntnisse aus der aktuellen Traumforschung, sondern gibt auch einen Einblick in die aktuelle Wissenschaft rund um die Träume und erzählt aus seinem Alltag als Neurowissenschaftler.

Spannend sind vor allem die vielen Fallbeispiele von Träumenden, die über bestimmte Zeit Traumtagebuch geführt haben und was die Traumforschung über die Mechanismen von Träumen herausgefunden hat. Wir erfahren, was luzide Träume sind und wie wir sie einüben können und warum es sinnvoll ist, die eigenen Träume aufzuschreiben und aus ihnen etwas über unser Unterbewusstes zu lernen.

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