Inklusion heißt, alle Menschen teilhaben lassen am gemeinschaftlichen Leben – ganz egal, welche Eigenschaften jemand mitbringt. Aber um überall mitmachen zu können, brauchen einige Menschen Unterstützung. Inklusion heißt also auch, dass diese Unterstützungsangebote wie selbstverständlich in unserem Alltag verankert sind. In der Realität gibt es da leider noch viel zu oft Luft nach oben, obwohl wir alle davon profitieren würden.
Definition: Was ist Inklusion?
„Inklusion“ (von Lateinisch „Enthaltensein“) nennt man das Konzept, das sich für eine gleichberechtigte Teilnahme aller Menschen in der Gesellschaft einsetzt – unabhängig von Unterschieden, Fähigkeiten, Unterstützungsbedarf oder Besonderheiten des Einzelnen. ALLE sollen die Möglichkeit haben, an sämtlichen Bereichen des Lebens teilzuhaben.
Schon gewusst?
- Seit 1994 steht im deutschen Grundgesetz: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“.
- 2006 hat die UN-Behindertenrechtskonvention dann „Inklusion“ als Menschenrecht für Menschen mit Beeinträchtigungen erklärt.
- Seit 2009 ist Inklusion in Deutschland geltendes Recht.
In einer inklusiven Gesellschaft wird Vielfalt als Bereicherung gesehen.
Mehr Haltung als reines Konzept
Inklusion ist aber nicht nur ein Konzept, für mich ist es viel eher eine grundlegende Einstellung von Toleranz und Akzeptanz, die sozusagen Grundvoraussetzung für eine gerechte und vielfältige Gesellschaft ist!
Mir liegt das Thema besonders am Herzen, weil ich erlebt habe, dass Inklusion für Menschen und Institutionen ein reiner Gewinn ist. Weil wir nur profitieren können, wenn das Augenmerk auf die Stärken des Menschen gelegt wird, anstatt Unterschiede zu betonen oder andere auszugrenzen.
Inklusion oder Integration?
Oft wird Inklusion mit dem Begriff Integration gleichgesetzt. Es gibt aber einen Unterschied in der Bedeutung beider Konzepte:
- Integration heißt: Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in bestehende gesellschaftliche Strukturen miteinzubeziehen.
- Inklusion heißt: Teilhabe am bestehenden System, d.h. das System soll verändert werden, um die individuellen Bedürfnisse aller Menschen von Grund auf mitzudenken..
Weil beide Begriffe oft verwechselt werden, heißen viele Kitas mit inklusivem Konzept noch immer Integrative Kindergärten.
Inklusion in der Kita: Wie läuft das ab?
In Kitas mit Inklusions-Programm werden Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen (u. a. Entwicklungsverzögerungen oder körperlichen Beeinträchtigungen) gemeinsam betreut und gefördert. Inklusive Kitas legen Wert auf ein sehr respektvolles Miteinander. Es werden pädagogische Methoden angewendet, die allen Kindern gerecht werden. Dazu zählen z. B. spezielle Lernangebote und Förderpläne und auch die enge Zusammenarbeit mit den Eltern.
Grundsätzlich geht es um ein soziales Miteinander und Wertschätzung. Themenkreise wie „Jeder Mensch ist wertvoll“, „Was ist Respekt“ oder „Ich bin ich und du bist du“ werden mit den Kindern veranstaltet und Probleme im Alltag intensiv besprochen und gemeinsam angegangen, sodass Vorurteile gar nicht erst entstehen.
Warum Inklusion in der Schule?
Bildung ist ein Menschenrecht und soll allen Kindern gleichermaßen zugänglich sein. Inklusive Schulen bieten allen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, nebeneinander zu lernen und sich zu entwickeln, unabhängig von ihren eigenen Voraussetzungen.
Inklusion in der Schule fördert gegenseitiges Verständnis und baut im entscheidenden Alter Vorurteile ab. Kinder lernen voneinander und miteinander, was zu einem optimalen Lernumfeld führt.
Was ist ein Inklusionshelfer oder eine Inklusionshelferin?
Oft sind dafür Inklusionshelfer*innen (auch I-Helfer*innen oder I-Kraft genannt) oder Schulbegleiter*innen im Einsatz: Das sind pädagogische (Fach-)Kräfte, die Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf in inklusiven Settings stets begleiten. Sie unterstützen die individuelle Förderung und Betreuung der I-Kinder, sowohl in Kita als auch Schule.
Was macht die I-Kraft?
Inklusionshelfer*innen haben die Aufgabe, den Kindern zu helfen, sich bestmöglich im Schulalltag einzufügen und einzufinden.
Zu ihren konkreten Aufgaben zählen z. B.:
- Begleitung durch das Schulgebäude und zur Toilette
- Anpassen von Unterrichtsmaterialien
- Unterstützung bei der Konzentration, der Organisation des Arbeitsmaterials oder dem Erfassen des Unterrichtsstoffes
- Unterstützung beim Knüpfen sozialer Kontakte
- Begleitung in Pausen oder bei gemeinsamen Aktivitäten (Schulausflug, Klassenfahrt etc.)
- Zusammenarbeit mit Lehrkräften: Entwickeln individueller Förderpläne, Beratung und Austausch
- Zusammenarbeit mit Eltern: Austausch über Fortschritte oder neue Herausforderungen
Inklusion im Erwachsenenalter
Auch im Erwachsenenalter sollten Menschen mit Beeinträchtigungen oder besonderem Unterstützungsbedarf unbedingt die Möglichkeit haben, ihr Berufsleben, ihre Freizeit und soziale Beziehungen aktiv und selbstbestimmt zu gestalten.
Für eine gelungene Inklusion ist es z.B. auch wichtig, dass Arbeitgeber*innen geeignete Arbeitsplätze schaffen und Menschen mit Behinderungen fair und vorurteilsfrei behandeln. Dazu zählen z. B. barrierefreie Infrastrukturen, die Zugänglichkeit von öffentlichen Plätzen, aber auch die digitale Teilhabe.
Inklusion hat kein Ende
Inklusion ist kein „Prozess“, der mit dem Schulabschluss endet. Es ist eine grundlegende Haltung, die das Ziel hat, eine Gesellschaft zu schaffen, in der niemand zurückgelassen wird. Leider gibt es da erfahrungsgemäß noch viel Aufholbedarf in unserer Gesellschaft und vor allem in unserer Politik.
Quellen: UN-Behindertenrechtskonvention, Aktion-Mensch über Inklusion