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Persönlichkeitsstörung

Was sind Narzissten? Hauptkennzeichen, Ursachen und Behandlung

Was sind Narzissten?
© Getty Images / Khosrork

Gehört hat den Begriff Narzisst bestimmt jeder schon einmal im Zusammenhang mit einer selbstverliebten Person. Doch was sind Narzissten genau – und wie erkennt man sie? Wir klären alle wichtigen Fragen.

Was ist ein Narzisst eigentlich?

"Du bist ein Narzisst!", wird in der Umgangssprache als Beleidigung für eine sehr egoistische Person benutzt. Doch: Was sind Narzissten wirklich? Laut Psycholog*innen ist Narzissmus ein Persönlichkeitsmerkmal, das in jedem von uns in einem gewissen Maße steckt. Die meisten Menschen liegen im Mittelfeld – extreme Ausschläge nach oben oder auch unten kommen selten vor.

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In der Psychologie ist ein einfacher Fragebogen mit drei Hauptkennzeichen von Narzissmus verbreitet:

  1. Bin ich ein geborener Anführer? (Autoritätsanspruch und Führungsdenken)
  2. Stehe ich gerne im Mittelpunkt? (Hang zur Selbstdarstellung)
  3. Fällt es mir leicht, andere zu manipulieren? (ausbeuterisches Verhalten)

Wer alle drei Fragen eindeutig mit "Ja" beantworten kann, der hat zumindest gewisse narzisstische Züge. Oft werden diese in der Gesellschaft aber noch nicht als etwas Negatives wahrgenommen – im Gegenteil: Solche Menschen wirken oft selbstbewusst, psychisch stabil, begeisterungsfähig, charismatisch, gesellig und ziehen andere in ihren Bann.

Wann wird Narzissmus krankhaft?

Von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung spricht man, wenn diese Eigenschaften so überhandnehmen, dass sie das ganze Dasein bestimmen und stark belastend sind – für den/die Betroffene/n und sein Umfeld.

Der Wunsch nach Bewunderung und Aufmerksamkeit wird bei einem krankhaften Narzissten/einer krankhaften Narzisstin so groß, dass er zerstörerische Ausmaße annehmen kann. Das kann z.B. so aussehen:

  • Krankhafte Narzisst*innen sind ständig auf Komplimente aus.
  • Sie erwarten, dass sich jeder ihnen unterordnet.
  • Sie erkennen die Bedürfnisse von anderen nicht an.
  • Sie nutzen ihre Mitmenschen aus.
  • Erfolge von anderen werten sie ab.
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Das Selbstwertgefühl von Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist zwar groß, hängt aber auch ganz stark von der Anerkennung durch andere ab. Übt man Kritik an ihnen – ob berechtigt oder unberechtigt spielt keine Rolle – kränkt sie das oft viel stärker als andere.

Die Folge ist nicht etwa Traurigkeit oder das Bedürfnis sich zurückzuziehen, sondern heftige Wutausbrüche. Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste und Folgen. Deshalb bezeichnen Psycholog*innen krankhafte Narzisst*innen auch als "sozial unverträglich".

Wer ist von Narzissmus betroffen?

Man geht von einem bis sechs von 100 Menschen aus, die an der krankhaften Persönlichkeitsstörung leiden. Deutlich wird sie oft schon in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Die Diagnose NPS (Narzisstische Persönlichkeitsstörung) bekommen etwas häufiger Männer als Frauen.

Allerdings sind weibliche Betroffene meist aufgrund von Geschlechterklischees schwieriger zu erkennen. Auch äußert sich NPS bei Frauen häufig etwas anders als bei Männern: Während Männer meistens eine offene Form von Narzissmus zeigen, neigen Frauen öfter zu verdecktem Narzissmus.

Offener Narzissmus: Diese Form des Narzissmus lässt sich leicht am Verhalten erkennen. Betroffene haben ein sehr hohes Selbstwertgefühl.

Verdeckter Narzissmus: Menschen mit dieser Form des Narzissmus leiden oft unter einem geringen Selbstwertgefühl und haben Bindungsängste. Ihr Antrieb ist die Gier nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Lob. Dieses Bedürfnis befriedigen sie allerdings eher unauffällig. Ein Beispiel: Verdeckte Narzisst*innen sind oft in karitativen Organisationen wie der Kirche aktiv und heimsen durch ihr übermäßiges Engagement die Bewunderung ein, die sie brauchen. Allerdings sind ihnen ihre Mitmenschen eigentlich egal. Sie neigen zu Manipulation und Heimlichkeiten.

Auch Narzisst*innen haben Familie – teils mit sehr belastenden Folgen für alle Familienmitglieder.

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Bei narzisstischen Müttern dreht sich alles um die Mama – für die Bedürfnisse der Kinder ist kein Platz:

Auch wenn es sich beim Vater um eine narzisstische Persönlichkeit handelt, kann sich das extrem negativ auf die kindliche Entwicklung auswirken:

Was sind Narzissten? Ursachen und Behandlung

In der Psychologie gibt es zwei Theorien zur Entstehung von Narzissmus, die unterschiedlicher nicht sein könnten:

  1. Spätere Narzissten wurden in ihrer Kindheit über alle Maßen verwöhnt, gelobt und von jeder Enttäuschung und Frustration ferngehalten.
  2. Narzissmus ist eine Art Selbstschutz, wenn das Bedürfnis nach Liebe in der Kindheit nicht erfüllt wurde oder immer an Leistung und Erfolg geknüpft wurde.
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Wissenschaftlich überprüfen lassen sich diese Thesen nur schwer, da man sich dabei ja auf die Kindheitserinnerungen betroffener Erwachsener stützen muss. Und diese sind oft ungenau und subjektiv.

Inzwischen gehen viele Forscher*innen auch davon aus, dass die Persönlichkeitsstörung auch genetisch bedingt sein könnte und das Verhalten der Eltern eine kleinere Rolle spielen könnte, als bisher angenommen.

Durch Psychotherapie kann Narzisst*innen geholfen werden: Wenn der/die Therapeut*in an deren verletzliche Seite herankommt, kann gemeinsam erlernt werden, wie man Gefühle ausdrücken, Empathie zeigen und auf eine in der Gesellschaft akzeptierte Weise mit anderen kommunizieren kann. Außerdem bekommen sie "Handwerkszeug" zur besseren Impulskontrolle an die Hand.

Allerdings suchen die meisten Narzisst*innen nie Hilfe bei Psychotherapeut*innen. Der Grund: Sie zeigen oft geringe Einsicht, dass andere Menschen Probleme mit ihrer Persönlichkeit haben könnten und wollen nicht an sich arbeiten bzw. sich nicht eingestehen, dass sie eine NPS haben.

Oft begeben sich Betroffene nur dann in Behandlung, wenn sie eine Depression entwickelt haben. Denn wenn sie Niederlagen (z.B. eine Trennung oder eine Kündigung) erleiden, stürzt das Narzisst*innen häufig in eine tiefe, psychische Krise, die nicht selten mit Suizidgedanken einhergeht.

Dein Kind zeigt soziale Auffälligkeiten? Eventuell könnte das Asperger-Syndrom dahinter stecken:

Asperger-Syndrom: Was es ist es und welche Symptome sind typisch Abonniere uns
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Quellen: psychologie.uzh.ch, msdmanuals.com, psychologie-heute.de

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