Lesen ist per se eine einsame (aber soo entspannende) Tätigkeit. Wir tauchen in fremde Welten ein, lernen Neues kennen, gruseln uns oder leiden mit. Da sich immer mehr Menschen einsam fühlen, will eine Initiative nun für Vernetzung und Gemeinschaftsgefühl beim Lesen sorgen.
"Eine Stadt liest ein Buch", das klingt ein bisschen wie eine Utopie, ist aber der Name einer Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Diese Aktion gab es bereits vor Corona, aber die Wichtigkeit des Themas Einsamkeit hat inzwischen natürlich noch stärker zugenommen.
Eine Stadt liest ein Buch - seit 1998
Ursprünglich gestartet ist der Gedanke schon 1998, als in Seattle, im US- Bundesstaat Washington die Aktion "If All of Seattle read the same Book" (Wenn ganz Seattle das gleiche Buch liest) ausgerufen wurde. Auserkoren wurde damals der Roman "Das süße Jenseits" von Russel Banks. Weil in Seattle soviele Menschen daran teilnahmen, expandierte die Idee unter "one book, one Chicago / New York ... [hier beliebige Stadt einsetzen] in andere Städte.
Seit 2002 gibt es die Initiative auch in Deutschland
Seit 2002 gibt es "Eine Stadt liest ein Buch" auch in Deutschland. Es braucht, wie so oft, eine*n Initiator*in, die oder der sich für das Projekt stark macht. Oft sind es Menschen, die sowieso mit Büchern zu tun haben, Bibliothekare oder Autorinnen, Buchhändler*innen oder Verleger*innen.
"Frankfurt liest ein Buch" ist die langlebigste städtische Lesekampagne in Deutschland. Und es lohnt sich für alle. Die Verlage verkaufen im Zweifelsfall ein paar mehr Bücher, die Bibliotheken werden stärker frequentiert und die Leser*innen können sich besser miteinander vernetzen und eine gemeinsame Erfahrung machen.
Viele Veranstaltungen
Danach lechzen wir alle ja in diesen Zeiten. In Vor-Coronazeiten gab es rund um "Eine Stadt liest ein Buch" viele Veranstaltungen, wo wir uns wirklich begegnen konnten. Das ist abgelöst worden von Digitalen Angeboten. Viele Stadtbibliotheken bieten Ebooks an, so dass eben alle gleichzeitig ein Buch lesen.
"Eine Stadt liest ein Buch" - hoffentlich 2021 wieder live
Und, die Hoffnung stirbt immer zuletzt: In diesem Sommer sollen sie wieder aufleben, die "Eine Stadt liest ein Buch"- Aktionen, die gegen die Einsamkeit helfen und außerdem dabei, die so vertraute Stadt mit neuen Augen zu sehen. Denn ob Spielplatz oder Dampfschiff, die Lesungen der Bücher fanden oft an ganz besonderen Orten statt. Es wird Zeit, dass wir alle wieder Gemeinschaft spüren, auch bei einer vermeintlich einsamen Tätigkeit wie dem Lesen.
Aktionen von verschiedenen Städten findet ihr hier:
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Meine Meinung
Aktuell gibt es in Berlin die "Eine Stadt liest ein Buch" - Aktion, wir lesen "Mahrzahn, mon Amour, das Buch von Katja Oskamp, das zeigt, wie Berlin fern aller Medien eben auch sein kann.
Oskamp, eine Fußpflegerin, schreibt über ihre Arbeit, vor allem aber über die Menschen, die sie dort trifft. Ich bin noch mitten im Buch, ich hatte vorher nie Zeit und Muße, es zu lesen. Aber im Rahmen der Aktion freue ich mich, jetzt doch dazu zu kommen. Auch wenn ich es als Ebook lese und eigentlich echte Bücher sehr viel lieber in den Händen halte.
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