Sie haben perfekte Haare, einen ebenmäßigen Teint und einen definierten Waschbrettbauch. Keine Falte, keine Dellen, kein Pickel – viele Influencer stellen sich im Netz makellos dar. Dass diese Bilder nicht der Realität entsprechen, wird auf den ersten Blick nicht deutlich – und das erzeugt einen falschen Körperkult, gegen den die norwegische Regierung jetzt sogar mit einem Gesetz vorgehen will.
Mehr Ehrlichkeit in den sozialen Medien – das Motto haben sich einige Influencer bereits auf die Fahne geschrieben und zeigen, wie der menschliche Körper wirklich aussieht. Denn so viel Sport ein Mensch auch treibt und so sehr er sich auch pflegt und bemüht: Die Makellosigkeit, die auf unzähligen Bildern in den sozialen Medien suggeriert wird, ist einfach nicht real. "Speck"-Röllchen, Dehnungsstreifen, Pickel, Falten, Cellulite und Co. gehören zum menschlichen Körper eben dazu. Glücklicherweise gibt es tolle Menschen in den Netzwerken wie beispielsweise Danae Mercer, die täglich daran erinnern, dass die Fotos der meisten Influencer fake sind. Eine passende Pose, ein bisschen Bildbearbeitung – so wird eine "perfekte" Welt geschaffen, die es nicht gibt.
Unerreichbare Schönheitsideale
Der Körperkult, der in den sozialen Medien erzeugt wird, kann vor allem für junge Menschen gefährlich sein. Sie sehen sich einem massiven Druck ausgesetzt, so schlank, durchtrainiert und makellos auszusehen wie ihre Vorbilder. Dass die aber gar nicht echt sind, ist für das Laienauge nicht erkennbar. Und so eifern die jungen Leute Schönheitsidealen nach, denen sie niemals entsprechen werden. Bei einer Umfrage der norwegischen Kinderschutzorganisation "Redd barnas ungdom" gaben 43 % der Jugendlichen an, dass sie wegen ihres Aussehens unter Stress stehen.
Norwegen geht mit Logo gegen Fakes vor
Die norwegische Regierung hat davon die Nase voll. Das Parlament hat nun ein Gesetz verabschiedet, laut dem ab Sommer 2022 retuschierte Fotos in der Werbung und von Influencern gekennzeichnet werden müssen. Familienministerin Kjell Ingolf Ropstadt erklärte gegenüber "Bild": "Wir wollen, dass sich Kinder und Jugendliche in Zukunft so akzeptieren, wie sie sind."
Leichte Bildbearbeitung wie Aufhellung oder Kontrastveränderungen sollen weiter möglich sein. Sobald aber das Aussehen einer Person auf dem Foto verändert wird, müssen Influencer das ab nächstem Sommer angeben. Dafür will das Familienministerium ein Logo entwickeln, mit denen die Fake-Fotos markiert werden müssen. Kontrollieren soll das Ganze der Verbraucherschutz. Wer gegen das Gesetz verstößt, muss ein Bußgeld zahlen.
Instagram vs. Reality
Norwegen macht hier einen richtigen und wichtigen Schritt. Denn um eine Person auf einem Foto schlanker oder ihre Haut makellos erscheinen zu lassen, ist mittlerweile längst keine aufwendige Arbeit mit Profi-Programmen wie Photoshop mehr nötig. Mit zahlreichen Apps kann ein Mensch mit wenigen Klicks in einen Fake verwandelt werden. Die Schönheitsideale, die dadurch entstehen, sind absolut unerreichbar und gipfeln am Ende nur in Frust, Selbsthass und Verzweiflung. Deshalb sollten meiner Meinung nach viele weitere Länder nachziehen und ebenfalls die Kennzeichnung von Retusche verpflichtend machen. Bis dahin versuche ich, Accounts mit Fake-Menschen aus dem Weg zu gehen und freue mich über die ehrlichen Profile von Madita Dorn, Danae Mercer und vielen andere tollen Influencern.
Bildquelle: Getty Images/grinvalds