Auch wenn die meisten Kinder sich wohl eher ein flauschiges Tierchen als Spielgefährten wünschen, so taucht doch erstaunlich oft der Wunsch nach einer Schildkröte als Haustier auf. Vor allem kleinen Dino-Fans hat es das Urzeit-Reptil angetan. Doch so gerne wir unseren Kindern jeden Wunsch erfüllen – das solltet ihr euch gut überlegen. Denn so faszinierend die Schildkröte ist, so wenig eignet sie sich als „Kuscheltier“.
Schildkröten als Haustiere: Was muss man beachten?
Schildkröten mögen es zum Beispiel überhaupt nicht gerne, hochgenommen zu werden. Den sprichwörtlichen „Boden unter den Füßen zu verlieren“ bedeutet für die sensiblen Tiere viel Stress. Die Schildkröte als Haustier ist also eher ein Beobachtungstier, kein Kuscheltier für neugierige Kids.
Na klar, auch Schildis fassen Vertrauen zu ihren Besitzer*innen – dennoch ist es laut der Organisation Pro Wildlife aktuell so, dass etwa 70 % der Schildkröten, die als Haustier gehalten werden, an falscher Haltung sterben. Das ist sehr traurig. Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, euch eine Schildkröte anzuschaffen, ist es also wichtig, dass ihr euch vorab ganz genau über die richtige Haltung informiert.
Was bedeutet falsche Haltung? Z. B. ein zu kleines Terrarium, ungeeignetes Futter oder es ist kein passender Ort für den Winterschlaf vorhanden, den Schildkröten dringend für ihre Regeneration brauchen.
Was bedeutet artgerechte Haltung von Schildkröten? Vor allem sehr viel Platz! Und nicht anfassen, nur beobachten. Die Tiere fressen z. B. frische Pflanzenblätter, Wildkräuter, Heu und ab und zu ein wenig Gemüse, wie z. B. Salat.
Ihr seid immer noch interessiert, eine Schildkröte als Haustier zu halten? Dann lest unbedingt weiter. Das müsst ihr alles beachten:
Schildkröten brauchen viel Platz
Wer sich eine Landschildkröte anschaffen möchte, der braucht viel Platz. Sie in einem Terrarium im Kinderzimmer zu halten, ist nicht artgerecht: Sie brauchen ein mindestens 10 Quadratmeter großes (je mehr, desto besser) Freilaufgehege, um ausreichend Bewegung zu bekommen. Auch wenn Schildkröten auf uns wie lahme Schnecken wirken, die eher faul und gemütlich sind, brauchen sie doch ganz schön viel Platz, um durch die Gegend zu laufen.
Wie halten Schildkröten Winterschlaf?
Ein weiterer wichtiger Punkt: Schildkröten halten Winterschlaf. Die Starre gehört zum physiologischen Zyklus der Tiere und entspricht dem Leben in freier Wildbahn. Für die Tiere ist das enorm wichtig, da es Voraussetzung für das Panzerwachstum ist und Krankheiten vorbeugt. Die Winterruhe beginnt meist im Oktober und dauert mehrere Monate (von Schildkröte zu Schildkröte sehr verschieden). Sie müssen dafür in einer Kiste oder einem Extra-Kühlschrank mit ausreichend Platz kühl gelagert werden (für Bewegungsfreiheit und regelmäßige Sauerstoffzufuhr muss gesorgt werden). In dieser Zeit werdet ihr nicht viel von eurem Haustier haben.
Wie alt werden Schildkröten? So richtig alt!
Was viele Schildkrötenfans nicht bedenken: Wenn die Reptilien richtig gepflegt werden (und dazu sind Halter immer verpflichtet), können sie ein Alter von 100 Jahren und mehr erreichen. Das bedeutet, dass ihr eine lebenslange Verantwortung für euer Tier habt. Ihr schafft es also besser nicht als Haustier nur für eure Kinder an: Schließlich wisst ihr als Eltern am besten, wie schnell bei Kindern das Interesse an Dingen schwindet, die vor ein paar Wochen noch das Größte überhaupt waren. Die Entscheidung für eine Schildkröte ist eine lebenslange. Daher lieber mehrere Nächte drüber schlafen.
Wir müssen nicht jeden Wunsch erfüllen
Weil meine Tochter sich ganz doll ein Haustier wünscht, ich aber bei meinem Nein bleibe, „suchten“ wir gerade die wirklich informative Kinderserie „Anna und die Haustiere“ aus der ARD-Mediathek, in der es auch eine Folge über die Haltung von Schildkröten gibt.
Interessant ist, dass die Folge in einer Reptilien-Auffangstation gedreht wurde und nicht, wie sonst so oft, bei einer Familie mit Kindern zu Hause. Das ist schon mal bezeichnend, finde ich. Kindern, die sich eine Schildkröte als Haustier wünschen, wird gezeigt, dass das wirklich sehr viel Verantwortung bedeutet. Kuscheltiere für kleine Kinder sind Schildkröten definitiv nicht!
Außerdem wird hier über die Unterschiede bei der Haltung von Land- und Wasserschildkröten informiert. Also schaut euch die Folge unbedingt mit euren Kindern zusammen an.
Schildkröten als Haustier: Nur gucken, nicht anfassen
Kommen wir zum wichtigsten Punkt: Für die meisten Kinder sind Schildkröten kein geeignetes Haustier, weil sie sich ein Tierchen zum Interagieren wünschen, mit dem man spielen kann, das man streicheln und fröhlich durch die Gegend tragen kann. Das ist jedoch nichts für die gepanzerten Reptilien: Schildkröten sind und bleiben Wildtiere und empfinden es als Stress pur, wenn man sie hochhebt. In diesem Fall kommen vielleicht diese Haustiere eher für euch infrage:
Als Haustier sind Schildkröten toll, wenn ihr sie einfach ihr Ding machen lasst und es spannend findet, sie dabei zu beobachten. Das wars aber auch schon. Es gibt Geschichten von Haltern, die in den Panzer der Schildkröte ein Loch bohrten und eine Leine darin befestigten, um mit ihr Spazieren zu gehen. Das ist sehr schlimme Tierquälerei. Bei Schildkröten gilt: nur gucken, nicht anfassen!
Bücher über Schildkrötenhaltung
Wenn euch diese Infos nicht abgeschreckt haben und ihr immer noch überzeugt seid, dass eine Schildkröte ein super Haustier für euch wäre, ist es wichtig, dass ihr euch vorab noch einmal in der Zoohandlung über die richtige Haltung informiert. Oder lest euch schon mal die folgenden Bücher durch, z. B. Landschildkröten halten: das Praxisbuch.
Wenn ihr eure Schildkröte artgerecht haltet, sie gut pflegt und es euch reicht, den faszinierenden Tierchen in ihrem Alltag zu beobachten, steht einer lebenslangen Freundschaft nichts mehr im Wege!