Wir haben jetzt zwei Schnecken als Haustiere. Sie sind uns zugelaufen, naja, sowas in der Art, und heißen Schnecki 1 und Schnecki 2. Und wer hätte das gedacht? Schnecken als Haustiere sind echt genial: einfach und anspruchslos in der Haltung und total spannend zu beobachten! Was bei der Schnecken-Haltung zu beachten ist und warum ihr es unbedingt ausprobieren solltet – ein Erfahrungsbericht.
Ich wollte immer schon ganz viele Haustiere haben. Als Kind erlaubten meine Eltern aber "nur" ein Kaninchen und einen Familienhund. Jetzt bin ich erwachsen und mache die Regeln selbst. Ich habe aber auch festgestellt, dass bei Jobs, Kindern und Haushalt recht wenig Zeit bleibt und unsere Wohnung auch ein bisschen zu klein ist für den Haustierzoo, von dem ich immer geträumt habe.
Nun ist mein Sohn aber in einem Alter, in dem er sich für eigene Tiere interessiert. Und er hatte eine geniale Idee: Die beiden Schnecken, die er auf der Wiese gefunden hat, können doch bei uns wohnen.
Warum Schnecken die idealen Haustiere sind
Schnecken sind anspruchslos, was Pflege und Futter angeht. Sie machen keinen Lärm und keinen Dreck (außerhalb ihres Terrariums) und sie sind super spannend zu beobachten. Bei uns sind schon viele tolle Zeitraffer-Videos entstanden:
Ganz besonders spannend sind die Perspektiven und Details, die man in der freien Natur kaum zu sehen bekommt. Habt ihr zum Beispiel schon mal eine Schnecke trinken sehen? Und was fressen Schnecken eigentlich?
Was fressen Schnecken?
Schnecken leben vegetarisch und fressen eigentlich alles Pflanzliche, in freier Wildbahn z. B. gerne:
- Welkes Laub
- Blätter von Gemüsepflanzen (zum Schrecken aller Hobbygärtner*innen) oder Löwenzahn- und Kleeblätter
- welkes Gras
- Pilzfäden
- Obstreste
Ihr müsst also definitiv kein extra Schneckenfutter kaufen! Hier landen viele Reste im Schneckenglas, z. B.:
- Gurken
- Möhrenstücke und -schalen
- Tomaten- und Salatreste (ohne Dressing natürlich!)
- Apfel-Kerngehäuse
Die Kinder lieben es, Essen für ihre Schnecken zu sammeln. So könnt ihr sie toll in die Tierhaltung mit einbinden.
Schnecken brauchen außerdem Kalk für den Aufbau ihres Hauses. Dafür könnt ihr z. B. abgekochte Eierschalen ins Terrarium legen. Oder ihr kauft extra kohlensauren Kalk aus dem Baumarkt oder Sepiaschalen aus dem Zoohandel.
Welche Schnecken kann man als Haustiere halten?
Wir haben aktuell zum Einstieg zwei ganz gewöhnliche Gartenschnecken. Dabei muss man jedoch sagen, dass einige Arten der Weinbergschnecken unter Artenschutz stehen und nicht aus der Natur entnommen werden dürfen. Wer kein Experte auf dem Gebiet und nicht sicher ist, sollte sie also nach einer kurzen Beobachtungszeit wieder freilassen. Generell sollten Tiere, die aus der Natur stammen, auch irgendwann dorthin zurück.
Wenn ihr langfristig Schnecken als Haustiere halten wollt, könnt ihr im Zoogeschäft zum Beispiel Achatschnecken kaufen. Sie haben toll gezwirbelte Häuser und können beeindruckend groß werden. Nicht alle Arten eignen sich für Anfänger. Lasst euch dazu am besten im Geschäft beraten.
Kann man eine Schnecke im Glas halten?
Schnecken sind eigentlich ziemlich anspruchslos. Unsere leben in einem großen Deko-Glas mit etwa 35 cm Durchmesser, das wir noch im Keller hatten. Ihr könnt aber auch ein altes Aquarium oder Terrarium nehmen (gibt es günstig z. B. bei Kleinanzeigen). Das Schneckenzuhause braucht keine Technik, also könnt ihr auch eins kaufen, das sich zur Fischzucht nicht mehr eignet. Es gibt auch hübsche, kleine Gewächshäuser, die ihr zum Terrarium umfunktionieren könnt.
Euer Gefäß sollte luftig (nicht luftdicht!) verschließbar sein, sonst habt ihr die Schnecken bald überall in der Wohnung, aber nicht im Glas. Wichtig ist aber, dass die Schnecken genug frische Luft bekommen. Wir haben ein kleines Stück Fliegengitter mit einem Gummiband über die Öffnung gespannt. Nur ein Tuch drüber zu legen reicht nicht aus, die Schnecken können ein Vielfaches ihres Gewichts stemmen.
Das Schnecken-Terrarium einrichten
Was muss in ein Terrarium für Schnecken hinein? Gar nicht so viel. Ihr könnt euren Schnecken ein richtig schönes Zuhause einrichten, indem ihr zuerst eine dicke Schicht Erde auslegt. Manche Schnecken mögen es, sich zu vergraben und sie sollten auch die Gelegenheit dazu bekommen. Als Bodenbelag eignen sich Humus-Pressziegel oder Terrarienerde.
Darauf könnt ihr nach Belieben Äste, Rindenstücke und Steine legen, damit die Schnecken sich verstecken können. Wir haben noch zwei kleine ungiftige Pflanzen in die Erde gesetzt. Als Futter und zum Klettern, aber auch, damit es einfach hübscher aussieht.
Stellt noch eine kleine, sehr flache Wasserschale hinein, vielleicht eine umgedrehte Muschel oder einen Deckel, zum Beispiel von einem Brei-Gläschen. Die Schnecken können daraus trinken und auch baden. Das Wasser sollte aber nicht zu tief sein, damit sie nicht ertrinken.
Schnecken als Haustiere: Die richtige Pflege
Das Terrarium muss regelmäßig gesäubert werden. Schnecken hinterlassen viele kleine Häufchen, die ihr aber einfach mit einem Taschentuch entnehmen könnt. Auch die Essensreste solltet ihr immer mal einsammeln, damit das Terrarium nicht zum Komposthaufen wird.
Die Schnecken mögen es feucht. Ihr könnt es ab und zu mit einer kleinen Sprühflasche regnen lassen. Das macht auch den Kindern Spaß und ganz oft kommen die Schnecken dann aus ihrem Versteck gekrochen und es gibt richtig was zu sehen.
Super easy, super spannend
Schnecken sind also super einfach in der Haltung. Das beste an Gartenschnecken ist, dass man sie einfach und ohne schlechtes Gewissen wieder freilassen kann, wenn das Interesse doch abebbt.
Hier ist das Interesse aber noch sehr groß, auch und besonders bei mir. Wenn die Schnecken die Glaswand hinaufklettern, kann man perfekt sehen, wie sie sich in kleinen Wellen fortbewegen. Besonders fasziniert war ich, als ich Schnecki 1 trinken sehen habe. Dieser kleine Mund und die winzige Zunge! Ich hatte mir vorher nie Gedanken darüber gemacht, aber so hatte ich es mir bestimmt nicht vorgestellt.
Sachbücher zum Thema Schnecken-Haltung
Wenn ihr noch mehr über Schnecken lernen wollt, empfehle ich euch dieses Buch:
Sechs Jahre lang hat Theres Buholzer drei verschiedene Gehäuseschneckenarten (Bänder-, Baum- und Weinbergschnecken) als ihre Haustiere gehalten. Sie hat sie täglich auf ihrem Balkon besucht und mit ihrer Kamera viele erstaunliche Momente festgehalten. In dem Buch erleben wir hautnah, wie Schnecken während der Paarung miteinander "tanzen", wie die kleinen Babyschnecken schlüpfen und wie sie sich schließlich in die große weite (Garten-)Welt hinauswagen.
In diesem Band der Entdecke-Reihe erfahrt ihr alles rund um diese faszinierenden Tiere mit ihren außergewöhnlichen Lebensweisen, Fähigkeiten und Eigenschaften.
Das Kindersachbuch mit erstem Wissen über die Schnecke. Wie lebt das bekannte Tier in unserem Garten? Wofür braucht die Schnecke ihr Haus? Und wie verbringt sie den Winter? Mit großartigen Fotos und großer Schrift für Kinder ab 5
Jahren. Zum Vorlesen und ersten Selbstlesen bestens geeignet. Ideal für erste Referate.
Bildquelle: Redaktion/Britta Boeck