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Transgender-Kinder: So könnt ihr euer Kind unterstützen

Transgender Kinder
© Bildquelle: Getty Images/metamorworks

Transgender-Kinder haben es oft schwer. Sie erfahren in vielen Fällen Diskriminierung und Ausgrenzung. Umso wichtiger ist es, dass sie zumindest von ihrem engsten Umfeld Unterstützung bekommen. Aber für viele Eltern ist das häufig gar nicht so einfach. Wie damit umgehen, wenn die eigene Tochter kein Mädchen mehr sein will oder der Sohn kein Junge?

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Transsexualität ist ein Thema, das bewegt, auch wenn es nur um eine kleine Minderheit geht, denn die Betroffenen müssen sich gegen Stigmatisierung und Vorurteile wehren. Zum Glück ist die breite Öffentlichkeit mittlerweile besser informiert und toleranter geworden, denn bekannte Personen wie der ehemalige Stabhochspringer Balian Buschbaum oder Caitlyn Jenner zeigen, dass es völlig ok ist, ein anderes Geschlecht haben zu wollen. Positive Vorbilder und ein besseres Verständnis sind wichtig. Immer mehr Eltern möchten, dass ihre Kinder frei aufwachsen und das bedeutet auch, dass sie sich nicht auf ein Geschlecht festlegen lassen müssen.

Zu dem Begriff Transgender

Der Begriff Transgender bezieht sich auf Personen, die sich mit dem Geschlecht, mit dem sie geboren wurden, nicht identifizieren können. Viele Betroffene streben eine Geschlechtsumwandlung beziehungsweise -angleichung mithilfe von hormonellen und operativen Eingriffen an. Darüber hinaus spielt natürlich auch die soziale Anerkennung eine Rolle und dementsprechend unter anderem eine Namensänderung sowie die Nutzung entsprechender Pronomen. Die Angleichung bezeichnet man auch als Transition.

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Im Deutschen spricht man des Öfteren von Transsexualität oder Transsexualismus. Letzteres findet sich auch im internationalen Diagnoseklassifikationssystem ICD-10 wieder und gilt dort als "Störung der Geschlechtsidentität". Einige Betroffene lehnen diesen Begriff jedoch aufgrund der vorgenommenen Pathologisierung ab. Außerdem wird suggeriert, dass hier nicht die Geschlechtsidentität, sondern die sexuelle Ausrichtung im Mittelpunkt steht, weshalb viele Betroffene und Trans-Aktivist*innen lieber von Transidentität oder Transgender sprechen.

Transsexualität bei Kindern: Die Anzeichen

Viele, aber bei Weitem nicht alle Trans*personen (das * dient als Platzhalter, um verschiedene Endungen anfügen zu können) bemerken schon in der frühen Kindheit, dass ihr biologisches Geschlecht nicht mit demjenigen, mit dem sie sich identifizieren, übereinstimmt. Solltest du dir bei deinem Kind unsicher sein, kannst du unter anderem prüfen, ob die folgenden Anzeichen auftreten:

  • Das Kind beharrt darauf, dass es entgegen seinem zur Geburt zugewiesenen Geschlecht ein Junge oder eben ein Mädchen ist. Vielleicht will es auch lieber schon einen anderen Namen haben.
  • Es spielt vorzugsweise mit Jungen, weil es lieber ein Junge sein will oder spielt lieber mit Mädchen, weil es eben ein Mädchen sein möchte.
  • Es zieht sich entsprechend an – Röcke gehen gar nicht oder sind im umgekehrten Fall heiß begehrt. Die Haare werden länger getragen oder eben kurz – wie sich das Kind eben das andere Geschlecht vorstellt.
Stimmt das Geschlechtserleben nicht mit den körperlichen Geschlechtsmerkmalen überein, spricht man von einer Geschlechtsinkongruenz. Führt diese zu einem Leidensdruck, wird in diesem Fall von einer Geschlechtsdysphorie gesprochen.
Gut zu wissen!

Was ihr als Eltern jedoch bedenken solltet, ist, dass ein Kind nicht notgedrungen trans* ist, nur weil es sich nicht in die stereotype Geschlechterrolle fügt. Auch viele Jungen spielen beispielsweise gerne mit Puppen, wollen ab und zu ein Kleidchen oder die hübschen lila Schmetterlingshausschuhe mit dem Glitzer der Kindergarten-Freundin tragen.

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Habt ihr jedoch den Verdacht, dass euer Kind trans* sein könnte, dann ist es in jedem Fall ratsam, einen Experten oder eine Expertin aufzusuchen. Einige Anlaufstellen, an die ihr euch wenden könnt, findet ihr unten im Text.

Was können Eltern von Transgender-Kindern tun?

Viele Eltern sind überfordert, wenn sie mit der Tatsache konfrontiert werden, ihr Kind könnte trans* sein. Das ist völlig normal und kein Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Wichtig ist, wie du mit dieser Überforderung umgehst. Zeigst du deinem Kind, dass du zu ihm stehst und es nach wie vor lieb hast, nimmst du ihm eine riesige Last ab.

Was dir in solch einer Situation helfen kann, ist das Gespräch mit anderen Eltern, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Darüber hinaus gibt es bundesweit Gruppen und Selbsthilfegruppen, an die du dich wenden kannst. Auch das Gespräch mit einer Kinderärztin oder einem Psychologen kann helfen.

Hinweis: Einige Eltern glauben, dass diese Entwicklung verhindert werden könnte, indem man die Kinder zum Einhalten bestimmter Geschlechterrollen zwingt. Das ist jedoch völliger Unsinn. Menschen können nicht dazu erzogen werden, trans* - oder cisgeschlechtlich zu sein. Genauso wenig, wie man sie zur Homo-, Bi-, Pan- oder Heterosexualität erziehen kann.

Das Thema Transgender im Kindergarten und in der Schule

Aber nicht nur die Frage, wie du als Elternteil mit der Thematik umgehst, spielt eine wichtige Rolle. Mit großer Wahrscheinlichkeit besucht dein Kind einen Kindergarten oder eine Schule. Und auch hier muss Aufklärungsarbeit geleistet werden.

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In einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) mit dem Titel „Coming-out – und dann…?!“ heißt es, dass 44 % der befragten Jugendlichen (N = 2.217) angegeben hätten, in der Vergangenheit aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, aber eben auch wegen ihrer geschlechtlichen Identität im Bildungs- oder Arbeitssektor diskriminierende Erfahrungen gemacht zu haben:

  • 54,8 % wurden beleidigt, beschimpft und lächerlich gemacht
  • 41 % hatten das Gefühl, dass ihre geschlechtliche Orientierung/sexuelle Identität überbetont worden sei
  • 34,2 % wurden ausgeschlossen oder ausgegrenzt
  • 32,3 % machten die Erfahrung, dass ihre geschlechtliche Identität/sexuelle Orientierung nicht mitgedacht wurde
  • 29,1 % fühlten sich in ihrer geschlechtlichen Identität/sexuellen Orientierung nicht ernst genommen
  • 25,8 % wurden gegen ihren Willen geoutet
  • 17, 9 % hatten das Gefühl, dass ihre geschlechtliche Identität/sexuelle Orientierung absichtlich ignoriert wurde
  • 12,7 % wurden bereits Gewalt angedroht
  • 12 % mussten erleben, wie ihre Sachen weggenommen oder zerstört wurden
  • 9,6 % wurden körperlich angegriffen oder verprügelt
  • 4,7 % wurden ein unwillentliches Outing angedroht
  • 3,9 % wurden Strafen angedroht

Diese Zahlen zeigen, dass Trans*personen tragischerweise nicht zu Unrecht Sorge tragen, sich zu outen. Umso wichtiger ist es, dass Kindergartenkinder, Schüler*innen, Pädagog*innen und Lehrkräfte für die Thematik sensibilisiert werden.

Aber zwingen kann man die Kita- oder Schulverantwortlichen nicht, sein Kind nun mit dem bevorzugten Namen anzureden und dem bevorzugten Geschlecht zuzuordnen. Natürlich treten Fragen auf: Wo gehen die Transgender-Kinder auf die Toilette, darf ein Transmädchen mit den anderen Mädchen beim Klassenausflug in einem Zimmer schlafen? All das muss besprochen werden.

Auf der Webseite von Queerformat (Fachstelle queere Bildung) gibt es Material für die Bereiche Kinder- und Jugendhilfe sowie für die Schule. Außerdem gab die Bildungsinitiative gemeinsam mit dem Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg 2018 eine Handreichung mit dem Titel Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben für Kindergartenbetreuungen heraus. Schaut ruhig auch als Eltern rein, bestimmt findet ihr hier einige interessante Informationen.

Transgender-Kinder: Soll man Pubertätsblocker nehmen?

Wenn dein Kind trans* und schon etwas älter ist, wird es sich vermutlich schon mit dem Thema Pubertät auseinandergesetzt haben. Für viele betroffene Kids ist die Vorstellung, dass je nach biologischem Geschlecht ihre Hoden oder Brüste wachsen, sie in den Stimmbruch kommen oder die Periode einsetzt, einfach schrecklich.

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Allerdings herrscht Uneinigkeit beim Thema Transgender-Kinder in der Pubertät, denn seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, eine Hormontherapie zu machen und so die Pubertät "aufzuhalten", indem sie den Fortschritt unerwünschter körperlicher Veränderungen stoppt. Die Gabe entsprechender Mittel ist allerdings nur durch Zustimmung der Sorgeberechtigten und einer vorherigen Diagnostik möglich. Befürworter*innen dieser Methode merken unter anderem an, dass mithilfe dieser Behandlung der Leidensdruck ein stückweit genommen werden und der Geschlechtsdysphorie (zumindest in Teilen) etwas entgegengesetzt werden kann.

Allerdings werden die Kinder häufig über einen langen Zeitraum von Expert*innen begleitet, bevor mit einer Hormonbehandlung begonnen wird. Das sagt auch die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und Vorsitzende der Psychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz Sabine Maur in einem Interview mit dem Tagesspiegel.

Normalerweise begleiten wir Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen sowie die behandelnden Psychiater*innen die Kinder über Jahre hinweg, bevor überhaupt über eine Hormontherapie nachgedacht wird.
Tagesspiegel-Interview mit Sabine Maur

Nicht jeder Experte beziehungsweise jede Expertin ist davon überzeugt, dass man die Pubertät anhalten soll – der Münchner Kinderarzt Alexander Korte von der Uni München möchte, dass den Jugendlichen Zeit gegeben wird, um zu wissen, welches Geschlecht sie denn wirklich sein wollen. Sie sollen seiner Meinung nach nicht zu früh auf den Weg gebracht werden, denn in diesem Alter würde man noch gar richtig wissen, wer man eigentlich ist.

Die bisherigen Studien zeigen übereinstimmend: Fast alle der Kinder, die Pubertätsblocker nehmen, entscheiden sich in einem zweiten Schritt für die Einnahme gegengeschlechtlicher Hormone, also Testosteron- oder Östrogenpräparate. Das weist darauf hin, dass zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Weichenstellung erfolgt, obwohl die Diagnose noch gar nicht gesichert ist. Eine pubertätsblockierende Behandlung, die von den Befürwortern als medizinisch unbedenklich dargestellt wird, forciert nach den bisherigen Erfahrungen also möglicherweise eine transsexuelle Entwicklung und verstellt zugleich andere, alternative Entwicklungswege.
Tagespost-Interview mit dem Münchener Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte

Ein Großteil der Jungen und Mädchen würden mit fortgeschrittenem Alter das Geschlecht, mit dem sie geboren wurden, lieber behalten. Etwa nur ein Viertel würde sich für eine Geschlechtsumwandlung entscheiden. Andere würden in der Pubertät erkennen, dass sie lesbisch oder schwul sind. Trans-Aktivist*innen argumentieren dagegen, dass die Kinder, die wirklich ihr Geschlecht wechseln wollen, von dem Anhalten der Pubertät profitieren würden und ihnen viel Leid erspart bleibt.

Professor Hartmut Bosinski schreibt in seinem Aufsatz Geschlechtsidentitätsstörung / Geschlechtsdysphorie im Kindesalter "das ethische Dilemma besteht darin, dass gegenwärtig kein prognostisch sicherer Indikator bekannt ist, der die künftigen Persisters (die Minderheit der Kinder mit GIS/GD, die von einer Pubertätsblockade profitieren würde) von den Desisters (die Mehrheit, bei denen die Pubertätsblockade ein schwules oder lesbisches Coming-out verhindern würde) trennt!"

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Was also tun, wenn dein Kind diese Pubertätsblocker nehmen möchte?

Diese Entscheidung treffen Eltern nie leichtfertig, denn es bedeutet ja auch, dass ihre Kinder unfruchtbar werden, wenn sie sich dann für eine Geschlechtsumwandlung entscheiden. Die Beispiele, die in den Medien und Dokumentationen die Runde machen, scheinen in vielen Fällen ganz klar zu sein – die Kinder sind nach der Entscheidung glücklicher. Allerdings gibt es inzwischen auch Beiträge, die Gegenteiliges zeigen.

Fakt ist: Es gibt auch Fälle, bei denen das Ganze nicht so eindeutig ist, bei denen sich die Kinder oder Jugendlichen wieder umentscheiden. Bei denen es tatsächlich sein kann, dass es sich eher um eine sexuelle Orientierung handelt und es dann vielleicht eher akzeptiert wird, dass man als Frau einen Mann oder als Mann eine Frau liebt.

Jeder Einzelfall ist anders und zum Glück gibt es ja auch Beratungsstellen wie Trans-Ident e.V. oder Trans-Kinder-Netz. Ausgewählte Universitätskliniken in Hamburg, Münster, Berlin, Frankfurt und München bieten ebenfalls Sprechstunden an.

Es gibt also keine pauschale Antwort, wie du dich als Mama oder Papa verhalten solltest, wenn du ein Kind zu Hause hast, das sich nicht mit dem bei seiner Geburt zugeordneten Geschlecht identifizieren kann. Das musst du gemeinsam mit deinem Kind und einem Expertenteam herausfinden.

Sarah Morgenstern

Meine Meinung

Es ist sehr wichtig, dass du dir mit deinem Kind Beratung und Informationen holst, denn der Leidensdruck ist hoch und man möchte in so einer Situation nicht allein sein. Es ist eine schwierige Lebensphase – für Kind und Eltern. Letztere wissen oft gar nicht, wie sie reagieren sollen, und manche trauern auch, dass sie ihre Tochter verlieren und nun einen Sohn haben oder umgekehrt. Das ist verständlich, erhöht aber wiederum den Druck auf das Kind, das seine Eltern nicht enttäuschen will. Ohne professionelle Hilfe steht man das nicht so ohne Weiteres durch. Außerdem ist es unheimlich hilfreich, wenn man im Austausch mit der Schule oder Kita steht.

Und auch der Umgang in den Medien mit dem Thema kann hilfreich für Betroffene sein. Denn je mehr Aufklärung passiert, desto mehr trauen sich Kinder, etwas zu sagen und die Familie kann dadurch auf mehr Unterstützung und Solidarität hoffen. Und davon kann man nicht genug haben.

Sarah Morgenstern
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