Für Links auf dieser Seite erhält familie.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder grünblauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.
  1. familie.de
  2. Familienleben
  3. We are family
  4. Teenager & große Kinder
  5. Cybermobbing: Was tun, wenn mein Kind im Netz gemobbt wird?

So reagiert ihr richtig

Cybermobbing: Was tun, wenn mein Kind im Netz gemobbt wird?

Cybermobbing

Das Mobbing über Smartphone und Laptop lässt Mobbingopfern keinen ruhigen Moment mehr. Durch die dauerhafte Erreichbarkeit sind Beleidigung und Belästigung weder an Ort noch Zeit gebunden. So reagiert ihr bei Cybermobbing richtig.

Mobbing unter Kindern und Jugendlichen ist ein echtes Problem. Durch die Nutzung von Smartphones und sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok und Co. endet das Mobben mittlerweile allerdings nicht mehr am Tor zum Schulhof, sondern findet rund um die Uhr und überall statt – die Rede ist hier von Cybermobbing.

Was ist Cybermobbing?

Unter Cybermobbing ist das bewusste Beleidigen und Bloßstellen, Belästigen und Bedrohen von Personen über das Internet zu verstehen. Das kann sowohl in sozialen Netzwerken wie Instagram oder Facebook passieren, als auch über Messenger-Anwendungen wie WhatsApp und Telegram. Durch niedermachende Kommentare, öffentliche Gewaltandrohungen, Fakeprofile, belästigende Direktnachrichten oder das Teilen von bloßstellenden Fotos werden die Mobbing-Opfer unter einen enormen psychischen Druck gesetzt. Oft passiert das anonym, Opfer und Täter*innen kennen sich aber meist persönlich. In vielen Fällen ist Cybermobbing nämlich schlicht die Fortsetzung von Mobbing auf dem Schulhof. Daher haben gemobbte Kinder auch meist Vermutungen, wer dahinter stecken könnte.

Anzeige

Was unterscheidet Cybermobbing von gewöhnlichem Mobbing?

  • Das Mobbing findet rund um die Uhr statt und ist nicht ortsgebunden: Haben Mobbingopfer sonst zuhause Schutz gefunden, gibt es beim Cybermobbing keinen Ort mehr, an dem sie vor Beleidigungen und Bedrohungen Ruhe finden. Schließlich sind Kinder und Jugendliche durch Smartphones und Laptops heute immer und überall erreichbar.
  • Das Publikum ist unüberschaubar: Beim Mobbing auf dem Schulhof bekommen nur Menschen das Mobbing mit, die unmittelbar dabei sind. Im Netz ist die Zahl derer, die Hasskommentare mitlesen meist unüberschaubar groß.
  • Die Betroffenheit des Opfers wird nicht direkt wahrgenommen: Beim Mobbing über das Internet sehen Täter*innen die Reaktion ihres Opfers nicht. Dadurch werden sie skrupelloser überschreiten immer mehr Grenzen.
  • Andere werden durch Anonymität zum Mitmachen animiert: Dadurch, dass es im Netz möglich ist, beim Mobben anonym zu bleiben, fällt es anderen Personen leichter, mitzumachen.

Wer sind die Opfer von Cybermobbing?

Für alle Mobbingarten gilt: Es kann jeden treffen. Eine Studie des Bündnis gegen Cybermobbing befragte 3.000 Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern und kam zu dem Ergebnis, dass etwa 13 %der Schülerinnen und Schüler schon Cybermobbing erfahren haben. Am meisten sind laut der Studie 14-Jährige betroffen, jedoch waren Mobbingopfer in allen Altersstufen zu finden. Zur Zielscheibe werden Kinder und Jugendliche auf verschiedene Weise: Einzelgängertum, Schüchternheit, "uncooles" Verhalten, sichtbare Krankheiten oder Äußerlichkeiten, die nicht “normal” sind, sehen andere als Anlass zum Mobben. Doch nicht nur Außenseiter können zu Opfern werden, auch Kinder, die eigentlich beliebt und geschätzt sind, können gemobbt werden: Dann stecken häufig Motive wie Neid, Eifersucht oder Missgunst hinter den Taten.

Wer sind die Täter*innen bei Cybermobbing?

Erst mal gilt hier das gleiche, wie für die Opfer: Potenziell kann jeder zum*r Täter*in werden. So gaben in der Studie des Bündnis gegen Cybermobbing ebenfalls 13 % der Schülerinnen und Schüler an, dass sie schon aktiv Cybermobbing betrieben haben. Durch die Anonymität und die Einfachheit – nur wenige Klicks reichen zum Mobben – fällt es Jugendlichen hier viel leichter, einen anderen Menschen über das Internet anzugreifen.

Wieso gibt es Cybermobbing?

Soziale Netzwerke sind dazu da, dass die Nutzer Fotos, Videos und andere Beiträge mit anderen teilen. Doch gerade Kinder und Jugendliche werden leicht dazu verleitet, zu viel von sich preiszugeben, sie kennen ihre Grenzen nicht. Viele private Dinge werden geteilt, schließlich will man ja austesten, wie man bei Gleichaltrigen ankommt. Das Feedback von anderen auf die geposteten Bilder und Videos ist jedoch nicht immer positiv. Schnell passiert es, dass ein*e Nutzer*in durch seine Selbstdarstellung von anderen beleidigt und schikaniert wird.

Anzeige

Durch die vielen privaten Dinge, die im Netz kursieren, entsteht eine sehr große Angriffsfläche. Werden Kinder schon in der Schule gemobbt, so können die Täter*innen durch soziale Netzwerke nun noch mehr Punkte finden, an denen sich ihr Opfer angreifbar macht.

Wie läuft Cybermobbing ab?

Cybermobbing kann auch vielen verschiedenen Arten ablaufen. Beispiele sind:

  • Unter Fotos, Videos und anderen Beiträgen werden wiederholt Hasskommentare verbreitet.
  • Über Apps wie WhatsApp oder Snapchat werden peinliche Bilder und Videos vom Opfer an andere geschickt.
  • In sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram werden peinliche und private Fotos oder Videos gegen den Willen des Opfers veröffentlicht.
  • Es werden Hassgruppen gegründet, um jemanden gemeinsam fertig zu machen.
  • Es werden gefälschte Profile mit dem Namen der Opfer erstellt, mit denen diese Person dann lächerlich gemacht wird.
  • Kontinuierliche Beleidigungen, oftmals über persönliche und nicht öffentliche Kommunikationskanäle, wie zum Beispiel WhatsApp.

Was sind die Folgen von Cybermobbing?

Cybermobbing ist hochgradig gefährlich und kann desaströse Auswirkungen mit sich bringen. Die öffentliche Bloßstellung und die Ohnmacht, sich nicht direkt wehren zu können, führt in vielen Fällen zu starken psychischen Belastungen: Depressionen, Angst- und Schlafstörungen oder sozialer Rückzug können die möglichen Folgen sein. In manchen Fällen gipfelt das seelische Dilemma sogar im Suizid.

Wie kann ich meinem Kind bei Cybermobbing helfen?

Steht hinter eurem Kind: Gebt ihm das Gefühl, dass er bei euch Hilfe findet, hört ihm aufmerksam zu und nehmt seine Probleme ernst.

Anzeige

Internetverbot bringt nichts: Wenn euer Kind euch von Cybermobbing berichtet, dann solltet ihr nicht übereilt mit Internetverbot reagieren. Die meisten Kinder, die online gemobbt werden, werden auch von den gleichen Leuten auf dem Schulhof gemobbt. Ein Internetverbot hilft da nicht weiter.

Sichert Beweismaterial: Fertigt gemeinsam mit eurem Kind Screenshots von Beiträgen, Kommentaren und Nachrichten ab, in denen es gemobbt wird.

Meldet die Vorfälle beim Seitenbetreiber: Mobbing ist nicht erlaubt und Seitenbetreiber sind in vielen Fällen dazu verpflichtet, die entsprechenden Kommentare, Bilder und Videos zu entfernen.

Cybermobbing ist strafbar: Die meisten Opfer von Cybermobbing kennen ihre Täter aus dem realen Leben. Wenn ihr herausfindet, wer hinter den Attacken steckt, solltet ihr unbedingt reagieren: Vielleicht wollt ihr ein gemeinsames Gespräch mit dem Täter und seinen Eltern suchen? Wenn das nicht sinnvoll erscheint, könnt ihr auch Lehrer mit einbeziehen oder sogar die Polizei. Auf keinen Fall solltet ihr die Vorfälle ignorieren.

Aufklärung: Kinder und Jugendliche können oft nicht einschätzen, welche Konsequenzen das Posten bestimmter Inhalte im Internet haben kann. Klärt darüber auf und vereinbart gemeinsame Richtlinien, was verbreitet werden darf und was besser privat bleibt. Diese Regeln sollten übrigens auch für euch gelten.

Holt euch Beratung: Hilfe bei der Frage, was ihr bei Cybermobbing tun könnt, findet ihr u. a. bei der Nummer gegen Kummer. Sie bieten Beratung sowohl für Kinder und Jugendliche als auch speziell für Eltern an.

Bildquelle: Getty Images/DGLimages