Man möchte meinen, die Deutschen finden sich in Österreich ganz gut zurecht. Sprachlich jedenfalls sollte es kaum Unterschiede geben. Und wenn doch, dann versteht man das schon, oder nicht? Ääääh ... jein. Diese 19 österreichischen Wörter bedeuten nämlich ganz und gar nicht das, was ihr denkt.
#1 abmachen
Man versetze sich in diese Situation: Meine österreichische Freundin ruft zum Abendessen und bittet mich, noch schnell den Salat für die Vorspeise abzumachen. Also geht Julia in den Garten und rupft Blätter von den selbst gezüchteten Salatköpfen. In der Küche muss sie verwundert feststellen, dass schon eine Schüssel mit fertig geschnittenem und gewaschenem Salat auf der Arbeitsfläche steht. Und die Freundin sauer ist.
Auf österreichisch bedeutet "(den Salat) abmachen" eigentlich "anmachen", also ein Dressing zaubern und drüber kippen. Ja, woher soll man das denn wissen?
#2 Ananas
Weder Worte noch Verständnis habe ich hierfür: "Ananas" bedeutet auf österreichisch meist "Erdbeere". Wenn ihr eine echte Ananas wollt, müsst ihr nach der "Hawaiiananas" suchen ...
#3 (sich) anhalten
Als ich meine (tatsächlich existierende) österreichische Freundin in Wien besuchte, bekam ich das öfter zu hören, wenn wir auf dem Prater unterwegs waren: "Halt dich gut an!" Soll heißen: "sich festhalten". Mit "ranhalten", also beeilen, hat das hier nichts zu tun.
#4 Türken
Höchst interessant und besonders in der heutigen Zeit eventuell problematisch finde ich diese Bezeichnung: Mais bzw. Maiskolben werden in Österreich gerne mal als "Türken" bezeichnet. Wer das nicht weiß, könnte die ein oder andere Einkaufsliste als sehr unpassend empfinden.
#5 Einsatz
Unter einem "Einsatz" verstehe ich Geld oder sonstige Gefälligkeiten bei einer Wette, beim Pokern oder auch den ersten Ton bzw. Takt eines Orchesters. Auch wer hart anpackt, setzt sich (hoffentlich für etwas Gutes) ein.
In Österreich bedeutet "Einsatz" so viel wie "Pfand". Da das echte Pfandsystem jedoch erst 2023 eingeführt wurde (als ich das letzte Mal im Lande war, gab es das noch nicht), bezweifle ich, dass sich "Einsatz" tatsächlich auf Pfandflaschen bezieht ...
#6 angreifen
Wer in Österreich etwas berührt, zum Beispiel eine Blume am Wegesrand, ein Ausstellungsstück in einem Museum (wobei man das lieber nicht machen sollte) oder die neue Wuschel-Frisur des Partners oder der Partnerin, greift den Gegenstand oder die Person an. "Darf ich (dich / deine neue Jacke / deinen Hund) mal angreifen?" ist dort also eine völlig normale Frage und mitnichten aggressiv gemeint.
#7 beheben
Hierzulande werden Probleme behoben (jedenfalls manchmal), in Österreich behebt man Geld. "Etwas beheben" heißt dort meist "etwas abheben" oder auch "etwas abholen".
#8 erlegen
Wer kein Geld behebt, sondern ausgibt, der "erlegt" es. Darunter stelle ich mir wiederum etwas ganz anderes vor ...
#9 schlichten
Vielleicht gehört ihr zu diesen Menschen, die gerne haufenweise Bücher sammeln, ohne sie jemals zu lesen? Solange, bis sie sich fast schon auf dem Boden stapeln und man nicht mehr ordentlich staubsaugen kann? Oder vielleicht geht das auch nur mir so ...
In Österreich werden Bücher jedenfalls nicht gestapelt, sondern "geschlichtet". "Schichten" hätte ich ja noch verstanden ... aber was soll das "L"?
#10 abtreiben
Ich backe leidenschaftlich gerne (Süß-)Waren. Von Brot bis hin zu Kuchen, Keksen, Torten und Müsliriegeln ist alles dabei. Manchmal kommt es vor, dass man dabei die Eier trennen und das Eiklar zu Schnee verrühren muss. In Österreich nennt man das "abtreiben". Ich habe viieele Fragen ...
#11 Pfiff
Hat nichts mit dem Pfeifen zu tun: Wer einen "Pfiff" bestellt, dem sollte (im Normalfall) ein kleines Glas Bier vorgesetzt werden.
#12 Gegenstand
Welchen Gegenstand habt ihr in der Schule am liebsten gehabt? Gemeint ist hiermit natürlich nicht das Whiteboard, der unbequeme Stuhl oder der Tisch, an den alle ihre Kaugummis klebten und fiese Sprüche kritzelten. Ein "Gegenstand" – jedenfalls im Bildungskontext – ist ein "Schulfach".
Also? Welches war euer liebstes?
#13 (sich) ausrasten
Wer rastet, der rostet und wer ausrastet, geht an die Decke. Nicht so in Österreich. "Ich raste mich mal aus", bedeutet hier vielmehr, ein Nickerchen machen oder ein entspannendes Bad zu nehmen.
#14 Sturm
Stürme mag ich persönlich nicht besonders. Mein Freund kann dann immer besonders gut schlafen, ich sitze meistens in einer Ecke und habe Angst.
Einen "Sturm" in Österreich nehme ich aber gerne. Dabei handelt es sich nämlich nicht um ein Gewitter, sondern "neuen, jungen Wein" bzw. "Traubenmost".
#15 Schale
Und erneut komme ich mit meiner Wiener Freundin (Grüße gehen raus), die mir morgens immer so lieb eine "Schale Kaffee" angeboten hat. Ich meine, ja klar, bitte, gerne. Kaffee kann man doch nie genug haben – warum also nicht gleich aus der Müslischüssel?
#16 fett
"Fett" kann ja recht vieles bedeuten: "Hüftspeck", "Butter", "Speiseöl" oder – in erster Linie in der Jugendsprache – "echt cool". In Österreich meint man damit auch "betrunken". Eine sehr schlanke Person kann dort also trotzdem extrem fett sein. Da ist dann allerdings mehr als nur ein Pfiff geflossen.
#17 beiläufig
Wenn ich etwas "beiläufig" erledige, mache ich es nebenher. Ich kann also einkaufen gehen und beiläufig einen Podcast hören. In Österreich gehe ich zum Supermarkt und kaufe beiläufig ein Kilo Bananen. "Beiläufig" heißt hier nämlich eher "ungefähr" oder "etwa".
#18 ausmalen
Bilderbücher kann man ausmalen, oder ein Mandala. In Österreich werden auch Wände "ausgemalt" – also die Wohnung bzw. das Zimmer gestrichen.
#19 Erkenntnis
Das (nicht die!) Erkenntnis ist in Österreich ein "Gerichtsurteil". Einen spontanen Geistesblitz meint das also eher nicht. Ganz im Gegenteil.
Jetzt habt ihr so spannende österreichische Wörter gelernt – wie wär es, wenn ihr sie auch mal anwendet, z. B. bei eurem nächsten Familienurlaub im Ötztal in Österreich. Dass sich das für seinen Skiort Sölden bekannte Tal auch im Sommer für einen Urlaub mit Kindern eignet, hat Redakteurin Charoline Bauer für euch getestet – mit Erfolg!
Video: 5 coole Lernapps für Schüler*innen
5 coole Lernapps für Schüler*innen zum Sprachenlernen oder Mathepauken erwarten euch in diesem Video. Mehr humorvollen Sprach-Content gibt es hier: