Oft sind Zeckenstiche harmlos, manchmal aber auch nicht. Wir haben Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, den Medizinischen Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin gefragt, worauf man nach einem Zeckenbefall unbedingt achten sollte. Er erklärt, wie man richtig handelt, sobald ein Zeckenbiss juckt und wann es ratsam ist, schnellstens die Arztpraxis aufzusuchen.
Wichtig ist jetzt, was mir immer besonders schwerfällt, wenn ich bei mir oder meinen Kids eine Zecke entdecke: Ruhe bewahren. Wenn ein Zeckenbiss nach der Entfernung des fiesen Krabbeltiers anfängt zu jucken, ist das in erster Linie lästig und selten gefährlich. Nichtsdestotrotz können Zecken Überträger schwerer Krankheiten sein – die Einstichstelle bei dir oder deinem Kind aufmerksam zu beobachten ist jetzt das A und O.
Was tun, wenn der Zeckenstich juckt?
Leichter Juckreiz nach einem Zeckenstich ist erst einmal normal, da der Körper auf den Speichel der Zecke reagiert. Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, Medizinischer Direktor am Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin, rät Gestochenen: „Grundsätzlich sollte man die Einstichstelle nach einem Zeckenstich desinfizieren und über mehrere Monate beobachten.“
Das kannst du tun: Fotografiere nach einem Zeckenbiss die Hautstelle. So kannst du Veränderungen besser nachvollziehen und die Fotos evtl. später beim Arzt vorzeigen.
Um das Jucken zu lindern, solltest du die betroffene Stelle auf gar keinen Fall kratzen, warnt auch der Arzt, da dies die Haut verletzen und Infektionen so begünstigen kann. Stattdessen können folgende Maßnahmen helfen:
- Kühlung: Lege einen kühlen, sauberen Waschlappen auf den Zeckenstich, um den Juckreiz zu reduzieren. Ein in Tuch gewickeltes Kühlpäckchen tut’s auch. Dadurch werden die Nervenenden betäubt und der Juckreiz wird gelindert.
- Hautpflege: Trage eine beruhigende Hautcreme oder eine antiseptische Salbe auf, um die Haut zu pflegen und Entzündungen zu verhindern.
- Antihistaminika: Bei starkem Juckreiz können rezeptfreie Antihistaminika in Form von Cremes oder Tabletten helfen. Achtung: Für Kinder ist es wichtig, vor der Anwendung kinderärztliche Beratung zu konsultieren!
Spezielle Empfehlungen für Kinder, deren Zeckenstich juckt, gibt es eigentlich nicht, so Dr. Jelinek:
„Bei einem Zeckenstich bei Kindern sollte das Kind möglichst vom Kratzen abgehalten werden. So wird vermieden, dass weitere Keime und Bakterien in die Wunde gelangen. Für Erwachsene und Kinder gilt gleichermaßen, dass ein Arzt bzw. eine Ärztin aufgesucht werden sollte, wenn sich Veränderungen an der Einstichstelle und/oder grippeähnliche Symptome zeigen.“
Hausmittel gegen den juckenden Zeckenbiss
Wenn der Gang in die Apotheke nicht sofort möglich ist, gibt es auch einige Hausmittel, die den Juckreiz bei einem Zeckenstich lindern können:
- Zitronensaft: Einige Tropfen Zitronensaft auf die Einstichstelle träufeln.
- Essig: Tupfe etwas verdünnten Apfelessig auf den Zeckenstich, um die Haut zu beruhigen. Das kann ein wenig brennen.
- Teebaumöl: Ein paar Tropfen verdünntes Teebaumöl kann beruhigend auf die juckende Haut wirken. Teste es vorher auf einer kleinen Hautstelle, um allergische Reaktionen zu vermeiden.
- Aloe Vera: Das Gel der Aloe Vera Pflanze wirkt in vielen Fällen entzündungshemmend und kann ebenfalls den Juckreiz reduzieren.
Hausmittel können erste Abhilfe schaffen, falls das Jucken aber nicht nachlässt, rät Prof. Dr. Jelinek:
„Ob Hausmittel, wie z. B. Kokosöl oder Essig, gegen den Juckreiz helfen, ist wissenschaftlich nicht belegt. Bei einem intensiven Juckreiz kann der Arzt bzw. die Ärztin lieber eine kühlende Salbe oder ein Gel verschreiben.“
Hilfe, der Zeckenbiss juckt: Wann zum Arzt gehen?
Ein juckender Zeckenstich kann mit den oben genannten „Erste-Hilfe-Tipps“ für Stiche zunächst gut behandelt werden. In den kommenden 7 bis 14 Tagen solltest du dennoch aufmerksam bleiben.
„Ein Arztbesuch ist insbesondere dann wichtig, wenn der Juckreiz stärker wird, lange andauert oder nach einiger Zeit wieder auftritt. Auch wenn die Einstichstelle heiß wird, schmerzt und/oder grippeähnliche Symptome wie Fieber oder Gliederschmerzen auftreten, sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden“, warnt Prof. Dr. med. Jelinek. „Die Symptome können erste Anzeichen für eine FSME oder Borreliose sein.“
Auf diese Symptome musst du jetzt achten:
- Bei Anzeichen einer Infektion: Wenn die betroffene Stelle rot, dick oder eitrig wird, könnte eine Infektion vorliegen, die ärztliche Behandlung erfordert. Lass das ärztlich abklären.
- Zeichen einer Borreliose: Falls du dich nach dem Zeckenbiss insgesamt unwohl oder schwach fühlst, grippeähnliche Symptome oder ein wanderndes rotes Hautareal (die sogenannte Wanderröte) bemerkst, könnte das auf eine Borreliose-Infektion hindeuten. Jetzt solltest du umgehend einen Arzt aufsuchen.
- Symptome einer FSME-Erkrankung: Starke Kopfschmerzen, Fieber, Erbrechen oder Bewusstseinsstörungen können auf eine Infektion mit der „Frühsommer-Meningoenzephalitis“, kurz FSME, hindeuten. Suche eine Ärztin auf und lass dich durchchecken. Die Erreger lassen sich per Blutabnahme nachweisen.
„Während man Borreliose mit Antibiotika behandeln kann, ist FSME nicht mit Medikamenten heilbar“. Das ist wichtig zu wissen. „Hier ist Impfen der beste Schutz“, erklärt Dr. Jelinek. „Zur FSME-Vorsorge können Kinder ab einem Alter von einem Jahr gegen FSME geimpft werden.“
Zeckenstich juckt erst nach Wochen oder Monaten: Ist das normal?
Manchmal kann es vorkommen, dass der Zeckenstich erst nach Wochen oder sogar nach Monaten nach dem Entfernen der Zecke anfängt zu jucken. Jetzt ist schnelles Handeln ratsam. „Sollte ein Zeckenstich erst nach mehreren Wochen oder gar Monaten anfangen zu jucken, kann dies ein Hinweis auf eine Borreliose sein. Hier sollte schnellstmöglich ein Arzt bzw. eine Ärztin konsultiert werden“, sagt Dr. Jelinek.
Ohne Panik zu verbreiten: Nach einem Zeckenbiss ist es erst einmal wichtig, die betroffene Hautstelle zu beobachten – auch, falls du nicht selbst, sondern dein Kind betroffen ist. Tritt „nur“ ein Juckreiz auf, können Hausmittel oder Salben aus der Apotheke helfen. Aufmerksamer solltest du werden, sobald neben dem Juckreiz weitere Symptome auftreten oder wenn der Zeckenbiss noch nach Wochen beginnt zu jucken. Im Zweifelsfall kann es nicht schaden, den Hausarzt oder die Kinderärztin einmal darauf schauen zu lassen.
Damit du in Zukunft nach einem Zeckenbiss weniger besorgt bist, wäre es vielleicht sinnvoll, jetzt über eine Impfung gegen FSME nachzudenken? Die Ständige Impfkommission (STIKO) gibt dazu folgende Empfehlung:
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung mit einem für Kinder bzw. Erwachsene zugelassenen FSME-Impfstoff nach Angaben der Hersteller für Personen, die in FSME-Risikogebieten gegenüber Zecken exponiert sind, und Personen, die durch FSME beruflich gefährdet sind, wie zum Beispiel in der Forstwirtschaft oder Landwirtschaft arbeitende Personen sowie Laborpersonal. Des Weiteren gilt eine Impfempfehlung für Reisen mit möglicher Zeckenexposition in FSME-Risikogebiete auch außerhalb Deutschlands.
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Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Für weitere aktuelle Informationen rund um Zecken und FSME lest auf dem Infoportal www.zecken.de weiter.
Quellen: Robert Koch-Institut, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, zecken.de.
Zecken sind nicht die einzige Gefahr, die draußen lauert, wenn ihr mit euren Kindern unterwegs seid. So verhaltet ihr euch richtig, wenn ihr ganz plötzlich von einem Gewitter überrascht werdet: