Die deutsche Sprache hat so viele Fallen, selbst Muttersprachler*innen tappen manchmal hinein. Egal, ob Studentin, Lehrer oder CEO – wir alle, ja, auch Journalistinnen, unterliegen mal dem ein oder anderen Irrtum. Das sind die 17 häufigsten Grammatikfehler, die uns Deutsche zur Weißglut bringen.
#1 Das vs. dass
Dieses Thema hat mich von der 2. Klasse bis hin zur Abiturvorbereitung begleitet. Natürlich waren es in erster Linie die anderen, die dabei gestruggelt haben, hust.
Die Regeln sind jedenfalls eigentlich klar: Lässt sich "das" durch "dieses", "jenes" oder "welches" ersetzen, handelt es sich um ein Pronomen. Es wird dann also mit einem "s" geschrieben. "Dass" dagegen ist eine Konjunktion und daher klar von "das" abzugrenzen.
#2 Das Deppen( )Leerzeichen
Mögt ihr Schoko Pudding? Ich jedenfalls mag Schoko Pudding. Und ich backe äußerst gerne Brot, am liebsten mit Dinkel Mehl oder Vollkorn Mehl.
Wenn dieser Abschnitt auf euch seltsam wirkt, Gratulation, es ist noch nicht zu spät! Heutzutage schreiben immer mehr Menschen kombinierte Wörter wie die obigen auseinander, dabei ist es doch gerade der Witz der deutschen Sprache, dass man so ziemlich alles (außer, es wird mit einem "s" verbunden) unbeschwert aneinander klatschen kann. Das überflüssige Leerzeichen wird daher oft auch Deppenleerzeichen oder, ironisch, Deppen Leerzeichen genannt.
Und wenn's euch doch mal zu lang wird mit den Anhängseln, macht einfach einen Bindestrich dazwischen (dazu hab ich weiter unten übrigens auch noch was zu sagen). Dinkelmehl oder Dinkel-Mehl, bitte. Alles andere ist falsch.
#3 seit vs. seid
Ich kenne tatsächlich recht viele Erwachsene (jaaa, auch ich gehöre manchmal dazu), die hier ins Fettnäpfchen treten. Und jaaa, es gibt natürlich wieder eine simple Regel. Die kennen wohl nur die wenigsten.
"Seit" ist eine Präposition und wird für Zeitangaben benutzt. Und NUR Zeitangaben. "Seid" dagegen ist einfach eine Form des Verbs "sein", genauer gesagt die 2. Person Plural. Ein Beispiel: "Seit zehn Jahren seid ihr schon zusammen? Wie schön!"
#4 Falsche Anführungszeichen
Ob falsche Anführungszeichen nun wirklich nicht korrekt oder eine Stilfrage sind, darüber lässt sich streiten. Grundsätzlich sind deutsche Anführungszeichen unten und oben. Und sie sind in beiden Fällen jeweils nach innen gewölbt bzw. außen offen, mit einer Verdickung. Dabei sehen sie aus wie eine 99 und eine 66.
Es sollte auch gesagt sein, dass es Unterschiede je nach Sprache und Schriftart gibt. Drücken wir also einfach mal ein Auge zu.
#5 Apostroph, oder nicht?
Weniger aufgeweicht ist die Regelung mit dem Apostroph. Braucht man es? Braucht man es nicht? Alles manchmal ein bisschen unklar.
Im Englischen wäre "Heidi's bread factory" definitiv richtig. Aber natürlich sieht das im Deutschen anders aus. Grundsätzlich wird erstmal kein Apostroph gesetzt, es sei denn, der Name im Genitiv endet auf einem -s, -ss‚ -ß‚ -tz‚ -z‚ -x oder -ce. In diesen Fällen wird allerdings kein zusätzliches "s" mit Apostroph angehängt, sondern einfach nur der Apostroph. Und das war(')s. Es heißt also Heidis Brötchenfabrik, aber Maurice' Waschsalon.
P.S.: Auch um "ins" oder "fürs" abzukürzen, braucht ihr keinen Apostroph zu setzen.
#6 als vs. wie
Und damit wären wir schon bei der nächsten typischen Fehlerquelle. "Als" versus "wie". Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und Bildungsgrade benutzen diese Wörter falsch, dabei ist die Regelung auch hier wieder simpel.
"Als" wird immer dann benutzt, wenn Gegenstände, Personen oder Situationen miteinander verglichen werden und klare Unterschiede voneinander aufweisen. "Wie" kommt nur dann zum Zuge, wenn Dinge gleich sind. Also: Größer als Hannes, aber genauso groß wie Luise.
#7 Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
Diesen Spruch hat garantiert auch jede*r schon mal gehört. Leider heißt das absolut nicht, dass der Genitiv deswegen gerettet ist.
Nach Dativobjekten, meist Personen oder Orten, fragen wir mit "Wem?", "Wie?", "Wo?", "Woher?" und "Wo?". Die Frage des Genitivs lautet dagegen "Wessen?" oder auch "Weswegen?". Darum habe ich auch "Die Frage des Genitivs" geschrieben und nicht "Die Frage vom Genitiv". Zumindest in unsere Umgangssprache hat sich dieser grammatikalisch absolut falsche Satz leider trotzdem eingeschlichen ...
#8 Binde- und Gedankenstriche
Hier wird es jetzt schon ein bisschen pingelig, jedenfalls, wenn man mich fragt. Wozu brauchen wir überhaupt unterschiedliche Stricharten? Ich meine ... wirklich?!
Tatsache ist, es gibt den Binde- und den Gedankenstrich – und die meisten Deutschen verwenden sie an falscher Stelle. Der Bindestrich ist der kürzere, er hält beispielsweise zwei Teilwörter in einem Wort zusammen oder kürzt Redundanzen ab, etwa "Binde- und Gedankenstrich".
Der längere Gedankenstrich steht dagegen bei Pausen im Satz, zum Beispiel hier: "Es gibt den Binde- und den Gedankenstrich – (Pause) und die meisten Deutschen verwenden sie an falscher Stelle". Er verbindet auch sogenannte "Von-bis-Angaben", gilt als gängiges Minuszeichen und wird als Leerstelle bei runden Geldbeträgen angegeben, etwa so: 100,– €.
#9 Falscher Imperativ
Wirklich unschön wird es, wenn manche Menschen den falschen Imperativ verwenden. Denn es gibt da ein paar Formen, die sind ebenso tückisch wie typisch. "Ess!" ist beispielsweise ein gängiger Fehler, richtig heißt es "Iss!". Das Gleiche geht für "Les!" (eigentlich "Lies!"), "Bewerb dich!" ("Bewirb dich!") oder "Sprech!" (statt "Sprich!").
#10 wieder vs. wider
Uh-oh. Noch so eine Fehlerquelle. Damit, das muss ich jetzt ganz ehrlich so sagen, habe ich echte Probleme. Gehört ihr auch zum Team, das sich zehnmal fragt und dann zur Sicherheit doch nochmal googelt, ob es jetzt "wiederspiegeln" oder "widerspiegeln" heißt?
"Wieder" bedeutet so etwas wie "noch einmal", erneut oder nochmals. Es geht hier also um eine Wiederholung (die enthält ja auch das Wörtchen "wieder"). "Wider" klingt zwar vollkommen gleich, heißt aber eher "gegen", "contra" oder "dagegen". Spiegelt sich etwas wider braucht man hier kein "e", da es sich nicht um eine erneute Spiegelung, sondern um eine "Gegenspiegelung" handelt.
Ein Satz kann im schlimmsten Fall also auch so lauten: "Nach etlichen Versuchen spiegelte sich in ihren Augen endlich wieder Hoffnung wider."
#11 Nach dem Doppelpunkt: Groß- oder Kleinschreibung?
Damit scheinen ebenfalls einige Probleme zu haben. Ich fand das immer ganz gut gelöst. Steht im Satzteil nach einem Doppelpunkt ein Verb, schreibt man den ersten Buchstaben groß. In diesem Fall ist das dann eigentlich kein Teilsatz, sondern ein in sich geschlossener, vollständiger Satz.
Auch ohne Verb kann es sein, dass ein Satz für sich Sinn ergibt. Dann ist die Großschreibung korrekt, allerdings ist es auch ein wenig Interpretationssache, ob der Satz nun allein stehen könnte oder nicht.
Ich für meinen Teil würde "Und jetzt?!" nach dem Doppelpunkt großschreiben – und nicht klein wie oben im Bild. Das liegt daran, dass "Und jetzt?!" eine runde Frage ist und zwischen den Zeilen im Prinzip ein Verb steht, nämlich: "Und was ist / passiert / machen wir jetzt?!"
#12 Wer nämlich mit "h" schreibt, ist dämlich
Das bringt uns zum nächsten typischen Fehler, den ich garantiert nie wieder machen werde, seit ich mit knapp sieben Jahren ein von mir gemaltes Elefantenbild wie folgt betitelt habe: "Im Elefantental gibt es nähmlich schon so viele Elefanten, dass sie sich jetzt schon stappeln".
Über das "stappeln" wollen wir jetzt einfach mal hinwegsehen. Meine Oma nannte mich daraufhin liebevoll dä(h)mlich und brachte mir diesen ollen Spruch bei. Meine ganze Familie lacht heute noch, wenn sie sich das Bild ansieht.
Übrigens gilt das auch für diejenigen, die ziemlich mit "h" schreiben.
#13 Nichtexistente Steigerungen
Steigern, was sich nicht steigern lässt: Auch darin sind wir Deutschen großartig. Nicht steigern lassen sich mehr Wörter als ihr vielleicht denkt, darunter nicht nur die Klassiker "falsch" und "tot", sondern logischerweise auch "dreieckig", "fertig", "voll", "leer", "richtig", "perfekt" und "unverzeihlich".
Auch eine Frau im neunten Monat ist nicht schwangerer als eine Frau im fünften, denn "schwanger" ist ein eindeutiger, (in diesem Moment) unveränderlicher Zustand. Schwanger oder nicht. Mehr gibt's nicht.
#14 indem vs. in dem
Viele Menschen haben wahrscheinlich noch nicht einmal von dem Unterschied zwischen "indem" und "in dem" gehört. Mir liegt das Thema ebenfalls nicht.
Beschreibt das "indem" nach dem Komma die Art und Weise, wie etwas umgesetzt wird, bleibt es zusammen. Es handelt sich dabei dann um eine Konjunktion. Geht es um ein bestimmtes Dativobjekt, stehen "in" und "dem" getrennt: "In" ist hier lediglich eine Präposition, "dem" ein deklinierter Artikel.
Zwei Beispiele: "Ich habe es geschafft, indem ich viel gelernt habe." ABER: "Wir haben den Karton recycelt, in dem sich immer Staub sammelte."
#15 Das Problem mit dem Gendern
Ich bin ein Fan des Genderns. Aber natürlich alle wie sie wollen. Was jedoch in keinem Fall richtig (und trotzdem oft gemacht wird), ist das Gendern englischer Begriffe, wie etwa "Managerin" oder "Product Ownerin". Im Englischen existieren schlicht keine weiblichen Formen dieser Begriffe, daher sollte ihre Verwendung auch im Deutschen vermieden werden.
#16 Ein Komma vor "sowie"
Das wohl größte Problem bereitet den Deutschen oftmals die Kommasetzung. Dabei geht es leider nicht nur um die Frage, ob wir eines brauchen, sondern eben auch darum, wo genau.
Um Sternchen, Doppelpunkte im Wort oder sonstige Satzverkünstelungen zu umgehen, beschränken sich viele darauf, sowohl die männliche als auch die weibliche Form zu nennen. Es handelt sich dabei dann schlicht um eine Aufzählung – und verbindende Konjunktionen wie "und", "oder" bzw. "sowie" brauchen in den meisten Fällen kein zusätzliches Komma. Viele tendieren allerdings dazu, trotzdem immer eines zu setzen.
#17 Mit freundlichen Grüßen, familie.de
Und zum Schluss noch etwas, das mir selbst nicht bekannt war: Nach sämtlichen Abschiedsfloskeln wie "Herzliche / Freundliche / Liebe / Viele Grüße" am Ende einer E-Mail steht ebenfalls kein Komma. Warum das jetzt so ist, interessiert mich gar nicht, ich will wissen, wieso mir das eigentlich noch nie jemand gesagt hat!
Mit freundlichen Grüßen
Julia
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