Wenn heute jemand sagt "Ich muss mal auf die Bedürfnisanstalt!", machen die meisten Menschen vermutlich ein verwundertes Gesicht. Wir erklären die wahre Bedeutung der sprachlichen Verhüllung und ihre ursprüngliche Herkunft.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff?
Eine Bedürfnisanstalt ist schlicht eine öffentliche Toilettenanlage. Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert geprägt und galt als besonders feine Umschreibung. Diese Bezeichnung findet sich noch heute auf alten Emailleschildern oder in historischen Stadtplänen. Die "Anstalt" verwies dabei auf einen fest installierten, gemauerten Bau. Das Wort "Bedürfnis" wurde als dezenter Euphemismus für die Notwendigkeit eines Toilettengangs verwendet.
Die Geschichte der öffentlichen Toiletten
Bereits zu Zeiten der Römer gab es solche "Bedürfnisanstalten". In Deutschland entstanden sie erst im Zuge der Stadtentwicklung des 19. Jahrhunderts. Mit wachsender Bevölkerung und zunehmender Mobilität wurde die Einrichtung öffentlicher Toiletten zur hygienischen Notwendigkeit. Die ersten moderneren Anlagen entstanden in den 1850er-Jahren in London und Paris. Deutsche Städte folgten diesem Beispiel ab den 1870er-Jahren.
Kulturgeschichtliche Bedeutung
Die Bezeichnung "Bedürfnisanstalt" spiegelt den Umgang der bürgerlichen Gesellschaft mit intimen Themen wider. Alles Körperliche wurde durch gewählte Sprache verschleiert. Die Anlagen selbst waren oft architektonisch aufwendig gestaltet. Einige historische Bedürfnisanstalten stehen heute unter Denkmalschutz, der Begriff gilt mittlerweile als veraltet – und das ist vielleicht auch gut so. Schließlich gibt es keinen Grund, aus einem natürlichen Prozess ein Geheimnis zu machen oder sich gar für den eigenen Körper zu schämen!