Wenn Oma wieder von ihrer Jugend erzählt und dabei vom Hundertsten ins Tausendste kommt, sagt Opa manchmal liebevoll: "Jetzt radotiert sie wieder." Die Kinder schauen verwirrt – was bedeutet dieses seltsame Wort? Wir erklären euch, woher es kommt und was genau "radotieren" bedeutet.
Bedeutung und Verwendung
Das Verb "radotieren" beschreibt ein konfuses, weitschweifiges Gerede ohne klaren roten Faden. Es wird besonders für Menschen verwendet, die sich in ausschweifenden Erzählungen verlieren. Der Begriff hat dabei meist eine leicht tadelnde, aber dennoch liebevolle Konnotation. Häufig taucht er im Zusammenhang mit älteren Menschen auf. Das Wort wird heute deutlich seltener verwendet als früher und ist im Duden als "veraltet" gelistet.
Die sprachlichen Wurzeln
Der Begriff stammt vom französischen Verb "radoter" ab, das dieselbe Bedeutung trägt. Die französischen Sprachwurzeln reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Im Lateinischen findet sich der verwandte Begriff "radotare". Die Übernahme ins Deutsche erfolgte vermutlich im 18. Jahrhundert, als französische Lehnwörter besonders populär waren. Der gesellschaftliche Einfluss Frankreichs prägte damals viele Bereiche des Lebens.
Kulturelle Einordnung
In der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts taucht "radotieren" häufig als stilistisches Mittel auf. Viele Schriftsteller nutzten es zur Charakterisierung von Figuren. Interessanterweise hat sich der Begriff in Österreich und der Schweiz länger im aktiven Sprachgebrauch gehalten als in Deutschland. In manchen Regionen wird das Wort noch heute verwendet, während es in anderen für Verwirrung sorgt. Es gehört damit zu den charmanten Ausdrücken, die von der Sprachentwicklung überholt wurden.