In vielen Familien ist es Tradition, dass Kinder ihren Eltern und Großeltern in der Vorweihnachtszeit oder zu Weihnachten ein Gedicht vortragen. Nur welches? Wir haben ein paar alte klassische Weihnachtsgedichte für euch zusammengestellt.
Hier findest du die folgenden Weihnachtsgedichte:
Weihnachtsspruch: Advent, Advent, ein Lichtlein brennt
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei,
dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.
Weihnachtsgedichte: Christbaum (von Peter Cornelius)
Christbaum
(Autor: Peter Cornelius)
Wie schön geschmückt der festliche Raum!
Die Lichter funkeln am Weihnachtsbaum!
O fröhliche Zeit! O seliger Traum!
Die Mutter sitzt in der Kinder Kreis;
nun schweiget alles auf ihr Geheiß:
sie singet des Christkinds Lob und Preis.
Und rings, vom Weihnachtsbaum erhellt,
ist schön in Bildern aufgestellt
des heiligen Buches Palmenwelt.
Die Kinder schauen der Bilder Pracht,
und haben wohl des Singen acht,
das tönt so süß in der Weihenacht!
O glücklicher Kreis im festlichen Raum!
O goldne Lichter am Weihnachtsbaum!
O fröhliche Zeit! O seliger Traum!
Weihnachtsgedichte: Weihnachtsschnee (von Paula Dehmel)
Weihnachtsschnee
(Autorin: Paula Dehmel)
Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.
Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
Sonst nehmt den Operngucker:
Die große Himmelsbüchse, seht,
Tut Ruprecht ganz voll Zucker.
Er streut – die Kuchen sind schon voll –
Er streut – na, das wird munter:
Er schüttelt die Büchse und streut und streut
Den ganzen Zucker runter.
Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
Schnell! Zucker schneit es heute;
Fangt auf, holt Schüsseln – ihr glaubt es nicht?
Ihr seid ungläubige Leute!
Weihnachtsgedichte: Zu Weihnachten (von Victor Blüthgen)
Zu Weihnachten
(Autor: Victor Blüthgen)
Das ist der liebe Weihnachtsbaum.
Ja solch ein Baum!
Der grünt bei Schnee, der glänzt bei Nacht
wie die himmlische Pracht,
trägt alle Jahre seine Last,
Äpfel und Nüsse am selben Ast,
Zuckerwerk obendrein –
so müssten alle Bäume sein!
Nun hat ihn gebracht der Weihnachtsmann,
drei Kinder steh’n und seh’n ihn an.
Das erste spricht:
“Der ist doch Weihnacht das Schönste, nicht?”
Das andre: “Woher an Äpfeln und Nüssen,
Gold und Silber wohl kommen müssen?
Ich denk mir, das Christkind fasste sie an,
gleich war Gold oder Silber dran.”
Das dritte: “Christkind müßte einmal
den ganzen Wald so putzen im Tal;
dann würde gleich aller Schnee zergeh’n,
und dann – das gäb ein Spazierengeh’n!”
Weihnachtsgedichte: Die heilige Nacht (von Eduard Mörike)
Die heilige Nacht
(Autor: Eduard Mörike)
Gesegnet sei die heilige Nacht,
die uns das Licht der Welt gebracht! –
Wohl unterm lieben Himmelszelt
die Hirten lagen auf dem Feld.
Ein Engel Gottes, licht und klar,
mit seinem Gruß tritt auf sie dar.
Vor Angst sie decken ihr Angesicht,
da spricht der Engel: “Fürcht’ euch nicht!
“Ich verkünd euch große Freud:
Der Heiland ist geboren heut.”
Da gehn die Hirten hin in Eil,
zu schaun mit Augen das ewig Heil;
zu singen dem süßen Gast Willkomm,
zu bringen ihm ein Lämmlein fromm. –
Bald kommen auch gezogen fern
die heilgen drei König’ mit ihrem Stern.
Sie knien vor dem Kindlein hold,
schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold.
Vom Himmel hoch der Engel Heer
frohlocket: “Gott in der Höh sei Ehr!”
Weihnachtsgedichte: Bratapfel (Volksgut aus Bayern)
Bratapfel
(Volksgut aus Bayern)
Kinder, kommt und ratet,
was im Ofen bratet!
Hört, wies knallt und zischt.
Bald wird er aufgetischt,
der Zipfel, der Zapfel,
der Kipfel, der Kapfel,
der gelbrote Apfel.
Kinder, lauft schneller,
holt einen Teller,
holt eine Gabel!
Sperrt auf den Schnabel
Für den Zipfel, der Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den goldbraunen Apfel.
Sie pusten und prusten,
sie gucken und schlucken,
sie schnalzen und schmecken,
sie lecken und schlecken
den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den knusprigen Apfel.
Weihnachtsgedichte: Das Christkind (von Robert Reinick)
Das Christkind
(Autor: Robert Reinick)
Die Nacht vor dem Heiligen Abend,
da liegen die Kinder im Traum.
Sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum.
Und während sie schlafen und träumen,
wird es am Himmel klar,
und durch den Himmel fliegen
drei Engel wunderbar.
Sie tragen ein holdes Kindlein,
das ist der Heilige Christ.
Es ist so fromm und freundlich,
wie keins auf Erden ist.
Und wie es durch den Himmel
still über die Häuser fliegt;
schaut es in jedes Bettchen,
wo nur ein Kindlein liegt.
Es freut sich über alle,
die fromm und freundlich sind,
denn solche liebt von Herzen
das liebe Himmelskind.
Heut schlafen noch die Kinder
und sehen es nur im Traum.
Doch morgen tanzen und springen
sie um den Weihnachtsbaum.
Weihnachtsgedichte: Der kleine Nimmersatt (von Heinrich Seidel)
Der kleine Nimmersatt
(Autor: Heinrich Seidel)
“Ich wünsche mir ein Schaukelpferd,
‘ne Festung und Soldaten
und eine Rüstung und ein Schwert,
wie sie die Ritter hatten.
Drei Märchenbücher wünsch ich mir
und Farben auch zum Malen
und Bilderbogen und Papier
und Gold- und Silberschalen.
Ein Domino, ein Lottospiel,
ein Kasperltheater;
auch einen neuen Pinselstiel
vergiß nicht, lieber Vater!
Ein Zelt und sechs Kanonen dann
und einen neuen Wagen
und ein Geschirr mit Schellen dran,
beim Pferdespiel zu tragen.
Ein Perspektiv, ein Zootrop,
‘ne magische Laterne,
ein Brennglas, ein Kaleidoskop –
dies alles hätt’ ich gerne.
Mir fehlt – ihr wißt es sicherlich –
gar sehr ein neuer Schlitten,
und auch um Schlittschuh
möchte ich noch ganz besonders bitten
um weiße Tiere auch von Holz
und farbige von Pappe,
um einen Helm mit Federn stolz
und eine Flechtemappe;
auch einen großen Tannenbaum,
dran hundert Lichter glänzen,
mit Marzipan und Zuckerschaum
und Schokoladenkränzen.
Doch dünkt dies alles euch zuviel
und wollt ihr daraus wählen,
so könnte wohl der Pinselstiel
und auch die Mappe fehlen.”
Als Hänschen so gesprochen hat,
sieht man die Eltern lachen:
“Was willst du, kleiner Nimmersatt,
mit all den vielen Sachen?”
“Wer soviel wünscht” – der Vater spricht’s –
“bekommt auch nicht ein Achtel.-
Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
in einer Dreierschachtel.”