Die Frage ist vermutlich so alt wie das Heiraten selbst: links oder rechts? Wie kann ich feststellen, an welche Hand der Ehering gehört? Eine einfache Antwort auf die Frage gibt es nicht, allerdings eine ganze Reihe von spannenden Geschichten, die zum Teil mit Adern der Liebe oder gar der Bibel zu tun haben. Wir nehmen euch mit auf eine spannende Reise durch die Heiratsgeschichte, damit ihr am Ende genau wisst, wohin euer Ring gehört.
An welcher Hand wird der Ehering in Deutschland getragen?
Ein Trauring ist das Symbol der ewigen Liebe schlechthin. Aus dauerhaftem Material wie Gold gemacht, nehmen wir ihn traditionellerweise nach der Hochzeit nicht mehr ab. Aber wohin gehört er?
Werfen wir zunächst mal einen Blick nach Deutschland. Die Tradition des Ringtauschens gibt es nicht nur bei uns. Wir machen es allerdings etwas anders als viele andere Länder. Denn bei uns wird der Ehering an der rechten Hand getragen. Auch in Polen, Österreich und Bulgarien wird das so gehandhabt. In den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz, Frankreich, Portugal oder den USA ist es hingegen die linke Hand, die zum Zuge kommt. Warum das letztlich so ist, daran scheiden sich die Geister.
Was bedeutet es, wenn man den Ehering links trägt?
Geschichtlich sind die Länder, in denen der Ehering an der linken Hand getragen wird, in guter Gesellschaft. Schon im antiken Griechenland, bei den alten Römern und den Ägyptern trugen die Frauen den Ehering links. Grund dafür war die sogenannte Liebesader, die lateinisch „Vena amoris“ genannt wurde. Sie sollte Hand und Herz verbinden. So wurde die linke Hand der Ort, um die Beständigkeit der Liebe in Ringform festzuhalten. Die christliche Kirche nahm schließlich diese Tradition in ihre eigenen Trauungsriten auf.
Warum ist der Ehering an der rechten Hand?
Warum der Ring dann letztlich die Seiten wechselte, darüber gibt es nur Vermutungen. Einige schreiben es der Reformation zu, die sich von den katholischen Regeln absetzen wollte. Wieder andere meinen, es hätte mit „Recht und Ordnung“ zu tun, für die die rechte Seite traditionell stünde. Somit wäre das Tragen des Rings auf der rechten Seite ein Ausdruck für eine ordnungsgemäße Ehe.
So ganz kann das allerdings nicht stimmen: Auch bei den Katholiken hat die linke Hand als eher „unreine“ Hand nicht den besten Ruf, und auch unsere Nachbarn, die doch sehr katholischen Polen, bevorzugen die rechte Hand bei der Eheschließung. Auch Wörter wie „linkisch“, „gelinkt“ beziehungsweise „Gerechtigkeit“ sprechen dagegen. Selbst die Bibel verweist auf Jesus, der nach der Auferstehung „zur Rechten“ Gottes im Himmel sitzt. Manche haben auch die Germanen im Verdacht, bei denen die Liebesader auf der anderen, der rechten Seite des Körpers gelegen haben soll. Wie auch immer die Antwort auf die Frage lautet, wie der Ehering an welche Hand gehört – sie verliert sich im Dunkel der Geschichte.
An welchen Finger kommt der Ehering?
Es stellt sich nicht nur die Frage beim Ehering, welche Hand es denn nun sein darf, sondern auch danach, welcher Finger die richtige Wahl ist. Nun, der Name verrät es: In Deutschland wird der Ehering am Ringfinger der rechten Hand getragen. Dabei handelt es sich wohlgemerkt nur um eine Tradition: Weder sind Paare verpflichtet, einen bestimmten Finger zu benutzen, noch gibt es bei uns überhaupt eine Regel, die besagt, dass man bei einer Trauung Ringe austauschen müsste. Wer als Rechtshänder viel schreibt oder manuelle Tätigkeiten ausübt, möchte seinen Ring eventuell auch vor Abnutzung schützen und tendiert deshalb zur anderen, der linken Hand.
Sollte man den Verlobungsring rechts oder links tragen?
Seit dem 13. Jahrhundert sind Eheringe bei christlichen Trauungen üblich. Bis ins 15. Jahrhundert wurde dabei zwischen Verlobungs- und Ehering gar nicht unterschieden. An welche Hand der Verlobungsring heutzutage kommt, wird maßgeblich von dem Ort bestimmt, an welchem der Ehering sitzt: Welche Hand ist es? Geht man mit der deutschen Tradition, den Ehering rechts am Ringfinger zu tragen, gehört der Verlobungsring zunächst an den Ringfinger der linken Hand. Nach der Hochzeit gehen manche Partner*innen dazu über, den Verlobungsring als Vorsteckring über dem Ehering an der rechten Hand zu tragen. Wird er weiter an der linken Hand getragen, bleibt so die symbolische Verbindung zum Herzen, zur Liebesader, bestehen.
Ehering: Welche Hand soll ich nun nehmen?
Die Wichtigkeit dieser Entscheidung hängt auch ein bisschen davon ab, wie traditionell man sich selbst empfindet. Früher gab es nicht nur in Bezug auf die Verlobungszeit und die Ehe strikte Regeln. Auch die soziale Stellung und damit die Symbolik von Unverheirateten, Verheirateten oder Verwitweten war klar geregelt. Rigide Vorgaben, wie wir das Haar, unsere Kleidung und auch unsere Eheringe zu tragen haben, gibt es glücklicherweise nicht mehr. Denn ganz gleich, an welcher Hand der Ehering letztlich getragen wird: Er steht nicht nur für die Dauerhaftigkeit der Liebe zwischen den frisch Vermählten, sondern auch für den Glauben an die Zukunft und an das gemeinsame neue Leben zu zweit.
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