Wer ein Kind adoptieren möchte, muss in Deutschland und auch im Ausland einige Voraussetzungen erfüllen und wird genau geprüft. Die folgenden Punkte sollte man vorher kennen, wenn man als Paar oder Single ein Kind aufnehmen möchte.
- 1.Adoption in Deutschland: Allgemeine Voraussetzungen
- 2.Weitere Voraussetzungen und Motive für die Adoption
- 3.Was kostet eine Adoption in Deutschland?
- 4.Auslandsadoption: Hohe Kosten, aber eine bessere Alternative?
- 5.Voraussetzungen für die Adoption im Ausland: Welche Papiere brauche ich?
- 6.Das ist wichtig für Auslandsadoptionen
- 7.Adoption: Ein langer Atem ist gefragt
Adoption in Deutschland: Allgemeine Voraussetzungen
Allgemein darf in Deutschland jeder Mensch unter den gegebenen Voraussetzungen ein Kind adoptieren, also nicht nur verheiratete Paare, sondern auch Singles. Seit Oktober 2017 dürfen auch verheiratete gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren. Unverheiratete gleichgeschlechtliche Paare können dies dagegen nicht gemeinsam tun, in diesem Fall adoptiert nur die Frau oder der Mann. Geht es um die Adoption eines Stiefkindes, sind die Gesetze allerdings für unverheiratete Paare gelockert worden.
Bei einer Adoption müssen die leiblichen Eltern des Kindes ihr zugestimmt haben, ein unverheirateter Vater kann dies gleich bei der Geburt tun, die Mutter hat dagegen noch zwei Monate Zeit, der Adoption zuzustimmen. Ein Kind kann also frühestens ab acht Wochen adoptiert werden. Hat das Gericht die Zustimmung der Eltern, kann diese Entscheidung nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wenn ein Kind älter als 14 Jahre alt ist, braucht das zuständige Familiengericht auch dessen Einverständnis.
Für eine Adoption gelten folgende Voraussetzungen:
- Gesetzliches Mindestalter: 25 Jahre, bei Eheleuten darf ein Partner auch ab 21 Jahre alt sein.
- Gesetzliche Altersgrenze: Die gibt es nicht, aber die Eltern sollten nicht mehr als 40 Jahre älter als das adoptierte Kind sein. Im Prinzip haben jüngere Paare bessere Chancen als ältere. Die Adoptionsfachkräfte achten bei der Vermittlung darauf, dass ein angemessener Altersabstand zwischen Kind und Adoptiveltern liegt.
- Festes Einkommen: Es muss genügend Geld vorhanden sein, das Kind großzuziehen.
- Wohnraum: Es muss ausreichend Platz für ein Kind und seine Bedürfnisse bereitgestellt werden.
- Gesundheit: Adoptionswillige müssen körperlich und mental gesund sein und dies mit einem Gesundheitszeugnis beweisen.
- Keine Vorstrafen: Ein polizeiliches Führungszeugnis muss vorgelegt werden.
Dieser Adoptivvater erzählt im Video, wie es ist, als gleichgeschlechtliches Paar ein Baby zu adoptieren und wie die Gesellschaft darauf reagiert hat:
Weitere Voraussetzungen und Motive für die Adoption
Sind die grundsätzlichen Voraussetzungen erfüllt, prüfen die entsprechenden Behörden genau deine bzw. eure Motivation: Warum wollt ihr ein Kind adoptieren? Um die Ehe zu retten? Um ein Bedürfnis nach Liebe zu befriedigen? Oder um ein verstorbenes Kind zu ersetzen? Es muss klar sein, dass das Wohl des Kindes immer an erster Stelle steht. Schließlich werden für das Kind Eltern gesucht und nicht umgekehrt. Deshalb müssen sich Adoptionswillige in langen Gesprächen mit Experten und Psychologen auseinandersetzen, damit die Motivation für eine Adoption auch wirklich geklärt ist.
Es wird gefragt, ob die Partnerschaft gefestigt genug ist, ein Kind anzunehmen und ob der Wunsch nach leiblichen Kindern mental abgeschlossen ist. Das bedeutet, dass nicht weiterhin versucht wird, über künstliche Befruchtung ein eigenes Kind zu zeugen. Ob man auch bereit ist, beruflich zurückzustecken, denn gerade in der Eingewöhnungsphase braucht der neue Schützling ganz viel Aufmerksamkeit. Frauen und Männer können auch für ein Adoptivkind Elternzeit beantragen.
- Persönlichkeit und Motivation: Könnt ihr euch auf das Kind und seine Geschichte einlassen und seid bereit, es über seine Abstammung aufzuklären und alles offen zu kommunizieren? Seid ihr bereit, euch auf einen Kontakt zur Herkunftsfamilie einzulassen?
- Partnerschaftliche Stabilität und Erziehungsvorstellungen: Ist eure Partnerschaft gefestigt und wollt ihr beide die Adoption? Habt ihr eine gemeinsame Basis und gleiche Vorstellung von der Zukunft mit dem Adoptivkind? Geht ihr konstruktiv bei Konflikten miteinander um und gibt es eine gute Kommunikation zwischen euch? Seid ihr euch über eure Erziehungsvorstellungen im Klaren und einig?
- Kindeswohl: Steht für euch das Kind im Mittelpunkt, mit allem, was es mitbringt und seid ihr euch bewusst, euer Leben nach dem Kind zu richten, für es zu sorgen und alle elterlichen Pflichten und Verantwortung zu übernehmen?
Diese Punkte und Voraussetzungen sind notwendig, damit die Adoptionsvermittler sicher gehen können, dass das Adoptivkind in eine Familie kommt, die dafür bereit ist und wo es gut aufgehoben ist. Es werden viele persönliche Fragen gestellt, um euch mental auf dieses Kind vorzubereiten. Ihr seid euer Leben lang für dieses Kind verantwortlich, emotional, finanziell und rechtlich. Je älter das Adoptivkind ist, desto mehr Geschichte bringt es in die Familie. Das Kind kann durch seine früheren Erfahrungen traumatisiert sein. Es braucht viel Verständnis, Liebe und Geduld, damit es ein Gefühl von Sicherheit bekommt.
Später in der Pubertät kommen die üblichen Identitätsprobleme hinzu, die bei adoptierten Kindern noch ausgeprägter sein können. Es wird unter Umständen nicht einfach. Deshalb ist auch wichtig, dass bei Paaren beide hinter der Entscheidung stehen, ein Kind zu adoptieren. Euer beider Kraft wird gebraucht.
Viele weitere grundsätzliche und organisatorische Informationen zum Thema Adoption findet ihr hier:
Was kostet eine Adoption in Deutschland?
Allgemein gilt, dass eine Adoption in Deutschland kostenlos ist. Aber für die benötigten Unterlagen für das Familiengericht wie der notariell beurkundete Adoptionsantrag, die beglaubigten Einwilligungserklärungen der leiblichen Eltern oder des Vormundes stehen Kosten an. Diese können sich auf mehrere hundert Euro belaufen. Weitere Details dazu erfahrt ihr hier:
Auslandsadoption: Hohe Kosten, aber eine bessere Alternative?
Da es eine Herausforderung ist, ein deutsches Kind zu adoptieren, wenden sich viele der Adoptionswilligen an ausländische Stellen, da die Erfolgschancen hier wesentlich höher sind. Aber auch diese Variante braucht viel Geduld: Zunächst müsst ihr euch mit den dortigen Behörden auseinandersetzen und danach noch mit den heimischen. Es kostet viel Geld und viel Zeit, denn einige der Länder möchten, dass die Eltern eine Zeit lang im Land des Adoptionskindes gelebt haben.
Der Adoptionsprozess kann sehr langwierig sein und eure Psyche sehr herausfordern und belasten. Dieses gilt umso mehr für eine Auslandsadoption. All die Unterlagen, die man für eine Inlandsadoption braucht, sind auch für die Auslandsvariante wichtig. Je nach Adoptivland können noch einige andere Nachweise und Papiere dazukommen.
Voraussetzungen für die Adoption im Ausland: Welche Papiere brauche ich?
Die Chancen, ein ausländisches Kind zu adoptieren, sind oft wesentlich höher. Welche Dokumente werden benötigt, wie viel kostet es und was müsst ihr beachten, damit die Adoption in Deutschland anerkannt wird?
Wie bei einer Inlandsadoption müssen zunächst Unterlagen zur Voraussetzung für die Eignung als Adoptiveltern vorgelegt werden:
- Lebenslauf
- Einkommensnachweis
- Gesundheitszeugnis (wird vom Hausarzt ausgestellt)
- ggf. Heiratsurkunde
- Geburtsurkunden der eigenen Kinder, wenn vorhanden
- Polizeiliches Führungszeugnis (ohne Eintrag!)
- Nachweis von Wohnraum
- Reisepässe
Das ist wichtig für Auslandsadoptionen
1993 wurde in Den Haag ein Vertrag zum Umgang mit internationaler Adoption erarbeitet und unterzeichnet. Es ist um ein Vielfaches leichter, wenn ihr ein Kind aus einem Land adoptiert, dass diesen Vertrag ratifiziert hat. Dann ist es wichtig, eine staatlich anerkannte Adoptionsagentur zu finden, auch hier hat das Bundesjustizministerium eine Liste veröffentlicht.
Diese Agenturen haben Zulassungen für die jeweiligen Länder und können über zusätzliche Voraussetzungen informieren. Manchmal gibt es Hürden für gleichgeschlechtliche Paare, sodass nur ein Partner die Adoption in dem Land durchführen kann. Andere Länder vermitteln keine Kinder an Singles oder Paare, die schon Kinder haben. Habt ihr euch an eine andere Organisation gewandt, die nicht in Deutschland anerkannt oder bekannt ist, erhöht sich das Risiko, dass die Adoption für illegal erklärt wird. Deshalb informiert euch genau und holt Erfahrungsberichte ein.
Adoption: Ein langer Atem ist gefragt
Auch wenn sich das alles sehr mühsam anhört, ist die positive Nachricht, dass über 90 % aller Auslandsadoptionen klappen. Das solltet ihr euch in Zeiten, in denen ihr vielleicht im Bürokratiesumpf versinkt, vor Augen halten. Geduld ist gefragt, denn so ein Adoptionsprozess kann Jahre dauern. Alternativ könntet ihr auch Pflegeeltern werden. Informiert euch dazu bei uns einmal, was das bedeutet und wo die Unterschiede zu einer Adoption liegen:
Quellen: Berliner Familienportal, Familienportal.de