Paare, die sich ihren Kinderwunsch per Eizellspende erfüllen möchten, müssen ins Ausland gehen. Denn in Deutschland ist die Eizellspende verboten. Noch schwieriger ist es für gleichgeschlechtliche Paare. Ein Kinderwunschzentrum in Wien verhilft seit Jahren Regenbogeneltern zum Familienglück, auch durch Eizellspende. Dank einer neuen Gesetzesänderung ist es in Österreich auch möglich, dass sich Frauen in einer Beziehung untereinander Eizellen spenden dürfen.
Es ist ein Meilenstein im österreichischen Gesetz für Fortpflanzungsmedizin gleichgeschlechtlicher Paare: Seit neuestem haben homosexuelle Frauenpaare die Möglichkeit sich uneingeschränkt Eizellen zu spenden. Damit können sich Frauen gegenseitig dank Partnerinnenspende zu einer Schwangerschaft verhelfen, unabhängig vom Alter oder einer medizinischen Notwenigkeit. Bisher galten dafür strengere Regeln und es war eine dritte Person nötig, die ihre Eizellen gespendet hat.
Endlich Eltern werden dank Eizellenspende
Seit 2015 verhilft Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca, der Leiter des Kinderwunschzentrum an der Wien, österreichischen und vielen ausländischen Paaren zu ihrem Regenbogenfamilienglück. Von über 500 Paaren freuen sich bisher zwei Drittel über eine erfolgreiche Schwangerschaft. Auch deutsche Paare können sich an der Klinik in Österreich behandeln lassen. Wir haben Prof. Obruca nach den Voraussetzungen und Bedingungen für die Eizellspende unter Frauenpaaren gefragt.
Sie verhelfen in Wien vielen Frauenpaaren zu einer Schwangerschaft. Welche Bestimmungen für die Eizellspenderin und die Empfängerin gelten denn aktuell?
Dr. Andreas Obruca: "2015 haben wir als erstes Kinderwunschzentrum Österreichs ein Regenbogen-Kinderwunschzentrum gegründet, seit vier Jahren besteht auch eine Kooperation mit der Vienna Pride. Innerhalb eines gleichgeschlechtlichen Paares gibt es keinerlei Einschränkungen. Das heißt, wenn die Eizelle von einer Partnerin an die andere gespendet wird. Sobald eine dritte Person als Spenderin dazu kommt, gelten folgende Auflagen: Die Spenderin muss jünger als 30 Jahre sein und die Empfängerin jünger als 45 Jahre. Außerdem muss die Empfängerin eine vorliegende medizinische Indikation der Unfruchtbarkeit (Endometriose, POF, PCO Syndrom etc.) haben."
Können sich auch lesbische Paare aus Deutschland im Kinderwunschzentrum an der Wien behandeln lassen und sich untereinander Eizellen spenden?
Dr. Andreas Obruca: "Seit 2015 führen wir die Partnerinnenspende unter Einhaltung der gesetzlichen Auflagen als Routinebehandlung durch. Den Bedarf und die vermehrte Nachfrage zu dieser Methode spüren wir seit Jahren. Alle lesbischen Paare aus dem Ausland sind herzlich willkommen bei uns. Wir erhalten zunehmend Anfragen von Frauenpaaren vor allem aus diesen Ländern und erkennen hier Handlungsbedarf.
Als erstes Regenbogen-Kinderwunschzentrum, das sich seit Beginn für die Bedürfnisse dieser Paare einsetzt, freut es uns daher natürlich sehr, dass wir die Partnerinnenspende nun uneingeschränkt allen interessierten Frauenpaaren anbieten dürfen. Grundsätzlich gelten dieselben Voraussetzungen, die auch für österreichische Paare festgelegt sind. Die Behandlung ist lediglich aufgrund der Distanz etwas aufwendiger. Wir haben bereits viele lesbische Paare aus Deutschland, der Schweiz und anderen Nachbarländern erfolgreich behandelt.
Momentan melden sich viele gleichgeschlechtliche Paare mit Kinderwunsch vor allem aus Ungarn oder Polen bei uns. Auch wenn die Organisation naturgemäß etwas aufwendiger ist, unterstützen wir auch diese Paare bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches. Gleichzeitig würden wir uns aber natürlich eine gerechte und zeitgemäße Regelung über alle EU-Mitgliedsstaaten wünschen."
Muss ein lesbisches Paar, das sich im Kinderwunschzentrum an der Wien behandeln lässt, den Samen aus der Samenbank wählen oder kann es auch eine private Samenspende bzw. eine Spende eines Co-Vaters mitbringen?
Dr. Andreas Obruca: "Als größtes Regenbogenzentrum für gleichgeschlechtliche Paare bieten wir beides an. Man kann entweder einen Spender aus unserer institutseigenen Samenbank auswählen oder einen sogenannten Wunschsamenspender mitbringen. Dieser wird genauso aufgeklärt, wie unsere anderen Samenspender und muss sämtliche Testungen durchführen und gesetzlichen Rahmenbedingungen erfüllen. Er wird im Rahmen des Notariatsakts definitiv von allen seinen Rechten und Pflichten entbunden (diese werden an die Partnerin übertragen). Wie genau Paare dies dann privat regeln möchten, ist allerdings ihnen überlassen."
"Wir haben bereits viele lesbische Paare aus Deutschland, der Schweiz und anderen Nachbarländern erfolgreich behandelt. (...) Auch wenn die Organisation naturgemäß etwas aufwendiger ist, unterstützen wir auch diese Paare bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches. Gleichzeitig würden wir uns aber natürlich eine gerechte und zeitgemäße Regelung über alle EU-Mitgliedsstaaten wünschen."
Dr. Andreas Obruca
In welcher Höhe bewegen sich die Kosten, mit denen ein deutsches lesbisches Paar für die Eizellspende und anschließende Insemination/Weiterbehandlung rechnen müsste?
Dr. Andreas Obruca: "Die Kosten für eine Partnerinnenspende inklusive einem Samenspender belaufen sich auf ca. 4.500 € für einen vollen IVF-Versuch. Dazu kommen noch die Medikamentenkosten, die von den Hormonwerten der Patientinnen abhängig sind und nicht pauschal genannt werden können."
Vielen Dank an Dr. Obruca für die Ausführungen. Wir wünschen vielen lesbischen Paaren, dass es für sie dadurch möglich wird, endlich ihren Kinderwunsch zu erfüllen.
Hier erfahrt ihr im Überblick, was ihr alles über die Eizellspende im Allgemeinen wissen solltet:
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