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Keine Einnistung? Warum chronische Endometritis ein Grund sein kann

Chronische Endometritis
© Getty Images/diego_cervo

Deine künstliche Befruchtung führt wiederholt nicht zu einer Einnistung? Das ist emotional sehr schwierig und herausfordernd. Jetzt ist es wichtig, dass du gemeinsam mit den Ärzten den Ursachen auf den Grund gehst. Eine Erkrankung, die die Einnistung stören kann, ist die chronische Endometritis. Wir haben mit Claudia Gessler-Zwickel gesprochen, die trotz der Erkrankung und nach vielen Versuchen endlich schwanger geworden ist. Sie hat einen entscheidenden Tipp für Paare, der viel Mut macht!

Chronische Endometritis & Kinderwunsch: Wenn die Einnistung nicht klappt

Die chronische Endometritis hat nichts mit Endometriose zu tun, das ist eine andere Erkrankung. Sie betreffen aber beide das Endometrium, also die Gebärmutterschleimhaut. Endometriose bemerken die meisten Frauen durch eindeutige Symptome wie extrem starke oder langandauernde Regelblutung und Unterleibsschmerzen. Die chronische Endometritis hingegen ist asymptomatisch, das heißt, oft bemerken die Frauen gar keine Anzeichen davon und sie wird erst nach genauen Untersuchungen im Laufe einer Kinderwunschbehandlung festgestellt.

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Diese Erkrankung ist eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, die die Einnistung eines Embryos beeinträchtigt, die Gebärmutterschleimhaut verändert und zu einer erhöhten Fehlgeburtenrate führen kann. Bei betroffenen Frauen bildet das Immunsystem durch die Entzündung vermehrte Killerzellen, die die Einnistung und Entwicklung eines befruchteten Embryos stören.

Könnte ich Chronische Endometritis haben?

Da die Erkrankung meist ohne eindeutige spürbare Symptome verläuft, erfahren viele Frauen oft erstmal gar nichts davon. Von dem Begriff "chronische Endometritis" hört man daher oft zum ersten Mal innerhalb einer Kinderwunschbehandlung bzw. nach einem oder mehreren gescheiterten Versuchen einer ICSI oder IVF. Ob du davon betroffen sein könntest, wird dein behandelndes Ärzteteam feststellen.

Die Diagnose kann durch eine Entnahme von etwas Gebärmutterschleimhaut gestellt werden (Endometriumbiopsie). Die darin enthaltenen Plasmazellen und Killerzellen werden untersucht und können die Entzündung nachweisen. Der Eingriff findet schmerzlos und ambulant ohne Narkose in der jeweiligen Kinderwunschklinik statt.

Ursachen für chronische Endometritis: Wie sie entsteht & behandelt wird

Du fragst dich vielleicht, wie diese Entzündung der Gebärmutterschleimhaut überhaupt entstehen kann: Das lässt sich nicht immer klar sagen, es können mehrere Ursachen verantwortlich sein, dass sich die Schleimhaut der Gebärmutter entzündet:

  • Durch eine bakterielle Infektion wie Staphylokokken-, Streptokokken- und Escherichia coli-Erreger im Genitaltrakt, die man sich in Krankenhäusern zuziehen kann
  • Durch instrumentelle Eingriffe wie beim Wechseln oder Einlegen einer Kupferspirale, einer Ausschabung, einer Hysteroskopie oder eines Kaiserschnittes
  • Durch ein Ungleichgewicht der Hormone z.B. Progesteronmangel
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Es kann also auch sein, dass du nach einer Geburt oder einer OP irgendwann eine chronische Endometritis entwickelst, weil du dir im Krankenhaus diverse Erreger eingefangen hast. Frauen, die schon ein Kind haben, können eben auch davon betroffen sein. Bemerkt wird das erst, wenn nach den Ursachen für eine nicht erfolgte Einnistung geforscht wird und/oder z.B. eine zweite Schwangerschaft nicht eintritt.

Die gute Nachricht ist: Die Erkrankung lässt sich recht gut behandeln. Die Ärzte schlagen dann eine Antibiotika-Therapie vor, um die Entzündung zu bekämpfen und das Endometrium zu regenerieren. Nach Heilung der Entzündung konnten viele Frauen schwanger werden. Das hängt aber von weiteren Faktoren ab. Eine Garantie gibt es nicht. Wir haben mit einer Betroffenen gesprochen.

Erfüllter Kinderwunsch nach chronischer Endometritis: Wie Claudia Gessler-Zwickl zu ihrem Wunschkind kam

Liebe Claudia, du bist Mutter einer kleinen Tochter dank künstlicher Befruchtung. Es hat aber vorher lange nicht bei euch geklappt, bis ihr die erlösende Diagnose hattet, woran es liegen könnte.

"Wir waren schon mitten in der Kinderwunschreise und hatten wiederholtes Einnistungsversagen. Da hab ich die Ärzte darauf gedrängt, nach den Gründen zu suchen, warum die eingesetzten Embryos sich nicht eingenistet haben. Von alleine wurde das in meiner Klinik nicht gemacht. Wir hatten immer wieder Top-Embryos transferiert, die sich aber wiederholt nicht eingenistet hatten.

Irgendwann habe ich dann den Verdacht geäußert, ob es sein kann, dass ich chronische Endometritis habe. Daraufhin wurde eine Biopsie der Gebärmutterschleimhaut durchgeführt. Zwei Wochen später hatte ich den Befund und wir wussten endlich, warum die Einnistung erschwert war."

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"Da setzt meine Kritik bei den Kinderwunschbehandlungen an: Es wird einfach eine ICSI nach der anderen gemacht und es wird nicht nach den Ursachen des Einnistungsversagens geforscht. Ich kann nur alle Patientinnen ermutigen, die Ärzte dahingehend zu bitten, dass das untersucht wird, bevor man weitere Embryonen einsetzt. Jede weitere ICSI oder IVF kostet sehr viel Geld und man zahlt und hofft Monate lang, ohne dass genau klar ist, warum keine Schwangerschaft entsteht."
Claudia Gessler-Zwickl

Chronische Endometritis verläuft ja asymptomatisch. Wie war das bei dir und wie bist du dann letztlich schwanger geworden?

"Genau, ich hatte selber keinerlei Symptome und bin daher auch nicht von selber darauf gekommen. Die Erkrankung verläuft recht untypisch und man bemerkt keine offensichtlichen Anzeichen. Daher rate ich allen Frauen mit Einnistungsversagen, dass sie ihre Ärzte bitten, dass man das untersucht. Das wurde zunächst bei mir auch nicht gemacht.

Nach der Gebärmutterschleimhautbiopsie hatten wir dann die Diagnose und die Ärzte schlugen eine Antibiotika-Behandlung vor. Dabei habe ich zwei Wochen lang Antibiotika eingenommen. Nach einer nochmaligen Biopsie, die ich eingefordert hatte, wussten wir dann, dass die Entzündung geheilt war. Danach bin ich dann tatsächlich beim erneuten Versuch der künstlichen Befruchtung schwanger geworden."

Herzlichen Glückwunsch dafür, denn ihr hattet es ja wirklich nicht leicht und brauchtet etliche Versuche. Das ist ja bei jedem Paar sehr individuell.

"Richtig, nenne ich auch gerne die durchschnittliche Anzahl an IVF-Versuchen, die gebraucht werden, um schwanger zu werden: nämlich 3 - 4 Versuche. Das entmutigt die Paare nur. Man muss dazu auch wissen, dass wir beide belastet waren – ich hatte aufgrund meines Alters einen geringeren AMH-Wert und mein Mann eine eingeschränkte Spermienqualität. Für ihn war das wirklich auch schwer und es hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.

Leider hatten wir zu Beginn unserer Kinderwunschreise auch eine schreckliche Fehldiagnose. Daraufhin holten wir uns eine zweite ärztliche Meinung ein und fanden heraus, dass es mit dem Spermiogramm sehr schwierig werden wird, schwanger zu werden. Aber dabei wurde uns gesagt, dass es Mittel und Wege gibt, die Spermienqualität zu verbessern.

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Hier haben uns innovative Mikronährstoffe geholfen, die wir beide über Monate eingenommen haben. Schwanger geworden bin ich dann durch eine PICSI: Das ist eine erweiterte Form der ICSI, bei der zur Spermienselektion Hyaluronsäure benutzt wird, um die unreifen von den reifen Spermien zu unterscheiden."

Hast du aufgrund deiner Erfahrungen einen Tipp für Paare, die gerade in der Kinderwunschbehandlung sind oder sie noch vor sich haben: Wie finden man eine gute Klinik?

"Wenn ich das Ganze nochmal machen würde, würde ich mir vorher ganz genau ansehen, was das für eine Klinik ist. Ist es ein großes Zentrum mit vielen verschiedenen Fachärzten und Routine im Ablauf oder eher eine kleine persönlichere Praxis mit individueller Betreuung von einem einzelnen Arzt bzw. Ärztin? Da kommt es darauf an, wo ihr euch persönlich wohler fühlt.

Hört dabei nicht nur auf Empfehlungen von Freunden oder Bekannten, sondern hört euch Erstgespräche in mehreren Kliniken an und fragt nach Behandlungsabläufen. Dann bekommt ihr einen guten Eindruck und merkt, ob ihr ernst genommen werdet und es darum geht, euch zu helfen. Die Ärzte sollten euch nicht als Business sehen, sondern euch helfen, zu eurem Wunschkind zu kommen."

Welche Botschaft möchtest du Frauen noch geben, die vielleicht eine ähnliche Erkrankung haben oder bei denen die Einnistung versagt hat?

"Bei chronischer Endometritis empfehlen Ärzte meist die Antibiotika-Therapie. Diese Erkrankung ist gut behandelbar. Es gibt aber viele Faktoren, die der Einnistung schaden können. Fordert die Ärzte heraus und fragt nach, was man noch alles untersuchen könnte, um wirklich herauszufinden, woran es noch liegt. Wir hatten noch eine immunologische Untersuchung, bei der festgestellt wurde, dass der Anteil natürlicher Killerzellen bei mir sehr hoch ist. Auch dagegen kann man etwas tun. Gemeinsam mit euren Ärzten werdet ihr das am besten herausfinden."

Was Claudia betroffenen Frauen bzw. Paaren rät

Claudia Gessler-Zwickl hat sich aufgrund ihrer persönlichen Geschichte intensiv mit dem Thema Mikronährstoffe und Fruchtbarkeit beschäftigt. Daher möchte sie allen Frauen und Männern mit Kinderwunsch folgenden Ratschlag geben:

"Informiert euch schon vor eurer Kinderwunschbehandlung, was ihr selber tun könnt, um eure Fruchtbarkeit zu erhöhen. Durch Sport, Ernährung und den Lebenswandel kann man den Körper bestmöglich auf die Empfängnis vorbereiten. Mit dem Rauchen aufhören und keinen Alkohol trinken. Zahlreiche Studien belegen außerdem, dass Mikronährstoffe bei Männern und Frauen Fruchtbarkeit erhöhen.
Mir persönlich hat es zusätzlich viel Kraft gegeben, dass ich wusste, ich kann selber etwas für meine Fruchtbarkeit beitragen und bin nicht so hilflos. Verlasst euch nicht nur auf die Klinik, sondern werdet selber aktiv. Fordert zudem die Ärzte während eurer Behandlung heraus und fragt genau nach, was man alles untersuchen kann, um herauszufinden, wenn eine Einnistung mehrfach versagt. Wenn ihr den Ursachen näher kommt und gezielt behandelt werdet, bleiben die finanziellen Belastungen auch möglichst gering."
Claudia Gessler-Zwickl

Über Claudia Gessler-Zwickl

Claudia Gessler-Zwickl Fertilabs
© Claudia Gessler-Zwickl

Claudia ist Mutter einer kleinen Tochter und CEO. Angeregt durch ihre eigene Kinderwunschgeschichte hat sie ein Unternehmen für Mikronährstoffe zur Verbesserung der weiblichen und männlichen Fruchtbarkeit gegründet. Vilavit bietet spezielle Präparate, die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen die Eizellqualität und die Spermienqualität können. Außerdem ist ihr Ziel, das Tabuthema Unfruchtbarkeit zu durchbrechen und sichtbar zu machen, dass Unfruchtbarkeit nicht nur ein Frauen-, sondern auch Männerthema ist und dass man etwas tun kann, um auch die Spermienqualität zu verbessern.

Weiterer Tipp: Eine Kinderwunschtherapie gleich häufig einer Achterbahnfahrt: Im Video-Gespräch mit der Kinderwunschplattform Fertilly besprechen wir, was Paaren dabei hilft, diese emotional und körperlich herausfordernde Zeit zu meisten:

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Quellen: Springer.com, Vilavit, Kinderwunschzentrum Erlangen

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