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Kinderwunsch-Ratgeber

GNTM-Anna Wilken: "Es gibt kein Schema F bei unerfülltem Kinderwunsch"

Anna Wilken GNTM Kinderwunsch

Viele GNTM-Models feiern auf Instagram ihre (werdende) Mutterschaft. Eine Ex-Teilnehmerin zeigt endlich einmal sehr offen, dass es eben nicht für jede junge Frau so einfach ist, schwanger zu werden: Endometriose-Botschafterin Anna Wilken hat einen sehr persönlichen Kinderwunschratgeber mit viel Fachwissen veröffentlicht. Im Interview verrät sie, wie sie Paaren mit ihrer eigenen Kinderwunschreise Mut machen möchte.

Mehr Offenheit beim Thema unerfüllter Kinderwunsch

Lange Zeit war ein unerfüllter Kinderwunsch nichts, worüber öffentlich und ehrlich gesprochen wurde. Die Gesellschaft nimmt einfach oft an, dass ein Paar, dass keine Kinder hat, auch keine haben möchte. Doch mittlerweile zeigen Studien, dass immer mehr Paare ungewollt kinderlos sind und es gibt vermehrte Aufklärung über die Themen künstliche Befruchtung und Kinderwunschbehandlungen.

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Viele denken zudem, dass einen unerfüllten Kinderwunsch nur ältere Paare haben. Doch es kann Gründe geben, weshalb man sich schon mit Anfang 20 mit dem Thema zwingend auseinandersetzen muss. So ging es der GNTM-Teilnehmerin Anna Wilken schon mit 21 Jahren. Bei ihr wurde mit 19 Jahren die Gebärmutter-Erkrankung Endometriose diagnostiziert, die das Leben einer Frau nicht nur enorm bestimmt, sondern auch den Kinderwunsch erschweren kann.

Daraufhin war sie gezwungen, sich schon in so jungem Alter mit den Themen Hormonbehandlung und künstliche Befruchtung auseinanderzusetzen, da die Ärzt*innen ihr sagten, dass es für sie zu spät sein könne, wenn sie mit dem Kinderwunsch wartet. Anna geht wie kaum eine Prominente sehr offen mit ihrer Kinderwunschreise um und lässt ihre Insta-Community an all ihren Erlebnissen, Höhen und Tiefen teilhaben, die Hormoneinnahme, Punktionen und Co. mit sich bringen. Uns hat sie verraten, warum es ihr so wichtig war, dieses Thema öffentlich zu machen:

"Für mich war es irgendwie von Anfang an klar, nur war ich mir unsicher wann und wie viel. Ehrlich gesagt hatte ich gar nicht gedacht, dass ich mich bei dem Thema so öffnen kann, einfach weil ich selber Angst vor den Reaktionen hatte. Eben weil viele Emotionen im Spiel sind. Da ich selber in meinem Umkreis gemerkt habe, wie wenig die sie informiert sind, war es für mich noch wichtiger. Der unerfüllte Kinderwunsch sollte kein Tabuthema sein und auch sollten sich Paare nicht schämen müssen."
Anna Wilken

Anna Wilken im Interview: "Na, wann ist es denn soweit?"

Aus ihren Erlebnissen, zahlreichen Recherchen und all den Emotionen während ihrer Kinderwunschreise hat sie gemeinsam mit Co-Autorin Saskia Hirschberg das Buch "Na, wann ist es denn soweit?" gemacht. In ihrem Kinderwunschratgeber verrät die Influencerin nicht nur, welchen Weg sie selber ging, beschreibt ihren Ärzte-Marathon und was sie alles über sich ergehen lassen hat.

Sie beleuchtet gemeinsam mit Expert*innen auch die emotionale Ebene einer Kinderwunschbehandlung, die sie durch ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle ergänzt und lässt auch andere betroffene Männer und Frauen zu Wort kommen.

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So gibt sie neben wichtigen pragmatischen Themen wie der Finanzierung der künstlichen Befruchtung auch den traumatischen Erlebnissen wie Fehlgeburt oder Eileiterschwangerschaft Raum. Die 24-Jährige vermittelt betroffenen Paaren in ihrem Buch sehr ehrlich, was auf sie zukommen kann und macht ihnen dennoch Hoffnung, indem sie die Vielzahl der Möglichkeiten aufzeigt, die man dank Reproduktionsmedizin hat.

Du bist eine der wenigen jungen Frauen, die auch offen über die Schattenseiten des Kinderwunsches und die sehr schmerzhaften traurigen Erlebnisse sprechen. Wie schaffst du es, selbst immer wieder so hoffnungsfroh zu bleiben?

"Die Zeit nach und während der Fehlgeburt war einer der schlimmsten Zeiten, die ich je hatte und noch heute schmerzt mein Herz, wenn ich daran denke. Dennoch bringt es mir auch nichts, wenn ich jetzt jeden Tag traurig bin und nicht versuche (!) positiv in die weiteren Versuche zu blicken. Es macht meine Fehlgeburt nicht weg und für mich persönlich macht es alles noch schlimmer, weshalb ich meine Kraft und meine Energie in die neuen Versuche hin zu unserem Wunder stecken möchte. Ich muss aber dazu sagen, dass auch die Frauen da draußen mir selber viel Mut gemacht haben! "
Anna Wilken

Was würdest du Frauen raten, die sich erst ganz frisch mit dem Thema künstliche Befruchtung beschäftigen. Was hast du jetzt gelernt, was dir an Informationen vorher fehlte?

"Da ich mich immer sehr früh sehr intensiv informiere, hatte mir am Anfang gar nicht so viel gefehlt, höchstens der Austausch mit weiteren Betroffenen Frauen und Paaren. Das kann ich nur empfehlen! Es ist so wichtig, darüber zu sprechen und auch empfehle ich bei den Arztterminen immer sämtliche Fragen zu stellen, die man hat. Bevor man sich im Nachgang den Kopf darüber zerbricht."

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Nicht jede*r wird deine Kinderwunschreise und die Beweggründe immer nachvollziehen können. Wie gehst du mit kritischen oder negativen Kommentaren um?

"Kritische Kommentare finde ich gar nicht so schlimm, wenn sie höflich formuliert sind, dann freue ich mich darüber, dass meine Community sich Gedanken machen. Schließlich kann das auch eine Form von Enttabuisierung sein. Negative oder beleidigende Kommentare verstehe ich nicht und dafür habe ich auch kein Verständnis. Gerade zu Corona ist es intensiver geworden und ich hoffe, dass viele bald lernen, Menschen so leben zu lassen, wie sie es für richtig empfinden. Nicht immer muss man alles nachempfinden können und gerade der unerfüllte Kinderwunsch ist sehr individuell."
Anna Wilken

Die Gesellschaft stellt einer Frau oft sehr indiskrete Fragen zum Thema Kinderwunsch. Frauen werden häufig darüber definiert, ob und wann sie Kinder möchten. Was würdest du dir diesbezüglich von einer modernen Gesellschaft wünschen?

"Akzeptanz. Wie ich oben auch schon schrieb, müssen einige in unserer Gesellschaft lernen, die Menschen so leben zu lassen, wie sie es möchten. Das gilt für Frauen mit und ohne Kinderwunsch. Nicht für jeden ist ein erfülltes Leben ein Leben mit Kind und das ist okay! Denn das entscheidet am Ende jeder für sich. Ehrlich gesagt macht mich das ganze „schwarz-weiß Denken“, was häufig an den Tag gelegt wird, auch wütend. Ich persönlich erlaube es mir gar nicht, eine Norm für jeden aufzustellen, denn wir sind alle individuell."

Kinderwunschratgeber gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Ärzt*innen, Therapeut*innen und Betroffenen. Was macht deinen Ratgeber da anders?

"Ja und das ist auch gut so! Es soll ruhig so viele Bücher zu dem Thema geben wie möglich. Ich denke, dass mein Ratgeber sich unterscheidet, weil er von allem etwas enthält. Er ist ein Ratgeber, mit persönlichem Anteil, dazu haben Betroffene von ihrer Geschichte erzählt und viele Fachleute sind dabei. Mir war es wichtig, die Individualität eines jeden darzustellen, denn es gibt einfach kein Schema F beim unerfüllten Kinderwunsch."

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Für welche Leser*innen ist dein Ratgeber „Na, wann ist es denn soweit?“ geschrieben und was möchtest du damit gern erreichen?

"Für jede*n! Sowohl für Betroffene, als auch deren Umfeld. Es gibt für meine keine Personen, die das Buch nicht lesen sollten oder können. Ich hoffe einfach ein klein wenig dazu beitragen zu können, dass der unerfüllte Kinderwunsch mehr enttabuisiert wird und zeitgleich die Menschen mehr Empathie für das Thema entwickeln."

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Bildquelle: Arya Shirazi

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