An manchen Frauen geht die Menopause fast spurlos vorbei. Bei anderen zeigen sich unangenehme Symptome. Die hormonelle Umstellung kann sich auch auf unsere Haut und die Haare auswirken. Wenn ihr von Haarausfall in den Wechseljahren betroffen seid, gilt es die Ursache herauszufinden. Dafür ist unbedingt eine dermatologische Untersuchung notwendig.
Haarausfall bei Frauen in den Wechseljahren
Unsere Haare sind uns häufig heilig. Das kommt auch daher, dass die Gesellschaft Frisuren als äußerliches Merkmal eine so große Bedeutung beimisst. Sie sind Teil unserer Persönlichkeit und daher kann ihr Verlust häufig sehr schmerzen. Es gibt plötzlichen Haarausfall, der medizinische Gründe hat oder als Nebenwirkung von Medikamenteneinnahme auftreten kann.
Zwei häufige Ursachen bei Frauen sind das Alter und die Vererbung. Wenn Frauen mit steigendem Alter in die Wechseljahre kommen, verändert sich der gesamte Hormonhaushalt. Vor allem unter dem fehlenden Einfluss von Östrogenen leidet die Haarwurzel und wird nicht mehr gekräftigt oder zum Wachsen angeregt. Dann verlieren einige Frauen rund um den Scheitel Haare und leiden psychisch unter dem Haarausfall in den Wechseljahren.
"Haarverlust in der Peri- und Postmenopause kommt mitunter vom Mangel an Östradiol. Östradiol arbeitet am Haarschaft und führt über diverse Mechanismen zum Aktivieren von Wachstumsfaktoren. (...) Wenn sich die Haare verändern, ist der Dermatologe gefragt, und nicht der Frauenarzt. Dort solltest du frühzeitig hingehen, wenn du merkst, dass Haarausfall ein Thema wird."
Frauenärztin Dr. med. Sheila de Liz, "Woman on Fire" S. 139
Bevor ihr also panisch Geld in irgendein Wunderhaarwachsmittel investiert, solltet ihr herausfinden, wo die Ursache bei euch liegt. Dann könnt ihr gezielter eurem Haarverlust auf die Spur kommen. Die folgenden Fälle von Haarausfall sind bei Frauen in zunehmendem Alter häufiger.
Androgenetische Alopezie
Darunter versteht die Dermatologie den erblich bedingten Haarausfall. Jede vierte Frau soll laut Ärztezeitung zu androgenetischer Alopezie neigen. Das heißt, ihr habt erblich bedingten Haarverlust, der schon in jüngeren Jahren auftreten kann und sich eventuell dann in der Phase nach der Menopause verstärkt. Warum? Da der Östrogenspiegel während der Wechseljahre sinkt, werden zu viele männliche Hormone produziert. Die weiblichen Haarwurzeln reagieren in dieser Zeit empfindlicher auf die männlichen Sexualhormone wie Dihydrotestosteron (DHT). Die Folge ist eine verkümmerte Haarwurzel und dünneres Haar, das irgendwann ausfällt.
Diffuses telogenes Effluvium
Eine weitere Form des Haarausfalles ist das telogene Effluvium, also ein plötzlich auftretender Haarausfall. Dieser kann auch Frauen betreffen, die keine genetische Alopezie haben. Er kann durch eine schwere Erkrankung, medizinische Behandlung oder Operation, Einnahme von Medikamenten oder schwierige psychische Phase hervorgerufen werden. Wenn dann in den Wechseljahren noch das erwähnte Östradiol fehlt, leidet die Haarwurzel wie beschrieben und das Haar fällt dann aus. Im schlimmsten Fall kann kein neues Haar mehr produziert werden.
Wann und warum ihr den Hautarzt aufsuchen solltet
Natürlich möchtet ihr jetzt vor allem eines wissen: Wie halte ich den Haarausfall auf, wenn meine Haare immer dünner werden und die Kopfhaut schon durchschimmert? Wenn ihr neben dem Haarproblem weitere Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder vaginale Trockenheit habt, seid ihr bei eurer Frauenärztin natürlich erstmal richtig. Sie kann euch je nach Symptom erstmal geeignete pflanzliche Mittel oder Östrogen-Salben empfehlen bzw. verschreiben und berät euch auch zu einer möglichen Hormonersatztherapie.
Ob das aber den Haarausfall auch aufhalten kann, hängt von vielen weiteren Faktoren ab. Dafür sind weitere Untersuchungen nötig, die nur der Hautarzt vornehmen kann. Er würde auch abklären, wie eure Schilddrüsen- und Eisenwerte sind und dafür auch Blut abnehmen, um ein genaueres Bild zu bekommen. Da Haarausfall teilweise irreversibel sein kann, wenn er zu spät behandelt wird, solltet ihr möglichst schnell einen Dermatologen aufsuchen. Nur dieser kann eine genau Diagnose stellen und Behandlungsmethoden vorschlagen.
Was laut Dermatologie bei Haarausfall nachweislich helfen kann
Bei Haarausfall in den Wechseljahren gibt es nicht DAS eine Mittel. Je nachdem unter welcher Art von Alopezie ihr wie stark leidet und was euer Bluttest ergibt, wird euer Arzt euch eine mögliche Behandlung anbieten. Es kommt auch auf euer Alter an und wie weit euer Haarverlust schon fortgeschritten ist. Je früher ihr euch damit meldet, umso eher lässt sich noch einiges versuchen.
Gute Erfolge sollen bereits mit Östrogenen und systemischen Antiandrogenen erzielt worden sein, das sind Arzneimittel, die die Wirkung der männlichen Hormone hemmen. Eine weitere Möglichkeit wäre laut Fachärzten eine Behandlung mit einer zweiprozentigen Minoxidil-Lösung wie Regaine ® Frauen. Deren Wirkung sei in belegbaren Studien nachgewiesen worden. Ob das für euch in Frage kommt, müsst ihr mit euren behandelnden Ärzt*innen besprechen. Diese können auch am besten einschätzen, welchen Erfolg welches Medikament nachweislich hat.
Frauenärztin und Wechseljahre-Spezialistin Dr. med. Sheila de Liz erwähnt in ihrem Buch "Woman on Fire" noch eine Behandlung mit PRP Eigenserum. Dabei wird der Frau eigenes Blut entnommen, das mittels einer Zentrifuge geschleudert wird, um rote von weißen und klaren Blutkörperchen zu trennen. Die so gewonnen Blutplättchen sollen viele Wachstumsfaktoren enthalten, die dann in die Kopfhaut injiziert werden, um das Haarwachstum wieder anzuregen. Diese Eigenbluttherapie sei ein relativ schmerzhafter kostenintensiver Prozess, der wiederholt werden müsse. Angeboten wird so etwas von ästhetischen Chirurg*innen. Informiert euch gut über solche Möglichkeiten und besprecht diese auch mit eurem Dermatologen.
Vorsicht vor frei verkäuflichen "Wundermitteln" zum Haarwachstum
Sobald man das Thema Haarausfall auch nur googelt, werden eine Vielzahl von Tinkturen, Shampoos und Heilmittel vorgeschlagen. Hier solltet ihr besonders kritisch sein. Hautärzte geben an, dass gegen erblich bedingte Alopezie keinerlei kosmetische Mittel wie Shampoos, pflanzliche Mittel und Nahrungsergänzung nachweislich helfen. Auch beim hormonell bedingten Verlust von Haaren kann Koffein, Vitamin oder Taurin nicht wirklich etwas ausrichten. Die Werbung ist voll von diesen Mitteln, aber das Geld könnt ihr euch sparen.
Wichtig zu wissen: Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärzte und Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.