Ihr versucht schon eine Weile schwanger zu werden und überlegt, euch an eine Kinderwunschklinik zu wenden? Dazu solltet ihr wissen, wie ihr eine gute Klinik findet, die zu euch passt und welche Schritte euch dann bei der Kinderwunschbehandlung erwarten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das kein leichter Weg ist.
Das macht eine Kinderwunschklinik
Mit dem Schwangerwerden ist es nicht immer so einfach, wie man denken könnte. Bei manchen Paaren klappt es sofort und andere müssen lange warten und verschiedenste Wege gehen. Doch zum Glück ist unser medizinischer Fortschritt so weit, dass es auch in diesem Bereich Hilfe gibt. Natürlich sind der Medizin auch Grenzen gesetzt, wie zum Beispiel das Alter der Frau oder die Gesundheit der Organe generell. Doch es ist mehr möglich, als man denken würde.
Die Kinderwunschklinik klärt euch über die Möglichkeiten der Kinderwunschbehandlung und künstlichen Befruchtung auf und kann lesbischen oder heterosexuellen Paaren und Solomüttern helfen, schwanger zu werden. Bei einem Hetero-Paar werden immer beide Partner genauestens untersucht, die gemeinsam schwanger werden möchten. Solomütter und lesbische Paare können dank einer Samenspende ebenfalls behandelt werden, damit sie ihren Kinderwunsch realisieren können.
Bei unerfülltem Kinderwunsch führen die Kliniken zahlreiche genaue Untersuchungen durch, um herauszufinden, an welchen Aspekten die Realisierung einer Schwangerschaft scheitert. Von hormonellen Behandlungen, einer Insemination bis zur künstlichen Befruchtung außerhalb des Körpers wird eine Klinik euch je nach eurem Fall geeignete Methoden vorschlagen, die ihr versuchen könnt.
So findet ihr eine gute Kinderwunschklinik
Am Anfang stellt ihr euch sicher die Frage: Wie finde ich eine seriöse Klinik? Es kommt zunächst einmal darauf an, wo ihr lebt. Natürlich befinden sich die meisten Kinderwunschzentren in den deutschen Großstädten. Praxen für Reproduktionsmedizin gibt es nicht in jeder Region. Ihr solltet daher die Klinik auch so auswählen, dass es euch möglich ist, für Folgetermine und die Ultraschalluntersuchungen alle paar Tage zur Praxis zu fahren. Besonders während der Zeit einer Hormontherapie und der Eizellstimulierung sowie -entnahme müsst ihr häufig wöchentlich mehrmals zur Behandlung kommen.
Daran erkennt ihr eine gute Praxis:
- Seriöse Website: Eine seriöse Praxis sollte eine Website haben, auf der ihr euch über die angebotenen Behandlungsmethoden und die Fachärzte informieren könnt. Was ihr jedoch nicht finden werdet, sind Informationen über die Kosten oder Finanzierungsmöglichkeiten. Das ist immer ganz individuell und wird mit dem behandelnden Arzt im Vorgespräch geklärt.
- Qualifizierte Fachärzte: Das Ärzteteam sollte sich auf der Website kurz vorstellen und die entsprechenden Fachabschlüsse und Qualifikationen besitzen. Es sollte sich regelmäßig weiterbilden und nur solche Behandlungen anbieten, die auch Aussicht auf Erfolg haben.
- Unverbindliche Informationsabende: Es muss euch möglich sein, in einem Vorgespräch über die Methoden der künstlichen Befruchtung und das Behandlungsangebot der Praxis informiert zu werden. Einige Kliniken bieten dazu Informationsabende an. Hier werden jedoch keine Einzelfälle besprochen oder Behandlungsverträge ausgefüllt. Dies obliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Die Praxis stellt hier lediglich ihre Arbeit vor.
- Sachliche Information ohne garantierte Erfolgsversprechen: Ein Arzt kann euch auf Verlangen Zahlen mitteilen, die die durchschnittlichen Erfolgschancen einer Methode der künstlichen Befruchtung anhand bisheriger Fallzahlen belegen. Doch es gibt nie die Garantie auf Erfolg und ein seriöser Arzt erteilt kein solches Erfolgsversprechen.
- Aufklärung über Kosten und rechtliche Hintergründe: Bevor ihr euch für eine Behandlung entscheidet, muss die genaue Information über die Kosten und den Ablauf erfolgen. Vor der Behandlung wird daher immer ein Behandlungsvertrag aufgesetzt, der von beiden Partnern unterzeichnet wird.
Manche Ärzte bieten zusätzlich Naturheilverfahren an. Ausreichende Belege über den Nutzen oder Erfolg solcher Methoden gibt es jedoch nicht. Daher solltet ihr äußerst kritisch mit solchen Angeboten umgehen. Informiert euch vorher sehr gut über die Praxis und hört euch gegebenenfalls bei Patienten um, ob sie zufrieden sind. Fragt mal euren behandelnden Gynäkologen nach einer Empfehlung. Oft können diese einen Fachkollegen in der Umgebung nennen.
Rat bei euren ersten Schritten zum Wunschkind bietet auch die Kinderwunschplattform Fertilly. Sie hilft euch auch beim Finden einer passenden Klinik. Fertilly-Mitarbeiterin Nicole Förster berät Patientinnen und Patienten unverbindlich in allen Fragen zu künstlichen Befruchtung & Co. Uns verriet sie im Video-Interview, wie man eine geeignete Klinik findet und was man noch wissen sollte:
Dieses Video entstand in Kooperation mit Fertilly.
Für Solomütter und lesbische Paare
Wenn ihr euren Kinderwunsch alleine realisieren möchtet oder als lesbisches Paar ist die Kliniksuche manchmal nicht so leicht. Leider behandeln von den über 130 Kliniken in Deutschland nicht alle diese Patientinnen. Da müsst ihr euch ein wenig durch die Webseiten wühlen oder dort direkt mal anrufen. Solomama Hanna Schiller pflegt auf ihrem Blog regelmäßig eine Liste mit allen Kliniken, die alleinstehende Frauen behandeln.
Ab wann sollte man sich an eine Kinderwunschklinik wenden?
Viele Gynäkologen geben Paaren den Rat, es mindestens ein Jahr zu versuchen, bevor man weitere Schritte einleitet. Es gibt jedoch keinen allgemeingültigen Tipp, wann die richtige Zeit wäre. Diese Entscheidung ist so individuell wie das Paar und der unerfüllte Kinderwunsch selbst und auch eine emotionale Herausforderung. Man muss sich erstmal auch eingestehen, dass es auf natürlichem Wege nicht klappt und man den medizinischen Schritt gehen muss. Das ist jedoch keine Seltenheit und schon gar kein Grund, sich irgendwie schuldig oder schlecht zu fühlen. Es geht jedem 10. Paar in Deutschland mittlerweile so!
Auf der anderen Seite kann es gesundheitliche schon bekannte organische Probleme und Diagnosen geben, bei denen ihr wisst, welche Möglichkeiten auf eine Schwangerschaft ihr habt. Wenn der Hormonhaushalt der Frau gleichmäßig ist und der Ultraschall genügend gesunde Eizellen zeigt, kann es nie verkehrt sein, bereits nach einem halben Jahr ein Spermiogramm machen zu lassen. Dies führt ein Androloge nach einer Begutachtung einer Samenprobe des Mannes durch und kann damit die Qualität des Spermas bestimmen. Oftmals klären sich hier schon die ersten Fragen. Bedenkt auch einmal die Kostenfrage: Die Krankenkassen beteiligen sich nur bis zum 40. Lebensjahr der Frau daran. Auch daher sollte man nicht zu lange warten.
So läuft eine Behandlung im Kinderwunschzentrum ab
Bevor ihr euch für eine Praxis entscheidet und den Weg dorthin geht, möchtet ihr natürlich wissen, was genau bei einer solchen Behandlung passiert. Dies ist je nach Methode sehr individuell. Doch im Großen und Ganzen finden in einer seriösen Praxis immer ähnliche Behandlungsschritte statt.
- Vorgespräche: Am Anfang stehen immer erste Vorgespräche und ein gegenseitiges Kennenlernen. Der Arzt stellt sich und seine Praxis vor und erläutert dem Paar die Möglichkeiten und das Angebot. In einem folgenden Termin kann dann eine erste Anamnese erfolgen, in der sich der Arzt die bestehenden Befunde ansieht und die Situation des Paares kennenlernt.
- Erste Voruntersuchungen: Bevor die eigentliche Behandlung beginnt, kommt es zu einer gynäkologischen Untersuchung sowie einem Ultraschall und einer ersten Blutabnahme. Je nach Vorbefunden wird hier auch das Ejakulat des Mannes untersucht.
- Entscheidung für eine Behandlung bzw. Art der künstlichen Befruchtung: Wenn die Ergebnisse der ersten Untersuchungen vorliegen, kann der Reproduktionsmediziner eine geeignete Therapie vorschlagen und informiert detailliert über den Ablauf aller Schritte. Hier solltet ihr alle Fragen stellen, die euch auf der Seele brennen. Wenn ihr euch für eine Therapie entscheidet, wird ein Behandlungsvertrag abgeschlossen und ihr erhaltet einen Kostenvoranschlag bzw. die Information, welche Kosten zu tragen sind.
- Therapie: Ihr erhaltet einen genauen Behandlungsplan und erfahrt, wann der jeweils nächste Ultraschall ist, welche Medikamente ihr wann einnehmen müsst und an welchen Tagen ihr in der Praxis sein werdet. Dort werden regelmäßig Ultraschalls durchgeführt und per Blutabnahme die wichtigsten Werte geprüft.
Wichtig für den Erfolg einer künstlichen Befruchtung ist das Vertrauen in die Klinik und den Arzt. Wenn ihr euch unwohl fühlt oder starke Bedenken habt, solltet ihr diese äußern bzw. miteinander sprechen, ob es die richtige Klinik bzw. der richtige Weg für euch ist. Die Therapie der künstlichen Befruchtung ist ein Einschnitt in den Alltag und eine emotionale Ausnahmesituation. Eine solche Behandlung setzt auch einen vertrauensvollen, ehrlichen Umgang in der Partnerschaft voraus, beide Partner müssen dies wollen.
Der Kinderwunschweg kann einer Achterbahn gleichen: Es geht manchmal auf und manchmal ab. Solomama und Fertilly-Betreuerin Katrin Förster hat viele hilfreiche Tipps, weil sie diese Reise aus eigener Erfahrung gut kennt:
Wer übernimmt die Kosten für die Behandlung?
Die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung können ganz unterschiedlich hoch sein und können sich von mehreren hundert bis mehrere tausend Euro belaufen. Es kommt darauf an, für welche Methode man sich entscheidet und wie viele Versuche man durchführen lässt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen meist einen gesetzlichen Anteil von 50 % für die ersten drei Versuche. Das gilt aber nur für verheiratete heterosexuelle Paare und bis zum 40. Lebensjahr der Frau. Manche Krankenkassen unterstützen auch einen vierten Versuch von Frauen bis zum 42. Lebensjahr. Daher solltet ihr vorher all das einmal durchrechnen, bei den Krankenkassen anfragen und eure finanzielle Situation überdenken.
Bei privaten Krankenkassen müsst ihr direkt nachfragen. Hier gibt es keine allgemeinen Informationen zur Kostenübernahme. Jede gesetzliche und private Kasse zahlt zudem meist einen individuellen Zuschuss. Bevor man den Behandlungsvertrag unterzeichnet, geht man daher mit einem Behandlungsantrag der Kinderwunschklinik zur Krankenkasse und bekommt dort weitere Informationen sowie eine Bestätigung für die anteilige Übernahme von Kosten. Die anfallenden Rechnungen müssen zunächst meist im Voraus beglichen werden. Nach der Behandlung kann man diese Zahlungen dann bei der Kasse einreichen und hält sie anteilig zurück. Für Solomütter gibt es aktuell leider keine Form der finanziellen Hilfe.
In folgendem Ratgeber verraten wir weitere Details zu den konkreten Kosten und wie ihr an die staatliche Förderung kommt, die auch lesbische Paare inzwischen unterstützen:
Auf diesen unabhängigen Webseiten findet ihr Listen für Kinderwunschkliniken in ganz Deutschland:
Lasst euch Zeit
Auch wenn die biologische Uhr tickt und euer unerfüllter Kinderwunsch euch schon sehr lange beschäftigt und psychisch belastet: Gebt euch Zeit. Stress ist Gift für eine Schwangerschaft. Die Medizin kann euch helfen und Spermium und Eizelle zusammenbringen, doch für das Gelingen der gesamten Therapie und eine erfolgreiche Einnistung ist auch eure Entspannung wichtig. Dass das nicht leicht ist, weiß ich aus eigener Erfahrung, da ich dank ICSI-Behandlung schwanger wurde. Das lange Warten in den Praxen, die mehrwöchigen Untersuchungen, die große Hoffnung und die Ungewissheit zehren an den Nerven. Zudem ist mein Rat: Wenn ihr euch mit irgendeinem der Schritte unwohl fühlt oder schon beim Gedanken an die nächste Untersuchung oder das Arztgespräch Bauchschmerzen bekommt, läuft es nicht optimal. Seid von Anfang an ehrlich zu euch und zum behandelnden Arzt, denn ihr investiert neben viel Zeit und Geld auch sehr viel Hoffnung in die Klinik. Daher solltet ihr vorher einmal mehr überlegen, wohin ihr euch wendet. Ich drücke euch die Daumen!
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