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Östrogenmangel in den Wechseljahren erkennen und behandeln

Östrogenmangel
© Getty Images/Östrogenmangel

Östrogene gehören zu den wichtigsten Hormonen im weiblichen Körper. Während der Wechseljahre kommt es ganz natürlich zu einer Verschiebung des Hormonspiegels und einem Mangel an Östrogenen. Doch auch jüngere Frauen können unter Östrogenmangel leiden. Das führt vor allem zu Problemen beim Kinderwunsch. Je nach Ursache lässt sich das Fehlen von Östrogenen ganz unterschiedlich behandeln...

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Östrogene und ihre Funktion

Frauenärztin Dr. med Sheila de Liz bezeichnet Östrogen in ihrem Wechseljahre-Buch "Woman on Fire" als "das Hormon der Weiblichkeit par excellence, das Hormon der Kurven, der Romanzen, des Tangos in einer lauwarmen Sommernacht und der Dramatik". Es sei DAS weibliche Geschlechtsorgan schlechthin, weil es gemeinsam mit den Gestagenen den weiblichen Zyklus steuert und überhaupt dafür verantwortlich ist, dass Eizellen produziert werden und die Frau schwanger werden kann.

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Es gibt drei Arten von Östrogenen, die der weibliche Körper herstellt:

  • Östradiol: Das aktivste Östrogen wird von den Eierstöcken produziert, es bildet die sekundären Geschlechtsmerkmale aus, die reifenden Eizellen und bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung eines befruchteten Eies vor.
  • Östron: Dieses Östrogen wird vor allem in der Postmenopause im Fettgewebe gebildet und wirkt schwächer als Östradiol.
  • Östriol: Das Östriol ist die schwächste Form eines Östrogens, kommt häufig in vaginalen Cremes vor und wird in der Plazenta hergestellt.

Östrogene, die Follikelhormone, wirken sich jedoch nicht nur auf alles, was mit dem Zyklus und möglichen Schwangerschaften zu tun hat, aus. Der weiblichen Körper hat überall Östrogenrezeptoren, d.h. Östrogen beeinflusst auch die Blutgefäße, das Herz, das Gehirn, die Gelenke und Knochen und sogar die Haut.

Aufgaben von Östrogenen im Überblick

Schleimhautaufbau in der Gebärmutter

Brustentwicklung

Formen von weiblichen Kurven

Vaginale Gesundheit und Feuchtigkeit

Unterstützung der Vaginalflora

Kollagenaufbau in Haut und Bindegwebe

Wassereinlagerungen

Starke Knochen und Schutz gegen Artherosklerose

Wann sprechen wir von Östrogenmangel?

Der Östrogenspiegel einer Frau ist nie gleich. Es ist ganz normal, dass er während des Zyklus leicht schwankt. Denn der gesamte Hormonspiegel ist zyklusbedingt Schwankungen unterworfen. Zu Beginn jedes Monatszyklus ist der Östrogenspiegel eher hoch, vor allem kurz vor dem Eisprung. Durch das FSH-Hormon in den Eierstöcken werden Östrogene produziert, die dann die Hirnanhangdrüse zur Ausschüttung von LH animieren. Dieses Hormon löst den Eisprung aus. Wenn die Eizelle dann im Eileiter in die Gelbkörperphase eintritt, kommt das Hormon Progesteron hinzu. Jetzt könnte eine Eizelle befruchtet werden. Geschieht dies nicht, sinken Östrogen- und Progesteronspiegel wieder stark und lösen die Periode aus.

Wenn die Funktion der Eierstöcke z. B. durch eine Erkrankung eingeschränkt sind, kann Östrogen nicht mehr produziert werden. Östrogenmangel kann auch auf eine Unterfunktion der Schilddrüse hindeuten. Es kann ebenfalls sein, dass im weiblichen Körper einer jungen Frau die Hormonkonzentration insgesamt gestört ist und der Zyklus sehr unregelmäßig. Auch dann kann ein Östrogenmangel vorliegen wie z. B. bei einer Gelbkörperschwäche. Betreffende Frauen haben dann Probleme, schwanger zu werden.

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Auch ein operativer Eingriff an den Eierstöcken kann zu einer Fehlfunktion dieser führen. Nur eine genaue Blutuntersuchung wird den Östrogenmangel bestätigen können und muss individuell behandelt werden. Daher solltet ihr euch zunächst an eure Gynäkologin wenden.

Östrogenmangel in den Wechseljahren

Irgendwann im Leben einer Frau geht es schleichend los: Ab Ende 30 bis Mitte 40 werden die Zyklen langsam unregelmäßiger, die PMS wird vielleicht stärker und es kommen andere prämenopausale Symptome hinzu. Das kann bei jeder Frau sehr unterschiedlich sein. Gucken wir uns einmal genauer an, in welchen Phasen sich nicht nur Östrogenmangel, sondern auch Östrogenanstieg deutlich auswirken kann.

Hormonelle Umstellung den Wechseljahren

In den Wechseljahren passiert die hormonelle Umstellung nicht von heute auf morgen. Die eigentlichen Jahre der Umstellung heißen Perimenopause. Das sind die Jahre kurz vor der Menopause: Davon spricht man, wenn die Blutung mindestens 12 Monate ausbleibt. Die Phase danach ist die Postmenopause, wo es auch nochmal heiß hergehen kann, bis sich der Körper dann an die fehlenden Hormone gewöhnt hat. Jedoch mit vielen möglichen negativen Auswirkungen, weshalb Frauen rechtzeitig gegensteuern sollten und sich schon bei den ersten Anzeichen frühzeitig ärztlich beraten lassen sollten. Wie sieht nun der Östrogenspiegel in den Wechseljahren aus?

  • Östrogendominanz in der Perimenopause: In den Jahren bis zur allerletzten Blutung stellt sich das gesamte Hormongleichgewicht im Körper schrittweise um. Die Eisprünge werden seltener und die Zyklen auch immer länger. In dieser Phase steigt der Östrogenspiegel deutlich und dominiert, ausgelöst durch die LH- und FSH-Hormone. Vor allem in der ersten Phase eines Zyklus merkt man das am Spannen der Brust. Am Ende der Periomenopause hin zur Menopause dominiert das Östrogen dann in der dritten Zykluswoche bei gleichzeitigem Progesteronmangel. Frauen bemerken dann Spannungen in der Brust, eine stärkere Blutung und teilweise auch Unterbauchschmerzen. Zeitweise können diese Phasen von starker und schwächerem Östrogenspiegel auch Hitzewallungen auslösen.
  • Östrogenmangel in der Menopause: In der Menopause stellen die Eierstöcke ihre Aktivität irgendwann ein und produzieren kein Östrogen mehr. Der Östrogenmangel zeigt sich in vielen Symptomen, die wir gleich weiter besprechen.
  • Östrogenmangel in der Postmenopause: In den Jahren nach der Menopause gewöhnt sich der weiblichen Körper dann an den Östrogenmangel. Das kann bei jeder Frau unterschiedlich lang dauern und wird ebenfalls von wechselnden Beschwerden begleitet.

Typische Symptome fehlenden Östrogens und Behandlungsmöglichkeiten

Bei manchen Frauen gehen die Wechseljahre ohne große Beschwerden vorüber, andere leiden mehr unter bestimmten Symptomen. Ihr müsst euch auf keinen Fall verstecken, sondern sprecht offen darüber mit eurer Ärztin. Es gibt viele Möglichkeiten von pflanzlichen Mitteln bis moderne Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen, über die sie euch gut aufklären wird und gemeinsam findet ihr die passende Therapie für euren Körper.

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  • Vaginale Trockenheit und Juckreiz: Vaginale Atropie ist eine der häufigsten Symptome bei Frauen in der Menopause, aber immer noch ein großes Tabu. Sprecht bitte offen mit eurer Ärztin über eure Scheidentrockenheit, die nicht nur zu Schmerzen beim Sex führt, sondern auch durch starken Juckreiz und Ausfluss extrem unangenehm sein kann. Durch das fehlende Östrogen baut sich die Schleimhaut der Vagina immer mehr ab. Also hilft es am besten, Östrogen zuzuführen. Vaginale Pflegecremes helfen hier nur mäßig, die beste Methode ist rechtzeitig und regelmäßig eine vaginale Creme mit Östriol aufzutragen. Wenn das noch nicht ausreicht und der Leidensdruck groß ist, gibt es noch die Möglichkeit einer CO2-Laserbehandlung. 
  • Libidoverlust: Östrogen ist nicht nur das Hormon der Fruchtbarkeit, sondern steigert auch unsere Lust. Der Mangel führt dann natürlich auch zum Libidoverlust und sexueller Unlust. Wenn dann noch vaginale Trockenheit dazu kommt, ist das Sexleben natürlich kaum noch erfüllt. Dazu kommt natürlich, dass sich Sex mit dem Alter verändert. Sprecht unbedingt mit eurem Partner/der Partnerin darüber, dass das hormonell bedingt ist und fragt eure Ärztin. Eine Pille für die Libido gibt es nicht, ihr müsst gemeinsam euren Körper neu entdecken und herausfinden, was ihr jetzt braucht. Vielleicht könnte auch ein Sexspielzeug helfen? Einen Versuch ist es immer wert.
  • Hitzewallungen: Plötzliche Hitzewellen und Schweißausbrüche können den Alltag zur Hölle machen. Manche Frauen ereilt es tagsüber, andere nur nachts. Sie sind das klassische am meisten bekannte Phänomen der Wechseljahre und hängen direkt mit dem plötzlichen Östrogenabfall zusammen. Ihr könnt diese mit pflanzlichen Mitteln wie Cimicifuga Traubensilberkerze behandeln, das ihr freiverkäuflich in der Apotheke bekommt. Wenn das nicht anschlägt, berät eure Frauenärztin euch zu einer Hormonersatztherapie mit bioidentischem Östrogen, das dem natürlichen Östrogen am ähnlichsten ist und wenige Risiken hat.
  • Kopfschmerzen & Schwindel: Hitzewallungen können häufig mit Kopfschmerzen und Schwindel einhergehen. Meistens bessern sich diese Symptome, zu denen auch Erschöpfung gehört, wenn die Hitzewallungen behandelt werden.
  • Haarausfall: Leider ist eine Nebenfolge von Östrogenmangel auch Haarverlust. Die Haarwurzel wird nicht mehr gekräftigt und irgendwann fallen die Haare aus. In unserem Ratgeber zum Haarausfall in den Wechseljahren verraten wir, was ihr dagegen tun könnt.
  • Gewichtszunahme: Der sinkende Östrogen- und Progesteronspiegel wirkt sich zusammen mit schwankenden Testosteronwerten leider auch auf das Gewicht aus. Abnehmen wird in der Phase immer schwieriger und leider setzt bei Frauen vor allem das viszerale Bauchfett an, das besonders gefährlich für Folgeerkrankungen ist. Eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und ausreichend Schlaf ist das A und O um das Bauchfett zu reduzieren.
  • Depressive Verstimmung & Antriebslosigkeit: Das hormonelle Ungleichgewicht wirkt sich auch auf die Psyche aus. Noch dazu verändert sich viel in dieser Lebensphase im Alltag und in den Beziehungen. Bevor man plötzlich auftretende Depressionen mit Antidepressiva behandelt, sollte erst einmal der Hormonstatus geprüft werden. Natürlich ist das immer ein Zusammenspiel von vielen individuellen Faktoren und ihr müsst schrittweise gemeinsam mit euren Ärzten herausfinden, was die Ursache für eure Depressionen sind und was euch jetzt am besten hilft.

Diese Tipps beziehen sich nur auf die Behandlung von Östrogenmangel in der Phase der weiblichen Wechseljahre. Wenn ihr zwischen 20 und 40 Jahre alt seid, dann muss ein Gynäkologe ganz individuell schauen, weil viele verschiedene organische Erkrankungen ursächlich sein können. Der erste Schritt ist hier also immer der Gang zu Fachärzten.

Östrogenmangel und Kinderwunsch

Wie schon erwähnt, sind Östrogene maßgeblich beteiligt, damit eine Frau schwanger werden kann. Sollte es bei euch zunächst auf natürlichem Wege nicht klappen, wird ein Gynäkologe auch euren Hormonstatus ermitteln und einen Bluttest durchführen. Dann kann er sehen, wie es um eure Hormone bestellt ist. Solltet ihr eine geringe Menge Eizellen haben, kann das durch einen Östrogenmangel bedingt sein. Für eine erfolgreiche Schwangerschaft ist ein ausreichender Östradiol-Wert wichtig, er darf weder zu hoch noch zu niedrig sein. Wenn eure Blutungen sehr unregelmäßig sind, sehr lang, sehr häufig oder extrem stark sind, kann das auch ein Anzeichen sein, dass der Östradiol-Wert nicht optimal ist. 

Am besten begebt ihr euch damit in eine Kinderwunschklinik. Im Rahmen der Untersuchungen werden eure Werte genau ermittelt. Wenn die Produktion der Eizellen zu gering oder gestört ist, kann dies mittels Medikamentengabe beeinflusst werden. Eine Fruchtbarkeitsbehandlung mit Hormonen wäre eine Möglichkeit. Welche ersten Schritte ihr gehen könnt, um die passende Klinik und Behandlung für euch zu finden, erklären wir genauer im Video-Interview mit einer Expertin der Kinderwunschplattform Fertilly:

Kinderwunsch: Die ersten Schritte zur passenden Behandlung Abonniere uns
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Östrogenmangel bei jungen Frauen: Pubertas Tarda

Anders als bei menopausalen Frauen sollte bei einem jungen Mädchen das Östrogen noch ausreichend da sein. Es sorgt dafür, dass die Geschlechtsorgane wachsen und der Zyklus sozusagen rund läuft, also eine junge Frau überhaupt ihre Periode bekommt und fruchtbar ist. Es gibt jedoch den Fall, dass die Pubertät deutlich später einsetzt als gewöhnlich. Hochleistungssport, Magersucht oder eine Nebenniereninsuffizienz kann eine Ursache dafür sein. Bei dieser sogenannten "Pubertas tarda" wachsen Mädchen erst sehr spät Brüste und die Periode kommt häufig erst mit 18 Jahren. Junge Mädchen, die sehr lang auf ihre Periode warten, sollten daher auch einmal bei einer Frauenärztin vorsprechen und das untersuchen lassen, um Klarheit zu gewinnen.

Quellen und weitere Informationen: Sheila de Liz "Woman on Fire", Wechseljahre Verstehen, Frauenärzte im Netz

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Wichtiger Hinweis: Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärzte und Ärztinnen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

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