Ex-Boxweltmeisterin Regina Halmich wird oft dafür angefeindet, dass sie keine Kinder haben möchte. Mit diesen klaren Worten wehrt sie sich dagegen und fordert: Jeder soll doch selbst entscheiden, welchen Weg er geht.
"Ich will mich nicht dafür rechtfertigen müssen, dass ich keine Kinder will"
Regina Halmich (43) ist eine erfolgreiche Sportlerin, die als Boxweltmeisterin alles erreicht hat, was sie wollte. Mittlerweile ist sie auch erfolgreich als Unternehmerin und Moderatorin tätig und hat noch viele Zukunftspläne. Das scheint einigen nicht zu reichen, um sie als Frau ernst zu nehmen. Immer wieder wird sie auf ihre Kinderlosigkeit angesprochen und muss sich dazu positionieren. Beim Thema Muttersein oder Kinderwollen wird die Diskussion oft sehr schnell emotional und die Kommentare sehr übergriffig. Das muss Regina laut eigenen Aussagen öfter erleben.
Wenn man sagt, man möchte jetzt erst einmal Karriere machen oder man möchte etwas anders machen, dann wird man schon manchmal als Egoist abgestempelt. Ich hab mich bewusst dagegen entscheiden, weil ich für mich ein anderes Lebensmodell entdeckt habe und da möchte ich mich verdammt noch mal nicht rechtfertigen müssen.
Regina Halmich zu RTL.de
Der Kinderwunsch sagt nichts aus über den Wert eines Menschen
Wenn man sich die Kommentare von einigen auf ihrem Profil anschaut, versteht man, warum sich die 43-jährige so angegriffen fühlt. Zumal das Kinderwollen eigentlich eine sehr persönliche Entscheidung ist. Jede*r sollte doch selbst entscheiden dürfen, für welches Lebensmodell er oder sie steht und dafür sollte man sich überhaupt gar nicht rechtfertigen müssen. Selbst wenn jemand noch keine Meinung zu diese Thema überhaupt hat, gibt es keinen gesellschaftlichen Grund, sich dazu äußern zu müssen. Dennoch werden viele kinderlose Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen und erfolgreich sind, immer wieder auf ihren "fehlenden Kinderwunsch" angesprochen und teilweise auch darauf reduziert.
Männer ohne Kinderwunsch werden anders behandelt
Auch Moderatorin Sarah Kuttner und Schauspielerin Katharina Wackernagel müssen sich immer wieder dafür rechtfertigen und kenne solche Diskussionen gut. Letztere sprach dazu erst ausführlich im Interview mit unseren Kollegen von tonline.de und stellte fest: "Männer würden niemals mit 30 gefragt werden, wann es denn mal langsam so weit ist. Natürlich gibt es da auch keine tickende Uhr. Ich finde, Frauen werden in ein Bild gepresst, das sagt: Ohne Kinder bist du nicht vollständig. Das lehne ich ab. Man kommt in eine Verteidigungshaltung und muss sich rechtfertigen, wenn man diesem Bild nicht entspricht."
So ähnlich erlebte es auch Regina Halmich, die sich in einer Männerdomäne durchsetzen musste und dies erfolgreich geschafft hat. Ihre männlichen Kollegen werden sicherlich seltener auf ihren Kinderwunsch oder dessen Abwesenheit angesprochen als die Moderatorin. Wenn sie sich schon rechtfertigen muss, dann ist die Ex-Boxerin der Meinung, dass es eher egoistisch sei mit Kindern an einer Karriere festzuhalten, weil man dann nicht adäquat für das Kind da sein könne.
"Wenn ich Karriere mache, immer unterwegs bin und hab trotzdem ein Kind,dann find ich mich eigentlich egoistisch, weil ich kann dem Kind gar nicht gerecht werden. Lasst uns doch bitte selbst entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen"
Regina Halmich auf RTL.de
Mit dieser Meinung eckt sie bei vielen ihrer Fans an, die sich angegriffen fühlen, weil sie eben Kind und Karriere verbinden. Positive Kommentare und Likes bekommt sie hingegen z.B. u.a. von einigen prominenten Freund*innen wie Dr. Christine Theiss, Monica Ivancan und Til Schweiger, die ihr Recht geben und mehr Toleranz fordern.
Reine Privatsache und kein Manko
Warum wird eine eigentlich so private Sache häufig so emotional geführt? Ich persönlich verstehe nicht, warum sich andere anmaßen, darüber urteilen zu können. Und ich kann daher Regina Halmichs Wut darauf, dass sie immer wieder auf dieses Thema angesprochen und reduziert wird, gut nachvollziehen. Genauso möchte ich als Mutter nicht nur auf das Muttersein reduziert werden wollen. Eigentlich sollte man, wie es Regina schon fordert, Frauen überhaupt nicht nach ihrer Gebärfähigkeit oder dem Willen dazu beurteilen. Was sagt das über unser Frauenbild aus, wenn wir als Gesellschaft kinderlose Frauen immer wieder danach beurteilen, ob sie Kinder in diese Welt setzen möchten oder nicht? Bei Männern findet das in dieser Form nicht statt. Nur weil Frauen biologisch zum Gebären fähig sind, müssen sie dies auch erfüllen, so scheint es. Und wenn sie dies nicht tun, dann müssen sie sich bitte erklären. Wieder eine biologische Tatsache, die manche anführen, um Frauen in ein enges Rollenkorsett zu pressen. Hoffentlich ändert sich das irgendwann.
Bildquelle: Getty Images/Sascha Steinbach