Man liest immer wieder davon, dass Himbeerblättertee helfen soll, schwanger zu werden. So einfach ist das natürlich nicht: Eine Tasse Tee getrunken und schwupps schwanger? Was dieser Tee tatsächlich mit dem Kinderwunsch zu tun hat und wie seine Wirkung Frauen bei der Schwangerschaft helfen kann.
Fruchtbarkeitstees: Was ist am Mythos dran?
Wer nach Wegen und Mitteln recherchiert, um eine Schwangerschaft herbeizuführen, landet irgendwann beim Himbeerblättertee und anderen "Fruchtbarkeitstees". Sie sollen sich positiv auf den Körper der Frau auswirken und damit den Kinderwunsch unterstützen. Ist das belegt? Leider nein. Medizinisch ist es nicht belegbar, dass solche Tees definitiv eine Wirkung haben.
Medizinprodukte unterliegen Studien, in denen nachgewiesen wird, welche Wirkung und Nebenwirkung sie haben. Erst danach dürfen sie etwas versprechen. Bei solchen Tees ist das nicht der Fall. Naturheilpraktiker*innen und Hebammen empfehlen sie zwar, doch es gibt keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege. Deren Wirkung kann also eintreten, muss aber nicht.
Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch und längerem Weg zu einer Schwangerschaft könnten dann enttäuscht sein, wenn die vermeintliche Wirkung nicht (gleich) einsetzt. Daher solltet ihr solche Naturheilmittel als Empfehlung betrachten, aber eure Hoffnung nicht derart darauf setzen.
Wie soll Himbeerblättertee den Kinderwunsch unterstützen?
Himbeerblättertee basiert auf den Blättern der Himbeeren und hat mit der süßen Beere nichts zu tun. Er schmeckt auch nicht süß, sondern eher bitter. Getrunken sollen die darin enthaltenen Gerbstoffe und Phytohormone positive Auswirkungen auf die Gebärmutter haben. Daher wird das Naturheilmittel als Zyklustee auch häufig bei Zyklusbeschwerden bzw. unregelmäßigem Zyklus empfohlen. Er soll dafür sorgen, dass sich die Gebärmutter entkrampft und sich eine erfolgreich befruchtete Eizelle besser einnisten kann.
Er steht also nur indirekt im Zusammenhang mit dem Schwanger werden, weil er sich eher auf den Zyklus auswirken kann, als direkt eine Schwangerschaft zu fördern. Dazu gehören natürlich mehrere günstige Faktoren wie Sex zum richtigen Zeitpunkt rund um den Eisprung und genügend agile Spermien. Himbeerblättertee allein wird dich nicht schwanger machen.
Für folgende Situationen wird Himbeerblättertee empfohlen:
- Regulierung des weiblichen Zyklus und der Periode
- Zur Minderung von Regelschmerzen
- Zur Entkrampfung der Gebärmutter
- Für eine entspanntere Geburt (ab der 37. Schwangerschaftswoche)
- Zur Entkrampfung nach einer Fehlgeburt
- Zur Wehenförderung bei Überschreitung des Geburtstermins
- Zur Regeneration nach der Entbindung
- Zur Anregung der Milchbildung in der Stillzeit
Es wird dem Himbeerblättertee auch nachgesagt, dass er den Eisprung auslösen soll. Doch auch das ist nicht belegt. Die enthaltenen Hormone könnten sich auf den Eisprung auswirken, aber es kann auch sein, dass nichts passiert. Das kommt ganz auf deinen Zyklus und hormonelle Lage an.
Seid ihr bereits in ärztlicher Behandlung wegen eures Kinderwunsches? Das kann emotional sehr heraufordernd sein. Im Video führten wir ein Interview mit Solomutter Katrin von Fertilly, die viele Tipps hat, die Paaren dabei helfen können:
Himbeerblättertee bei Kinderwunsch anwenden
Ob du Himbeerblättertee anwendest, bleibt dir überlassen. Frage am besten zur Sicherheit deine Gynäkologin oder eine erfahrene Hebamme danach, die sich auch mit solchen Tees und ihrer Wirkung auskennt.
Wann fange ich mit Himbeerblättertee an?
Da der Tee seine positive Wirkung auf die Gebärmutterschleimhaut haben soll, müsstest du ihn zu Beginn jedes Zyklus trinken bzw. in der gesamten ersten Zyklushälfte. Du kannst also mit der Periode anfangen und ihn bis zum Eisprung trinken und auch noch darüber hinaus, da er ja auch bei der Einnistung unterstützen soll. Miss daher am besten mit einem Zyklusthermometer oder Tracker genau die fruchtbaren Tage, dann weißt du auch genau, ob und wann dein Eisprung stattfindet und erhöhst die Chancen auf eine Schwangerschaft.
Wie wende ich Himbeerblättertee an?
Du nimmst so viele Himbeerblätter, wie es der Hersteller schreibt und übergießt diese mit kochendem Wasser. Meist ist das ein Teelöffel voll. Diesen lässt du mindestens 5 Minuten ziehen und trinkst ihn heiß.
Wie viel Tassen Tee sollte ich pro Tag trinken?
Hebammen empfehlen, dass man maximal 3-4 Tassen pro Tag bei Kinderwunsch trinkt. Der Tee schmeckt auch eher bitter, so dass es auch schon reicht, wenn du 1-2 Tassen trinkst. Am besten genießt du ihn pur und ohne Süßung.
Wie lange kann ich Himbeerblättertee trinken?
Im Prinzip kannst du den Himbeerblättertee solange trinken, wie er dir gut bekommt. Wenigstens drei Zyklen solltest du vielleicht abwarten und dir und deinem Partner auch etwas Zeit geben. Wichtig ist, dass du zusätzlich zum Trinken des Tees auch in deiner fruchtbarsten Phase Sex hast und das eben mithilfe von Zyklustrackern misst. Solltest du dich nicht mehr wohlfühlen, oder negative Auswirkungen spüren, dann höre sofort damit auf.
Mach dir keinen zu starken Druck
Ein Kinderwunsch kann sehr stark und fordernd sein. Wenn er nicht sofort erfüllt wird, macht man sich meist zurecht Sorgen. Es hilft aber auch nicht, wenn sich dein Alltag nur noch darum dreht, schwanger werden zu wollen. Ich finde solche Mittel wie Himbeerblättertees gar nicht schlecht. Sie können ja tatsächlich auch entspannend und entkrampfend wirken, vor allem bei Periodenschmerzen oder Zyklusproblemen. Vor allem, wenn du und dein Partner es schon eine Weile versuchen, dann kann so ein Tee eine Möglichkeit sein den Zyklus zu fördern. Es gibt aber keine Garantie, dass du schwanger wirst.
Lasst euch ein Jahr Zeit und seht dann weiter, aber gebt kein unnötiges Geld für scheinbare Naturheilmittel aus. Da mein persönlicher Kinderwunsch auch fast drei Jahre gedauert hat, kann ich dir nur raten: Geh mit deinem Partner zu einem Kinderwunschspezialisten und lasst euch beide untersuchen. Es sind so viele Faktoren beteiligt, damit eine Schwangerschaft eintreten könnte. Ich bin letztlich nur durch eine ICSI (künstliche Befruchtung) schwanger geworden. Das kann bei euch ganz anders sein. Aber man sollte wissen, dass es manchmal eben nicht nur am Zyklus der Frau oder den weiblichen Organen liegt, sondern eben auch an den Spermien. Dabei hilft leider kein Tee der Welt.
Bildquelle: Getty Images/JLco - Julia Amaral