Ungewollt kinderlos, das geht inzwischen fast jedem zehnten Paar so. Eine neue Studie zeigt, dass die Zahl der ungewollt kinderlosen Paare in den letzten Jahren um 4% gestiegen ist. Weiterhin haben viele Paare aber das Gefühl, ungewollte Kinderlosigkeit sei ein Tabuthema.
Die gerade veröffentlichte Studie vom DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung untersuchte über mehrere Jahre die gewollte und ungewollte Kinderlosigkeit. Sie stellt in einer Milieustudie, die eben auch die Lebenssituationen von Paaren in den Fokus rückt, fest, dass zwischen 2008 und 2017 die Zahlen der Frauen die endgültig keine Kinder bekommen können, um 4 % gestiegen ist, von 17 auf 21 %.
Kinderlosigkeit ist ein Massenphänomen
Generell zeigt die Studie, die den Lebensverlauf und die sozialen Milieus der Befragten in den Fokus nimmt, dass gewollte und ungewollte Kinderlosigkeit ein Massenphänomen ist. 30% der Bevölkerung (25 % der Frauen und 35 % der Männer) ab 20 Jahren hat keine eigenen leiblichen Kinder. In der Bevölkerungsgruppe der 20- bis 50- Jährigen ist der Anteil der Kinderlosen mit 43 % (36 % der Frauen und 50 % der Männer) sogar noch höher.
Ungewollte Kinderlosigkeit ist ein Tabu
Dabei wurden intensive Gesprächen mit Frauen und Männern zwischen 20 und 50 Jahren geführt, sowie eine repräsentative Befragung von 3000 weiteren Personen ausgewertet. Jede*r zweite Befragte sagte, dass die ungewollte Kinderlosigkeit heute stigmatisiert werde. Fast genauso viele gaben an, dass dies nach wie vor ein Tabuthema sei, das Frauen aber deutlich stärker belastet als Männer.
Bundesfamilienministerin: Kinderlosigkeit ist kein Makel
Durchgeführt wurde die Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Familienministerin Franziska Giffey ließ die Aussagen der Befragten dann auch nicht unkommentiert. Sie sagte, dass ungewollte Kinderlosigkeit kein Makel und auch kein Tabu sein sollte. Giffey sprach sich dafür aus, dies zu ändern. So warb sie dafür, dass sich von ungewollter Kinderlosigkeit betroffene Frauen und Männer beraten lassen sollten.
Zuschuss zu Behandlungskosten
Auch für den seit 2012 möglichen Zuschuss zu Behandlungskosten von ungewollt kinderlosen Paaren, der in immerhin neun Bundesländern bewilligt wird, brachte sie ins Rennen. Bis Ende des Jahres soll Bayerns sich als zehntes Land am Programm beteiligen.
Was dabei leider nicht erwähnt wurde: Den Zuschuss bekommen nur verheiratete heterosexuelle Paare. Unverheiratete und / oder homosexuelle Paare müssen in aller Regel auf diesen Zuschuss verzichten, auch wenn sie ungewollt kinderlos sind. Näheres dazu weiß eure Krankenkasse.
Quellen: Deutschlandfunk
Stuttgarter Zeitung
Meine Meinung
Auch wenn wir uns das anders wünschen, leider ist ungewollte Kinderlosigkeit noch ein großes Tabu-Thema. Die wenigsten reden darüber, weil es ein sehr persönliches Thema ist, das fast immer verletzende Kommentare nach sich zieht. Wohl jede*r kennt die unangebrachte Frage nach einer Schwangerschaft oder dem Kinderwunsch. Dabei ist das kein Smalltalk-Thema und ich wünsche mir so sehr, dass die Menschen das endlich verstehen.
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