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Überstimulation: Das passiert beim Überstimulationssyndrom

Überstimulation Überstimulationssyndrom
© Getty Images/Emilija Manevska

Im Laufe einer Hormonbehandlung zur künstlichen Befruchtung kann es zu einer Überstimulation der Eierstöcke kommen. Das ist für die betroffenen Frauen sehr unangenehm. Es gibt Risikogruppen, bei denen das Überstimulationssyndrom häufiger auftauchen kann. Daher gehen behandelnde Ärztinnen und Ärzte sehr vorsichtig bei der Stimulation der Eizellen vor.

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Wie die Eizellen zur Reifung angeregt werden

Im Rahmen einer künstlichen Befruchtung bzw. Kinderwunschbehandlung spritzen sich Frauen Hormone, die die Eierstöcke zur Produktion von mehreren Eizellen anregen sollen. Auch Frauen, die ihre Eizellen für einen späteren Kinderwunsch einfrieren lassen, müssen durch Hormone die Eizellproduktion anregen. Dafür erstellen Ärztinnen und Ärzte einen Behandlungsplan, untersuchen die Frauen genau und überwachen durch fast täglichen Ultraschall und Blutentnahme genau den Zyklus.

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Wenn genügend große Follikel herangereift sind, entscheiden die Kinderwunschmediziner*innen, dass der Eisprung ausgelöst wird. Dies passiert ebenfalls mittels einer Hormonspritze. Kurz danach kann eine Punktion, also die Entnahme der Eizellen stattfinden.

Zum Thema Eizellen einfrieren haben wir mit Lily gesprochen, die selber Social Freezing gemacht hat und Patientinnen dazu berät:

Social Freezing: Deine Möglichkeit, den Kinderwunsch zu verschieben Abonniere uns
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Dieses Video entstand in Kooperation mit Fertilly.

Überstimulationssyndrom: Wenn die Eierstöcke überreagieren

Die Hormongabe zur Heranreifung der Eizellen kann mit einigen Risiken verbunden sein. Jeder Körper verträgt die Hormone unterschiedlich und reagiert anders. Es kann bei der Stimulation dazu führen, dass die Hormone zu hoch dosiert sind und es zu einer Überstimulation kommt. Davon sprechen die Mediziner*innen, wenn sich in kurzer Zeit zu viele Eibläschen bilden. Erwünscht sind meist zwischen drei und acht Eizellen. Bei einer Überstimulation oder dem sogenannten Überstimulationssyndrom werden meist weit über 10 gebildet und das kann für die Frau und eine spätere Schwangerschaft gefährlich werden.

Was passiert bei der Überstimulation?

Der Bauchumfang nimmt häufig zu, weil die Eierstücke leicht bis sehr stark vergrößert sind und sich bis in den Bauchbereich ausdehnen. Dadurch kommt es auch zu Schmerzen und Übelkeit. Manche Frauen nehmen dabei sehr stark zu.

Diese Frauen können besonders vom Überstimulationssyndrom betroffen sein

Kinderwunschmediziner*innen untersuchen im Vorfeld die zu behandelnde Patientin genau und müssen deren eventuelle Vorerkrankungen genau abklären. Daher muss der Mediziner*innen selbst einschätzen können, welche Hormone er verabreicht und die Gefahr einer Überstimulation möglichst mildern. Das Risiko wird vor allem durch die Höhe des FSH- und Eisprung-auslösenden-Hormons bestimmt. Es gibt jedoch Frauengruppen, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht:

  • Frauen unter 35 Jahren: Hier ist Empfänglichkeit gegenüber den Hormonen stärker ausgeprägt und muss dementsprechend vorsichtiger dosiert werden.
  • Frauen mit PCO-Syndrom: Frauen, die am polyzyklischen Ovarial-Syndrom leiden, kommt es häufig zur Zystenbildung an den Eierstöcken. Durch die Hormongabe wird die Eizellenbildung noch zusätzlich strapaziert.
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"Statistisch betrifft das Überstimulationssyndrom mit schwerer Ausprägung lediglich 0,25% aller Behandlungen innerhalb Deutschlands. (weltweit 0,2% bis 5%)."
Fertilia.de

Wenn euer Zyklus also normal ist, ihr nicht an der oben genannten Erkrankung leidet und über 30 seid, sollte nichts schief gehen. Es besteht also keine verstärkte Sorge zur Panik. Solltet ihr euch dennoch unsicher sein, sprecht mit euren Ärztinnen und Ärzten unbedingt über eure Bedenken. Durch die Untersuchungen können diese euren Körper einschätzen und dosieren genau, welche Hormongabe für euch die beste ist.

Anzeichen und Symptome einer Überstimulation

Die ersten Anzeichen einer solchen Überstimulation zeigen sich meist laut Expert*innen, wenn die Punktion durchgeführt wird bzw. nach Gabe der Eisprung-auslösenden Hormons. Es kann dann zu folgenden Symptomen kommen:

  • starke Bauchwölbung wie bei einer Schwangerschaft
  • starke Dehnungsschmerzen im Bauchbereich
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Anlagerung von Wasser im Bauchgewebe und bis zur Lunge
  • Gewichtszunahme in kurzer Zeit von bis zu 20 kg
  • im schwersten Fall bis zur Lungenembolie und Nierenversagen

Der letzte genannte Fall ist wirklich selten. Wenn ihr zu Hause diese Symptome während der Hormonbehandlung feststellt, kontaktiert ihr sofort eure behandelnde Ärztin bzw. den Notarzt.

Überstimulation: Beschwerden und Behandlung

Eine Überstimulation kann harmlos verlaufen und von alleine wieder abklingen. Doch wichtig ist, dass ihr bei solchen Anzeichen wie beschrieben, sofort eure Ärzt*innen kontaktiert. Ihr benötigt dann genügend Flüssigkeit, die euch meist via Tropf verabreicht wird und der Bauchumfang muss beständig kontrolliert werden. Gegen die Übelkeit könnt ihr Medikamente erhalten.

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Es kann vorkommen, dass die Überstimulation erst mit Eintreten einer Schwangerschaft auftritt. In der Regel geht das Syndrom dann drei Monate nach Eintritt der Schwangerschaft wieder vorbei, doch ihr solltet dann unbedingt überwacht werden, damit die Gesundheit des Embryos gesichert ist. Vorsichtig sollte man vor allem sein, wenn es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt. Denn hier werden doppelte Schwangerschaftshormone gebildet und die Situation ist besonders riskant.

Schwangerschaft nach Überstimulation?

Wenn es sich um eine höhergradige Überstimulation handelt, dann warnen Ärztinnen und Ärzte davor, die gewonnen Eizellen gleich einzusetzen. Sie werden am besten kryokonserviert und nach dem Abklingen der Symptome eingesetzt, wenn es euch wieder besser geht. Die Ärzte sollten in erster Linie dafür sorgen, dass ihr gesund bleibt und weitere Möglichkeiten einer künstlichen Befruchtung habt. Daher besprecht ihr solche Eventualitäten am besten immer direkt und lasst euch beraten, was zu tun ist.

"Sei also nicht böse, wenn bei einer Therapie nicht ganz so viele Eizellen entstehen, wie Du Dir das gedacht hast. Denn eine Therapie ist immer eine Gratwanderung zwischen Deiner Gesundheit und einer ausreichenden Anzahl von guten Eizellen."
Kinderwunschexpertin Heidi Gößlinghoff
Katja Nauck

Meine Erfahrung

Im Vorfeld einer Hormonbehandlung und Punktion muss euch euer behandelndes Ärzteteam auch über die Risiken aufklären. Vor allem, wenn ihr zu einer der Risikogruppen gehört. Es besteht kein Grund zur Panik, doch ihr solltet offen und ehrlich über eure Bedenken sprechen und der Arzt sollte bei den leichtesten Anzeichen, dass eure Eierstöcke überreagieren könnten, die Hormongabe zügeln.

Auch wenn ich euch sehr gut verstehen kann, wie sehr man sich freut und wünscht, möglichst viele Eizellen zu gewinnen. Denkt immer an eure Gesundheit und fordert diese nicht allzu sehr heraus. Ich habe die Hormongabe gut vertragen und hatte keine Überstimulation, aber man weiß es vorher ja nie. Lasst nur das zu, was eurem Körper auch guttut und ganz wichtig: Meldet euch bei allen Schmerzen und unwohlen Gefühlen direkt in eurer Praxis.

Katja Nauck

Quelle: Fertilia.de, spätes-mutterglück.de

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Bildquelle: Getty Images/Emilija Manevska